Target Costing ist der englische Begriffe für Zielkostenrechnung. Die Zielkostenrechnung ist innerhalb der Kosten- und Leistungsrechnung eines Unternehmens ein Kostenrechnungssystem, das nicht bei den Selbstkosten ansetzt, die der Betrieb für die Herstellung eines Produkts aufwendet. Bei der Preiskalkulation steht die Frage im Fokus, was ein Produkt kosten darf.

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Um den Nettoverkaufspreis für ein Produkt zu ermitteln, geht das Unternehmen in der Regel von den Kosten aus, die von der Beschaffung der Rohstoffe bis zu Fertigung des Produkts angefallen sind. Damit das Unternehmen mit dem Verkauf einen Gewinn erzielt, erhöht sich der Selbstkostenpreis um eine Gewinnmarge, die zum Beispiel bei 10 % liegt.

Das Target Costing verfolgt einen anderen Ansatz. Diese Art der Preisermittlung setzt nicht bei den Selbstkosten an. Der für die Preiskalkulation zuständige Unternehmensbereich geht vielmehr der Frage nach, welchen Preis die Kunden und Kundinnen für ein Produkt zahlen würden. Auf Basis dieses Wissens ermittelt das Unternehmen die Selbstkosten, die bei der Herstellung des Produkts maximal anfallen dürfen.

Somit stellt das Target Costing eine Rückrechnung der herkömmlichen Methode zur Kalkulation eines Nettoverkaufspreises dar.

Aufgabe und Ziel des Target Costings

Ein produzierendes Unternehmen nutzt die Ermittlung der Zielkosten als Komponente des Kostenmanagements.

Die Zielkostenrechnung übernimmt die Aufgabe, die Herstellungskosten für ein Produkt zu planen, zu steuern und zu kontrollieren. Damit die Wirtschaftlichkeit – das höchste Gebot des Unternehmens – nicht dem Produktionsprozess weichen muss, entscheidet sich ein Betrieb schon vor der Herstellung des Produkts dazu, die Zielkosten durch ein gezieltes Kostenmanagement zu beeinflussen. Der Vorteil für das Unternehmen liegt darin, dass es in dieser Phase den größten Handlungsspielraum bei der Preisermittlung hat.

Mit der Anwendung des Target Costings stellt das Unternehmen sicher, dass sich die Kosten am Markt orientieren. Durch die frühzeitige Identifikation von Kostentreibern gestaltet der Betrieb seine Aufwendungen mit Blick auf die Nachfragerinnen und Nachfrager.

Ziel des Target Costings ist eine Preisentwicklung, die sich an dem Markt orientiert. Bei dem Absatz der Produkte möchte das Unternehmen mit marktgerechten Preisen konkurrenzfähig bleiben. Ergeben sich auf dem Markt Änderungen, kann der Betrieb mithilfe der Ermittlung der Zielkosten somit flexibel reagieren und den Preis entsprechend anpassen.

Wie gehen Sie beim Target Costing vor?

Target Costing setzt sich aus den folgenden Komponenten zusammen:

  • Zielkostenplanungsphase
  • Zielkostenspaltungsphase
  • Zielkostenerreichungsphase

Zielkostenplanungsphase

Um zu erfahren, was der Markt für ein Produkt zahlen würde, wendet ein Unternehmen in der Planungsphase der Zielkosten bestimmte Methoden an. Die am häufigsten verwendete Strategie ist der Market-into-Company-Ansatz. Hierbei startet das Unternehmen zunächst eine Marktumfrage, die zum Ziel hat, die Preisvorstellungen der Kundinnen und Kunden zu ermitteln.

Neben dem Market-into-Company-Ansatz stehen dem Betrieb noch weitere Strategien zur Ermittlung der Zielkosten zur Verfügung. Hierzu gehören der Out-of-Standard-Costs-Ansatz (Ermittlung des Zielverkaufspreises durch Abschläge auf die Standardkosten), der Out-of-Competitor-Ansatz (Ableitung der Selbstkosten aus den Kosten der Konkurrenz) und der Out-of-Company-Ansatz (Feststellung der Zielkosten aufgrund der eigenen technischen und betriebswirtschaftlichen Potenziale).

Zielkostenspaltungsphase

Welche Kosten ein Unternehmen bei der Herstellung eines Produkts aufwendet, ermittelt die innerbetriebliche Kostenrechnung. Hat der Betrieb die Preisvorstellungen der Kundinnen und Kunden ermittelt, kann das Controlling die Kennzahlen aus der Kostenrechnung entsprechend der neuen Informationen anpassen.

Zielkostenerreichungsphase

Fallen bei der Produktion keine höheren Kosten an, als das Controlling in der Zielkostenspaltungsphase ermittelt hat, gilt die Zielkostenerreichung als abgeschlossen. Die Preiskalkulation hat einen Nettoverkaufspreis ergeben, der sich an dem Markt und den Preisvorstellungen der Kundinnen und Kunden orientiert.

Vor- und Nachteile des Target Costings

Target Costing bringt dem Unternehmen nicht nur positive Aspekte. Mit der Zielkostenrechnung sind die folgenden Vor- und Nachteile verbunden:

Vorteile des Target Costings

Die Zielkostenrechnung macht es dem Unternehmen möglich, den Nettoverkaufspreis in einer frühen Phase des Produktentstehungsprozesses zu finden. Die durchschnittlichen Kosten für ein Produkt sinken, ohne dass die Qualität darunter leidet.

Nachteile des Target Costings

Für die Vorbereitung und die Durchführung des Target Costings wendet das Unternehmen einen hohen Zeitaufwand auf. Das Target Costing bildet zudem keine fundierte Grundlage für eine langfristige Preisstrategie.

Target Costing im Beispiel

Ein Unternehmen möchte eine Laptoptasche auf den Markt bringen. Eine Marktbefragung hat ergeben, dass die Kundinnen und Kunden dafür einen Verkaufspreis von 100 Euro zahlen würden. Aus der Controlling-Abteilung erhält der Betrieb die Informationen über die Höhe der Standardkosten, die bei der Produktion anfallen. Diese betragen 120 Euro. Zuzüglich einer Gewinnmarge von 10 % (12 Euro) ergäbe sich ein Nettoverkaufspreis von 132 Euro.

Die Komponenten der Target Costs sähen dann wie folgt aus:

  • Zielpreis: 100 Euro
  • Zielgewinn: 12 Euro
  • zulässige Kosten: 88 Euro
  • Standardkosten: 120 Euro
  • Korrektur der Kosten um: 32 Euro

Aus Gründen der Übersichtlichkeit stellt das Unternehmen die Zahlen in einem Zielkostendiagramm dar. Mithilfe des Zielkostenindex ermittelt der Betrieb anschließend, wie hoch die Abweichung der Kosten zu den Preisvorstellungen der Kundinnen und Kunden ist.

Target Costing in wenigen Worten

Das Target Costing ist ein Kostenrechnungssystem, das von der Frage ausgeht, was ein Produkt kosten darf. Im Fokus stehen nicht die Standardkosten des Unternehmens, sondern die Preisvorstellungen der Kundinnen und Kunden. Dabei findet das Target Costing in drei Phasen statt. Das Ziel ist erreicht, wenn sich ein Preis findet, der sich am Markt orientiert.

Geschäftsmann mit Geld in beiden Händen

Titelbild: Worawee Meepian / EyeEm / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 14. April 2022, aktualisiert am Januar 20 2023

Themen:

Vertriebscontrolling