Smartphone-Apps und Online-Anwendungen ohne Programmierkenntnisse entwickeln? Low-Code macht es möglich. Erfahren Sie, wie Low-Code-Plattformen Sie bei der Umsetzung digitaler Projekte wie App-Entwicklung und Workflow-Automatisierung unterstützen können.
In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Vorteile Low-Coding bietet, für wen es konzipiert ist und welche Plattformen Sie für die intuitive Anwendungsentwicklung verwenden können.
Was ist Low-Code?
Die Bezeichnung „Low Code“ bedeutet, definitionsgemäß, dass wenig bis gar kein Quellcode für die Entwicklung von Anwendungen notwendig ist. Die Umsetzung erfolgt in der Regel über grafische Benutzeroberflächen. Entwickler und Entwicklerinnen müssen folglich keine Programmzeilen selbst schreiben, sondern bedienen sich der visuellen Modellierung über spezielle Low-Code-Plattformen.
Welche Low-Code-Plattformen gibt es?
Seit ein paar Jahren sprießen Low-Code-Plattformen sinnbildlich wie Pilze aus dem Boden. Zu den bekanntesten zählen unter anderem Microsoft Power Apps, Oracle Application Express, SAP Build, Google AppSheet, Salesforce, Zoho Creator, Mendix, Appian, Intrexx Confluent und OutSystems.
Die Low-Code-Tools in der Übersicht
Hier stellen wir Ihnen namhafte Low-Code-Entwicklungsplattformen vor, mit denen Sie automatisierte Prozesse, eigene Anwendungen und andere Software-Lösungen ohne großartige Programmierung erstellen können.
1. Appian
Um Workflows und Anwendungen schnell zu entwickeln, ist die Low-Code-Lösung Appian die richtige Wahl. Die preisgekrönte Plattform zählt zu den Pionieren im Low-Code-Bereich und verspricht Kunden und Kundinnen, die Wartungskosten um 50 Prozent zu senken – dank der umfangreichen Automatisierungsfunktionen.
2. Microsoft Power Apps
Wenig Code und schnelle Ergebnisse: Das bietet die von Microsoft veröffentlichte Low-Code-Plattform Power Apps. Vielfältige Templates und der einfache Drag-and-Drop-Editor unterstützen die Nutzer und Nutzerinnen dabei, selbst Business-Anwendungen zu entwickeln. Darüber hinaus ist es möglich, Erweiterungen über Azure Functions anzubinden.
3. Mendix Low Code
Die Entwicklungsplattform Mendix möchte die Art und Weise der App-Entwicklung revolutionieren. Mit dem Low-Code-Tool können selbst Laien digitale Prozesse, Online-Portale, automatisierte Workflows und mobile Apps erstellen. Das scheint sehr gut anzukommen: Aktuell gibt es bereits über 250.000 Apps, die mit der Mendix Low-Code-Lösung erstellt wurden.
4. Google AppSheets
Apps nach dem Baukastenprinzip entwickeln – das ist auch mit Google AppSheet möglich. Die Low-Code-Anwendung fasst den Prozess der Software-Entwicklung für Neulingein wenige Schritte zusammen, was vor allem von Nicht-Developern und -Developerinnen geschätzt wird. Zudem punktet das Low-Code-Tool mit der leichten Integration von Google-eigenen Anwendungen, aber auch Drittanbieter-Plattformen wie Dropbox und Office 365 können angebunden werden.
5. Oracle APEX
„Entwickeln Sie Anwendungen 20 Mal schneller mit 100x weniger Code“: Das ist das Werbeversprechen von Oracle Application Express, kurz APEX. Große Unternehmen wie Siemens und Vodafone nutzen die Low-Code-Plattform. Sie entwickeln damit unter anderem Cloud- und Mobile-Apps oder wandeln Tabellen in interaktive Web-Apps um.
6. SAP Build
Wie fast alle Software-Riesen hat auch SAP aus Walldorf eine Low-Code-Lösung in petto. Diese nennt sich SAP Build und fügt sich in den SAP-Kosmos ein. Dementsprechend können Sie damit zum Beispiel Anwendungen kreieren, die Sie mit SAP S/4HANA verknüpfen. Aber auch Nicht-SAP-Lösungen können Sie „anzapfen“, um Workflows, Business Sites und Apps umzusetzen, die Ihre Prozesse beschleunigen.
