Selbsteinschätzung: Wie gut kennen Sie sich selbst?

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Ben Harmanus
Ben Harmanus

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Mehr oder weniger regelmäßig, gerne als Vorbereitung eines Mitarbeitergesprächs, bitten Vorgesetzte darum, eine Selbsteinschätzung zu schreiben. Falls Sie auch schon in der Situation waren, haben Sie bei der Gelegenheit vermutlich festgestellt: Eine wirklichkeitsnahe Selbsteinschätzung zu formulieren, ist nicht unbedingt leicht.

Mann guckt in Spiegel für Selbsteinschätzung

Für Ihr berufliches und persönliches Fortkommen kann sie jedoch ausgesprochen hilfreich sein. Wie Sie vorgehen können, damit Ihre Selbstbewertung gelingt, erklären wir im folgenden Blogbeitrag.

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Warum ist Selbsteinschätzung wichtig?

Eine realistische Selbsteinschätzung kann Ihnen bei der Verfolgung Ihrer Karriere weiterhelfen. Sie klärt die Sicht auf die eigenen Fähigkeiten und gibt Ihren Vorgesetzten wichtige Hinweise auf Ihre förderungsfähigen Kompetenzen.

Im Rahmen eines Mitarbeitergesprächs ist die Selbsteinschätzung so beliebt wie lohnenswert. Sowohl für Vorgesetzte als auch für Angestellte ergibt sich dabei die Chance, das Selbst- und Fremdbild miteinander abzugleichen. Eine faire Leistungsbeurteilung ist das Ziel.

Auch als Vorbereitung für ein Vorstellungsgespräch sollten Sie sich über Ihre Fähigkeiten und Eigenschaften Gedanken machen, und zwar in beide Richtungen. Ist doch beim Vorstellungsgespräch schon fast jeder bzw. jede einmal nach seinen Stärken und Schwächen gefragt worden.

Eine realistische Selbsteinschätzung lebt von der Ehrlichkeit der Verfassenden sich selbst gegenüber. Wenn Sie ohne Schnörkel und Floskeln beschreiben, wie Sie Ihre Leistungen und Kompetenzen einschätzen, kann dieses für Sie selbst eine wichtige Standortbestimmung sein. Auf dieser Basis ist es Ihnen möglich, Ihre eigenen Potenziale und Chancen besser zu erkennen und zu nutzen.

Was gehört in eine Selbsteinschätzung?

Die Selbsteinschätzung kann in Form eines Fragebogens erfolgen oder aber als Fließtext verlangt werden. Zusammengefasst beantwortet eine Selbsteinschätzung Fragen nach Erfolgen und Leistungen, Verbesserungspotenzialen und Entwicklungsvorhaben. Alle Punkte sollten durch konkrete Beispiele belegt werden.

Wenn Sie aufgefordert werden, einen Fließtext zu schreiben, sollten einige Inhalte nicht fehlen. Das gehört in die Selbsteinschätzung:

  1. Stellen Sie Ihre Leistungen und Erfolge sachlich heraus, ohne zu viel Eigenlob zu äußern. Belegen Sie alles durch Beispiele.
  2. Präsentieren Sie Ihre Stärken und Kompetenzen objektiv und nüchtern. Geben Sie konkrete Beispiele aus dem beruflichen Kontext.
  3. Benennen Sie Verbesserungspotenziale, die Sie bei sich selbst sehen. Hier nennen Sie Schwächen, an denen Sie arbeiten möchten.
  4. Begründen Sie Ihren Bedarf und die Richtung hinsichtlich Ihrer Weiterbildung.
  5. Schlagen Sie Perspektiven und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten vor.

Bei der Formulierung der Selbstbeurteilung sollten Sie mit Fingerspitzengefühl vorgehen. Zwar möchten Sie Ihr Gegenüber von sich überzeugen, gleichzeitig darf Ihre Überzeugungskraft aber nicht in Selbstmarketing ohne Substanz abgleiten. Das Motto ist also: Angeben und Hochstapelei sind genauso fehl am Platz wie Tiefstapelei und das Kleinreden eigener Erfolge.

Selbsteinschätzung der Arbeitsleistung: So geht‘s

Viele Arbeitnehmende sind unangenehm berührt, wenn die Chefin ihnen aufträgt, eine realistische Selbsteinschätzung zu ihrer Arbeitsleistung zu schreiben. Tatsächlich ist die Selbsteinschätzung aber kein Delegieren lästiger Aufgaben, sondern ein brauchbares Instrument zur Mitarbeiterführung. Warum ist das so?

Die Selbsteinschätzung der Arbeitsleistung stellt für viele Chefinnen und Chefs einen wichtigen Ausgangspunkt für ihre Leistungsbeurteilung dar. Da Vorgesetzte oft für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich sind, kann die Selbsteinschätzung wichtige Erkenntnisse zu Leistungen und Kompetenzen liefern, die vom Chef sonst schlicht übersehen werden.

