Gruppendiskussion: Die qualitative Forschungsmethode erklärt

Zukunft des Marketings in EMEA
Annekatrin Zywietz
Annekatrin Zywietz

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Mithilfe dieser Methode erfassen Sie nicht nur Antworten auf wichtige Fragestellungen. Sie sammeln auch Eindrücke und Erkenntnisse Ihrer Zielgruppe. Erfahren Sie, wie Sie eine Gruppendiskussion durchführen und was Sie beim Ablauf beachten sollten.

Menschen in Gruppendiskussion

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Wann ist eine Gruppendiskussion sinnvoll?

Diese Methode wird vor allem dann eingesetzt, wenn Sie Interesse an gruppenbezogenen Erkenntnissen oder Interaktionen haben. Der Austausch der Teilnehmenden steht dabei im Fokus. Ihre Fragestellung entscheidet schlussendlich darüber, ob Sie diese oder eine andere Methode wählen sollten.

Nicht nur im privaten Rahmen führen wir eine Gruppendiskussion. Die qualitative Forschung nutzt die Methode, um relevante Informationen zu sammeln sowie mehr über die Meinung und das Stimmungsbild einer bestimmten Gruppe zu erfahren, ähnlich wie bei einer Umfrage.

Allerdings wird in der Gruppendiskussion ausschließlich mit offenen Fragen gearbeitet. Auf diese Weise können Sie sicherstellen, dass die Teilnehmer und Teilnehmerinnen genügend Raum für den Austausch haben.

Ein Beispiel für eine Gruppendiskussion ist etwa eine Runde, die sich damit beschäftigt, welche Einstellungen und Vorstellungen die Diskussionsteilnehmenden zu kulturellen, sozialen oder medialen Phänomenen haben – zum Beispiel Preisteuerungen, K-Pop oder 4-Tage-Woche.

Neue Ideen und Ansätze lassen sich in solch einem Umfeld ebenso ergründen. Wenn Sie die richtigen Fragen an die Diskutierenden richten, finden Sie auch heraus, wie sie bestimmte Dinge nutzen und ob sie dabei ein spezifisches Verhaltensmuster zeigen.

Was unterscheidet eine Gruppendiskussion von einem Gruppeninterview?

Bei einem Gruppeninterview werden mehrere Beteiligte gleichzeitig befragt. Im Rahmen einer Gruppendiskussion hingegen beobachten Sie die Interaktion und Diskussion der Teilnehmenden zu einer bestimmten Fragestellung oder Thema. Anders als in einem Interview kann bei einer Diskussion unter mehreren Leuten schnell eine Eigendynamik innerhalb der Gruppe entstehen.

Ablauf: Wie führen Sie eine Gruppendiskussion durch?

Solch eine Diskussion können Sie mit nur wenigen Schritten organisieren, umsetzen und auswerten:

1. Schritt: Entwerfen Sie einen Gesprächsleitfaden

Ihre Gruppendiskussion sollte nicht länger als eine bis anderthalb Stunden sein. Achten Sie darauf, dass die Diskussion von einem Moderator oder einer Moderatorin begleitet wird. Im besten Fall können Sie eine Gruppe von sechs bis zehn Mitgliedern arrangieren.

Ein Leitfaden hilft Ihnen dabei, die Diskussion zu führen und in die richtige Richtung zu lenken. Ihr Plan sollte folgende Fragen beantworten können:

  • Wie gehen Sie mit bestimmten Antworten um?
  • Wie fördern Sie die Diskussion unter den Teilnehmenden?
  • Wie gehen Sie mit der Eigendynamik Ihrer Gruppe um?
  • Welche Fragen wollen Sie stellen?
  • Wie wollen Sie in das Thema einführen?
  • Wann soll die Gesprächsleitung eingreifen?

2. Schritt: Wählen Sie Ihre Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus

Wenn Sie Ihre Zielgruppe gut kennen, sollte es Ihnen nicht schwerfallen, Teilnehmende für Ihre Diskussion zu finden.

Sie können in Ihrem direkten Umfeld auf die Suche gehen, beispielsweise in Ihrer Abteilung oder abteilungsübergreifend in Ihrem Unternehmen, wenn die Meinung von Kolleginnen und Kollegen für Sie relevant ist.

Sie benötigen externe Diskussionsteilnehmende? Dann bitten Sie im Social Web um Unterstützung. Marktforschungsagenturen können Sie außerdem unterstützen.

Seien Sie sich bewusst, dass Sie für die Sammlung und Verarbeitung von Daten vorab das Einverständnis der Beteiligten benötigen. Es reicht aus, zu Beginn der Diskussion eine Einwilligungserklärung unterschreiben zu lassen.