7. Intrexx
Intrexx ist eine weitere Low-Code-Plattform, die das Label „made in Germany“ trägt. Die Intrexx-User nutzen die skalierbare Lösung, um beispielsweise Data- undAnalytics-Portale, Extranets, Dokumentenmanagement- und CMS-Systeme zu erstellen. Auch Tools zu Zeiterfassung und Urlaubsverwaltung sind mit der Low-Code-Entwicklungsplattform recht schnell umsetzbar.
8. Zoho Creator
Von einfach bis komplex: Mit Zoho Creator können Sie Anwendungen jeder Art entwickeln, selbstverständlich ohne großartig programmieren zu können. Wie viele Anbieter verfolgt auch Zoho einen Multi-Device-Gedanken. Das heißt, die Low-Code-Ergebnisse lassen sich auf Android- und iOS-Geräten wie auch im Web nutzen. Für eine einfachere Erstellung setzt Zoho auf Künstliche Intelligenz (KI).
9. OutSystems
Laut Gartner ist OutSystems „A Leader in the 2023 Gartner® Magic Quadrant™ for Enterprise Low-Code Application Platforms“ und damit die „#1 Low-Code Platform“. Wie alle führenden Lösungen bietet auch OutSystems eine Unterstützung durch KI an, unter anderem durch ChatGPT. Das leistungsstarke Paket hat natürlich seinen Preis: Unternehmen müssen mindestens einen vierstelligen Betrag pro Monat für die Nutzung von OutSystems bezahlen.
10. Confluent
„Data in Motion“, das ist das Ziel von Confluent. Mit der Plattform können Sie Datenströme miteinander verbinden, zum Beispiel aus Datensystemen und Apps. Damit das möglich wird, lassen sich mehr als 100 Konnektoren einsetzen. Das Ziel ist es, Datensilos abzuschaffen und die Daten fließen zu lassen. Die Kosten für Confluent variieren, je nachdem, wie viele Konnektoren Sie verwenden.
No-Code vs. Low-Code: Wo liegt der Unterschied?
Nutzen Sie ein Low-Code-Tool, sollten Sie grundlegende Kenntnisse in Sachen Anwendungsentwicklung haben und etwas coden können. Die No-Code-Lösungen sind noch einfacher: Hier gibt es gar keine Möglichkeiten, um Codeschnipsel oder Befehle einzugeben. Das einzige Werkzeug ist die grafische Benutzeroberfläche. Es wird also wirklich kein Code (engl. „no code“) verwendet.
Die Grenzen zwischen No-Code- und Low-Code-Tools fallen fließend aus. Manchmal werden Low-Code-Plattformen, mit denen Sie auch ohne Quellcode tolle Ergebnisse erzielen können, als No-Code-Lösung ausgegeben. Und manche Anbieter von No-Code-Entwicklungsplattformen sprechen von „low code“, da dieser Begriff etablierter ist.
Low Code: Wie kam es zu der Entstehung?
In den frühen 2000er-Jahren entstanden mit den ersten Rapid Application Development (RAD) Plattformen die Grundlagen für die Low-Code-Technologie. Diese Systeme boten die Möglichkeit, durch einfaches Verschieben von Elementen neue Anwendungen zügig und mit reduziertem Code-Aufwand zu kreieren. Der Terminus „Low Code“ wurde 2014 durch das Marktforschungsunternehmen Forrester Research ins Leben gerufen.
Warum Low-Code verwenden?
Aufgrund des Fachkräftemangels ist es für Unternehmen heutzutage schwer, genügend und auch bezahlbare Software-Entwicklerinnen und -entwickler zu finden. Dank Low-Code-Lösungen werden IT- und Development-Abteilungen entlastet, da nun auch Laien Anwendungen und Prozessautomatisierungen umsetzen können.
Denn: Wie erwähnt, funktionieren Low-Code-Plattformen nach dem Baukasten- oder „Lego-Prinzip“, mit denen selbst Teams wie Marketing, Vertrieb oder Product Management eigenmächtig Software-Konzepte veröffentlichen. So entstehen neue, digitale Kompetenzen innerhalb einer Firma, was die Digitale Transformation insgesamt voranbringt.
Wie funktionieren Low-Code-Tools?
Die Umsetzung der Low-Code-Programmierung hängt in vielen Punkten von den Fähigkeiten der jeweiligen Plattform ab. Es gibt Tools, die einen nativen Code erstellen. In diesem Fall dürfte die App oder Software traditionell entwickelten Anwendungen in nichts großartig nachstehen.
Manche Low-Code-Plattformen nutzen jedoch einen Interpreter, der den Code für eine Runtime-Umgebung übersetzt. Diese Variante kann Schwierigkeiten bei Performance- und Bedienung mit sich bringen.
