Seit Jahren lautet die viel zitierte Marketingdevise „Content is King“ und damit „Je mehr Content, desto besser“. Ein Problem für die Suchmaschinenoptimierung: Mehr Content bedeutet auch mehr Potenzial für Kannibalisierungseffekte. Schnell werden die eigenen Content-Angebote untereinander zur Konkurrenz im Google-Ranking. Deshalb erklären wir, wie genau dieser Keyword-Kannibalismus entsteht, wie Sie ihn aufdecken und bekämpfen können.

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Dieser Artikel bezieht sich ausschließlich auf aktiven Keyword-Kannibalismus. Bei der passiven Form liegt zwar eine thematische Überschneidung vor, sie bezieht sich aber nicht zwingend auf ein bestimmtes Keyword und ist meist auch nicht direkt am Ranking ablesbar.

Wie können Sie Keyword-Kannibalismus auf Ihrer Website erkennen?

Die Auswirkungen von Keyword-Kannibalismus lassen sich relativ einfach erkennen. Typisch sind die folgenden Indikatoren:

  • mehrere verschiedene Rankings für ein und dasselbe Keyword, insbesondere auf den Seiten Eins bis Drei
  • dauerhaft starke Schwankungen im Ranking
  • allgemeine Rankings mit unterschiedlichen URLs

Um Ihre Website auf doppelt rankende Inhalte zu prüfen, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Site Search

Geben Sie „site:“ gefolgt von dem Domainnamen und „intitle:“ plus das entsprechende Keyword bei Google ein und schon können Sie in den Suchergebnissen auf einen Blick erkennen, ob es unter der jeweiligen Domain bereits eine URL zu diesem Keyword gibt.

Screenshot Recherche zu Keyword-Kannibalismus in Google-Ergebnissen

Quelle: Screenshot aus Google-Ergebnissen

Google Search Console

Eine weitere Möglichkeit ist die Suche über die Google Search Console. Gehen Sie dazu in der Console auf den Navigationspunkt „Leistung“. Hier finden Sie eine Auflistung von Suchanfragen mit den entsprechenden Keywords.

Wählen Sie eines der Keywords aus und wechseln Sie dann auf den Reiter „Seiten“. Werden Ihnen in dieser Ansicht mehr als eine URL angezeigt, so handelt es sich sehr wahrscheinlich um Keyword-Kannibalismus.

Screenshot Keyword-Kannibalismus: Suche in Google Search Console

Quelle: Screenshot aus Google Search Console

SEO-Tool

Am einfachsten decken Sie Keyword-Kannibalismus mithilfe eines SEO-Tools auf. Wichtig, um entsprechende Warnsignale zuverlässig erkennen zu können: Das genutzte Tool darf nicht nur die besten Rankings erfassen, sondern muss tagesaktuell Aufschluss über alle Pfade geben, für die ein Ranking registriert wird. Anbieter wie Semrush oder Sistrix bieten einfache Lösungen an, bei denen Sie URLs ganz leicht nach Keyword-Kannibalismus filtern können.

Keyword-Kannibalismus finden mit Hilfe von Sistrix

Quelle: Screenshot von Sistrix

Wie können Sie das Problem lösen?

Hierzu gilt es zunächst zu entscheiden, welcher der konkurrierenden Seiten der Vorzug gegeben werden soll. In den meisten Fällen wird die Entscheidung dabei auf die Ältere fallen, da diese sich aller Wahrscheinlichkeit nach bereits besser und nachhaltiger etabliert hat.

Allerdings sollte auch die Option in Betracht gezogen werden, dass beide Seiten behalten werden. Das sollte sowohl vom Ausmaß ihrer inhaltlichen Überschneidung als auch von ihrer jeweiligen allgemeinen Performance abhängig gemacht werden.

Folgende Möglichkeiten stehen Ihnen offen, um Kannibalisierungseffekte zu vermeiden und vom Google-Algorithmus mit guten Rankings belohnt zu werden:

1. Interne Verlinkung setzen

Sie können vom zweiten auf den ersten (wichtigeren) Artikel verlinken und dabei das Keyword im Ankertext unterbringen. Durch die internen Links wird Google ebenso wie den Lesern und Leserinnen signalisiert, dass der erste Text wichtige Informationen zum Thema enthält, wodurch dieser so von zusätzlichem Traffic profitiert.

