Wenn Sie sich selbstständig machen, müssen Sie an unzählige Dinge denken. Sie benötigen unter anderem einen Businessplan, ein valides Produkt sowie eine Marketing- und Vertriebsstrategie. Und Sie sollten sich unbedingt Gedanken über die richtigen Versicherungen für Ihre Selbstständigkeit machen. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Sie in Betracht ziehen sollten.
Wer gilt ab wann selbstständig?
Wenn Sie eigenständig arbeiten und dafür Rechnungen schreiben, ein Gewerbe anmelden oder ein Unternehmen mit Rechtsform gründen, gelten Sie als selbstständig. Diese Selbstständigkeit können Sie freiberuflich, gewerblich, in Vollzeit oder nebenbei – also parallel zu einer Festanstellung – ausführen. Im Englischen verwendet man für Selbstständige den Begriff „Freelancer”.
Welche Versicherungen gibt es für Selbstständige?
Machen Sie sich selbstständig, können Sie zwischen einer Vielzahl an Versicherungen wählen. Diese lassen sich grob in private und geschäftliche bzw. berufliche Versicherungen sowie in Pflichtversicherungen und freiwillige Versicherungen für Selbstständige und unterteilen.
Zu den möglichen privaten Versicherungen, die Sie zur Auswahl haben, wenn Sie sich selbstständig machen, gehören unter anderem: eine Krankenversicherung inklusive Pflegeversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung, Rentenversicherung, Unfallversicherung und Arbeitslosenversicherung.
Bei Ihrer Kranken- und Berufsunfähigkeitsversicherung können Sie zwischen verschiedenen Tarifen und Leistungen wählen. Auch bei der Rentenversicherung können Sie weitere Zusatzversicherungen abschließen. Zu den beruflichen Versicherungen gehören zum Beispiel Rechtsschutzversicherungen, Vermögensschadenhaftpflichtversicherungen, Cyber-Versicherungen und Flottenversicherungen.
Welche Versicherungen sind als Selbstständiger Pflicht?
Die Pflichtversicherungen für Selbständige unterscheiden sich je nach Branche und Tätigkeit. Handwerker müssen zum Beispiel spezielle Versicherungen für handwerkliche Berufe abschließen, ähnlich sieht es bei helfenden Berufen aus. Eines verbindet aber alle Selbstständigen: Sie müssen eine Krankenversicherung vorweisen – entweder bei einer gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) oder bei einer privaten Krankenversicherung (PKV).
Welche wichtigen Versicherungen für Selbstständige gibt es?
Die Kranken- und Pflegeversicherung, gleichgültig ob GKV oder PKV, gilt als wichtige Pflichtversicherung. Nur durch Ihren Beitrag ist gewährleistet, dass Sie bei einer Erkrankung eine angemessene medizinische Versorgung erhalten. Zudem sollten Sie über einen Tarif mit zusätzlichem Krankentagegeld nachdenken, damit Sie bei einem längeren, gesundheitlichen Ausfall eine Art Grundeinkommen bekommen.
Ebenso sinnvoll ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung, die einspringt, wenn Sie Ihr Unternehmen oder Ihren selbstständigen Beruf aufgrund einer Erkrankung oder Ähnlichem nicht mehr leiten oder ausüben können. Ist Ihre selbstständige Tätigkeit gefährlich, profitieren Sie unter Umständen von einer Unfallversicherung. In manchen Berufsgruppen, zum Beispiel im Gesundheitswesen oder in der Landwirtschaft, besteht für Selbstständige eine Versicherungspflicht.
Zudem zählt eine Rentenversicherung – entweder gesetzlich oder privat – in vielen Bereichen zu den obligatorischen Versicherungen. Damit können Sie Ihren Ruhestand nach der Selbstständigkeit finanziell absichern.
Eine Berufshaftpflichtversicherung gilt ebenso als wichtige Versicherung für Selbstständige und lässt sich Ihrer Branche und Ihren Tätigkeiten anpassen. Denn eine gewerbliche Programmiererin kann andere Sach-, Vermögens- und Personenschäden verursachen als ein freiberuflicher Architekt oder eine Steuerberaterin.
