„Houston, wir haben ein Problem!“ – Dieses Zitat aus dem Film Apollo 13 kennen Sie sicherlich. Die Meldung steht sinnbildlich für eine Situation, die ziemlich vertrackt, scheinbar unlösbar und damit lebensgefährlich ist. Derartige Umstände gibt es immer wieder, auch in Ihrem Berufsleben. Wenden Sie dann die FORDEC-Methode an.
Was ist die FORDEC-Methode?
Hinter FORDEC, auch FOR-DEC geschrieben, steckt ein sechsstufiges Schema, mit dem Sie schwere Entscheidungen leichter treffen können, indem Sie schrittweise vorgehen. Entwickelt wurde die FORDEC-Methode für Piloten und Pilotinnen, um gefährliche Situationen zu lösen. Mittlerweile kommt sie in verschiedenen Bereichen zum Einsatz, unter anderem im Projektmanagement.
Was bedeutet die Abkürzung FORDEC?
Das Akronym FORDEC steht ausgeschrieben für die englischen Begriffe
- Facts (Fakten)
- Options (Optionen)
- Risks & Benefits (Risiken und Vorteile)
- Decision (Entscheidung)
- Execution (Handlung)
- Check (Prüfung)
Mit diesen Punkten erinnert FORDEC an die SWOT-Analyse, mit der Sie die Stärken (im Englischen Strengths), Schwächen (Weaknesses), Möglichkeiten (Opportunities) und Risiken (Threats) eines Vorhabens durchleuchten.
Wie wendet man das FORDEC-Schema an?
Kommen Sie in eine Situation, in der Sie eine Entscheidung treffen müssen, können Sie die FORDEC-Methode umsetzen. Um Ihren Entscheidungsprozess zu erleichtern, gibt es sechs Schritte, wobei Sie zwischen Schritt drei und vier eine kurze Pause einlegen sollten. Um das zu verdeutlichen, hat sich die Schreibweise FOR-DEC etabliert.
Das sind die Phasen, die Sie beim FOR-DEC- bzw. FORDEC-Schema durchlaufen:
Phase 1: F wie Fakten
Treffen Sie Entscheidungen nicht aus dem Bauch heraus, sondern sammeln Sie zuerst so viele Fakten und Informationen wie möglich. Gehen Sie dabei ganz nüchtern und unvoreingenommen vor.
Phase 2: O wie Options
Auf Basis der vorliegenden Daten müssen Sie Handlungsoptionen ableiten. Spielen Sie durch, welche Möglichkeiten es gibt, um beispielsweise eine kritische Situation zu lösen. Konzentrieren Sie sich bei Ihren Optionen nicht nur auf das Naheliegende und Offensichtliche, sondern beziehen Sie auch andere Lösungen mit ein.
Phase 3: R wie Risks & Benefits
Gehen Sie alle Handlungsoptionen durch und durchleuchten Sie diese genauer. Fragen Sie sich, welche Risiken und Vorteile sich daraus unter Umständen ergeben. Und welche Chancen oder Nachteile könnten nachgelagert noch entstehen?
Phase 4: D wie Decision
Legen Sie sich nach den Phasen eins bis drei eine kurze Pause ein. Gehen Sie alle Fakten, Optionen sowie die Risiken und Vorteile mehrfach durch. Dann gilt es, eine Entscheidung zu treffen. Im Idealfall führen Sie die Entscheidungsfindung mit mehreren Personen durch, um sich abzusichern.
Phase 5: E wie Execution
Halten Sie fest, was zu tun ist, um Ihre Entscheidung durchzuführen. Und dann geht es schnellstmöglich an die Ausführung. In vielen Situationen, zum Beispiel in der Luftfahrt, geht es nicht darum, wie Sie zur Lösung kommen, sondern dass es ein schnelles Ergebnis gibt.
Phase 6: C wie Check
Kontrollieren Sie möglichst schnell, ob Ihre Entscheidung das Ergebnis gebracht hat, das Sie sich erhofft haben. Wenn Sie nicht „auf Kurs“ sind, müssen Sie nachjustieren. Hier kann es helfen, die Fakten nochmals heranzuziehen sowie die Risiken und Chancen neu zu betrachten.
Beispiele, bei denen Sie FORDEC anwenden können
Wie bereits erwähnt, stammt die FORDEC-Methode aus der Luftfahrt. Sie wird hier angewendet, um Piloten und Pilotinnen zu helfen, wichtige und kritische Entscheidungen zu treffen. Das Schema zur Entscheidungsfindung können diese alleine oder im Team durchgehen, zum Beispiel mit Copiloten und Copilotinnen oder zusammen mit der Boden-Crew über Funk.
Ebenso lässt sich FORDEC auf zahlreiche andere Bereiche übertragen. Müssen Sie beispielsweise eine neue Unternehmenssoftware einkaufen, ein IT-Problem lösen oder eine Geschäftsstrategie entwickeln, können Sie sich an den sechs Schritten des FORDEC-Schemas entlang hangeln.
Was sind die Vorteile und Nachteile von FOR-DEC?
Haben Sie Zeitdruck oder wird eine Situation gar lebensbedrohlich, kommt gerne Hektik auf. Das vernebelt die Sicht und trübt die Entscheidungsfindung. Wenn Sie die FORDEC-Methode anwenden, müssen Sie der Struktur folgen. Diese Struktur hilft Ihnen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sachlich zu bleiben.
Aus dieser nüchternen Basis können Sie rationale Handlungsoptionen ableiten. Das ist ein großer Vorteil des FORDEC-Schemas – doch auch der größte Nachteil. Denn das Sammeln von Informationen, das Abwägen der Risiken und Stärken, das Austarieren der Optionen und das Fällen der (vermeintlich) richtigen Entscheidung kosten Zeit. Zeit, die Sie in einer kritischen Situation eventuell nicht haben. Gerade Piloten und Pilotinnen müssen manchmal innerhalb weniger Sekunden über Leben und Tod entscheiden.
Fazit: Lohnt sich FORDEC?
Die einfache Antwort lautet: Ja. gerade, wenn Sie häufig unter Zeitdruck wichtige Entscheidungen treffen müssen. Denn selbst wenn Sie manchmal nicht die Zeit haben, alles im Detail zu bedenken und alle Schritte des Schemas ohne Druck durchzugehen, sollten Sie sich mit der FORDEC-Methode beschäftigen.
Zum einen hilft sie Ihnen, Entscheidungen auf der Grundlage von Fakten und klaren Abwägungen zu treffen. Zum anderen verinnerlichen Sie mit der Zeit die Abläufe. Das kann Ihnen in stressigen Situationen helfen, die Entscheidungsfindung zu beschleunigen.
Probieren Sie es einfach mal aus: Stellen Sie sich vor, Sie wären einer der Astronauten an Board der Apollo 13 im Jahr 1970 in einer scheinbar ausweglosen Situation. Mit FORDEC gelingt es Ihnen hoffentlich, einen klaren Kopf zu behalten und eine gute Lösung zu finden.
Titelbild: Gabrielle Henderson / Unsplash