Sie lieben es zu arbeiten und verzichten dafür regelmäßig auf Ihren Feierabend oder auf Zeit mit Familie und Freunden? Dieses Verhaltensmuster könnte darauf hinweisen, dass Sie ein Workaholic sind. Wenn Sie nur beim Arbeiten Zufriedenheit spüren, leiden Sie womöglich an einer Arbeitssucht. Was Sie dagegen tun können und wie Sie herausfinden, ob Ihr Arbeitsumfang problematisch ist, zeigen wir Ihnen im folgenden Beitrag.
Was ist ein Workaholic?
Der Begriff Workaholic setzt sich aus den englischen Begriffen „work“ und „alcoholic“ zusammen. Im Deutschen bedeutet er so viel wie Arbeitssucht. Ein Workaholic ist ein Mensch, der süchtig nach Arbeit ist und sich über diese definiert, um sein Selbstbewusstsein und -wertgefühl zu stärken.
Workaholics sind nicht dazu in der Lage, mit dem Arbeiten aufzuhören. Diese Menschen denken selbst auf dem Weg zur Arbeit und während ihrer Freizeit über arbeitsrelevante Themen und Probleme nach.
Mithilfe moderner Kommunikationstechnik wie Smartphone oder Tablet sind sie auch im Urlaub nur einen Klick davon entfernt. Dieses Verhalten führt zunächst zu einer Überlastung und kann sich auf Dauer negativ auf die eigene Gesundheit auswirken.
Wie entsteht Arbeitssucht?
Es gibt mehrere Ursachen dafür, warum Menschen zu Workaholics werden. An erster Stelle steht das angenehme Gefühl, etwas zu leisten, damit erfolgreich zu sein und Anerkennung zu erhalten. Wenn Menschen lernen, dass sie mit ihrer Arbeit Respekt und Wertschätzung von ihren Kolleginnen und Kollegen erhalten, geben sie ihrer Tätigkeit immer mehr Raum in ihrem Leben. Aus der Arbeitsliebe kann dann eine Arbeitssucht entstehen.
Weitere Faktoren, die einen Menschen zum Workaholic werden lassen, sind:
1. Unsere auf Leistung ausgerichtete Gesellschaft
Sie haben von Kindesbeinen an gelernt, dass Sie für bestimmte Tätigkeiten und Errungenschaften sowohl Lob als auch Anerkennung erhalten. Bereits ab dem Kindergarten sieht unser Ausbildungssystem das ständige Lernen und Erklimmen weiterer Entwicklungsstufen vor.
Der gesellschaftliche Mythos, erst für viel geleistete Arbeit Wertschätzung verdient zu haben, zieht sich über die Schule und die Ausbildung bis in das Arbeitsleben hinein.
2. Die Medienberichterstattung über Erfolg
Bilder von Erfolgen im Social Web sowie in Zeitungen und Magazinen suggerieren: Wer Leistung zeigt, wird bewundert und scheint alles im Leben richtig zu machen.
Die Menge an Impressionen – häufig mehr inszeniert als authentisch – erzeugt in Ihnen die Vorstellung, dass Sie in dieser medialen Welt nur mithilfe von Erfolgen bestehen können. Erfolgreich sein, bedeutet dabei nicht, ein ausgeglichenes Sozialleben zu führen, sondern einen hohen Stellenwert in der Arbeitswelt zu besitzen.
3. Das Verschwimmen von Privat- und Arbeitswelt im Home-Office
Im mittlerweile weit verbreiteten Home-Office wird die Trennungslinie zwischen Job und Freizeit immer dünner und Work-Life-Blending wird zur Regel. Dann wird die eine E-Mail noch schnell verschickt und das Projekt noch kurz zu Ende besprochen, obwohl Sie eigentlich schon frei haben.
