Jedes Produkt und jede Dienstleistung, die Sie anbieten, muss die Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe erfüllen, um erfolgreich zu sein. Dafür müssen Sie natürlich wissen, was Ihre Kunden und Kundinnen von einem Produkt erwarten. Und das bringen Sie am besten in Erfahrung, indem Sie sie einfach fragen. Hier setzt User Testing an. Was es dabei zu beachten gibt, erfahren Sie hier.
Inhalt
Was ist User Testing?
User Testing ist ein Prozess, bei dem Probanden ein Produkt oder System ausprobieren, um dessen Benutzerfreundlichkeit, Effizienz, Effektivität und ihre Zufriedenheit zu bewerten. Ziel des User Tests ist es, potenzielle Probleme und Schwachstellen aufzudecken, die Nutzende bei der Interaktion mit dem Produkt haben könnten.
User Testing ist deshalb essenziell bei der Neuentwicklung und Weiterentwicklung von sämtlichen Produkten, Dienstleistungen, Systemen und sonstigen Angeboten. Durch frühes Testen können Sie entscheidende Schwachstellen aufdecken und im weiteren Verlauf beseitigen – und so Ihre späteren Kundinnen und Kunden begeistern.
Daher lohnt es sich, früh in User Testing zu investieren, statt später viele Ressourcen in verspätete Updates und Verbesserungen stecken zu müssen, wenn der Kundschaft bereits die Mängel aufgefallen sind.
User Testing vs. Usability Testing: Verwandt, aber nicht synonym
Sowohl beim User Testing als auch beim Usability Testing holen Sie sich die Informationen für die Produktentwicklung aus erster Hand, nämlich direkt von Ihren Nutzenden. Die beiden Begriffe werden gerne synonym verwendet, obwohl das Usability Testing nur eine Variante beziehungsweise Methode des User Testing ist.
Während beim Usability Test insbesondere die Bedienung und Benutzerfreundlichkeit aus Sicht der Testperson im Vordergrund steht, werden bei einem umfassenden User Test zahlreiche weitere Aspekte einbezogen, so beispielsweise die Emotionen und möglichen Probleme der Probanden beim Ausprobieren der Funktionen.
Es gibt verschiedene Methoden für das User Testing, die im Folgenden genauer behandelt werden. Gemeinsam ist jedoch sämtlichen Ansätzen, dass sie einer ausführlichen Vorbereitung und Analyse bedürfen.
User Testing: Methoden und Tools im Überblick
Für Unternehmen sind User Tests elementar, um die Benutzerfreundlichkeit ihres Produkts oder ihrer Dienstleistung zu sichern. Gerade deswegen sind die Benutzertests in der Entwicklungsphase so wichtig: Sie bieten einen ehrlichen Blick in die praktische Anwendung und geben rechtzeitig Auskunft über Verbesserungspotenzial.
User Testing Tools können dabei eine wertvolle Hilfe sein, um automatisiert und zuverlässig Erkenntnisse zu erhalten. Die meisten Anbieter unterscheiden zwischen zwei Varianten: dem Functional Testing bzw. Bug Testing und dem Usability Testing. Der erstgenannte Ansatz prüft die Funktionalität, der letztgenannte das Nutzererlebnis hinsichtlich der Bedienung.
Diese digitalen Varianten sind am beliebtesten:
Moderierte Tests
In moderierten Tests führt eine Leitung die Teilnehmenden durch die Testaufgaben und stellt Fragen, um gezieltes Feedback zu erhalten: Diese Methode ermöglicht eine direkte Kommunikation mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern und liefert detaillierte Informationen über ihre User Experience. Beliebte Tools für moderierte Tests sind beispielsweise Lookback und RapidUserTests.
Unmoderierte Tests
Bei User Tests ohne Moderation arbeiten die Testpersonen ohne direkte Anweisungen einer Leitung. Diese Prüfungen werden häufig in Form von Remote Tests durchgeführt und sind daher ideal, um quantitative Daten zu sammeln und Muster in der Benutzerinteraktion zu erkennen. Zu den Tools für unmoderierte Tests, die sich bewährt haben, gehören Loop11, Optimal Workshop, UsabilityHub und Hotjar.
A/B-Tests
Beim A/B-Testing werden zwei oder mehr Versionen eines Produkts oder Systems verglichen, um herauszufinden, welche bei den Probandinnen und Probanden besser abschneidet. Diese Methode ist besonders nützlich, um verschiedene Designentscheidungen und Funktionen in der Entwicklungsphase zu bewerten. VWO und AB Tasty sind beliebte Anbietende.
Zum User Testing gehören aber auch Testverfahren, die vor Ort durchgeführt werden:
Labortests
Labortests werden in einer kontrollierten Umgebung durchgeführt, oft mit spezieller Ausrüstung wie Kameras und Eye-Tracking. Diese Methode ermöglicht eine genaue Beobachtung der Benutzerinteraktionen und liefert qualitativ hochwertige Daten – ist aber auch aufwendiger als ein reiner Onlinetest.
