Die Corona-Pandemie hat zu zahlreichen Herausforderungen und Umbrüchen geführt. Immer mehr Unternehmen und Führungskräfte befassen sich seitdem intensiv mit dem Thema „Führen auf Distanz“ bzw. „Remote Leadership“. Was genau sich hinter diesen Begrifflichkeiten verbirgt und wie das Konzept funktionieren kann, erfahren Sie hier.
Was ist Remote Leadership?
Remote Leadership, auch Distance Leadership oder Virtual Leadership genannt, ist eine englische Bezeichnung für eine besondere Form der Führung. Im Deutschen kennt man den Begriff als Führen auf Distanz. Das bedeutet, dass Führungskräfte ihre Teams leiten, ohne mit ihnen dauerhaft in einem Büro oder in einem Gebäude zu sitzen.
Remote Leadership kann über verschiedene Kommunikationsmittel wie Brief, Fax, Telefon oder Videokonferenz-Tools erfolgen. Doch die Kommunikation mit Brief oder Fax ist absolut nicht mehr Zeitgemäß.
Daher werden heute die modernen Bezeichnungen „Distance Leadership“ und „Virtual Leadership“ verwendet, wenn Führungskräfte auf digitale Tools oder Videokonferenz-Tools zur Kommunikation mit ihrem Team setzen. Bei dieser Art der Führung sitzen in der Regel alle bzw. viele Teammitglieder im Homeoffice oder an einem anderen Ort fernab des Büros.
Zunehmende Bedeutung des Führens auf Distanz
Die Zeiten, in denen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen strikt jeden Tag zu einem Arbeitsplatz pendeln, um dort 9 to 5 zu arbeiten, sind in immer mehr Branchen ein überholtes Modell. Heutzutage ist die sogenannte New Work aus der Distanz angesagt.
Daher müssen Unternehmen flexible Arbeitsmodelle anbieten, um ihre Attraktivität für Fachkräfte zu steigern. In Folge arbeiten viele Teams rein virtuell zusammen, da Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ihre Arbeit an ihren Alltag anpassen.
Auch die Globalisierung ist ein Treiber des Remote-Leadership- bzw. Distance-Leadership-Modells. Mit ihrer Entwicklung ist es einfacher denn je, dass Mitarbeitende, Geschäftskontakte und Kunden bzw. Kundinnen sich über virtuelle Werkzeuge wie Collaboration-Tools austauschen – und das oft über Landes- und Zeitzonen hinweg.
Dank der fortschreitenden Digitalisierung ist es Führungskräften möglich, Teams derart flexibel aus der Distanz zu managen. Die Corona-Pandemie, bei der Face-to-Face-Meetings schwer bis unmöglich waren, war ein Beschleuniger für diese Trends und hat die digitale bzw. virtuelle Kommunikation der Teams vorangetrieben.
Auswirkungen von Remote Leadership auf Führungskräfte und Mitarbeitende
Das Führen aus Distanz ist mit einigen Chancen und Risiken verbunden. Aus Sicht der Angestellten und Freelancern bzw. Freelancerinnen, die in einem Team arbeiten, ergeben sich unter anderem die folgenden Chancen und Herausforderungen:
Da Aufgaben und Absprachen vom Homeoffice aus erledigt werden, verkürzen sich die Arbeitswege oder sie fallen komplett weg. Das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass die Mitglieder eines Teams weniger Zeit miteinander verbringen, sich schlechter kennenlernen und somit die Teamfähigkeit beeinträchtigt werden kann.
Morgens, abends, am Wochenende oder vom Ausland aus arbeiten – all das ist nun möglich. Derart bekommt das Arbeitsleben mehr Flexibilität und es kann eine bessere Work-Life-Balance entstehen. Doch diese neue Freiheit bedeutet auch, dass jeder Mitarbeiter bzw. jede Mitarbeiterin mehr Eigenverantwortung und Disziplin zeigen muss, um eine funktionierende Online-Zusammenarbeit zu generieren.
Remote Leadership stellt auch Führungskräfte vor neue Herausforderungen. Sie müssen unter anderem Wege und Möglichkeiten finden, wie eine digitale Kommunikation etabliert werden kann, damit Informationen „fließen“ können.
