Wir Menschen unterscheiden uns in vielerlei Hinsicht voneinander. Jede und jeder von uns hat individuelle Lebenserfahrungen, Gefühle, Stärken und Schwächen. Diese Verschiedenartigkeit kommt gerade in der zwischenmenschlichen Kommunikation zum Tragen.

Im Gespräch mit anderen zeigt sich eine besondere Art und Weise, wie jede und jeder von uns kommuniziert. Der deutsche Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun spricht in diesem Zusammenhang von acht Kommunikationsstilen. Wer sie kennt und erkennt, ist klar im Vorteil. Eine erste Übersicht über alle Kommunikationsstile nach Schulz von Thun bietet Ihnen dieser Artikel.

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Kommunikationsstile im Überblick: Welche Kommunikationsstile gibt es?

Kommunikationsstile lassen sich in beruflichen wie privaten Gesprächen beobachten und entscheiden über Erfolg oder Misserfolg. So treten manche Menschen bei Besprechungen zurückhaltend auf, während andere selbstbewusst die Gesprächsführung übernehmen. Verkaufsgespräche sowie Gehaltsverhandlungen lassen sich offensiv oder mit Vorsicht führen.

Fest steht jedenfalls: Den einen richtigen Kommunikationsstil gibt es nicht. Je nach Situation können unterschiedliche Verhaltensweisen in der Kommunikation mit Vorgesetzten, Kunden, Teammitgliedern oder anderen Personen hilfreich sein. Welche Stile wir nutzen, hängt vom jeweiligen Charakter und Kontext ab.

Auf Grundlage seiner praktischen Erfahrungen als Therapeut beschreibt Schulz von Thun 8 Kommunikationsstile:

  • den bedürftig-abhängigen Kommunikationsstil,
  • den helfenden Kommunikationsstil,
  • den selbstlosen Kommunikationsstil,
  • den aggressiv-entwertenden Kommunikationsstil,
  • den sich beweisenden Kommunikationsstil,
  • den bestimmenden-kontrollierenden Kommunikationsstil,
  • den sich distanzierenden Kommunikationsstil
  • und den mitteilungsfreudig-dramatisierenden Kommunikationsstil.

Grafik Kommunikationsstile nach Schulz von Thun

Dabei handelt es sich um Beschreibungen von prototypischen Arten, wie wir mit anderen Menschen kommunizieren. In der Realität ist es unwahrscheinlich, Schulz von Thuns Kommunikationsstile in Reinform anzutreffen. Niemand verwendet immer nur einen einzigen Kommunikationsstil.

Für gewöhnlich treten Mischtypen bzw. Kombinationen verschiedener kommunikativer Stile auf. Dennoch ist es sinnvoll, sich über alle 8 Kommunikationsstile eine Übersicht zu verschaffen.

Bedürftig-abhängiger Stil

Bedürftig-abhängig kommunizierende Personen inszenieren sich als schwach, überfordert und hilflos. Sie erscheinen passiv und verfügen über ein geringes Selbstvertrauen. Dadurch wirken sie unentschlossen und unselbständig. Von Kolleginnen und Kollegen sowie Teammitgliedern fordern sie Hilfe ein, indem sie sich selbst abwerten.

Typisch für den bedürftig-abhängigen Stil sind Aussagen wie „Du kannst das viel besser als ich." Dafür fällt es den auf diese Weise kommunizierenden Menschen leicht, sich von Teammitgliedern helfen zu lassen. Häufig tritt dieser Stil in Verbindung mit dem sich distanzierenden Kommunikationsstil auf.

Helfender Stil

Beim helfenden Kommunikationsstil scheint es sich um den Gegenpart zum bedürftig-abhängigen Stil zu handeln. Menschen, die so kommunizieren, wirken belastbar, selbstbewusst, stark und souverän.

Sie zeichnen sich durch eine große Hilfsbereitschaft aus, können fremde Hilfe aber wiederum schwer annehmen. Es fällt ihnen leicht, Entscheidungen zu treffen und die Verantwortung für andere Teammitglieder zu übernehmen. Indessen ignorieren sie ihre eigenen Bedürfnisse und neigen dazu, sich zu übernehmen.

Selbstloser Stil

Selbstlos kommunizierende Personen sind ebenfalls hilfsbereit und setzen sich für andere ein. Im Gespräch mit Mitmenschen erscheinen sie eher unterwürfig und konfliktscheu. Sie richten ihre Kommunikation danach aus, es ihrem Gegenüber recht zu machen.

Die Zufriedenheit von anderen Personen steht im Mittelpunkt, während eigene Bedürfnisse vernachlässigt werden. Der selbstlose Stil trägt zur Stärkung des Selbstbewusstseins des Gegenübers bei, was in Kombination mit dem aggressiv-entwertenden Stil zu Schwierigkeiten führen kann.

Aggressiv-entwertender Stil

Wer aggressiv-entwertend kommuniziert, macht sich die Schwächen der Gesprächspartnerin bzw. des Gesprächspartners zunutze. Besonders problematisch erscheint dies in Verbindung mit dem selbstlosen sowie dem bedürftig-abhängigen Stil.

Aggressiv-entwertend kommunizierende Menschen erniedrigen ihr Gegenüber, um sich selbst besser zu fühlen. Sie treten selbstbewusst auf und können Kritik offen vorbringen, wobei diese oft mit Beleidigungen einhergeht.

Sich beweisender Stil

Sich beweisend kommunizierende Menschen sind zuverlässig und treten offensiv auf. Kennzeichnend für diesen Kommunikationsstil sind ein unbändiger Ehrgeiz und ein großes Engagement. Dies wird bei jeder Gelegenheit unter Beweis gestellt.