Feldtests
Feldtests finden in der Umgebung statt, in der das Produkt oder System tatsächlich genutzt wird. Diese Methode liefert wertvolle Informationen darüber, wie das Produkt in einer realen Situation funktioniert und welche Probleme auftreten können.
Ablauf User Testing: So gehen Sie vor
User Testing läuft in der Regel nach dem gleichen Schema ab:
- Ziel definieren: Nur wenn Sie wissen, was genau Sie erfahren wollen, kann Ihr Test überhaupt eine Antwort bringen. Sollen die Testpersonen eine Aufgabe erfüllen, etwa einen Bestellprozess durchlaufen? Geht es um die Zeit, die sie dafür benötigen? Wie gut finden Nutzende Informationen auf einer neuen Website? Können die Testpersonen Ihr Produkt benutzen? Wollen Sie mögliche Fehler identifizieren?
- Methode festlegen: Ausgehend von Ihrem Produkt und Ihrem Ziel wählen Sie die passende Methode aus. Ob digital und remote oder vor Ort, mit Tools oder als Interview – das hängt alles ganz von Ihren Gegebenheiten ab.
- Prototypen erstellen: Für User Testing braucht es nicht das fertige Produkt – im Gegenteil! Nutzen Sie die Tests schon früh im Entwicklungsprozess, um festzustellen, wo es Probleme geben könnte. Hierfür eignen sich Prototypen am besten.
- Planen Sie Ihre Tests: Selbstverständlich wollen die Überprüfungen genau geplant sein, von der Toolauswahl über mögliche Skripts bis hin zu Raumbuchungen und verantwortlichen Personen, sollten die Tests vor Ort stattfinden.
Eine Anweisung wie „Bestellen Sie ein Paar Sneaker in Ihrer Größe mit der Kreditkartennummer XY“ etwa lässt den Teilnehmern genug Raum, um die Aufgabe zu lösen, ohne sie beim Testen einzuschränken – wer weiß, vielleicht können Sie den Warenkorb nicht finden, außer wenn dieser ihnen explizit gezeigt wird? - Finden Sie Testpersonen: Auf die richtigen Probandinnen und Probanden für Ihre Frage kommt es an – wie Sie die finden, erklären wir weiter unten.
- Führen Sie den Test durch: Achten Sie beim User Testing darauf, den Prozess in jedem Durchlauf so wenig abzuändern wie möglich, vom Timing der Ansprachen bis hin zum Setting. Nur so sind die Ergebnisse später vergleichbar.
- Dokumentieren Sie alles: Sie sollten wirklich jede Information festhalten, die eventuell für Ihre Produktentwicklung wichtig sein kann.
- Analysieren Sie – und seien Sie ehrlich: Daten bringen wenig, wenn sie nicht ausgewertet werden. Schenken Sie den Ergebnissen Vertrauen, auch wenn sie Ihnen missfallen; nicht jede Funktion, die Sie sich überlegt haben, wird beim Testpublikum Anklang finden.
- Setzen Sie die Erkenntnisse um: Wenn Sie wissen, an welchen Stellschrauben Sie drehen müssen, sollten Sie das schnellstmöglich tun und mit der nächsten Iteration Ihres Produkts eine weitere Runde User Testing absolvieren.
11 Regeln und Tipps für erfolgreiches User Testing
Ehe Sie mit dem User Testing beginnen, haben wir die wichtigsten Regeln für erfolgreiche, aussagekräftige Tests zusammengefasst:
1. Passende Testgruppe zusammenstellen
Um einen repräsentativen Einblick in die Reaktion auf ein Produkt zu erhalten, sollten Sie Probanden auswählen, die möglichst genau Ihrer Zielgruppe entsprechen, aber einander nicht zu ähnlich sind, um eine gewisse Antwortspanne zu garantieren.
2. Passende User Test Methode wählen
Ob Sie moderierte oder unmoderierte Benutzertests durchführen, hängt von den individuellen Zielen ab. Bei unmoderiertem User Testing wird den Teilnehmenden mehr Freiheit geboten, ihnen fehlt jedoch auch eine Bezugsperson, um mögliche Fragen zu klären. Die falsche Methode kann zu nicht konstruktiven Ergebnissen führen!
3. Ansprechende Testumgebung kreieren
Ihre Tester sollten sich wohlfühlen. Ganz gleich, ob Sie Ihr User Testing in einem speziellen Labor durchführen oder direkt in Ihrem Büro, die Umgebung sollte ruhig und mit allem ausgestattet sein, was Sie für Ihre Tests brauchen. Sollten Sie zwischendurch noch Equipment suchen müssen, stört das den Test.
4. Ausreichend Probanden engagieren
Die Frage ist nicht nur, wen Sie Ihr Produkt testen lassen, sondern auch, wie viele Leute. Nur mit einer oder zwei Personen aus Ihrem Bekanntenkreis, die Sie rein zufällig zu einem Test überreden konnten, werden Sie keine aussagekräftigen Ergebnisse bekommen.