Um das zu erreichen, sind technische Lösungen notwendig, die zum Beispiel persönliche Meetings ersetzen und das Vereinbaren und Überprüfen von Zielen möglich machen. Hierfür ist es wichtig, einen neuen Führungsstil, eine neue Führungstechnik oder eine neue Unternehmenskultur einzuführen: Eine, bei der Flexibilität, Vertrauen und digitale Zusammenarbeit im Team im Fokus stehen.
Vor- und Nachteile von Distance Leadership aus Sicht der Unternehmen
Vorteile von Remote Leadership:
- Die Flexibilität macht ganz neue Formen der Zusammenarbeit möglich, was für Fachkräfte attraktiv sein kann. Denn: Diese müssen nicht mehr in die Nähe des Headquarters oder einer Niederlassung ziehen. So können Führungskräfte leichter Experten und Expertinnen aus fernen Städten oder Ländern rekrutieren.
- Absprachen und Aufgabenstellungen lassen sich durch die Kommunikation über digitale Tools transparenter abbilden und automatisieren. Das macht Prozesse effizienter.
- Wird hauptsächlich remote, zum Beispiel im Homeoffice, gearbeitet, müssen weniger Büroflächen gemietet werden. Das bringt Kostensenkungen mit sich.
Nachteile von Führen auf Distanz:
- Eine flexible, vertrauensvolle Zusammenarbeit auf Distanz kann sehr schwierig sein, wenn Teammitglieder mit dieser Art des Arbeitens nicht zurechtkommen.
- Fehlt die Nähe und Bindung zwischen den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, kann dies schnell zu Missverständnissen und Konflikten innerhalb des Teams führen.
- Für die Führung von virtuellen Teams benötigt es Verantwortliche, die sich mit Remote Leadership auskennen und diese Art der Führung konsequent durchziehen können.
- Die Kontrolle über Abläufe und Ergebnisse seitens der Führungskräfte wird unter Umständen schwieriger, da man die Arbeit der Angestellten nicht vor Ort direkt überprüfen kann.
Tipps: So klappt das Führen auf Distanz
Führungskräfte müssen sich voll und ganz auf das Distance Leadership einstellen und beispielsweise diese Maßnahmen ergreifen:
- Damit das Führen auf Distanz klappt, muss es feste Regeln wie Kernarbeitszeiten und Kommunikationsvorgaben geben.
- Ziele sollten von den Führungskräften schriftlich und jederzeit nachvollziehbar festgehalten werden.
- Die Teams benötigen moderne Soft- und Hardware sowie passende Tools für eine reibungslose Zusammenarbeit.
- Eine dauerhafte und offene Kommunikation unter den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ist das A und O, um alle stets auf dem neuesten Stand zu halten.
- Regelmäßige, virtuelle Meetings sind Pflicht, um das Team trotz der Distanz zusammenzuhalten und um Projekte und Aufgaben gemeinsam zu besprechen.
- Es muss eine Vertrauens- und Feedback-Kultur eingeführt werden, um zum Beispiel virtuell entstandene Missverständnisse schnellstmöglich aus dem Weg räumen zu können.
- Mangelt es den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen an virtuellen Kompetenzen, sind diese durch Fort- und Weiterbildungen zu beseitigen.
- Remote Leadership sollte durch regelmäßige Events wie Meetings oder interne Veranstaltungen, bei denen alle Teammitglieder inanwesend sein müssen, pausiert werden.
- Teambonding- und Teambuilding-Maßnahmen können helfen, den Zusammenhalt unter den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu stärken.
Fazit: Wird sich das Führen auf Distanz in Zukunft weiterhin durchsetzen?
Ja. Die neue und virtuelle Form der Zusammenarbeit auf Distanz ist gekommen, um zu bleiben. Damit stehen Unternehmen, die klassische Strukturen haben, vor einigen Herausforderungen. Der Weg hin zu einem Remote Leadership mag nicht leicht sein.
Doch für Führungskräfte lohnt es sich, ihn zu gehen und Vertrauen in die Mitarbeitenden zu haben. Denn die Führung auf Distanz ermöglicht es, flexibel, digital, kostengünstig und effizient zu arbeiten – und den Mitarbeitenden mehr Freiheit zu geben.
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