Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einem Bäcker und betrachten die Auslage. Szenario 1: Eine Freundin kommt aus dem Laden und schwärmt begeistert von dem Kirschkuchen. Den sollten Sie unbedingt einmal probieren! Szenario 2: Ein wildfremder Mann mit langem schwarzen Mantel und Sonnenbrille schleicht sich aus dem Nichts an Sie heran und flüstert Ihnen mit rauer Stimme ins Ohr, dass Sie sich diesen Kirschkuchen auf keinen Fall entgehen lassen dürften. Welcher Empfehlung würden Sie eher trauen?

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Ganz ähnlich geht es Google bei der Beurteilung von Empfehlungen – also Backlinks, die zu Ihrer Webseite führen. Es gibt vertrauenswürdige, gute und es gibt dubiose, schlechte. Führen zu viele seltsame oder minderwertige Links auf Ihre Seite, kann das Ihrem Google-Ranking schaden. Doch zum Glück können Sie diese mit dem Google Disavow Tool ganz einfach unschädlich machen. Wir zeigen Ihnen, wie es geht.

Was ist das Google Disavow Tool?

Backlinks sind ein wichtiger Bestandteil Ihrer Suchmaschinenoptimierung. Sie entscheiden mit darüber, wie eine Seite im Google-Ranking platziert ist und sollten deshalb Teil jeder SEO-Strategie sein.

Allerdings wird früher oder später der Zeitpunkt kommen, an dem Sie unerwünschte Verlinkungen erhalten. Die könnten zum Beispiel von Linkfarmen kommen, von einer nicht vertrauenswürdigen SEO-Agentur gekauft worden oder einfach Spam-Links sein. So gut wie positive Backlinks für Ihr Ranking sind, so schädlich sind schlechte.

Das Google Disavow Tool gibt Ihnen die Möglichkeit, diese minderwertigen Backlinks für ungültig erklären zu lassen. Sie zeigen Google damit, dass Sie sich dieser Links zwar bewusst sind, aber selbst nichts damit zu tun haben möchten. Die Suchmaschine entwertet die gemeldeten Links, sodass sie nicht länger Einfluss auf Ihr Ranking nehmen.

Wann sollten Sie Backlinks für ungültig erklären lassen?

Google selbst gibt zwei Szenarien an, in denen Sie Backlinks unbedingt für ungültig erklären lassen sollten:

  1. Sie haben eine manuelle Abstrafung von Google erhalten oder laufen Gefahr, eine solche zu bekommen. Das erkennen Sie an einer Warnmeldung in der Google Search Console.

  2. Eine erhebliche Zahl von minderwertigen Links verweist auf Ihre Webseite.

Was genau eine „erhebliche Zahl” ist, legt Google nicht offiziell fest. Es existieren jedoch eine Reihe von Indikatoren, die Sie misstrauisch stimmen sollten:

  • Ein Großteil Ihrer Backlinks stammt von Seiten, die offensichtlich Geld mit dem Verkauf von Links verdienen,

  • viele Ihrer Backlinks kommen von Spam-Seiten,

  • Sie haben besonders viele Backlinks aus dem Ausland, zum Beispiel aus Russland oder China,

  • viele Seiten, die auf Sie verlinken, haben keinen thematischen Bezug zu Ihrer Seite,

  • viele Seiten, die auf Sie verlinken, haben eine geringe Domain Authority,

  • eine Domain verlinkt unnatürlich häufig auf Ihre Webseite,

  • es gibt fast ausschließlich Follow-Links, aber kaum Nofollow-Links.

So finden Sie schlechte Backlinks

Schädliche Links zu erkennen, ist in der Praxis gar nicht so einfach. Wenn Sie allerdings die falschen Links über das Disavow Tool entwerten lassen, schaden Sie Ihrem Ranking, statt es zu verbessern. Es ist deshalb wichtig, dass Sie vorab eine gründliche Auswertung Ihrer Backlinks vornehmen.

Einen ersten Impuls erhalten Sie in der Google Search Console. Wenn Sie in der linken Seitenleiste auf „Links” klicken, können Sie unter „Top-verweisende Websites” einige Linkgeber einsehen und auf Auffälligkeiten hin überfliegen.

