Drei Plätze hat Deutschland verloren. Wo? Im Innovationsindex von Bloomberg. Nachdem die Bundesrepublik im Jahr 2020 noch auf Platz 1 stand, rutsche sie 2021 auf den vierten Rang ab. Gründe dafür gibt es mehrere.
Zum Beispiel gab es in Deutschland weniger Patentanmeldungen als in den verglichenen Staaten, auch bei der Bildung hapert es. Unterm Strich heißt das: Südkorea, Singapur und Schweden sind innovativer. Diese Länder weisen mehr Innovationsfähigkeit auf.
Definition: Was ist Innovationsfähigkeit?
Wenn einzelne Menschen, Gruppen oder Unternehmen die Fähigkeit besitzen, Innovationen hervorzubringen, gilt das als Innovationsfähigkeit oder Innovationskraft.
Über das Thema Innovationsfähigkeit gibt es zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten und Bücher, zum Beispiel „Innovationsfähigkeit und nachhaltiger Wettbewerbsvorteil“ von Nadine Sammerl. Sie nähern sich dem sehr komplexen Thema, das aus zahlreichen Elementen besteht. Das macht es schwer, die Innovationsfähigkeit kompakt zu beschreiben und sie zu messen.
Warum ist die Innovationsfähigkeit für Unternehmen so wichtig?
„Stillstand ist Rückschritt.“ Dieses bekannte Zitat stammt von Rudolf von Bennigsen-Foerder. Der Top-Manager implizierte damit, dass die Wirtschaft nur einen Weg kennt: nach vorne. Wenn Ihr Unternehmen in einer Stagnation verharrt, werden die Mitbewerber es sinnbildlich links und rechts überholen. Das gilt besonders für die heutige Zeit: Globalisierung und Digitalisierung haben die Geschwindigkeit des Fortschritts erhöht.
Wie kann Ihr Unternehmen dieser Entwicklung entgegenwirken? Indem Sie fortwährend an Innovationen arbeiten. Dabei geht es nicht nur um die „normalen“, kleinen Verbesserungen. In manchen Industrien ist es erforderlich, disruptive Innovationen zu erfinden und am Markt zu etablieren.
Denn disruptive Technologien wie das Musik- und Videostreaming haben alte Strukturen ins Wanken gebracht und abgelöst. Das bedeutet, Innovatoren werden etablierte Unternehmen innerhalb weniger Jahre überholen und im schlimmsten Fall verschwinden sie vom Markt.
Unterm Strich heißt das: Die hohe Innovationsfähigkeit eines Unternehmens sorgt dafür, dass die Chance steigt, wettbewerbsfähig zu bleiben.
Warum sollten Unternehmen die Innovationskraft fördern?
Die Fähigkeit, Innovationen zu konzipieren, zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, dient oberflächlich dazu, das Überleben von Firmen zu ermöglichen. Doch unter diesem Dach gibt es mehrere weitere Gründe, warum Ihr Unternehmen sich das Ziel setzen sollte, mehr Zeit und Budget in Forschung, Kompetenzen und Innovationsprozesse zu investieren.
Zum Beispiel können Sie damit bestehende Abläufe optimieren, beschleunigen und so effizienter gestalten. Das ermöglicht den sinnvolleren Einsatz von Ressourcen – was den Umsatz und den Gewinn steigern kann.
Über die Innovationskraft lassen sich zudem inhouse neue Produkte entwickeln, mit denen Sie neue Marktlücken, Marktsegmente und Marktanteile gewinnen. Durch die Erschließung neuer Kundengruppen entstehen vielleicht Potenziale, die Ihrem Unternehmen ein deutliches Wachstum bescheren.
Innovationsfähigkeit kann auch darin münden, dass sich die Soft Skills Ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verbessern: Durch die Persönlichkeitsentwicklung wächst die Teamfähigkeit – und damit die Resilienz gegen äußere Einflüsse. Zudem sollten Sie nicht vergessen, dass Unternehmen, die Innovationen hervorbringen, attraktive Arbeitgeber sind – ein Faktor, der in Zeiten des Fachkräftemangels immer wichtiger wird.
So messen Sie die Innovationsfähigkeit
Da die Innovationsfähigkeit aus zahlreichen Einflussfaktoren besteht, gibt es dafür keine eindeutige Formel zur Berechnung. Stattdessen haben sich verschiedene Methoden etabliert, um die Innovationskraft eines Unternehmens messbar zu machen.
Zum Beispiel können Sie ein Innovationsaudit durchführen, was eine besondere Form der Befragung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen darstellt. Damit finden Sie unter anderem heraus, wie gut in Ihrem Unternehmen die Kompetenzen ausgebildet sind, innovativ zu denken und zu handeln. Auch die Fähigkeit Ihrer Managementebenen, Innovationen zu fördern, wird betrachtet.
Um die Innovationsfähigkeit Ihres Unternehmens zu ermitteln, können Sie zudem Innovationskennzahlen wie die Innovationsrate (der Umsatzanteil der innovativen Entwicklungen am Gesamtumsatz) und die Innovationsquote (Anzahl der Innovationen im Verhältnis zur Anzahl aller Produkte) einfließen lassen.
Und Reifegradmodelle wie CMMI (Capability Maturity Model Integration) oder SPICE (Software Improvement and Capability Determination) lassen sich heranziehen, um Ihre Innovationsprozesse zu durchleuchten und zu messen.
Etablieren Sie eine Innovationskultur
Für die Steigerung der Innovationsfähigkeit können Sie auf diverse etablierte Frameworks und Denkweisen zurückgreifen. Das Wichtigste dabei ist, das Thema Innovationen nie aus den Augen zu lassen und fortwährend zu fördern. Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sollen gemäß dem Kaizen bestrebt sein, Produkte, Abläufe und das Unternehmen insgesamt zu verbessern.
Ein Innovationsmanagement sorgt dafür, neue Ideen zu gewinnen, zu konkretisieren, zu bewerten, zu selektieren und zu entwickeln. Dafür kann es förderlich sein, wenn Sie die Fähigkeit, kreativ zu denken, unterstützen – beispielsweise, indem Sie Ihren Mitarbeitenden Freiräume geben.
Auch die Etablierung einer Scheiterkultur (das heißt, gelegentliche Flops sind in Ordnung) gehört dazu, wenn Sie die Forschung unterstützen möchten. Denn ohne Experimente und Tests kann es keine Innovationen geben: Viele neuartige Produkte entstehen aus einem fortwährenden Zyklus aus Trial and Error.
Ebenso essenziell ist das Wissensmanagement. Informationen, Daten, Fakten und Ideen sollten „frei fließen” können, damit möglichst viele Angestellte davon profitieren. Interne Weiterbildungen und externe Fortbildungen unterstützen die Schaffung von Know-how, ebenso spezielle Wissensmanagement-Tools.
Innovationsfähigkeit gelingt über eine Innovationskultur
Abstrakte Ziele wie die Eindämmung des Klimawandels und konkrete Vorgaben wie die Steigerung der Geschäftszahlen lassen sich durch die Entwicklung von Innovationen meistern. Damit diese Herausforderungen gelingen, benötigt eine Gesellschaft insgesamt wie auch einzelne Unternehmen eine starke Innovationsfähigkeit. Ohne sie kann es keine gelenkten Innovationsprozesse geben.
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