2. Canonical Tag

Sind beide Seiten informativ, doch eine der beiden Seiten trumpft klar mit mehr Qualität auf, dann kann ein sogenannter Canonical Tag verwendet werden. Dieser signalisiert Google, welche der beiden Seiten die bevorzugte ist, und folglich wird nur diese Seite für das Keyword ranken.

Screenshot Beispiel Canonical-Tag

3. 301-Weiterleitung

Einem ähnlichen Prinzip folgt die Weiterleitung per 301 Redirect von der zweiten auf die erste URL. Der Unterschied zum Canonical Tag ist jedoch, dass Sie auf eine der beiden Seiten verzichten. Diese Umleitung geschieht meist unbemerkt, die zweite Seite wird von Google nicht mehr gesondert berücksichtigt.

Der Vorteil: Die noch bestehende Linkkraft wird dabei an die erste URL „vererbt“, deren Ranking davon spürbar profitieren sollte. Der Übersicht halber sollte eine solche Umleitung in Excel notiert und regelmäßig kontrolliert werden.

4. Übergeordnete Landingpage erstellen

Manchmal ist das Ranking beiden betroffenen Seiten nicht besonders gut, da sie aber wichtige Informationen enthalten, sollen sie dennoch beibehalten werden. Oder das Ranking ist zufriedenstellend, sie gehen aber an der Absicht der Suchanfragen vorbei, die Nutzende auf die Seite führen.

Wer zum Beispiel nach „Sauce Hollandaise Rezept“ googelt, benötigt aller Wahrscheinlichkeit nach ein Rezept für die Sauce statt Rezepten, in denen sie als Zutat gelistet ist. In beiden Fällen ist es ratsam, eine übergeordnete Produktseite beziehungsweise Landing Page zu erstellen, von der aus auf beide Seiten verlinkt wird.

5. Content zusammenfassen

Falls sich die konkurrierenden Seiten inhaltlich stark überschneiden oder ergänzen, kann der Content auf einer Seite gebündelt werden. Dazu sollte der Seite mit besserem Ranking und höheren Klicks der Vorzug gegeben werden, während die andere gelöscht wird. Vergessen Sie jedoch nicht, eine 301-Weiterleitung für die gelöschte URL anzulegen.

6. NoIndex-Tag

Hat eine der beiden Seiten kein gutes Ranking, doch der Inhalt ist noch relevant, beispielsweise, weil sie wichtiger Teil eines Klickpfades ist, bietet es sich an, die Indexierung im Google Index zu entfernen. Das geht unkompliziert über den Tag noindex und sorgt dafür, dass die URL zwar weiter bestehen bleibt, von Google bei der Indexierung aber nicht mehr gelistet wird.

7. Keyword ändern

Abseits von technischen Möglichkeiten ist natürlich auch eine inhaltliche Prüfung wichtig: Ist es überhaupt für beide Seiten sinnvoll, auf das jeweilige Keyword optimiert zu sein? Lautet die Antwort Nein, kann mindestens eine Seite auch schlicht so umformuliert werden, dass das Keyword ganz gestrichen wird.

Hier bietet sich gleichzeitig eine gute Gelegenheit, die jeweiligen Content-Angebote auf Aktualität sowie Qualität zu überprüfen und gegebenenfalls inhaltlich nachzubessern. Eine andere Möglichkeit ist es, die zweite Seite auf ein spezifisches Longtail Keyword zu optimieren – vor allem bei Blogposts oder anderen Artikeln ist dieses Vorgehen klug.

Warum Sie Keyword-Kannibalismus vermeiden sollten

Wenn zwei Seiten für ein und dasselbe Keyword ranken, entstehen eine Vielzahl von Problemen, die zur Schwächung Ihrer SEO-Strategie führen. Dazu gehören:

  • Google steht vor einem Relevanzproblem: Die Suchmaschine kann nicht einschätzen, welche Seite den größeren Mehrwert liefert, was zu schwankenden und häufig schlechteren Rankings führt.
  • SEO-Strategie wird ineffizient: Ihre SEO-Maßnahmen leiden unter dem Mehrfachranking zum gleichen Thema. Obwohl User und Userinnen nach einem Keyword suchen, bekommen sie unterschiedliche Inhalte angeboten. Das wirkt unseriös und schwächt das Vertrauen in Ihre Seite.
  • SEO-Reportings werden verfälscht: Indem Keywords doppelt in Auswertungen aufgelistet werden, erschwert das eine aussagekräftige Analyse Ihrer SEO-Strategie.

Am Beispiel erklärt: Wie entsteht Keyword-Kannibalisierung?