Sie sollten eine Gruppe von mindestens fünf bis sieben Testpersonen rekrutieren, die möglichst genau Ihrer Zielgruppe entsprechen. Stellen Sie sicher, dass die Teilnehmenden unterschiedliche demografische Merkmale, technisches Vorwissen und Erfahrungen haben, um die echten Nutzer zu repräsentieren – allein deshalb sollten Sie auf mehrere Personen setzen.
5. Genug Zeit einplanen
Je nach Aufwand und Testgruppe ist mindestens eine Woche für das User Testing einzuplanen: Von Vorbereitung über Durchführung bis hin zur Analyse. Für die Implementierung der Erkenntnisse müssen Sie natürlich Extrazeit veranschlagen. Denken Sie daran, dass die Testergebnisse vor allem in der Entwicklungsphase hilfreich sind, wenn Sie mit dem Prototyping beschäftigt sind.
6. Testskript sinnvoll aufbereiten
User Testing kann nur dann optimal funktionieren, wenn Sie ein tragfähiges Konzept haben. Dazu sollten Sie sich über alle Eventualitäten Gedanken machen und den Ablauf logisch gliedern.
Hier kommen die oben besprochenen Ziele der Tests zum Einsatz. Das Skript muss auf diese Ziele eingehen und sicherstellen, dass sich die Userinnen und User mit den exakt passenden Funktionalitäten beschäftigen.
Tun sie das nicht, kann es sein, dass das Produkt noch zu weit von den Zielen entfernt ist, etwa weil grundlegende Funktionen fehlen. Falls Sie einen Moderator oder eine Moderatorin haben, dient das Testskript als roter Faden.
7. Laut denken lassen
Wenn Ihre Testpersonen ihre Gedanken für sich behalten, gehen mitunter wertvolle Anregungen für Sie verloren. Fordern Sie die Probanden daher zum lauten Denken auf. Das mag sich für die Teilnehmenden erst einmal komisch anfühlen, doch nur so können Sie ihr Verhalten und ihre Assoziationen auch wirklich nachvollziehen. Deshalb ist es so wichtig, ein angenehmes Setting und einen Safe Space zu kreieren.
8. Auf Suggestivfragen verzichten
Fragen, die Ihren Testteilnehmenden eine bestimmte Antwort vorgeben, sind im Rahmen des User Testing nicht zielführend. Damit es erst gar nicht zu Suggestivfragen kommt, sollten Sie entsprechende Vorkehrungen treffen: Setzen Sie eine Moderation ein, die nur marginal in das Projekt involviert ist. Da diese auch emotional weniger beteiligt ist, wird sie die Probanden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht durch ihre Fragestellungen beeinflussen.
9. Prioritäten bei der Analyse setzen
Ihr User Testing ist erst dann erfolgreich abgeschlossen, wenn Sie es im Nachgang ausführlich analysieren. Dabei sollten Sie grundsätzlich alles, was zur Verbesserung des Produktes beiträgt, einmal durchgehen.
Anschließend setzen Sie Prioritäten: Wo ist die größte Baustelle und was erfordert nur minimale Nachbesserungen? Sorgen Sie dafür, den Test auch zusammen mit Ihrem Team ausführlich nachzubearbeiten.
10. Testlauf durchführen, bevor das eigentliche Testing beginnt
Bevor Sie einen Test starten, sollten Sie immer einen Probelauf durchführen. Dabei können Sie zum Beispiel Ihre Fragetechnik prüfen und Problemstellen identifizieren, die den Testfortschritt verlangsamen könnten. Durch einen Testlauf stellen Sie auch sicher, dass Ihre Hardware reibungslos läuft.
11. Kritik und Lob berücksichtigen
Natürlich wollen Sie Ihre Produkte für die Nutzerinnen und Nutzer optimieren und mögliche Problemstellen aufdecken. Doch vergessen Sie darüber nicht die Aspekte, die bereits gut laufen. Wenn Sie einen Testbericht an Ihre UX-Designer und Entwicklerinnen weitergeben, sollten darin sowohl Kritik als auch Lob enthalten sein.
Fazit: User Testing bringt zentrale Erkenntnisse – nutzen Sie sie
User Testing ist eine bewährte Methode, um die Bedienbarkeit von neuen Produkten zu prüfen. Fokusgruppen geben beim User Testing Aufschluss über Ihr Angebot in der praktischen Anwendung und bieten konkrete Hinweise zu Usability-Problemen.
Vor allem digitale Benutzertests ermöglichen umfassende und quantitative Befragungen, wodurch ein breites Bild über die Customer Experience entsteht – essenziell für die Produktentwicklung. User Testing Tools sind dabei unerlässlich für die Durchführung und anschließende Auswertung vom Nutzerfeedback in der UX-Research.
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