Zielbeziehungen: Indifferent, komplementär und konkurrierend

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Dominik Erdmann
Dominik Erdmann

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Erfolgreiche Unternehmen befinden sich in einem konstanten Veränderungsprozess und streben nach Verbesserung, Wachstum und Rentabilität. Um die gewünschten Ergebnisse zu erreichen und zu lenken, ist es notwendig, entsprechende Unternehmensziele zu definieren. Damit Sie diese Ziele am Ende auch erreichen können, ist es wichtig, bei der Planung zu berücksichtigen, in welcher Beziehung diese zueinander stehen.

Frau in Meeting denkt an Zielbeziehungen im Unternehmen

→ Erfolgreiche Führung [Leitfaden]

Welche Zielbeziehungen gibt es?

Insgesamt gibt es vier verschiedene Zielbeziehungen: vertikale und horizontale, sowie logische und formale. Mit diesen Bezeichnungen lassen sich Beziehungen zwischen diversen Zielen kategorisieren.

Vertikale Zielbeziehungen

Eine vertikale Zielbeziehung liegt vor, wenn ein mindestens ein Ziel als Zwischenziel zur Erreichung eines übergeordneten Ziels vorhanden ist. Das Zwischenziel ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Erreichung des angestrebten Endziels.

Vertikale Zielbeziehungen

Sind die angestrebten Unternehmensziele gleichrangig und befinden sich auf der gleichen Ebene der Zielhierarchie, besteht eine horizontale Beziehung zwischen den Zielen. Die Art der Beziehungen lässt sich zudem weiter spezifizieren:

Logische Zielbeziehungen

Wenn von logischen Zielbeziehungen die Rede ist, sind identische und unvereinbare Ziele gemeint. Die Zielidentität meint dabei, dass verschiedene Ziele zwar unterschiedlich formuliert sein können, hinsichtlich ihres Inhaltes und des gewünschten Ergebnisses aber identisch sind.

Zielantinomie wiederum liegt vor, wenn sich verschiedene Ziele gegenseitig ausschließen und nicht miteinander vereinbar sind. Um mehrere wirtschaftspolitische Ziele verfolgen zu können, müssen diese miteinander logisch vereinbar sein.

Formale Zielbeziehungen

Formale Zielbeziehungen entstehen, wenn das Erreichen des einen Ziels Auswirkungen auf das Erreichen eines anderen Ziels hat. Genauer gesagt, werden entsprechende Instrumente eingesetzt, die zwar das eine Ziel erfüllen, ein anderes aber beeinträchtigen. Es gibt im Wesentlichen drei formale Zielbeziehungen: Zielindifferenz, Zielkomplementarität und Zielkonkurrenz.

Was sind indifferente Ziele?

Bei indifferenten Zielen besteht keinerlei Abhängigkeit zwischen dem Verfolgen des einen und dem Erreichen eines anderen Ziels. Die Ziele sind völlig unabhängig voneinander und haben weder positive noch negative Auswirkungen aufeinander. In diesem Kontext wird auch von Zielneutralität gesprochen.

Ein Unternehmen möchte zum Beispiel die Frauenquote steigern und Kosten beim Verpackungsmaterial senken. Das eine Ziel kann hier komplett unabhängig vom anderen erfüllt werden, es liegt eine Zielneutralität vor.
Trotzdem besteht zumindest eine indirekte Beziehung zwischen den Zielen, da in einem Unternehmen alle Bereiche zusammenhängen. Wenn die besagte Beispielfirma es also schafft, ihre Kosten zu senken, könnte der Gewinn in eine verstärkte Akquise von weiblichen Mitarbeitenden investiert werden.

Was sind komplementäre Ziele?

Komplementäre Ziele stehen in einer Beziehung zueinander und ergänzen sich optimal. Sie befinden sich in einer Zielharmonie. Die Mittel, die zur Erreichung eines Ziels aufgewandt werden, sind auch dafür verantwortlich, dass das andere Ziel schneller erreicht wird. Die Ziele bedingen sich also gegenseitig positiv, da sie sich ergänzen und unterstützen. Wenn die Mitarbeitenden eines Unternehmens zufrieden mit ihrer Arbeit sind, sind sie beispielsweise auch produktiver.

Was sind konkurrierende Ziele?

Konkurrierende Ziele stehen im Widerspruch zueinander. Sie befinden sich in einem Zielkonflikt, sind also konfliktär. Auf dem Weg zur Erreichung eines Ziels entfernt sich das Unternehmen von der Erreichung des anderen Ziels oder macht dies gar unmöglich. Konkurrierende Ziele können den Unternehmenserfolg stark negativ beeinflussen.

