Die Nachfrage nach der BeReal-App ist aktuell hoch. Sie soll Einblicke in das private, reale Leben von anderen Menschen ermöglichen, ohne inszenierte Bilderwelten. Die App steht für Authentizität in den sozialen Medien. In diesem Artikel verraten wir Ihnen, was es mit dem Hype um BeReal auf sich hat.

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BeReal: Die ungefilterte Wahrheit

Instagram steht seit Jahren immer wieder in der Kritik. Studien, wie der „StatusofMind Report“, haben erwiesen, dass sich eine regelmäßige Instagram-Nutzung negativ auf die Körperwahrnehmung und psychische Gesundheit junger Frauen und Männer auswirkt. Die Darstellung des immerzu perfekten und glücklichen Lebens in sportlichen Körpern löst bei vielen Gefühle von Angst und Unzulänglichkeit aus.

Des Weiteren macht die App süchtig, wie bei Zigaretten und Alkohol, da niemand einen Beitrag verpassen möchte. Social-Media-Netzwerke, wie z. B. Snapchat, Facebook oder Instagram, verzerren mit ihren Filtern die Realität und präsentieren eine gestylte Welt. Genau hier setzt die BeReal-App einen frischen Ansatz.

Seit dem Start im Dezember 2019 wurde die BeReal-App nach Angaben von Apptopia mehr als 43,3 Millionen heruntergeladen. Allein 41 Millionen Downloads erfolgten im Jahr 2022. Demnach belegte BeReal im ersten Quartal 2022 Platz vier der am häufigsten heruntergeladenen App-Anwendungen. Zu den wichtigsten Absatzmärkten von BeReal zählen die USA, Großbritannien und Australien.

Verbreitet hat sich die App primär durch Mund-zu-Mund-Propaganda im Campus-Umfeld der jungen Generation. BeReal nutzt das Prinzip von Verknappung und Authentizität im Internet, um das Engagement zu steigern – mit Erfolg.

So funktioniert die BeReal App

Täglich erhalten die BeReal-Userinnen und -User zu unterschiedlichen Uhrzeiten eine Push-Benachrichtigung aufs Handy. Diese enthält die Aufforderung, innerhalb der nächsten zwei Minuten ein Bild zu machen und in der App zu posten. Den Zeitpunkt wählt die App rein zufällig aus. Sie können das Foto weder inszenieren noch sich was Schickes anziehen.

Wem es nicht möglich ist, das Zeitfenster in einer bestimmten Situation einzuhalten, kann diese Funktion umgehen. Wer die App nach Ablauf dieser Zeit öffnet, kann immer noch einen Post machen. Allerdings werden diese Beiträge mit einem „Late”-Label gekennzeichnet.

Eine weitere Besonderheit: Beim Fotografieren nutzt die App Rück- und Frontkamera gleichzeitig. Das Selfie erscheint im Kleinformat auf dem Bildschirm. Sie können einen Standort ergänzen und Ihren Bekannten zeigen, wo die Momentaufnahme entstanden ist.

Ob die Fotos öffentlich oder benutzerdefiniert sichtbar sind, lässt sich individuell einstellen. Ihr Freundeskreis auf BeReal erhält eine Mitteilung, sobald Sie ein Foto gepostet haben. Nun werden Ihre Bekannten aufgefordert, selbst aktiv zu werden und eine Aufnahme hochzuladen.

Bei BeReal reicht eine einzige tägliche Interaktion aus. Es ist nicht notwendig, im Feed nach aktuellen News der anderen zu suchen. Dies verkürzt deutlich die Nutzungsdauer und schafft mehr Freiraum für andere Aktivitäten im richtigen Leben. Ziel ist, nur das zu posten, was in dem Moment tatsächlich getan wird.

Screenshot BeReal-App FunktionScreenshot BeReal-App Posten

Screenshot BeReal-App Kommentare

Quelle: Screenshots Apptopia Insights

Die BeReal-Foto-App bietet Nutzenden folgende Features:

  • spezielle Kamera-Funktion zur gleichzeitigen Aufnahme von Selfie und Foto durch die Hauptkamera
  • öffentliches oder benutzerdefiniertes Teilen von Fotos
  • Fotos von Freunden können kommentiert werden
  • Chat mit Freundinnen ist möglich
  • Challenges sorgen für Unterhaltung im Freundeskreis
  • Kreation individueller Emojis (RealMojis)
  • Postings auf Wunsch mit Standortangabe versehen
  • Fotos können archiviert werden
  • Reaktionen mit RealMojis als Sticker senden

Was sind Unterschiede zu anderen Social-Media-Apps?

Im Gegensatz zu TikTok oder Instagram gibt es bei BeReal keine stille Zuschauerschaft. Wer Bilder von anderen sehen möchte, ist gezwungen, selbst welche zu posten. „Ausspionieren“ von Profilen oder die Erstellung präparierter Hochglanz-Bilder gehören der Vergangenheit an.

