Verspüren Sie AI Fatigue? Was das ist und was Sie tun können

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Janina Vendrami
Janina Vendrami

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Vielleicht kennen Sie die folgenden Aussagen: „ChatGPT ersetzt Content Writer“, „Wenn Sie sich jetzt nicht mit KI beschäftigen, hängen Sie hinterher“ oder wahlweise „KI ist die neue bahnbrechende Innovation“.

AI Fatigue bildlich dargestellt

Sie haben das Gefühl, dem Thema rundum Künstliche Intelligenz nicht mehr entfliehen zu können? Dann geht es Ihnen wie mir und vielen anderen Menschen auch. Es gibt sogar einen Fachbegriff für diese Müdigkeit: AI Fatigue. Was das ist und Sie dagegen tun können, erfahren Sie hier.

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Was ist AI Fatigue?

Der Begriff „AI Fatigue“ bezieht sich auf eine Art Müdigkeit oder Überforderung, die Sie empfinden können, wenn sie in jedem zweiten Gespräch und bei jeder dritten Technologie-Nachricht mit dem Thema der künstlichen Intelligenz konfrontiert werden.

Fatigue heißt übersetzt Müdigkeit und dieser Umstand kann so gut wie jede Person betreffen – egal ob Angestellter in einem Industriekonzern, Marketingverantwortliche bei einem Bürokonzern oder CEO einer Content-Marketingagentur.

Das Phänomen Fatigue ist breit gestreut und tritt immer wieder bei Ereignissen und Themen auf, die allgegenwärtig sind. Das können traurige Nachrichten zu Krankheiten, Krieg oder anderen einnehmenden Themen sein. Aktuell geht es vielen Menschen mit dem Thema KI so, das spätestens seit ChatGPT in der breiten Gesellschaft angekommen ist.

Wenn Sie sich mit diesem Thema beschäftigen, möglicherweise sogar tiefer in der Materie stecken, werden Sie sich in den letzten Monaten sicherlich auch ab und an gefragt haben: Was bedeutet KI für die Zukunft? Ist mein Job gefährdet? Wie wird sich KI entwickeln, ohne gefährlich für die Menschheit zu werden? Wie kann ich KI im Alltag einsetzen? Wie kann ich es bei der Arbeit nutzen, um effizienter zu werden?

Diese und mehrere Fragen brennen vielen Menschen unter den Fingernägeln. Oftmals so sehr, dass sie bei dem Gedanken daran zwar nicht verrückt, aber doch schnell erschöpft und müde werden.

Diese Gemengelage sorgt für AI Fatigue – ein Begriff, der vor allem im englischsprachigen Raum bereits viel genutzt wird und in den deutschsprachigen Ländern langsam aber sicher ebenfalls seine Bühne bekommt.

Wie kommt AI Fatigue zustande? Welche Ursachen gibt es?

Wer bei Google „künstliche Intelligenz“ sucht, bekommt in nicht einmal einer Sekunde beinahe 70 Millionen Suchergebnisse ausgespuckt. Ein Blick auf Google News oder andere Nachrichtenseiten zeigt, wie sehr das Thema die Menschen bewegt.

An der einen Stelle warnt ein Politiker vor den Risiken, woanders sieht eine Politikerin KI als „historische Chance“. In England entzieht KI den Menschen ihre Sozialleistungen, auf der ganzen Welt finden KI-Gipfel und -Konferenzen statt und jedes erdenkliche digitale Tool wirbt mit neuen KI-Funktionen um Ihre Aufmerksamkeit.

Es braucht keine Raketenwissenschaft, um zu erkennen, dass hier schnell eine Informationssättigung und Überforderung eintritt.

Menschen können gemäß „Miller’s Law“ (auf Deutsch: die Millersche Zahl) nur sieben Informationseinheiten (+/- zwei) zur selben Zeit im Gedächtnis behalten. Wer sich aktuell mit KI beschäftigt, bräuchte wohl eher 70 Informationseinheiten für das eigene Gedächtnis.

