Sie führen ein Verkaufsgespräch, aber die potenzielle Kundschaft „beißt“ nicht an. Sie sitzen mit ihrer vorgesetzten Person zusammen und sprechen über Ihr Gehalt, aber sie will Ihnen partout nicht mehr Geld geben. Oder Sie präsentieren ein neues Konzept, doch keiner will es haben. Warum haben Sie keinen Erfolg? Vielleicht liegt es an Ihrer paraverbalen Kommunikation.
Was ist paraverbale Kommunikation?
Unter paraverbaler Kommunikation versteht man die Art und Weise, wie Menschen ihre Worte sprechen. Dazu zählen unter anderem die Stimmlage, das Sprechtempo, die Sprachmelodie und die Lautstärke. Ein ähnlicher Begriff für paraverbale Kommunikation lautet Parasprache, was sich aus dem Griechischen (para = nebenher) ableitet.
Was gehört zur paraverbalen Kommunikation?
Die paraverbale Kommunikation besteht aus Elementen, die Sprachexperten und -expertinnen in Prosodie, Intonation und Stimme unterteilen. Weniger wissenschaftlich ausgedrückt bedeutet das, dass zu dieser Art der Kommunikation diese Merkmale gehören:
Tonlage
Sprechen Sie für gewöhnlich mit einer tiefen Stimme? Oder klingt Ihre Stimme eher hoch oder gar „piepsig“? Die Tonlage ist ein deutliches Zeichen der paraverbalen Kommunikation.
Sprachmelodie
Es gibt Dialekte wie das Badische, in denen die gesprochenen Worte wie ein Singsang klingen. Das heißt, hier herrscht eine deutliche Sprachmelodie vor.
Betonung
Betonen Sie gerne einzelne Worte? Oder sprechen Sie eher monoton, also ohne großartige Hervorhebungen? Die Akzentuierung zählt ebenso zu den paraverbalen Merkmalen einer Person.
Artikulation
Wenn Sie genau darauf achten, dass Sie jedes Wort deutlich und richtig aussprechen, haben Sie eine gute Aussprache. Das Gegenteil ist ein Nuscheln oder gar Verschlucken von Worten, was es den Empfängern und Empfängerinnen schwer macht, Sie zu verstehen.
Lautstärke
Schlecht zu verstehen sind Sie ebenso, wenn Sie leise sprechen. Das Gegenteil ist aber auch nicht gut: Menschen, die sehr laut sprechen oder gar brüllen, wirken unangenehm.
Sprechtempo
Von gemütlicher Geschwindigkeit bis „Wasserfall“: Das Sprechtempo zählt genauso zur Parasprache. Menschen, die langsam sprechen, können langweilig und ermüdend wirken, jemand, der zu schnell spricht, hingegen gehetzt und unverständlich.
Sprechpausen
Wer gefühlt ohne Punkt und Komma spricht, sollte mehr Sprechpausen einlegen. Diese dienen dazu, Aussagen zu unterstreichen und ihnen eine Bedeutung zu geben. Zudem gönnen Sie den Zuhörenden eine Verschnaufpause.
Schweigen
Fällt die Sprechpause sehr lang aus oder geben Sie gar keine Antwort auf eine Frage, handelt es sich um ein Schweigen. In dieser Stille kann sehr viel Aussagekraft liegen.
Seufzen
Geben Sie ein schwaches oder lautes Seufzen von sich, schwingt darin eine Botschaft mit. Sie möchten damit eventuell mitteilen, dass Sie unzufrieden oder unglücklich sind.
Lachen
Das Gegenteil von Seufzen ist Lachen. Wer lacht, wirkt fröhlich. Doch wenn Sie es übertreiben, kann das als ein Überspielen einer unangenehmen Situation oder einer Nervosität interpretiert werden.
Räuspern
Jeder hat mal einen sinnbildlichen Frosch im Hals. Räuspern Sie sich dagegen sehr oft, könnte es daran liegen, dass Sie unsicher und nervös sind.
Paraverbale Kommunikation: Beispiele
Es gibt Prominente, die erkennt man sofort an Ihrer paraverbalen Kommunikation: Udo Lindenberg durch sein Nuscheln, Olaf Scholz spricht gerne langsam und mit langen Pausen; Barbara Schöneberger redet dagegen gerne schnell und laut.
Die paraverbale Kommunikation kann somit zu einem Markenzeichen werden. Sie erkennen die Person nur an der Weise, wie sie spricht, ohne sie zu sehen.
Verbale, nonverbale und paraverbale Kommunikation: Was ist was?
Die verbale Kommunikation beinhaltet den mündlichen und schriftlichen Austausch zwischen zwei oder mehr Menschen. Dazu gehören der Inhalt der gesprochenen Worte, die Gebärdensprache, ebenso eine Verständigung über Schrift – zum Beispiel per Brief oder E-Mail.
Die paraverbale Kommunikation ist ein Aspekt der verbalen Kommunikation. Hier übermitteln Sie auch Informationen über begleitende Elemente wie die Sprachmelodie oder das Sprechtempo.
Zu der nonverbalen Kommunikation zählen die Gestik und die Mimik. Mit Ihrer Körpersprache – sei es mit hängenden Schultern oder einem Blinzeln, „sagen“ Sie ebenso viel. Das gilt natürlich nur, wenn Sie Ihr Kommunikationspartner bzw. Ihre Kommunikationspartnerin sehen kann.
Wo spielt paraverbale Kommunikation eine Rolle?
Ob in einem Bewerbungs- oder Kundengespräch oder in Präsentationen: Überall, wo Sie mit anderen Menschen verbal kommunizieren, wird Ihre Sprechweise wahrgenommen. Meist mehr unterbewusst als bewusst.
- Bewerbung: In einem Vorstellungsgespräch achten die Recruiterin oder der Recruiter auf alle verbalen, nonverbalen und paraverbalen Signale. Daraus lässt sich ableiten, wie Sie (wahrscheinlich) als möglicher neue Mitarbeiterin bzw. neuer Mitarbeiter wirklich sind.
- Kundenkontakt: Kunden und Kundinnen treffen nicht nur rationale Entscheidungen, sie hören auch gerne auf ihr Bauchgefühl. Dieses Bauchgefühl beeinflussen Sie bei einem Verkaufsgespräch mit Ihrem Sprechtempo, Ihrer Stimmlage und anderen Elementen der paraverbalen Kommunikation.
- Präsentationen: Zeigen Sie eine Präsentation oder halten Sie eine Rede, spielt die Parasprache eine wichtige Rolle. Denn Sie nutzen zu weiten Teilen Ihre gesprochene Sprache, um Informationen zu übermitteln.
Warum ist paraverbale Kommunikation wichtig?
Unsere Sprache übermittelt nicht nur Fakten, sondern ebenso Emotionen. Ihre Stimmung, Ihre Absichten und viele andere Dinge lassen sich aus Ihrer Art zu Reden herauslesen. Sie beeinflussen damit, wie Sie wahrgenommen und gesehen werden: Kann man Ihnen trauen, sind Sie empathisch, haben Sie Ahnung von der Materie oder hatten Sie bislang einen guten Tag? Dies und mehr verraten Sie in der paraverbalen Kommunikation.
Werden Sie sich dessen bewusst und nutzen Sie das Wissen zu Ihrem Vorteil – beispielsweise bei Gehaltsverhandlungen oder bei Verkaufsgesprächen.
Titelbild: Teemu Paananen / Unsplash