Das Abschalten, das pünktlich zu Feierabend normalerweise beginnen sollte, kann zunehmend schwerer fallen. Auch diese Problematik der sich räumlich überschneidenden Lebensbereiche kann dazu beitragen, zum Workaholic zu werden.
Um Arbeitssucht zu bekämpfen und eine Behandlung in Angriff zu nehmen, ist es wichtig, sich dieser Ursachen bewusst zu werden.
Wie erkennt man Arbeitssucht?
Ein wesentliches Merkmal dieser Sucht ist der Kontrollverlust: Als Workaholic fehlt Ihnen die Fähigkeit, das gesunde Maß von Arbeitsumfang und -dauer zu erfassen. Sobald Sie die Arbeit unterbrechen, verspüren Sie womöglich Angst sowie Unruhe oder bekommen sogar Schweißausbrüche. Ob Sie ein Workaholic sind, erkennen Sie außerdem an folgenden Symptomen und Verhaltensweisen:
1. Arbeit ist Ihr Dreh- und Angelpunkt
Ihre Gedanken und die Gespräche, die Sie mit anderen Menschen führen, drehen sich nur noch um arbeitsrelevante Themen. Wenn Sie im Privatleben Schwierigkeiten haben, flüchten Sie sich in Ihre Arbeit.
2. Ihre Toleranz gegenüber hohem Workload wächst
Wie bei einer Drogenabhängigkeit entwickeln Workaholics eine Toleranz gegenüber einer hohen Auslastung: Als arbeitssüchtige Personen spüren sie nur Zufriedenheit, wenn sie immer mehr leisten. Neue Arbeitsziele müssen größer und anspruchsvoller sein als die vorherigen. Dabei erkennen sie nicht, dass der gesunde Arbeitsumfang schon längst überschritten ist.
3. Sie leugnen die Arbeitssucht
Sie wissen, dass Ihr Alltag fast ausschließlich durch Ihre Arbeit gefüllt ist. Dennoch reagieren Sie gereizt, wenn Sie darauf angesprochen werden – und verneinen das Problem.
Sie treten zunehmend mit einer abwehrenden Haltung gegenüber Kolleginnen und Kollegen sowie Ihrer Familie auf. Das kann dazu führen, dass Sie sich immer mehr zurückziehen und den Anschluss zu Ihren Mitmenschen verlieren.
Welche Folgen kann Arbeitssucht haben?
Zu Beginn ist für Betroffene die eigene Tätigkeit noch eine Quelle der Energie und Inspiration. Mit der Zeit nehmen diese Effekte allerdings ab und verkehren sich ins Gegenteil. Im schlimmsten Fall kann ein Burnout die Folge sein.
Bei einer Arbeitssucht treten häufig folgende Beschwerden auf:
- Sie verspüren Erschöpfungsgefühle.
- Sie fühlen sich antriebslos, traurig oder innerlich leer.
- Sie leiden unter Kopf- und Rückenschmerzen.
- Sie schlafen schlecht.
- Sie erleiden Angstgefühle und wissen nicht, woher diese kommen.
Neben diesen Anzeichen haben Sie als arbeitssüchtige Person ein erhöhtes Risiko, an Schlaganfällen oder Herzinfarkten zu erkranken. Außerdem drücken sich Herz-Kreislauf-Probleme durch Arteriosklerose, Bluthochdruck sowie Herzrhythmusstörungen aus.
Machen Sie den Test: Sind Sie ein Workaholic?
Wenn Ihr Leben nur noch aus Arbeit besteht und Sie sowohl körperliche als auch psychische Beschwerden aufweisen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie an Arbeitssucht leiden.
Folgende Fragen helfen Ihnen bei der genaueren Einschätzung:
- Hat Ihre Arbeit negative oder gesundheitliche Auswirkungen auf Ihr Leben?
- Fehlt Ihnen die Zeit für Hobbys oder Freizeitaktivitäten?
- Fühlen Sie sich gestresst, wenn Sie nicht die Möglichkeit haben zu arbeiten?