Zu Problemen kommt es vor allem dann, wenn mehrere sich beweisend kommunizierende Personen aufeinandertreffen. Hierbei kann ein Konkurrenzkampf unter Teammitgliedern entstehen.

Bestimmender-kontrollierender Stil

Menschen, die sich des bestimmenden-kontrollierenden Stils bedienen, ergreifen die Führung und achten penibel auf die Einhaltung von Vorgaben. Wie der aggressiv-entwertende Stil geht dieser Kommunikationsstil im Regelfall mit einer Abwertung des Gegenübers einher.

Die Aussage „Du machst das alles falsch!" ist typisch für diesen kommunikativen Stil. Mit bedürftig-abhängig und selbstlos kommunizierenden Personen finden bestimmend-kontrollierend Kommunizierende gemeinhin ein gutes Auskommen.

Sich distanzierender Stil

Sich Distanzierende erscheinen unnahbar und gleichzeitig zielgerichtet sowie sachorientiert. Beim Gegenüber erweckt ihre rationale Kommunikationsweise allerdings den Eindruck völliger Empathielosigkeit.

Sie erzeugen räumliche und verbale Barrieren zum Gesprächspartner bzw. zur Gesprächspartnerin. Durch diese Distanz fällt es ihnen leicht, einen kühlen Kopf zu bewahren und Sachverhalte analytisch vorzubringen.

Mitteilungsfreudig-dramatisierender Stil

Das Pendant zum sich distanzierenden Stil bildet der mitteilungsfreudig-dramatisierende Stil. Personen, die sich dieses Kommunikationsstils bedienen, gelten als Selbstdarsteller und Selbstdarstellerinnen und neigen zu Übertreibungen.

Sie verstehen es, ihr Gegenüber mit spannenden Schilderungen in ihren Bann zu ziehen. Meistens sind sie jedoch ausschließlich an Selbstbestätigung und weniger an ihrer Gesprächspartnerin oder ihrem Gesprächspartner interessiert. Aus diesem Grund ebbt das Interesse des Gegenübers rasch ab.

Kommunikationsstile Beispiele: So hilft Ihnen die Einordnung

In der Theorie sind die Kommunikationsstile einfach zu verstehen. Doch wie helfen Ihnen die acht Formen beim Austausch mit der Kollegenschaft oder im Alltag weiter?

Offene Fragen bei bedürftig-abhängigem Stil stellen

Sie arbeiten mit Ihrem Kollegen Ahmet an einem Projekt. Dabei stellen Sie fest, dass er sich meistens Ihrer Meinung anschließt und Ihnen immer wieder versichert, dass Sie besser wissen, was zu tun sei. Sie erhoffen sich jedoch mehr Input von ihm und sind der Meinung, dass der Kollege auch eigene kreative Ideen hat, die er unter den Scheffel stellt.

Dadurch, dass Sie bei Ahmet den bedürftig-abhängigen Stil identifizieren, können Sie bewusst darauf eingehen: Fordern Sie Ahmet mit offenen Fragen dazu auf, seine Perspektive preiszugeben und machen Sie ihm deutlich, dass Sie viel Wert auf seine eigenen Gedanken und Ideen legen. So stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kollegen und erhalten eine neue Perspektive, die Ihr Projekt vorantreiben wird.

Zusammenarbeit fördern bei sich beweisendem Stil

In Ihrem Team gibt es wiederholt Konfliktsituationen zwischen Anna und Max, die Sie regelmäßig deeskalieren müssen. Beide sind sehr ehrgeizige Personen und stellen bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihr Engagement unter Beweis. Dabei kommt es oft zu Probleme, da Anna und Max vor den Vorgesetzten zeigen wollen, dass sie die jeweils talentiertere Person sind.

Sie als Teamleiter bzw. Teamleiterin stellen fest, dass sowohl Anna als auch Max starke Züge des sich beweisenden Stils auszeichnen. Verschiedene Wege können helfen, die Streitigkeiten und das Konkurrenzdenken zu beseitigen:

  • Teambuilding-Maßnahmen, bei denen Sie die beiden gezielt gemeinsam an einer Aufgabe arbeiten lassen und betonen, dass sie als Team bewertet werden und es nicht auf Einzelleistung ankommt.
  • Zusammenarbeit an einem Projekt initiieren und betonen, dass Sie beide für sehr kompetent halten und die enge Zusammenarbeit zu guten Ergebnissen führen kann. So lernen sich Anna und Max besser kennen und ziehen an einem Strang.
  • Wenn eine Zusammenarbeit wiederholt nicht fruchtet: Strikte Trennung der Aufgabenbereiche und Tätigkeiten, sodass beide Mitarbeitenden keinen direkten Vergleich zueinander aufstellen können.

Fazit: Erfolgreich auf den Kommunikationsstil des Gegenübers eingehen

Die Kenntnis der acht Kommunikationsstile nach Schulz von Thun kann die Interaktion mit Kolleginnen und Kollegen sowie anderen Personen erheblich erleichtern. Insbesondere jene Menschen, die mit vielen Teammitgliedern zusammenarbeiten, können davon profitieren.

Die Art und Intentionen des Gegenübers zu verstehen hilft Ihnen, angemessen auf andere Personen zu reagieren und diese gegebenenfalls auch zu entwaffnen. Trotzdem gilt es zu berücksichtigen, dass die jeweilige Kommunikationsform bzw. der Kommunikationsstil stets vom Gegenüber und dem konkreten Kontext abhängt.

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Titelbild: Jasmin Merdan / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 9. September 2022, aktualisiert am Januar 20 2023

Themen:

Verkaufsgespräch