Gerade Unternehmen kommen kaum noch um die Nutzung der künstlichen Intelligenz herum. Eine Umfrage des ifo Instituts ergab beispielsweise, dass

  • 13,3 Prozent aller Unternehmen bereits KI nutzen,
  • 9,2 Prozent den Einsatz geplant haben und
  • 36,7 Prozent darüber diskutieren

Das macht in Summe grob 60 Prozent aller deutschen Unternehmen aus – auch Mitarbeitende kommen so immer weniger um dieses Thema herum. Zudem ist es eben auch in Politik und bei jeder zweiten Party im Bekanntenkreis ein Gesprächsthema.

Überforderung und Ermüdung als Hauptursache für AI Fatigue

Einer der Hauptgründe für viele Menschen ist meiner Meinung nach schlichtweg die Überforderung mit dem Thema. Die Funktionsweise hinter künstlicher Intelligenz und allem, was dazu gehört – zum Beispiel Machine Learning oder Natural Language Processing (NLP) – ist für viele Menschen schwer greifbar.

Das war unter anderem ein Grund, warum bis Anfang 2023 das Thema KI zwar präsent, aber noch weit weg von der heutigen Mediendominanz war. Doch selbst heute, mit Tools wie ChatGPT oder Midjourney, die jeder und jede nutzen und tendenziell einfach verstehen kann, ist Überforderung immer noch das größte Problem.

Fehlendes Verständnis und Angst vor Abhängigkeit

Zudem denke ich, dass eine der Kernursachen auch das fehlende Verständnis und gleichzeitig die Angst vor der Abhängigkeit von KI ist. Immer wieder gibt es Nachrichten wie die aus Japan: Dort trifft die Regierung Maßnahmen, die den übermäßigen Einsatz der Technologie verhindern soll, um so eine Abhängigkeit zu reduzieren.

Es herrschen also bei vielen auch Frustration oder Angst, die durch die übermäßige Abhängigkeit von KI-Technologien entsteht oder entstehen kann. Klar: KI kann viele Vorteile bieten, etwa erhöhte Effizienz und verbesserte Entscheidungsfindung, sie kann aber auch Nachteile und Risiken bergen. Und eben diese vermeintlichen Risiken führen ebenfalls zu AI Fatigue.

Tipps, wie Sie gegen AI Fatigue ankommen

Die Ursachen zu kennen, ist bereits ein erster Schritt, um gegen die AI Fatigue anzukämpfen oder ihr vorzubeugen. Doch was genau hilft gegen die einen teils erdrückenden Nachrichten rund um die bahnbrechende Technologie? Ich habe sechs Tipps für Sie zusammengestellt:

1. Verstehen Sie die Basics

Es ist wichtig, ein grundlegendes Verständnis von KI zu erlangen. So vermeiden Sie, dass die ständigen Diskussionen und Entwicklungen Sie überwältigen - und so zu AI Fatigue führen. Mir hat vor allem die Recherche für unsere Blogartikel zu verschiedenen Themen rund um KI geholfen, mich mit dem Gebiet vertraut zu machen.

Ein solides Grundverständnis ermöglicht es Ihnen, die Relevanz und den Wert von KI sowohl in Ihrem beruflichen (dazu mehr im dritten Tipp) als auch im persönlichen Umfeld besser zu verstehen. Sie können durch Online-Kurse, YouTube-Videos, Bücher oder Workshops ein grundlegendes Verständnis über KI erlangen.

Dieses Wissen kann auch dabei helfen, realistische Erwartungen an KI-Technologien zu setzen und Hype von realen Möglichkeiten zu unterscheiden. Gleichzeitig nimmt es auch ein Stück weit die Angst vor der Abhängigkeit.