Wichtig ist, dass Sie eine Selbsteinschätzung möglichst nur auf Aufforderung durch Ihren Chef beibringen, denn die Gestaltung des Feedbackgesprächs liegt in der Verantwortung der Vorgesetzten. Einige typische Fragen zur Selbsteinschätzung haben wir für Sie gesammelt.

Fragen zur Selbsteinschätzung: Das ist der Standard

Eine Selbsteinschätzung kann Ihnen dabei helfen, die eigene Leistung und den eigenen beruflichen Standort im Laufe der Zeit zu reflektieren und selbst zu bewerten. Auch stellt sie eine Art Statusbericht Ihrer Aufgaben und deren Bewältigung dar. Ausgehend davon können Sie Szenarien entwickeln, in welchen Bereichen Sie sich weiterentwickeln möchten und wie Ihr Arbeitgeber Sie dabei unterstützen könnte. Neben persönlichen Angaben gehören Fragen zur Stelle, Leistungen und der beruflichen Entwicklung zum Fragebogen-Standard:

Beispielfragen zur Stelle

  • Wie würden Sie Ihre Hauptaufgaben beschreiben?
  • Haben sich Ihre Verantwortlichkeiten im Laufe der Zeit verändert?
  • Gibt es etwas, das Sie mit Blick auf Ihre Arbeit gerne ändern würden?
  • Was könnten Ihre Vorgesetzte tun, um Ihnen zu einer erfolgreicheren Arbeit zu verhelfen?
  • Welches Feedback haben Sie, um den Workflow zu verbessern?

Fragen zu Leistungen und Erfolgen

  • Was waren Ihre wichtigsten Erfolge (Projekte, Fähigkeiten, Aufgaben)?
  • Inwieweit stehen diese Erfolge im Zusammenhang mit Ihren Zielen und Hauptverantwortlichkeiten?
  • Welche Schritte haben Sie unternommen, um Ihrer Verantwortung gerecht zu werden?
  • Welches Ziel konnten Sie nicht erreichen? Woran lag das?
  • Was hätten Sie besser machen können?
  • Was sind Ihre Hauptstärken?
  • Wo sehen Sie Potenzial?

Fragen zur beruflichen Entwicklung

  • Welche Weiterbildungen haben Sie besucht?
  • Welche Schulungen würden helfen, damit sich Ihre Arbeitsleistung noch weiter verbessert?
  • Benötigen Sie zusätzliche Ressourcen?
  • Wie kann Ihr Vorgesetzter Sie dabei unterstützen, effektiver zu arbeiten?

Vorteile der Selbsteinschätzung: Das sind die Pluspunkte

Die Vorzüge einer gesunden, realistischen Selbsteinschätzung liegen auf mehreren Ebenen. Als Vorgesetzte erleichtert die Selbsteinschätzung Ihnen die Beurteilung der Arbeitsleistung von Mitarbeitenden und zeigt mögliche Einsatzpotenziale.

Als Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterin wiederum, der bzw. die die Selbsteinschätzung verfasst, liegt der Gewinn in der genauen Kenntnis der eigenen Person. Diese kann Ihnen im Business-Alltag wie auch privat zugutekommen. Weitere Vorteile einer Selbsteinschätzung sind:

  • Sie können die Gründe für Erfolge und Misserfolge besser einordnen und reagieren.
  • Sie verstehen, welche Arbeitsweisen und Optionen für Sie am besten funktionieren. Das gibt Selbstbewusstsein.
  • Sie erkennen den Wert Ihrer Leistungen und verbessern Ihre Effektivität. Ein Plus an Selbstwertgefühl winkt auch hier.
  • Sie können Ihre Stärken gezielt einsetzen.
  • Ihre Schwächen können Sie frühzeitig einplanen und ausgleichen.
  • Im Umgang mit Kolleginnen und Vorgesetzten können Sie sich besser positionieren und, wo nötig, für sich einstehen.

Fazit: Jede Selbsteinschätzung bringt einen Erkenntnisgewinn

Egal ob Fragebogen oder Fließtext – die Selbsteinschätzung ist eine probate Methode zur Standortbestimmung. Wenn Sie eine Selbstbewertung verfassen, gewinnen Sie während des Prozesses einiges an Wissen über sich selbst.

Dieses Wissen können Sie im persönlichen wie beruflichen Kontext nutzen. Als vorgesetzte Person erleichtert Ihnen die Selbsteinschätzung der Mitarbeitenden die Leistungsbeurteilung sowie Einsatzoptionen. Das Wichtigste dabei: Bleiben Sie realistisch und ehrlich.

Zukunft der Produktivität

Titelbild: Maskottchen / iStock / Getty Images Plus

Themen: Karriere

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