Werden Sie häufig in rechtliche Streitereien verwickelt, sollten Sie außerdem eine Rechtsschutzversicherung für Selbstständige und Freiberuflerinnen abschließen. Arbeiten Sie hauptsächlich digital und sind im Besitz vieler Kundendaten, macht eine Versicherung gegen Hackerangriffe und Datenverlust – die sogenannte Cyber-Versicherung – wirklich Sinn.
Versicherungen für Selbstständige: Wie hoch sind die Kosten?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Beiträge hängen zum einen von der Anzahl der Versicherungen ab. Zum anderen fallen die Kosten der jeweiligen Versicherungen je nach Tarif und Versicherungsvertrag, auch bekannt als Police, unterschiedlich aus.
So kann eine Krankenversicherung für selbstständige Einsteigende, die wenig Umsatz machen, bei wenigen hundert Euro im Monat liegen. Gutverdienende Selbstständige bezahlen inklusive Zusatzleistungen und Pflegeversicherung Beiträge von rund 1.000 Euro pro Monat.
Sind Sie künstlerisch tätig, beispielsweise im Grafikbereich oder als Buchautor oder Buchautorin, können Sie Ihre Kosten verringern, indem Sie in die Künstlersozialkasse eintreten. Diese übernimmt bis zu 50 % Ihrer Ausgaben für Kranken- und Rentenversicherung.
Schließen Sie Zusatzversicherungen wie eine Rechtsschutz- oder Cyber-Versicherung ab, orientiert sich die Höhe der Beiträge meist am Risiko. Je höher die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Versicherungsfall eintreten könnte und je kostspieliger der Schaden sein könnte, desto mehr müssen Sie bezahlen.
Welche Versicherungen sind absetzbar für Selbstständige?
Die meisten Versicherungen können Sie als Freiberuflerin oder gewerbetreibender Selbstständiger von der Steuer absetzen. Allerdings lässt sich nicht in jedem Fall die volle Höhe steuerlich geltend machen.
Handelt es sich um Versicherungen, die zum Vorsorgeaufwand gehören, gibt es einen maximalen Freibetrag, den Sie ausschöpfen können. Zu diesen Vorsorge-Versicherungen gehören unter anderem die Krankenversicherung, Pflegeversicherung und die Rentenversicherung.
Dagegen sind Versicherungen, die dazu dienen, Ihre betrieblichen bzw. selbstständigen Risiken zu senken, voll von Ihrer Steuerlast absetzbar. Dazu zählen beispielsweise Ihre Berufshaftpflichtversicherung und Ihre betriebliche Rechtsschutzversicherung.
Fazit: Versicherungen für Selbstständige – kein leichtes Thema
Leider gibt es keine einheitliche Regelung, welche Versicherungen alle Existenzgründenden abschließen müssen oder sollten. Das liegt an der Unterscheidung nach Gewerbetreibende und Freiberufler wie auch an den zahlreichen unterschiedlichen Branchen und Tätigkeiten. Sicher ist jedoch: Alle Selbstständigen, egal ob in Vollzeit oder als Nebengewerbe haben sich schlau zu machen, welche Versicherungen es gibt, welche obligatorisch, wichtig und optional sind.
Trotz der teilweise hohen Ausgaben sollten Sie nicht am falschen Ende sparen. Wägen Sie die Risiken Ihrer Selbstständigkeit und die Folgen ab. Schon durch einen Rechtsstreit können immense Kosten entstehen, für die Sie ohne entsprechende Versicherung privat einstehen müssen. Zudem haben Sie an Krankheiten, Unfälle und die Zukunft zu denken.
Am besten wenden Sie sich bei diesem komplizierten Thema an einen Versicherungsexperten bzw. eine Versicherungsexpertin sowie an Profis für Steuerrecht. Denn auch das Absetzen der einzelnen Versicherungen ist eine kleine Wissenschaft für sich.
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