Achten Sie bei der Auswahl der Low-Code-Plattform deshalb unbedingt darauf, ob diese für Ihren Anwendungsfall geeignet ist. Die Art der Benutzeroberfläche und die Elemente, die die Low-Code-Entwicklungsplattformen bieten, sind oft ziemlich ähnlich. Folgende Bausteine werden für die Low-Code-Entwicklung häufig genutzt:
- Module
- Drag-and-Drop-Editor
- Formulare
- Datenmodelle
- Prozesse und Workflows
- Integrationen
- eine einfache Script- bzw. Programmiersprache
Beispiel WordPress: Low-Code als Open Source
Eine Low-Code-Plattform, die wohl den meisten Content- und Marketing-Experten bzw. -Expertinnen bekannt sein dürfte, ist das Content-Management-System WordPress. Mit diesem CMS-System können Sie Websites und Blogs erstellen. Und das kostenlos, wenn Sie möchten.
Anwender und Anwenderinnen müssen für WordPress wenig bis gar keine Programmierkenntnisse besitzen. Stattdessen ist das Backend (das sog. WordPress Dashboard) als grafische Benutzeroberfläche gestaltet. Seit dem Update auf den Gutenberg-Editor fungiert die Low-Code-Open-Source-Lösung als vollwertiger Homepage-Baukasten. Grafisch aufwändige Landing-Pages lassen sichganz leicht via Drag-and-Drop zusammenklicken.
Zudem lässt sich Wordpress um Plugins erweitern. Und Sie können – müssen aber nicht – Änderungen über den Quellcode vornehmen. Selbst Personen, die kaum Coding-Know-how besitzen, haben mit WordPress die Chance, eine eigene Website oder sogar einen Onlineshop einzurichten.
Was sind die Vorteile von Low-Code-Plattformen?
Zielgruppe von Low-Code-Anwendungen sind meist Citizen Developer bzw. Developerinnen, also Laien-Entwickler und -Entwicklerinnen, und Business-Analysten bzw. -Analystinnen. Diese können mit den Entwicklungsplattformen schnell in die Anwendungsentwicklung einsteigen, was Prozesse beschleunigt und Kosten spart. Und innovative Konzepte lassen sich dank Low Code unkompliziert testen.
Für Unternehmen bietet die Entwicklung von Anwendungen ohne Programmierungskenntnisse darüber hinaus die folgenden Vorteile:
- Produkte können schneller entwickelt werden.
- Die Kosten für IT-Leistung werden maßgeblich reduziert.
- Mitarbeitende, die technisch versiert sind, jedoch kein Development-Know-how haben, bringen sich gewinnbringend ein.
- Anpassungen können ohne IT-Leistung selbst vorgenommen werden.
- Entwickler und Entwicklerinnen wenden sich komplexeren Aufgaben zu.
- Funktion und Design werden simultan entwickelt, weshalb die Benutzeroberfläche keinen zusätzlichen Code bedarf.
- Updates werden durch die Betreibenden der Low-Coding-Plattform durchgeführt.
Was sind die Nachteile der Low-Code-Apps?
Low-Code bietet Unternehmen in vielerlei Hinsicht wichtige Vorteile, um die Entwicklung technischer Produkte voranzutreiben. Nichtsdestotrotz bleiben die Anwendungsgebiete von Low-Code begrenzt. So eignet sich die Vorgehensweise nicht so sehr, um sehr komplizierte oder komplexe Anwendungen zu launchen. Auch beim Thema Datenaustausch und Datensicherheit sind Low-Code-Anwendenden häufig die Hände gebunden.
Dazu kommt, dass durch die Citizen Developer gerne eine sog. Schatten-IT entsteht. Die eigentlichen IT-Verantwortlichen können durch „Wildwuchs“ den Überblick über die in einem Unternehmen verwendete und entwickelte Software verlieren. Das ist ein Risiko für die Informationssicherheit und den Datenschutz.
Fazit: Hat Low Code eine Zukunft?
Ja, definitiv. Die Tools und Plattformen werden immer leistungsfähiger, unter anderem wegen des fortschreitenden Einsatzes von KI. Das macht dann die Entwicklung von Anwendungen und die Automatisierung von Aufgaben noch simpler. Damit bekommen Unternehmen mächtige Werkzeuge an die Hand, um die Herausforderungen der Digitalisierung, Globalisierung und Fachkräftemangels besser zu meistern.
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