Ein gutes Mittel, um sich einen Überblick zu verschaffen, sind ausführlich recherchierte Artikel zum Thema. Sie finden auf unserem Blog beispielsweise einen einfach verständlichen und dennoch erklärenden Artikel zur künstlichen Intelligenz. Arbeiten Sie sich so Stück für Stück voran und verstehen Sie KI immer besser.

2. Dosieren Sie den Nachrichtenkonsum

X (Twitter), LinkedIn, Nachrichtenportale, selbst Facebook oder Instagram: Das ständige Lesen von Nachrichten über die neuesten Entwicklungen in der KI-Branche kann leicht überwältigend sein und zu AI Fatigue führen.

Es ist daher besser, wenn Sie den Konsum von Nachrichten und Updates dosieren, denn nicht alles ist für Sie relevant. Legen Sie spezielle Zeiten fest, zu denen Sie sich über KI informieren, begrenzen Sie die Quellen auf einige wenige, vertrauenswürdige Kanäle oder abonnieren Sie beispielsweise einen Newsletter, der regelmäßig über Trends berichtet – aber eben nicht jeden Tag.

Das kann Ihnen dabei helfen, nach wie vor gut informiert zu sein, ohne sich erdrückt zu fühlen. Ich habe mir beispielweise jeweils eine halbe Stunde am Montag, Mittwoch und Freitag in meinem Kalender geblockt, wo ich mich über Neues im Bereich der künstlichen Intelligenz informiere.

3. Verstehen Sie KI im Arbeitskontext

Künstliche Intelligenz sorgt für Automatisierung und kann dadurch einige Jobprofile gefährden. Es nützt nichts, sich vor dieser Entwicklung zu verschränken. Goldman Sachs spricht beispielsweise davon, dass zwei Drittel aller Jobs künftig von KI-Automatisierung betroffen sein werden. Diese Angst kann einen wesentlichen Faktor für AI Fatigue darstellen.

Es ist allerdings längst nicht so, dass diese Jobs vollständig wegfallen werden, wie es manch reißerische Headlines vermuten lassen. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden die wenigsten Personen in den kommenden paar Jahren ihren Job verlieren - besonders auch, weil KI an sich nichts wirklich Neues ist, sondern durch ChatGPT nur neues Leben eingehaucht bekommen hat. Zudem braucht der Entwicklungszyklus von Technologien mehr als nur einige Jahre.

Diesen Aspekt spricht auch der Ökonom Jens Südekum an: „Was momentan getan wird, ist zu klassifizieren, was die KI eigentlich kann und welche Tätigkeiten sie potenziell übernehmen könnte.“ Auch die Experten und Expertinnen von Goldman Sachs sehen das übrigens ähnlich und gehen davon aus, dass anstelle der durch KI ersetzten Jobs viele neue entstehen werden.

Dem stimme ich zu. Meiner Meinung nach werden sich viele Jobs in den nächsten Jahren verändern und neue Aufgabengebiete umfassen, was ein Umdenken des einen oder anderen Arbeitnehmenden bedeutet. Auch werden einigen Positionen und Branchen neue Fähigkeiten abverlangt werden, was eine Weiterbildung unumgänglich macht. Und auch werden komplett neue Jobs durch KI entstehen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Künstliche Intelligenz die Art und Weise, wie wir arbeiten, verändern, uns jedoch nicht zwangsweise unsere Arbeitsplätze wegnehmen wird.

4. Sehen Sie die positiven Dinge

Es kann hilfreich sein, sich auf die positiven Aspekte und das Potenzial von KI zu konzentrieren, anstatt sich von den Herausforderungen und dem Hype überwältigen zu lassen.

Machen Sie sich einmal Gedanken: Wie profitieren Sie von der Technologie? Durch die Betrachtung der Vorteile, die KI für Ihre Arbeit, Ihr persönliches Leben oder die Gesellschaft insgesamt bringen kann, können Sie eine positivere Perspektive gewinnen. Das kann gleichzeitig auch dazu beitragen, die Motivation zu erhöhen, sich weiterhin mit KI zu beschäftigen und die Möglichkeiten zu erkunden, die sie bietet.