Ein Zielkonflikt entsteht zum Beispiel, wenn ein Unternehmen Einsparungen vornimmt und gleichzeitig eine optimale Kundenorientierung anstrebt, für die aber wiederum Neueinstellungen nötig wären.

Warum sind Zielbeziehungen wichtig?

Das Ziel eines Unternehmens besteht darin, wirtschaftlich erfolgreich zu sein und einen möglichst hohen Gewinn zu erwirtschaften. Da die Erreichung dieses Ziels von zahlreichen Faktoren abhängig ist, ist es wichtig, Teilziele zu definieren. Alle Unternehmensziele stehen in irgendeiner Form in Beziehung zueinander, die Zielbeziehungen können sich positiv oder negativ auf die Zielerreichung und damit den Unternehmenserfolg auswirken.

Je mehr Menschen an der Umsetzung der Ziele arbeiten, desto weniger Überblick und Einfluss auf den Gesamterfolg haben die einzelnen Personen. Die Zielbeziehungen sind dabei ein wichtiges Mittel zur Strukturierung und Kooperation der verschiedenen Unternehmensbereiche, damit alle an einem Strang ziehen können. Sie ermöglichen auch die Priorisierung von Zielen und helfen dabei, potenzielle Zielkonflikte zu vermeiden. Ziele lassen sich leichter anpassen und optimieren und in einer Zielhierarchie strukturieren.

Magisches Viereck und magisches Sechseck

Das magische Viereck und magische Sechseck ermöglichen ein besseres Verständnis der Zielbeziehungen. Jede Volkswirtschaft verfolgt quantitative und qualitative wirtschaftspolitischen Ziele, für deren Erreichung bestimmte Maßnahmen erforderlich sind. Diese Zielkategorien bilden eine feste Zielhierarchie: Das magische Viereck und dessen Erweiterung, das magische Sechseck. Sie sind durch das Stabilitätsgesetz (StabG) im Grundgesetz als Staatsziel Deutschlands verankert.

Das Magische Viereck

Das magische Viereck besteht aus vier wirtschaftspolitischen Zielen:

  • Wirtschaftswachstum: Eine Steigerung des BIP von bis zu 5 % jährlich ist optimal. Ein zu schnelles Wirtschaftswachstum würde das Preisniveau destabilisieren, sinkende Beschäftigungszahlen und ein außenwirtschaftliches Ungleichgewicht wären die Folge.
  • Vollbeschäftigung: Unter dem Gesichtspunkt der Vollbeschäftigung wird das Ziel verfolgt, Arbeitslosigkeit zu beenden.
  • Preisniveaustabilität: Ein stabiles Preisniveau ist erreicht, wenn Preise über einen möglichst langen Zeitraum möglichst unverändert bleiben.
  • Außenwirtschaftliches Gleichgewicht: Als Voraussetzung für gute Handelsbeziehungen ist außenwirtschaftliches Gleichgewicht ein wichtiges Ziel zur Sicherung des staatlichen Wohlstands.
Magisches Viereck

Das magische Sechseck

Eine Version des magischen Vierecks, welche zusätzlich um zwei Punkte ergänzt wurde, stellt das magische Sechseck dar:

  • Umweltschutz ist seit 1994 verfassungsrechtlich ein Staatsziel.
  • Gerechte Einkommensverteilung: Wirtschaftliches Handeln in Deutschland muss darauf abzielen, dass Einkommen und Vermögen gerecht verteilt werden.
Magisches Sechseck

Zielbeziehungen beeinflussen auch Unternehmen

Aufgrund der Zielkonkurrenz besteht ein Zielkonflikt zwischen einigen Zielen. So ist es unmöglich, alle Ziele gleichzeitig komplett zu erreichen. Mit einem Blick auf das magische Viereck ist es so zum Beispiel nicht realisierbar, das Preisniveau möglichst stabil zu halten und gleichzeitig ein steiles Wirtschaftswachstum zu erreichen. Diese beiden Punkte stehen in Zielkonkurrenz, sie sind konfliktär.

Auf der anderen Seite besteht allerdings auch eine Zielkomplementarität. Beispielsweise ist es möglich, eine Vollbeschäftigung anzustreben, welche auch für ein erhöhtes Wirtschaftswachstum sorgt. Ein dauerhaftes Erreichen aller Ziele ist in der Realität aber ebenfalls unmöglich.

Das Gleiche gilt auch für Unternehmen. Ein Verständnis der Zielbeziehungen hilft jedoch, ein möglichst großes Zielerreichungspotential und damit Unternehmenswachstum zu schaffen.

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Titelbild: Klaus Vedfelt / iStock / Getty Images Plus

Themen: Zielsetzung

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