„War stets bemüht“ oder „zeigte reges Interesse“ – mit diesen Formulierungen im Praktikumszeugnis können Sie keine Arbeitgebenden von sich überzeugen. Erfahren Sie in diesem Artikel, was in die Praktikumsbeurteilung gehört und wie Sie ein Praktikumszeugnis schreiben. Außerdem verraten wir Ihnen, hinter welchen Formulierungen sich negative Aussagen verstecken.

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Einfaches Praktikumszeugnis

Ein einfaches Praktikumszeugnis beinhaltet knappe Informationen wie den Zeitraum, in dem Sie das Praktikum absolviert haben, und Ihre dortigen Aufgaben und Arbeitsbereiche.

Qualifiziertes Praktikumszeugnis

Neben den sachlichen Fakten enthält ein qualifiziertes Praktikumszeugnis zudem eine Bewertung Ihrer Kompetenzen, Ihres Engagements und Sozialverhaltens.

Aber nicht jeder Praktikant und jede Praktikantin hat Anspruch auf ein Zeugnis: Laut § 109 der Gewerbeordnung (GewO) ist die Ausstellung vom Praktikumszeugnis Pflicht, sofern Sie ein freiwilliges Praktikum absolvieren. Dann gelten Sie als Arbeitnehmerin und Ihr Vorgesetzter muss Ihnen ein einfaches Praktikumszeugnis oder auf Wunsch ein qualifiziertes Praktikumszeugnis ausstellen.

Bei einem Pflichtpraktikum als Studentin oder Schüler besteht kein rechtlicher Anspruch auf eine Beurteilung. Dennoch sollten Sie frühzeitig, also vier bis sechs Wochen vor Praktikumsende, den Wunsch nach einem qualifizierten Praktikumszeugnis bei Ihrer Vorgesetzten signalisieren. So haben Sie den Nachweis rechtzeitig für Ihre Bewerbungsunterlagen in der Hand.

Was muss in einem Praktikumszeugnis stehen?

Sowohl Aufbau und Inhalt einer Praktikumsbeurteilung ähneln einem klassischen Arbeitszeugnis. Die Beurteilung erfolgt schriftlich auf offiziellem Briefkopf mit Unterschrift des Vorgesetzten und enthält neben den Stammdaten eine Auflistung sämtlicher Tätigkeitsbereiche inklusive der Bewertung von Hard und Soft Skills und eine Schlussformel.

Hier noch einmal alle Angaben im Überblick:

Stammdaten

  • Briefkopf des Arbeitgebers auf Firmenpapier
  • Überschrift „Praktikumszeugnis
  • Name und Adresse der Praktikantin
  • Art des Praktikums (z. B. freiwilliges Praktikum)
  • Dauer des Praktikums

Tätigkeit, Hard und Soft Skills

  • Aufgaben- und Tätigkeitsbereiche
  • Spezielle Aufgaben und herausragende Erfolge
  • Fachkenntnisse und Arbeitsweise
  • Auffassungsgabe und Engagement
  • Beurteilung von Leistung
  • Beurteilung von Sozialverhalten
  • Verhalten zu Vorgesetzten und Team
  • Verhalten zu Kundschaft und Geschäftspartnern

Schlussformel

  • Zukunftswünsche
  • Ort, Datum, Unterschrift
  • Firmenstempel

Eine Beurteilung von Leistung und Verhalten ist nur dann eine Pflichtangabe, wenn Ihr Vorgesetzter Ihnen auf Wunsch ein qualifiziertes Praktikumszeugnis schreiben soll.

Wie lang sollte ein Praktikumszeugnis sein?

Grundsätzlich gibt es keine rechtliche Vorgabe, wie lang ein Praktikumszeugnis sein sollte. Je nach Art und Umfang des Praktikums sowie der erlernten Aufgaben und ausgeübten Tätigkeitsbereiche kann die Beurteilung kürzer oder länger ausfallen. Ein qualifiziertes Praktikumszeugnis ist mindestens eine, maximal zwei Seiten lang.

Die richtigen Formulierungen im Praktikumszeugnis

Formulierungen im Praktikumszeugnis müssen verständlich sein. Des Weiteren klingen aktive Formulierungen in einer Beurteilung positiver als passiver Wortlaut. Ein Beispiel: „Herr Musterperson erledigte die Aufgaben, die ihm zugeteilt wurden“ klingt nicht gerade nach hohem Engagement oder Eigeninitiative, sondern eher nach „Herr Musterperson erledigte ausschließlich die Aufgaben, die ihm zugeteilt wurden und nichts anderes“.

Auch bei der Formulierung eines Praktikumszeugnisses gilt § 109 der GewO: „Es darf keine Merkmale oder Formulierungen enthalten, die den Zweck haben, eine andere als aus der äußeren Form oder aus dem Wortlaut ersichtliche Aussage über den Arbeitnehmer zu treffen.“

Da also keine direkten, negativen Formulierungen erlaubt sind, werden diese Aussagen gerne mit Geheimcodes zwischen den Zeilen versteckt, ähnlich wie wenn Ihnen ein qualifiziertes Arbeitszeugnis ausgestellt wird.