Ein Beispiel aus dem beruflichen Kontext: Als Marketer oder Marketerin sparen Sie laut unserem State of AI Report zufolge etwa 2,5 Stunden pro Tag, wenn Sie KI gezielt einsetzen. Das ist durchaus eine positive Nachricht.

Wenn ich darüber nachdenke, spare ich durch den Einsatz von KI-Tools wie ChatGPT, Canva Magic oder DeepL bereits viel Zeit bei meiner täglichen Arbeit. So habe ich mehr Zeit mich mit strategischen Dingen und Analysen zu beschäftigen oder mich im Bereich KI weiterzubilden.

5. Austausch mit anderen Menschen

Unterschätzen Sie nicht den Stellenwert eines guten Gesprächs. Sie haben den ganzen Tag gegrübelt? Teilen Sie sich mit. Sie haben Angst um Ihren Job? Sprechen Sie mit Freunden, Kollegen und Kolleginnen oder einer Führungskraft über Ihre Ängste und die neusten Entwicklungen. Vielleicht können Sie so Ihre Angst relativieren.

Sie werden auch schnell merken, dass Sie mit AI Fatigue nicht alleine sind und dass es vielen anderen Personen in Ihrem Umkreis genauso ergeht.

Eine gesunde Portion Kritik oder Ungewissheit gegenüber einer Situation ist nicht falsch, kann Sie aber davor bremsen, Neues zu entdecken. Tauschen Sie sich also aus und hören Sie sich auch andere Standpunkte zu dem Thema an. Bringen Sie in Erfahrung, wie andere Personen KI verwenden.

In meinem Team haben wir ein zweiwöchentliches Meeting eingeführt, in dem wir uns zum Thema KI und unseren Erfahrungen austauschen. Auch in speziellen Slack Channels teilen wir interessante Artikel und Tools, die bei der Arbeit hilfreich sein könnten.

6. Machen Sie Pausen und atmen Sie durch

Bei allen vorgestellten Tipps, wie Sie AI Fatigue entgegenwirken oder sich davor schützen, ist aber vor allem eins wichtig: Pausen. Ob das Nachrichtenpausen sind oder Gesprächspausen bei Diskussionen rund um KI und andere Technologiethemen: Erlauben Sie sich eine Auszeit.

Eine kurze (oder lange) Pause kann auch eine gute Gelegenheit sein, um sich zu entspannen und die Gedanken zu sammeln.

Darüber hinaus kann es auch hilfreich sein, Aktivitäten zu finden, die nichts mit Technologie zu tun haben, um einen Ausgleich zur ständigen Beschäftigung mit KI und der vermeintlichen Gefahr um ihren Job zu schaffen.

Wie bereits weiter oben erwähnt, habe ich feste Tage, an denen ich mich mit Neuigkeiten zum Thema beschäftige.

Fazit: AI Fatigue ist überwindbar

Hand aufs Herz: Sind Sie KI-müde?

Wenn dem so ist, ist das nicht schlimm. Eine solche Ermüdung ist ein normales Phänomen, das bei Ereignissen und Nachrichten auftritt, an denen Menschen im Alltag nicht vorbeikommen.

Mit den vorgestellten Tipps und bei einem klaren Bewusstmachen der AI Fatigue ist es jedoch verhältnismäßig einfach möglich, diese Müdigkeit zu überwinden. So können Sie sich weiterhin mit dem spannenden Thema auseinandersetzen – ganz ohne Ermüdungserscheinungen und Druck.

Auch wenn ich mich anfangs gegen die neuen Entwicklungen gesträubt habe und tatsächlich sehr schnell AI Fatigue entwickelt habe, stehe ich dem Ganzen jetzt entspannter gegenüber. Ich versuche mich nicht verrückt zu machen, sondern zu lernen, wie ich mithilfe verschiedener KI-Tools meinen Alltag effizienter gestalten kann.

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Titelbild: HubSpot

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