3. Führen Sie die Gruppendiskussion durch

Nehmen Sie die Diskussion mit einem Diktiergerät oder einer Kamera auf. Machen Sie sich zusätzlich Notizen: Wie war die Stimmung der Beteiligten? Wie verhielten sich die einzelnen Teilnehmenden?

Der Moderator oder die Moderatorin bestimmt, wann das Gespräch gestartet und beendet wird. Die Moderationsleitung kann neue Fragen ins Gespräch einführen und bei Bedarf das Gespräch in eine bestimmte Richtung lenken. Dabei sollten die Moderierenden sichergehen, dass sich alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen beteiligen und ihre Meinung äußern.

Beachten Sie bei jeglichen Interventionen jedoch, dass sie die Aussagen der Beteiligten nicht verfälschen. Wenn Ihre Gruppendiskussion zum Beispiel politische oder gesellschaftliche Fragen behandelt, sollten Sie das Gespräch laufen lassen, um Ihre Forschungsfrage wahrheitsgetreu beantworten zu können.

4. Werten Sie die Gruppendiskussion aus

Im letzten Schritt müssen Sie die Ergebnisse der Diskussion analysieren und auswerten. Idealerweise transkribieren Sie Ihre Audio- oder Videoaufzeichnung. Versuchen Sie zumindest, die Antworten der Diskussionsbeteiligten gut zusammenzufassen.

Nutzen Sie beispielsweise eine Auswertungstabelle, mit der Sie die einzelnen Aussagen bestimmten Kategorien zuordnen. Im Anschluss dient Ihnen diese Tabelle als Orientierung für die Zusammenfassung und für die Interpretation der Ergebnisse.

Regeln für Gruppendiskussionen: Worauf sollten Sie achten?

Berücksichtigen Sie die folgenden Punkte und Tipps, um Fehler zu vermeiden und eine erfolgreiche Diskussion durchzuführen:

  • Um eine Gruppendiskussion erfolgreich durchzuführen, gilt es ein paar wichtige Rollen zu besetzen: Eine designierte Person achtet auf die Redezeiten, während die Moderationsleitung die Teilnehmenden durch die Diskussion führt. Teilnehmer und Teilnehmerinnen diskutieren die vorgegebenen Fragen und Themen und weichen nicht allzu sehr davon ab.
  • Individuelle Erfahrungen und Geschichten stehen nicht im Vordergrund. Stattdessen sollten Sie sich auf die Meinung der gesamten Gruppe fokussieren.
  • Der Moderator oder die Moderatorin darf keinen Einfluss auf die Meinung der Beteiligten ausüben.

Gruppendiskussionen: Die Vor- und Nachteile im Überblick

Ist eine Gruppendiskussion die beste Methode für Ihre Marktforschung oder Ihr Forschungsvorhaben? Die folgenden Punkte können Ihnen bei der Entscheidung weiterhelfen:

Vorteile einer Gruppendiskussion

  • Sie können qualitative Daten sammeln.
  • Diese Methode stellt eine alltagsnahe Gesprächssituation gut dar.
  • Teilnehmende diskutieren in der Regel gerne neue Ideen und Themen.
  • Das Besprechen sensibler Themen ist in kleineren Gruppen möglich.

Nachteile einer Gruppendiskussion

  • Sie sind davon abhängig, dass die Gruppe kooperiert und diskutiert.
  • Die Transkription einer Diskussion benötigt viele Ressourcen.
  • Als Moderationsleitung müssen Sie in der Lage sein, die Diskussion zu führen, ohne die Ergebnisse zu verfälschen.
  • Aufgrund von Gruppendynamiken ist es möglich, dass einzelne Teilnehmende gesellschaftskonform und nicht völlig ehrlich antworten.

Fazit: Mit erfolgreichen Gruppendiskussionen gewinnen Sie wichtige Erkenntnisse

Mit der Gruppendiskussion als Methode sind Sie in der Lage, wertvolle Daten für Ihre qualitative Forschung zu gewinnen. Sie erhalten umfassende Informationen über Sachverhalte und Fragestellungen, die Sie von den Teilnehmenden diskutieren lassen. Eine Gruppendiskussion ermöglicht es Ihnen auch, Meinungen und Einstellungen Ihrer Zielgruppe zu ermitteln – ein standardisierter Fragebogen bringt selten so nuancierte Antworten.

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Titelbild: MoMo Productions / iStock / Getty Images Plus

Themen: Marktforschung

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