Negative Formulierungen im Praktikumszeugnis sind beispielsweise:

  • „war stets bemüht“ (gemeint: war eigentlich unfähig und musste sich deshalb bemühen)
  • „zeigte Interesse an der Arbeit“ (gemeint: hat alles gemacht, nur nicht gearbeitet)
  • kam mit Vorgesetzten gut zurecht“ (gemeint: ist ein Ja-Sager und passt sich an)
  • „war umgänglich und kontaktbereit“ (gemeint: war unbeliebt)
  • „alles Gute und Gesundheit“ (gemeint: aufgepasst, die Person ist oft krank)
  • „für die Zukunft alles Gute, besonders Erfolg“ (gemeint: hatte hier keinen Erfolg)

Zum besseren Verständnis können Sie die Aussagen im Praktikumszeugnis mit Schulnoten vergleichen, wobei die Formulierung „stets zur vollsten Zufriedenheit“ für die Note 1 (sehr gut) und die Ausführung „hat sich bemüht“ die Note 6 (ungenügend) stehen.

Da es aber nicht üblich ist, Noten in einer Praktikumsbeurteilung zu vergeben, kommen zur positiven Leistungsbewertung bestimmte Adjektive (z. B. hervorragend, hoch, überdurchschnittlich oder exzellent) und Adverbien (z. B. stets, immer, jederzeit oder sehr) zum Einsatz. Dagegen sind Wortlaute wie „häufig“, „in der Regel“ und „zumeist“ eine negative Aussage.

Praktikumszeugnis schreiben: Muster und Vorlage

Ein Praktikumszeugnis zu schreiben kostet Zeit, die Vorgesetzte selten haben. Daher kommt es in vielen Unternehmen durchaus vor, dass Praktikantinnen und Praktikanten ihr Zeugnis selbst vorformulieren. Generell spricht nichts dagegen, jedoch stehen die Vorgesetzten mit der Unterschrift für die Beurteilung gerade. Deswegen sollten Sie das Praktikumszeugnis gründlich lesen, bevor Sie es unterschreiben.

Sind Sie auf der Suche nach einer Vorlage für ein Praktikumszeugnis, gibt es zahlreiche Muster im Internet. Nachfolgend finden Sie eine Vorlage für die Praktikumsbeurteilung:

PRAKTIKUMSZEUGNIS

Herr/Frau Musterperson, geboren am …., wohnhaft in …., absolvierte in dem Zeitraum vom …. bis …. ein freiwilliges Praktikum in unserem Unternehmen.

Wir sind ein kleiner/mittelständischer Betrieb aus der …. Branche. Unser Schwerpunkt liegt auf ... (Kurzbeschreibung des Unternehmens).

Herr/Frau Mustermann war als Praktikant/in im Bereich/in der Abteilung …. eingesetzt. Er/Sie erhielt einen Einblick in die Tätigkeit als …. Anfangs wurde er/sie mit den relevanten Aufgaben der Abteilung vertraut gemacht und in diesem Bereich unterrichtet. Die nachfolgenden Aufgaben wurden ihm/ihr innerhalb des Praktikums übertragen:

…. (Kurze Auflistung inkl. Aufgabenbeschreibung z. B. Ablage von Akten, Beteiligung an Kundengesprächen, Erstellen von Schreiben, telefonischer Kundenservice etc.)

Hierbei lernte er/sie …. (z. B.: die Einpflege und Verwaltung von Kundendaten in Datenbanken, kompetenten Umgang mit Kunden im persönlichen Gespräch und am Telefon, das professionelle Verfassen von Rechnungen etc.)

Wir wünschen Herr/Frau Mustermann für seinen/ihren weiteren beruflichen Werdegang alles Gute.

…., den …. (Ort und Datum)

…. (Unterschrift Vorgesetzter und Firmenstempel)

Passen Sie die Formulierungen an die oben genannten Regeln an – achten Sie dabei darauf, dass Sie keine negativen Punkte explizit nennen dürfen.

Fazit: Mit der richtigen Praktikumsbeurteilung zum Traumjob

Anders als ein Zwischenzeugnis, das Ihre Leistung im laufenden Betrieb beurteilt, ist ein Praktikumszeugnis zeitlich an das Ende des Praktikums gebunden und wird deshalb von vielen Unternehmen quasi vorausgesetzt, wenn Sie ein Praktikum absolviert haben.

Ein gutes Praktikumszeugnis kann die Türen für die Zukunft oder sogar zum Traumjob öffnen. Gleichzeitig können sich potenzielle Arbeitgebende mithilfe der Beurteilung ein Bild von Ihren Fähigkeiten und Ihrer Persönlichkeit machen.

Je aussagekräftiger eine Praktikumsbeurteilung ist, desto wertvoller ist das Zeugnis für Ihre Bewerbungsunterlagen. Daher sollten Sie frühzeitig den Wunsch nach einem qualifizierten Praktikumszeugnis bei Ihrem Vorgesetzten äußern und Inhalt und Formulierungen auf Richtigkeit überprüfen.

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Titelbild: insta_photos / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 29. November 2022, aktualisiert am Januar 20 2023

Themen:

Arbeitszeugnis