SECI-Modell: Die Wissensspirale nach Nonaka und Takeuchi

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Annekatrin Zywietz
Annekatrin Zywietz

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Wissen ist Macht: Für Unternehmen bedeutet Expertenwissen einen enormen Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Das SECI-Modell bietet eine Methode, das gesamte Wissen Ihrer Belegschaft zusammenfließen zu lassen.

Frau vermittelt im Vortrag Wissen an Gruppe nach SECI-Modell

In diesem Artikel erfahren Sie, wie das SECI-Modell funktioniert, wie Sie es umsetzen und warum das Verfahren nicht ohne Kritik ist.

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So funktioniert die Wissensspirale nach Nonaka und Takeuchi

Die von Nonaka und Takeuchi entworfene Wissensspirale bildet eine theoretische Grundlage für die Beschreibung der Wissensentstehung, -weitergabe sowie -entwicklung innerhalb von Organisationen.

Unterschieden wird bei dem Modell in implizites und explizites Wissen, welches in einer Spirale von implizit zu implizit (Sozialisation), implizit zu explizit (Artikulation), explizit zu explizit (Kombination) und explizit zu implizit (Internalisierung) verläuft. Die vier unterschiedlichen Phasen geben dem Modell seinen Namen.

Grafik 4 Phasen SECI-Modell

1. Socialization

Die erste Phase ist die Sozialisation. Hier entsteht Wissen, indem Erfahrungen ausgetauscht werden. Charakteristisch für den Austausch von implizitem Wissen ist, dass dies auch ohne verbale Sprache geschehen kann. Ein Beispiel hierfür sind Mitarbeitende, die einen anderen Kollegen dabei hören, wie er beim Sprechen durchwegs gendert. Sie tun es ihm im folgenden Gespräch gleich und erlangen so dieses implizite Wissen.

2. Externalization

Im zweiten Schritt wird das implizite Wissen explizit gemacht, indem es besprochen, dokumentiert und verarbeitet wird. Dazu stehen unterschiedliche Methoden zur Verfügung:

  • Modelle
  • Prozesse
  • Thesen
  • Dokumentationen
  • Konzepte

Die Artikulation impliziter Vorgänge sorgt für die Entstehung von neuem Wissen. Würden sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter etwa über das Gendern des Kollegen unterhalten und wieso sie es nun nachahmen, welche Form des Genderns sie präferieren und welche Bedeutung das sprachliche Gendern im Arbeitsalltag hat, wäre dies die Externalisation des Wissens.

3. Combination

In der dritten Phase werden unterschiedliche Modelle und Konzepte miteinander kombiniert, um sie in ein vollwertiges Wissenssystem zu etablieren. Arbeitsgruppen diskutieren beispielsweise über verschiedene Vorschläge zum Gendern im Unternehmen und führen die niedergeschriebenen Dokumente zusammen, sodass schließlich ein Wissensspeicher entsteht.

4. Internalization

Das explizite Wissen muss anschließend wieder implizit werden. In der letzten Phase geht es daher darum, allen Mitarbeitenden eines Unternehmens das Wissen zugänglich zu machen.

Durch aktives Handeln kann das neue Wissen verinnerlicht werden – die Mitarbeitenden gendern beim Sprechen unbewusst und automatisch. Mit der Internalisierung beginnt die Wissensspirale erneut und läuft so kontinuierlich weiter.

Implizites Wissen vs. Explizites Wissen: Was ist der Unterschied?

Das SECI-Modell beschreibt einen stetigen Transformationsprozess von implizitem und explizitem Wissen. Während implizites Wissen aus subjektiven Erfahrungen einer Person resultiert, ist explizites Wissen beschreibbar.

Als implizites Wissen gilt beispielsweise das Fahrradfahren, weil es die meisten Menschen als Kind gelernt haben, jedoch nicht genau beschreiben können, wie es funktioniert. Explizites Wissen ist artikulierbar und kann daher auch zur Wissensvermittlung genutzt werden. Ziel der Wissensspirale ist es, implizites Wissen explizit und schließlich wieder implizit zu machen.

