Unternehmer und Unternehmerinnen, die wirtschaftlich denken, stellen eine solide Finanzplanung auf. Besonders wichtig ist dies, wenn sich zum Beispiel ein Start-up auf seine ersten unternehmerischen Tätigkeiten vorbereitet. Kernstück der Finanzplanung ist ein Liquiditätsplan, in dem alle eingehenden und ausgehenden Zahlungsströme der folgenden Jahre enthalten sind.

Der Liquiditätsplan ist ein nützliches Werkzeug, mit dem Sie feststellen, ob Sie in zukünftigen Jahren liquide sind. In dem folgenden Text erfahren Sie, was sich hinter dem Begriff „liquide“ verbirgt, wie Sie eine aussagekräftige Liquiditätsplanung aufstellen und wie Sie Liquiditätsengpässe vermeiden.

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Was heißt es, „liquide“ zu sein?

Mit dem Begriff „liquide“ verbinden Sie privat, dass Sie ausreichend Geld zur Verfügung haben, um sich etwas leisten zu können. Im wirtschaftlichen Bereich bezieht sich die Liquidität auf die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens. Ein liquides Unternehmen ist solvent und kann seine laufenden Zahlungsverpflichtungen erfüllen. Damit dies auch in der Zukunft so bleibt, erstellt der Betrieb eine Liquiditätsplanung.

Hier ein Beispiel zum besseren Verständnis:

Ein Parfümhersteller bringt im kommenden Jahr ein neues Produkt auf den Markt. Um die Aufwendungen für die Vermarktung und den Vertrieb tragen zu können, nimmt die Controlling-Abteilung die voraussichtlichen Kosten und den erwarteten Umsatz in die Liquiditätsplanung auf. Liegen die Umsätze über den Kosten, weiß die Geschäftsführung, dass ausreichend liquide Mittel zur Verfügung stehen.

Warum macht man einen Liquiditätsplan?

Die Liquiditätsplanung ist Teil der Finanzplanung. Sie verfolgt verschiedene Zwecke, die wir Ihnen im Folgenden genauer vorstellen.

Zweck der Liquiditätsplanung

Mit der Liquiditätsplanung ermitteln Sie, welche liquiden Mittel Ihnen in einer zukünftigen Periode zur Verfügung stehen. Sie nutzen den Liquiditätsplan, um zum Beispiel das finanzielle Risiko einer Investition oder eines Verlusts abzuschätzen.

Zeichnen sich Liquiditätsengpässe ab, die zu Zahlungsschwierigkeiten führen, sollten Sie reagieren. Anderenfalls laufen Sie Gefahr, dass Sie wegen Zahlungsunfähigkeit den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen müssen.

Als Gegenmaßnahmen können Sie alle Handlungen ergreifen, die dazu führen, dass Ihr Unternehmen wieder an Liquidität gewinnt. Nehmen Sie in etwa verlustbringende Produkte vom Markt, installieren Sie ein funktionierendes Forderungsmanagement oder denken Sie über die Erhöhung des Fremdkapitalanteils in Ihrer Bilanz nach.

Bedenken Sie jedoch bei dem letzten Punkt, dass die Zinsen einen zusätzlichen Aufwandsposten für Sie darstellen.

Der Liquiditätsplan als Teil der Finanzplanung

Wie bereits erwähnt, ist die Liquiditätsplanung ein fester Bestandteil der Finanzplanung. Eine solide Finanzplanung unterstützt Sie dabei, besser mit Banken oder anderen Kapitalgebenden (zum Beispiel Business Angels) ins Gespräch zu kommen.

Denken Sie deshalb bei einer fundierten Liquiditätsplanung nicht allein an Ihre Existenzsicherung. Die Wettbewerbsfähigkeit und die Gewinnsteigerung Ihres Unternehmens sind zwei weitere Punkte, die Sie mit Ihrer Liquiditätsplanung steuern können.

Was muss in einen Liquiditätsplan?

Den Liquiditätsplan erstellen Sie nach einer festen Struktur. Diese sieht wie folgt aus:

Aufbau des Liquiditätsplans

Sie beginnen jede Liquiditätsplanung mit dem Übertrag der vorangegangenen Abrechnungsperiode (zum Beispiel Monat). Dann folgen alle Einzahlungen, die Sie für den folgenden Monat erwarten. Anschließend weisen Sie die Auszahlungen aus, die Ihnen bekannt sind. Hierzu gehören die laufenden und die geplanten Kosten.