Der verspielte Challenge-Charakter und der geringe Zeitaufwand machen den Nutzenden Spaß. Die Funktionen der Anwendung sind zudem intuitiv zu bedienen. Weitere Vorteile der BeReal-App für die Nutzerschaft sind:

  • es wird keine Scheinwelt suggeriert
  • persönlicher und intimer
  • der soziale Druck nimmt ab (keine Selbstdarstellung)
  • schafft einen geschützten Raum zur Kommunikation mit vertrauten Menschen
  • Teilen echter Momente aus dem Alltag
  • die wenigen Funktionen der App überfordern Nutzende nicht
  • tägliche Nutzungsdauer ist minimal und verführt somit nicht zum endlosen Scrollen
  • nach einem Tag verschwindet die Momentaufnahme aus der App wieder
  • im Mittelpunkt steht Authentizität, nicht Technik
  • kein Fokus auf die Anzahl der Followerinnen und Follower
  • das „Foto-in-Foto-Layout” ist auf den Social-Media-Plattformen sehr aufmerksamkeitsstark

Viele Be-Real-Nutzende verwenden auch TikTok und Instagram. Sie nutzen die Plattform, um dort ihre meistens emotionalen BeReal-Momente mit anderen Userinnen und Usern zu teilen.

Der hohe Unterhaltungswert und nicht gestellte Charakter der BeReal-Aufnahmen sorgt dafür, dass sich die Inhalte viral verbreiten. So ist der Hashtag #BeReal inzwischen oft Bestandteil von Challenges oder Memes in Social-Media-Beiträgen.

Können Unternehmen auf BeReal werben?

Im Geschäftsmodell von BeReal ist bisher keine konkrete Werbemöglichkeit für Marken und Unternehmen vorgesehen. Die Nutzenden bewerten dies als Vorteil, da sie sich auf der Plattform in einem geschützten Raum ohne Störungen bewegen können. Für Unternehmen oder Influencer sowie Influencerinnen ist es fraglich, ob es bald Werbeformate wie in anderen Social-Media-Netzwerken geben wird.

Aber: Mutig sein lohnt sich. Gehen Sie als Pionier bzw. Pionierin voran und legen Sie sich ein Profil bei BeReal an. So können Sie auf verschiedene Ziele einzahlen wie Awareness steigern oder sich als modernes arbeitgebendes Unternehmen im Sinne des Employer Branding positionieren. Überlegen Sie sich, wie die App in Ihre Social-Media-Strategie integriert werden kann.

Zeichnen Sie dafür ein reales Bild Ihres Unternehmens und erregen Sie Aufmerksamkeit – bei Stakeholdern und (zukünftigen) Mitarbeitenden. Teilen Sie authentische Inhalte in der App und stärken Sie auf diese Weise Ihre Brand Awareness in einer ausgewählten Zielgruppe. Zeigen Sie glaubwürdig Ihre Haltung zu relevanten Themen und liefern Sie persönliche Einblicke in Ihren Unternehmensalltag.

BeReal App: Wo ist der Haken?

Die App BeReal erfüllt den Wunsch der jungen Generation Z nach mehr Realität im Internet. Eine Anwendung, die in Zeiten von Selbstdarstellung, Mobbing und Körperwahn sozusagen wie gerufen kommt. Aber auch bei der BeReal-App Nutzung gibt es einige Punkte, die kritisch zu betrachten sind:

  • Nutzende geben sehr viel Persönliches von sich preis (Wohnung, Aktivitäten, Gefühlszustände, Essverhalten, Jobs, Standort, Hobbys, etc.)
  • für Minderjährige kann die Angabe des aktuellen Standorts ein Risiko darstellen
  • bei der Profileinstellung „öffentlich“ können die geposteten Fotos weltweit von anderen Userinnen und User angesehen werden
  • Verstärkung des Drucks sich in Situationen zu zeigen, die privat sind
  • Late-Funktion“ zum verspäteten Abschicken des Fotos verwässert den ursprünglichen Sinn der App
  • nicht immer möglich, in dem kurzen Zeitfenster ein Bild zu posten, z. B. mitten in der Nacht oder beim Autofahren

Fazit: BeReal öffnet die Tür zum echten Leben

BeReal ermöglicht Nutzenden persönliche Einblicke in das wahre Alltagsleben von Bekannten. Es bleibt abzuwarten, ob sich der Hype um die App aus den USA und Großbritannien in Deutschland fortsetzt.

Während es bisher noch nicht viele verschiedene Möglichkeiten für Unternehmen gibt, Nutzende über die App zu erreichen, kann BeReal als Inspiration verwendet werden. Denn andere Social-Media-Netzwerke beobachten die Entwicklung bereits aufmerksam. So führte Instagram bereits Anfang 2022 ein ähnliches Dual-Kamera-Feature für Storys und Reels ein.

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Titelbild: Tim Robberts / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 23. September 2022, aktualisiert am Mai 09 2023

Themen:

Social-Media-Marketing