Die Vorteile des Spiralmodells

Mit dem SECI-Modell können Unternehmen das subjektive Wissen ihrer Angestellten gewinnbringend ins Unternehmen einbringen. Vor allem in Start-ups wird daher häufig nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit unterschiedlichen Fähigkeiten gesucht. Somit entsteht ein Pool an implizitem Wissen, der gemeinsam geformt werden kann und schließlich der Weiterentwicklung des Unternehmens dient.

Die Entstehung von unternehmensinternem Wissen ist ein wichtiger Wettbewerbsvorteil und fördert zudem die Innovationskraft. Gerade Unternehmen, die in ihrer Organisation auf Diversity setzen, profitieren von implizitem Wissen, das aus verschiedenen Kulturen, Werten und Hintergründen resultiert.

SECI-Modell-Beispiel: Wie Unternehmen das Modell nutzen können

Unternehmen haben viele Möglichkeiten, das SECI-Modell in den Unternehmensalltag zu integrieren. Jede Phase der Wissensspirale bietet verschiedene Methoden, um die Wissensentwicklung voranzutreiben. Nachfolgend haben wir Ihnen einige Beispiele zusammengefasst.

Sozialisation

Im ersten Schritt geht es darum, den gemeinsamen Austausch im Unternehmen zu fördern. Mögliche Methoden sind:

  • Buddy-Programme
  • Arbeitsgruppen
  • Coffee-Dates
  • Ideen-Boards

Artikulation

Um ausgetauschtes Wissen zu dokumentieren, eignen sich die folgenden Methoden und Instrumente:

  • Unternehmens-Wiki
  • Intranet
  • Analoges oder digitales Blackboard
  • Projektmanagement-Tools

Kombination

Kombinieren Sie das gesammelte Wissen durch:

  • Arbeitsgruppen
  • Sprints
  • Testumgebungen
  • Abstimmungen

Internalisation

Sorgen Sie schließlich mit den folgenden Methoden dafür, dass das Wissen von allen Mitarbeitenden verinnerlicht wird:

  • Onboardings
  • Schulungen
  • Trainings

Kritik am Phasenmodell der Wissensspirale

Obwohl das SECI-Modell einen wichtigen Grundstein für die Beschreibung der Wissensvermittlung in Unternehmen legt, gibt es dabei einige kritische Aspekte zu beachten. Die größten Nachteile an der Methode sind die folgenden Aspekte:

  • Das SECI-Modell sollte für alle Arten von Wissen gelten. Inwiefern jedoch soziale Kompetenzen wie Empathie weitergegeben werden können, ist fraglich.
  • Der Ablauf ist immer spiralförmig. Andere Arten der Wissensaneignung, beispielsweise durch Bücher oder Weiterbildungen, werden daher kategorisch ausgeschlossen.
  • Harte Kritiker und Kritikerinnen sagen, dass implizites Wissen nicht artikulierbar oder formalisierbar ist.
  • Es gibt außerdem Zweifel daran, dass die Wissensspirale tatsächlich für alle Branchen und Unternehmen funktioniert.

Fazit: Treiben Sie den Wissensaustausch in Ihrem Unternehmen voran

Mit der Wissensspirale steht Unternehmen ein Modell für das Wissensmanagement zur Verfügung, um das implizite Wissen ihrer Mitarbeitenden explizit zu machen. Dadurch wird der gemeinsame Wissensaustausch gestärkt und neue Lösungswege gefunden. Nutzen Sie Arbeitsgruppen, Ihr Intranet, passende Wissensmanagement-Tools und gemeinsame Trainings als Methoden für den Wissenstransfer.

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Titelbild: Luis Alvarez / iStock / Getty Images Plus

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