Ihre aktuelle Liquidität ergibt sich, wenn Sie die Einzahlungen zu dem Übertrag der Liquidität hinzuaddieren und von diesem Ergebnis die Auszahlungen abziehen.

Liquiditätsplan in brutto oder netto?

Die Umsatzsteuer stellt für Ihr Unternehmen einen durchlaufenden Posten dar. Trotzdem erfassen Sie die Einzahlungen und Auszahlungen, die Sie in den Liquiditätsplan aufnehmen, mit ihren Bruttowerten.

Alternativ weisen Sie die Posten in dem Liquiditätsplan mit den Nettowerten aus und erfassen die Steuerbeträge (Umsatzsteuer und Vorsteuer) separat. Die Vorsteuer ordnen Sie den Einzahlungen zu. Die Umsatzsteuer gehört zu den Auszahlungen, weil Sie diese an das Finanzamt abführen. Sie können auch die Differenz ermitteln und entweder nur die Umsatzsteuernachzahlung oder das Vorsteuerguthaben in der Liquiditätsplanung darstellen.

Beispiel für den Liquiditätsplan

Ihr Liquiditätsplan sieht beispielsweise wie folgt aus:

  • Übertrag Liquidität Vormonat: 2.255 Euro
  • Einzahlungen
    • Umsatzerlöse (netto): 14.120 Euro
    • Privateinlagen: 1.000 Euro
    • Summe Einzahlungen: 15.120 Euro
  • Auszahlungen
    • Einkauf Material (netto): 4.000 Euro
    • Löhne und Gehälter: 10.000 Euro
    • Umsatzsteuernachzahlung Vormonat: 130 Euro
    • Summe Auszahlungen: 14.130 Euro
  • Liquidität aktueller Monat: 3.245 Euro (15.120 Euro – 14.130 Euro + 2.255 Euro)

Liquiditätsengpässe vermeiden: Wie halten Sie Ihr Unternehmen liquide?

Nutzen Sie die Liquiditätsplanung, um Liquiditätsengpässe zu vermeiden. Bei der regelmäßigen Fortführung der Liquiditätsplanung erkennen Sie schnell, wann ein Liquiditätsengpass entsteht. Hilfreiche Tipps zu den Maßnahmen, die Sie dann ergreifen können, sind:

  • Sprechen Sie mit Ihrer Bank über die Aufnahme eines Kredits.
  • Handeln Sie mit Ihren Lieferanten neue Zahlungsziele aus.
  • Installieren Sie ein funktionierendes Forderungsmanagement und mahnen Sie die säumige Kundschaft an.
  • Verkaufen Sie Teile Ihres Anlagevermögens, die Sie nicht mehr benötigen.
  • Verschieben Sie Investitionen, wenn diese im Moment nicht notwendig sind.
  • Überprüfen Sie Ihre laufenden Ausgaben auf Kostensenkungsmöglichkeiten.
  • Suchen Sie nach möglichen Investoren und Investorinnen, die sich mit einer Geldanlage beteiligen.

Das Wichtigste zur Liquiditätsplanung zusammengefasst

Damit Ihr Unternehmen in Zukunft liquide ist, erstellen Sie einen soliden Liquiditätsplan. Dieses Werkzeug hilft Ihnen, das finanzielle Risiko einer Investition oder eines Verlusts abzuschätzen, bevor Ihnen das Geld tatsächlich fehlt.

In Ihrer Finanzplanung nehmen Sie alle Einzahlungen und Auszahlungen einer zukünftigen Periode auf. Die Angaben erfolgen in Bruttowerten. Alternativ können Sie eine Umsatzsteuerzahllast oder ein Vorsteuerguthaben in einer separaten Position ausweisen.

Zeichnet sich ein Liquiditätsengpass ab, müssen Sie Maßnahmen ergreifen, um Ihr Unternehmen liquide zu halten. Hierzu gehört zum Beispiel die Aufnahme eines Kredits oder die Suche nach einem Investor.

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Titelbild: Martin Barraud / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 7. April 2022, aktualisiert am Januar 20 2023

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