Das Hauptproblem beim Keyword-Kannibalismus ist, dass eine Website mit zwei oder mehreren Unterseiten zum gleichen Keyword rankt. Doch wie kommt es dazu? Ein solches Dilemma könnte sich beispielsweise bei einem Online-Shop für Modeartikel ergeben, der sowohl Blogartikel zu den Themen „Das perfekte Partyoutfit“ und „Must-haves, die in keinem Kleiderschrank fehlen dürfen“ veröffentlicht hat, als auch eine Kategorie-Seite mit entsprechenden Produkten – allesamt auf das Keyword „kleines Schwarzes“ optimiert.

Oder Sie betreiben einen Reiseblog und veröffentlichen drei Artikel zum Backpacking in Südamerika und optimieren alle Artikel auf „backpacking in südamerika“ statt auf einzelne Reiseländer, die zwar weniger Suchvolumen haben, aber den User Intent besser erfüllen können.

Das Vorgehen, mehrere Seiten auf ein Keyword zu optimieren, geschieht teilweise sogar bewusst. Vor einigen Jahren wurde ganz gezielt sogenanntes Keyword Stuffing betrieben, bei dem bestimmte Suchbegriffe inflationär über viele URLs hinweg eingesetzt wurden, um ein besseres Ranking zu erzielen. Meistens entstehen die Kannibalisierungseffekte einer solchen SEO-Überoptimierung aber unabsichtlich.

Gerade bei etablierten Websites mit einem großen Content-Angebot werden bereits bestehende Artikel schlicht vergessen, sodass ihre Keyword-Optimierung bei der Erstellung neuer Inhalte nicht berücksichtigt wird.

Übrigens ist hier nicht nur der eigentliche Text betroffen, auch Keywords in den Meta-Angaben können zum Problem beitragen. Manchmal liegen auch technische Gründe vor, zum Beispiel wenn eine Website sowohl mit als auch ohne vorangestelltes „www“ erreichbar ist oder wenn die Übersetzungen der Artikel unter einer separaten URL laufen.

Beugen Sie Keyword-Kannibalismus durch eine Keyword-Strategie vor

Damit Sie gar nicht erst vor dem Dilemma stehen, doppelt rankende Inhalte in Ihren Statistiken zu finden, sollten Sie auf eine gut dokumentierte Keyword-Strategie achten. Besonders leicht fällt das mit einem ausgereiften SEO-Tool. Doch selbst in einfachen Excel-Listen lassen sich alle Keywords samt dazugehörigen URLs festhalten. Im Fall von Keyword-Kannibalismus sollten Sie besonders gründlich sein und sowohl alte als auch neue Seiten genau festhalten.

Stehen die nächste Content-Erstellung und Keyword-Recherche an, schauen Sie ganz einfach in dieser Liste nach, um zu verhindern, dass Sie Content für ein und dasselbe Keyword oder dieselbe Keyword-Kombination doppelt erstellen. Eine regelmäßige Überprüfung Ihrer URLs sorgt ebenfalls dafür, dass Sie Keyword-Kannibalismus aufspüren, bevor es zu einem Problem für Ihr Website-Ranking wird.

Fazit: Mit dem richtigen System den Überblick behalten

Keyword-Kannibalismus ist ein verbreitetes SEO-Problem, insbesondere bei großen, stark wachsenden und häufig aktualisierten Domains. Im Idealfall umgehen Sie ihn, indem Sie vor jeder Installation einer neuen URL über den oben genannten Weg prüfen, ob bereits eine andere Seite auf das entsprechende Keyword optimiert ist.

In der Praxis kommt das aber schnell zu kurz, weshalb es entscheidend ist, die einzelnen Seiten und Subdomains regelmäßig in kurzen Zeitintervallen auf Kannibalisierung zu prüfen. Das gilt insbesondere für Seiten, auf denen sogar täglich neuer Content gespielt wird. Nur so erreichen und halten Sie hohe Rankings in den SERPs der Top-Suchmaschinen.

Zusätzlich ist es hilfreich, schlichte Tabellen zu führen, in denen die wichtigsten URLs mit den entsprechenden Keywords aufgelistet sind. So reicht ein kurzer Blick, um herauszufinden, ob ein Keyword bereits vergeben und ob es sinnvoll ist, die jeweiligen bestehenden Seiten zu aktualisieren oder zu ersetzen.

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Titelbild: Vergani_Fotografia / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 13. Dezember 2022, aktualisiert am Januar 21 2023

Themen:

SEO