Sind Sie bei der Arbeit manchmal frustriert, weil Sie gefühlt einsam und allein in Ihrem Büro Ihren Aufgaben nachgehen? Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Abteilung ein Silo ist, bei dem keine Information die Wände verlässt und auch nichts in Ihren Bereich dringt? Dann sollten Sie das ändern, zum Beispiel mit der Working-Out-Loud-Methode.

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Woher stammt die WOL-Methode?

Der Begriff „Working Out Loud“ kam in den 2000er-Jahren immer wieder auf und wurde unter anderem in der Blog-Szene diskutiert. Richtig bekannt wurde WOL wohl durch Bryce Williams. Der IT-Experte veröffentlichte im November 2010 einen Beitrag mit der Überschrift „When will we Work Out Loud? Soon!“. Darin beschreibt er, wie man „Observable Work“ und „Narrating Your Work“ zu „Working Out Loud“ verbinden sollte.

Unter „Observable Work“ verstand Williams das Festhalten der eigenen Arbeit, zum Beispiel in Wikis, sodass andere sie sehen können. Reden Sie über Ihre Tätigkeiten, beispielsweise in sozialen Netzwerken oder in Blogs, gehört das in den Bereich „Narrating Your Work“.

Einen weiteren Bekanntheitsschub erhielt WOL durch John Stepper. Der Amerikaner erdachte sich 2015 ein Programm namens „Working Out Loud Circle“ und führte das bei der Deutschen Bank ein.

Was sind die Working Out Loud Circles?

John Stepper verfeinerte sukzessive den WOL-Gedanken und entwickelte daraus eine Methode. Diese vermittelt er seit ein paar Jahren unter anderem in Büchern und Kursen. Ein zentrales Element bei der Anwendung von WOL sind die Working Out Loud Circles.

Die Zirkel sind kleine Gruppen aus bis zu fünf Personen, die sich über mehrere Wochen hinweg treffen − in echt oder virtuell. In den Treffen reden alle Teilnehmenden über ihre individuellen Ziele. Zudem sorgen Gruppenübungen dafür, dass ein kleines Netzwerk entsteht, in dem alle Beteiligten offen kommunizieren und Wissen austauschen können.

Working Out Loud: Das sind die Ziele

Das Ziel der Working-Out-Loud-Methode ist es, in Ihrem Unternehmen die Silos zu beseitigen und stattdessen Beziehungen und Netzwerke aufzubauen. Diese dienen dazu, das vorhandene Wissen zu streuen und bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen neue Fähigkeiten entstehen zu lassen.

Damit dieses Vorhaben gelingt, definierte John Stepper die fünf WOL-Prinzipien:

  • Relationships / Beziehungen
    Der Aufbau von Beziehungen ist ein essenzielles Working Out Loud-Ziel.
  • Generosity / Großzügigkeit
    Seien Sie generös, indem Sie Wissen teilen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten
  • Visible Work / Sichtbare Arbeit
    Zeigen Sie ganz transparent, woran Sie gerade arbeiten
  • Purposeful Discovery / Zielgerichtetes Erkunden
    Fokussieren Sie sich auf Ihr Lernziel, innerhalb und außerhalb der Circles
  • Growth Mindset / Wachstumsorientiertes Denken
    Erweitern Sie kontinuierlich Ihren Horizont und Ihr Wissen

Working Out Loud: Das Beispiel Bosch

WOL kommt mittlerweile in zahlreichen Firmen zum Einsatz. Ein Unternehmen, das − ganz den Prinzipien folgend − offen darüber kommuniziert, ist Bosch. In dem Weltkonzern wird Working Out Loud gelebt, um das Fachwissen der einzelnen Bereiche unternehmensweit zu verbreiten.

Dieses Vorgehen erhält so großen Zuspruch, dass Bosch eine eigene WOL-Konferenz namens WOLCON initiierte. Mitveranstalter war die Daimler AG.

Das sind die Vorteile der WOL-Methode

Wenn Unternehmen wachsen, werden sie meistens zunehmend starrer und bürokratischer. Das behindert die interne Kommunikation und den Wissensaustausch. Zudem fällt es den Mitarbeitenden schwerer, ihre Potenziale und Fähigkeiten zu nutzen.

Leben Sie Working Out Loud in Ihrer Firma, lässt das neue Beziehungen und Netzwerke entstehen. Dies beflügelt die Teilnehmenden, ihre Komfortzone zu verlassen und in die sogenannte Learning Zone einzutreten. Hierin lernen sie neue Kompetenzen, um Herausforderungen besser, schneller oder kreativer zu lösen.

Kommt WOL in Schwung, schaffen es Ihre Angestellten auch in die Growth Zone: Es entsteht das wachstumsorientierte Denken. Das führt unter anderem dazu, dass Ihre Mitarbeitenden dem Kaizen bzw. dem KVP (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess) folgen und antreiben. Auch agile Entwicklungen nach Scrum oder anderen Methoden kommen mit WOL besser voran.

Grafik Working-Out-Loud-Prozess

Working Out Loud in der Kritik: Was sind die Nachteile?

Wenn Sie und die anderen Teilnehmenden der Working Out Loud Circles dauerhaft Ihre Arbeit bzw. Fortschritte transparent darlegen, darüber kommunizieren und sich in Netzwerken austauschen, kostet das viel Zeit. Zeit, die unter Umständen an anderer Stelle fehlt.

Darüber hinaus entsteht durch Ihre WOL-orientierte Arbeit ein Informationsfluss, der schnell zu einem Informationsüberfluss bzw. einer Informationsflut werden kann. So etwas bremst die Produktivität und Effizienz aus.

Eine weitere Kritik an der Working-Out-Loud-Methode ist die Umsetzung: Wenn Unternehmen nicht offen für transparente Kommunikation sind oder auf starre Hierarchien bestehen, kann kein freier Austausch von Wissen erfolgen. In diesem Fall scheitert die Anwendung von WOL, weil es die Firmenkultur nicht zulässt.

Wie kann WOL in Ihrem Unternehmen gelingen?

Zuerst benötigen Sie die Freigabe des Upper Managements. Die Führungsebenen müssen verstehen, warum ein Wissenstransfer wichtig ist und diesen aktiv unterstützen. Zudem brauchen alle Teilnehmenden gewisse Freiräume, um Working Out Loud realisieren zu können.

Auch der Einsatz von digitalen Tools kann helfen, WOL zu etablieren. Mit Programmen wie MS Teams, Slack oder Confluence sollte es gut möglich sein, Beziehungen leicht zu pflegen und Erkenntnisse weiterzugeben.

Fazit: Mit Working Out Loud die Zusammenarbeit stärken

Wenn Sie die bereichsübergreifende Zusammenarbeit fördern und das Wissen Ihrer Mitarbeitenden unternehmensweit teilen möchten, kann Working Out Loud die richtige Methode für Sie darstellen. Ziehen sowohl Management, als auch die Mitarbeitenden mit, kann es Ihnen somit gelingen, Silodenken abzubauen und neue Beziehungen im Kollegium zu knüpfen. Bedenken Sie allerdings auch die Kritikpunkte und überlegen es sich genau, ob die WOL-Methode zu Ihrer Unternehmenskultur passt.

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Titelbild: Luis Alvarez / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 21. Oktober 2022, aktualisiert am Januar 20 2023

Themen:

Produktivität