- Lenken Sie sich mit der Arbeit von Ängsten, Depression oder Schuldgefühlen ab?
- Versuchen Sie, Zeit aus Ihrem Tag herauszuholen, um noch mehr zu leisten?
- Haben Sie auch Ihr Privatleben ganz auf Ihre berufliche Tätigkeit ausgelegt?
- Verspüren Sie Freude und Genuss nur, wenn Sie arbeiten?
- Fällt es Ihnen immer schwerer, sich von Ihrer Arbeit zu lösen?
Haben Sie die meisten Fragen mit Ja beantwortet, kann es gut sein, dass Sie arbeitssüchtig sind. Doch vergessen Sie hierbei nicht: Für eine professionelle Diagnose ist die Einschätzung einer Ärztin oder eines Therapeuten entscheidend.
Welche Möglichkeiten zur Behandlung von Arbeitssucht gibt es?
Für die Behandlung von Workaholics gibt es keine spezifische Methode. Als bisher gut erforschter Ansatz gilt die kognitive Verhaltenstherapie, die stoffgebundene Abhängigkeiten bekämpft.
Ein Therapieziel kann beispielsweise darin bestehen, den inneren Drang nach Mehrarbeit zu reduzieren. Sie lernen, Ihr Verhalten neu zu bewerten, zu hinterfragen und eine Strategie zu entwickeln, um realistische und gesunde Ansprüche an Ihren Workload zu stellen.
Im Folgenden nennen wir Ihnen noch Tipps, die Sie präventiv gegen Arbeitssucht verwenden können:
- Lernen Sie, Nein zu sagen und im Team zu arbeiten. Sie müssen nicht alle Aufgaben alleine lösen. Es kann ebenso erfüllend sein, gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen Erfolge zu erzielen.
- Verschieben Sie To-dos auf den nächsten Arbeitstag, wenn es zu viele werden. Sie müssen nicht alles sofort abfertigen. Mit einem Arbeitsplan behalten Sie Ihre Deadlines im Blick und gestalten Ihren Arbeitstag stressfreier.
- Teilen Sie Ihren Tag bewusst in Arbeits- und Privatleben ein und nehmen Sie keine liegengebliebene Arbeit mit nach Hause. Im Home-Office können Sie Ihre Arbeitsmaterialien zum Feierabend in einem Schrank oder dafür vorgesehenen Schubladen verstauen. So erzeugen Sie den nötigen räumlichen Abstand.
- Entwickeln Sie feste Strukturen für Ihren Tag. Sie sollten sich darüber bewusst werden, welche positive Rolle eine klare Zeiteinteilung und eindeutige Trennlinien für Ihr Wohlbefinden spielen.
Fazit: Nehmen Sie Arbeitssucht ernst
Achten Sie darauf, dass Ihr Leben über eine ausgewogene Work-Life-Balance verfügt. Damit geht es Ihnen nicht nur gegenwärtig besser, sondern Sie schützen sich auch vor einem langfristigen Workaholic-Dasein.
Sollten Sie feststellen, dass Sie zahlreiche Beschwerden haben, ist es besser, eine ärztliche oder psychologische Beratung sowie Betreuung in Anspruch zu nehmen. Wenn Sie glauben, sich in den anfänglichen Stadien dieser Sucht zu befinden, müssen Sie sich allerdings nicht sofort professionelle Unterstützung suchen.
Häufig ist schon der erste Schritt getan, wenn Sie sich Ihrer Lage bewusst werden und das Problem beim Namen nennen. Reden Sie auch mit engen Vertrauten, die Ihnen eine Perspektive von außen geben können, und versuchen Sie zu vermeiden, dass Ihre Arbeit die Oberhand gewinnt.
Grundsätzlich gilt: Mit Arbeitssucht ist nicht zu spaßen. Handeln Sie frühzeitig, bevor Sie ernsthafte körperliche und mentale Einschränkungen davontragen.
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