Einfacher und effektiver ist es jedoch, ein Backlink-Tool wie Ahrefs oder SEMrush zu verwenden. Dort sehen Sie nicht nur die verweisenden Domains, sondern auf einen Blick auch die komplette URL der Seite, Werte wie die Domain und Page Authority sowie Hinweise, ob es sich um Follow- oder Nofollow-Links handelt.

Nur Follow-Links haben einen unmittelbaren Einfluss auf das Google-Ranking. Sollten Sie einen dubiosen Backlink finden, der auf Nofollow steht, müssen Sie diesen nicht über das Disavow Tool entwerten.

Wenn Sie sich einmal nicht sicher sind, ob ein Backlink problematisch ist oder nicht, hilft es oft, die fragliche Seite einfach mal zu besuchen. In vielen Fällen sehen Sie an der Optik, ob es sich um eine vertrauenswürdige Quelle handelt oder nicht. Diese Seite hier sieht beispielsweise schon auf den ersten Blick dubios aus:

Google Disavow bei koala hilfe

Sie besteht fast ausschließlich aus Links und wirbt offen damit, Links gegen Bezahlung zu platzieren.

Das sollten Sie tun, bevor Sie das Disavow Tool verwenden

In einer Sache ist Google sehr deutlich: Das Disavow Tool ist die letzte Wahl. Bevor Sie es nutzen, sollten Sie sich bemühen, die schädlichen Backlinks von der fragwürdigen Webseite entfernen zu lassen.

Suchen Sie dazu nach Kontaktinformationen auf der Seite und schreiben Sie eine E-Mail an den Betreiber. Nennen Sie darin die genaue Seite, auf der Link platziert ist sowie die Seite, zu der er führt. Bitten Sie höflich darum, diesen Backlink zu entfernen.

Nur, wenn Sie keine Kontaktdaten finden können oder der Webseiten-Betreiber nicht reagiert, sollten Sie das Disavow Tool verwenden.

Das Disavow Tool richtig nutzen: So geht's

Haben Sie die mangelhaften Backlinks einmal identifiziert, ist der größte Teil der Arbeit schon erledigt. Die Einreichung bei Google ist sehr einfach und schnell erledigt.

Tragen Sie zunächst alle Links, die Sie entwerten möchten, in eine Text-Datei ein. Sie muss die Dateiendung .txt haben und die Codierung UTF-8 oder 7-Bit-ASCII aufweisen. Normalerweise ist das in einem klassischen Textdokument auf Ihrem Computer oder einer Excel-Tabelle gegeben.

In jeder Zeile darf nur ein zu meldender Link stehen. Sie schreiben also alle schlechten Backlinks untereinander.

Es ist auch möglich, sich von einer kompletten Domain zu distanzieren. Dazu schreiben Sie den Zusatz „domain:“ an den Beginn der Zeile. Das sieht dann folgendermaßen aus: „domain:beispiel.de”.

Anschließend müssen Sie das Dokument nur noch im Google Disavow Tool hochladen.

Google Disavow Tool Übersicht

Voraussetzung ist, dass Sie Zugriff auf die Google Search Console für Ihre Webseite haben.

Wählen Sie nun einfach unter „Property auswählen“ die Domain, für die Sie die Backlinks entwerten wollen. Das Tool teilt Ihnen mit, ob in der Vergangenheit bereits Links für ungültig erklärt wurden. Darunter können Sie auf den Button „Liste mit ungültigen Links hochladen“ klicken, die Datei auf Ihrem Computer auswählen und bestätigen.

Google Disavow Tool Liste mit ungültigen Links hochladen

Falls es vorher schon eine Liste mit zu entwertenden Links gab, wird diese automatisch durch das neue Dokument ersetzt.

Jetzt brauchen Sie sich nur noch zurückzulehnen und abzuwarten. Es kann einige Wochen dauern, bis Google die Änderungen erfasst und sich Veränderungen im Ranking bemerkbar machen.

Das Google Disavow Tool ist ein sehr mächtiges Tool, das Ihre Rankings positiv beeinflussen kann. Es ist in jedem Fall sinnvoll, regelmäßig die eigenen Backlinks zu kontrollieren und bei Bedarf zu handeln.

Disqualifizieren Sie allerdings die falschen Links, schaden Sie Ihrem Ranking. Wenn Sie sich unsicher sind, sollten Sie sich deshalb unbedingt Hilfe von einem erfahrenen SEO-Experten suchen.

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Titelbild: scyther5 / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 26. Januar 2021, aktualisiert am Januar 19 2023

Themen:

SEO