„Aus Krisen lassen sich oft wichtige Lehren ziehen. Eine Erkenntnis in der COVID-19-Pandemie: Wir müssen enger zusammenrücken, um die Ungewissheit zu meistern.” Das steht in der Einleitung der Accenture Studie „Vereint zum Ziel”, die 2020 erschien. Eine Conclusio des Papers ist, dass Unternehmen besser durch Krisenzeiten kommen und große Herausforderungen wie die Digitale Transformation meistern können, wenn das Silodenken abgeschafft wird.
Was ist Silodenken?
Wenn in Unternehmen die Mitarbeitenden vorrangig die Ziele ihres eigenen Teams oder der eigenen Abteilung verfolgen, spricht man von Silodenken (englisch: Silo Mentalities). Denn durch das Verhalten entstehen sinnbildlich Silos: Bereiche, die von anderen (fast) abgeschottet sind.
Was sind Silos in Unternehmen?
Ein Silo im Baugewerbe oder in der Landwirtschaft sind meist vertikale Gebäude, in denen etwas sicher gespeichert wird – zum Beispiel Zement oder Getreide. Durch die Bauweise kommt es kaum zu einem Austausch mit der Außenwelt. So entstand auch das Sinnbild des Silodenkens in Unternehmen.
In vielen Unternehmen gibt es klare Hierarchien, die einer funktionalen Organisation folgen: Der Einkauf ist für die Beschaffung von Waren und Rohstoffen zuständig, die Produktion für die Herstellung der Produkte, das Marketing für die Bewerbung, der Vertrieb für den Absatz und so weiter.
Jede Abteilung übernimmt damit eine spezielle Funktion und hat darauf spezialisierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Nichtsdestotrotz sollten alle auf ihre übergeordneten Ziele einzahlen und sich derart austauschen, dass sinnbildlich alle Zahnräder ineinandergreifen.
Schotten sich allerdings einzelne Abteilungen ab, weil sie sich kaum noch mit anderen austauschen, oder setzen sie sich eigenwillig eigene Ziele, bilden sich Silos. Eben fast hermetisch abgeriegelte Bereiche.
Wie entsteht Silodenken?
Es gibt verschiedene Gründe, warum Silos und damit das Silodenken in Unternehmen zustande kommen. Ein Grund kann in der Schaffung von starren, meist klassischen Organisationsstrukturen liegen. Die Aufgabengebiete werden von der Unternehmensführung derart stark „zementiert”, dass zwangsläufig Silos entstehen.
Wie im Beispiel beschrieben, ist dann das Marketing-Team nur fürs Marketing und die Mitarbeitenden der Vertriebsabteilung nur für den Vertrieb zuständig. Eine Kommunikation wird von den Vorgesetzten weder gewünscht, noch wird sie gefördert. Derart mangelt es auch an Wissensaustausch.
Ein weiterer Faktor ist der strikte Umgang mit Ressourcen: Wenn jede Abteilung stets um neue Angestellte oder Budgets kämpfen und diese dann verteidigen muss, entsteht ein interner Wettbewerb. Einer, der in „Grabenkämpfen” enden kann, wo keine Person der anderen etwas gönnt. Auch so etwas befeuert das Silodenken.
Die negativen Folgen von Silodenken
Wenn Teams oder Abteilungen nur in ihrem eigenen Kosmos leben und nur einen geringen Austausch mit anderen zustande kommt, entsteht zum einen ein starker interner Machtkampf. Einer, der Zeit, Energie und auch Geld frisst. Das schadet dem Vorankommen von Projekten und dem Unternehmen insgesamt.
Prozesse werden dadurch starr und langsam. Das lähmt die Weiterentwicklung. Eine Weiterentwicklung, die Innovationen ausbremst oder gar verhindert. Und das wiederum steht einem Unternehmenswachstum im Weg.
Durch die genannten Punkte kommt es zudem zu einem schlechten Betriebsklima, die Motivation der Mitarbeitenden sinkt parallel dazu. Schlechte Arbeitsleistungen, Ausfälle wegen Krankheit und eine hohe Fluktuation können die Folge sein. All diese Nachteile wirken sich zusätzlich auf die Produktivität, Effizienz, Umsätze, Gewinne und den Erfolg insgesamt aus.
Was ist das Gegenteil von Silodenken?
Gibt es keine Silos, entsteht ein Zustand der kollaborativen Zusammenarbeit. Die Hierarchien fallen dann flach aus und ein reger Austausch zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern findet statt. Statt einem Diktat von „oben nach unten” kann ein Bottom-Up-Ansatz zustande kommen. Und steht nicht die starre Trennung nach Funktionen, sondern die flexible Lösung von Herausforderungen im Fokus, bildet sich eine agile Organisation.
Wie lässt sich das Silodenken aufbrechen?
Zuerst einmal gilt es, die bestehenden Silos zu identifizieren. Diese sind nicht immer so offensichtlich, wie es scheint. Gerade in großen Unternehmen gibt es oft auch große Abteilungen – und diese bestehen aus zig Teams. Hier können schnell mehrere Unter-Silos und Parallelwelten entstehen.
Wurde erkannt, wo welche Silos bestehen, sind diese durch eine Strategie und passende Maßnahmen aufzubrechen. Helfen kann dabei beispielsweise ein Change Management, Mediation, Coachings und Fortbildungen.
Silodenken überwinden: Das hilft
Das Wichtigste ist, dass die Geschäftsführung und andere Führungskräfte das Aufbrechen und Überwinden des Silodenkens vorleben. Es muss allen Kollegen und Kolleginnen klar sein, dass die Abteilungsgrenzen aufgeweicht oder gar aufgelöst werden. Die Förderung von Vernetzung, Austausch, Zusammenarbeit und Kooperation sollte ein Bestandteil der (neuen) Unternehmens-DNA sein.
Dazu trägt eine klare und transparente Kommunikation bei. So können geschäftsübergreifende Veranstaltungen, Teamevents und Beiträge im Intranet dafür sorgen, dass die Mission – das Aufbrechen und Überwinden des Silodenkens – fortwährend klar bleibt. Ebenso benötigt man eine klare Vision, wohin das Unternehmen sich bewegt. Ein einheitliches Unternehmensleitbild, das zum Beispiel auf einer werteorientierten Führung basiert, unterstützt das Vorhaben.
Zusammenarbeit für mehr Erfolg
Die Organisation von Mitarbeitenden durch die Schaffung von Strukturen wie Abteilungen macht Sinn. Doch diese Strukturen kommen irgendwann an ihre Grenzen. Die Folge: Es bilden sich Silos und damit das Silodenken. Das kann ein Unternehmen unnötig lähmen.
Dies kann vermieden werden, indem effektive Zusammenarbeit über Funktionen hinweg ermöglicht wird. Auf diese Weise wird nicht nur das Unternehmensklima verbessert, sondern es zeigt sich auch messbar in den Unternehmenserfolgen.
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