Projektplanerinnen und Projektmanager kennen es: Bis zur Fertigstellung des Projektes sind es nur noch wenige Tage und es ist noch viel zu tun. Eine Projektplanung ohne Zeitdruck geht nicht? Geht doch! In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Ihren Projektendtermin mit der Netzplantechnik einhalten können und welche Vor- und Nachteile ein Netzplan für Ihre Projekte hat.
Was ist die Netzplantechnik?
Die Netzplantechnik ist eine grundlegende Methode in der Projektplanung und dient der Überwachung und Optimierung von Prozessen. Als grafische oder tabellarische Abbildung enthält der Netzplan die zeitlichen und logischen Abläufe der einzelnen Projektvorgänge. Mit der Netzplantechnik können Projektdauer, Pufferzeiten und Verzögerungen ermittelt werden.
Welche Aufgaben hat ein Netzplan?
Der Netzplan beinhaltet im Gegensatz zum Projektstrukturplan (PSP) auch den zeitlichen Ablauf aller Prozessschritte. Mit der Netzplantechnik können Sie die Dauer des Projektes ermitteln, die zeitliche und logische Reihenfolge der Vorgänge festlegen, den kritischen Pfad berechnen und mögliche freie Puffer feststellen. Oder einfacher: Die Netzplantechnik dient der Analyse, Steuerung und Kontrolle und bildet die Grundlage für den Ablauf und die Terminplanung von Projekten.
Wie funktioniert die Netzplantechnik?
Im Netzplan werden alle Projektprozesse nach Ablauf und Abhängigkeit als sogenannte Vorgangsknoten miteinander vernetzt – daher auch der Name Netzplantechnik. Die Darstellung erfolgt grafisch oder tabellarisch und gibt Informationen über die frühesten und spätesten Anfangs- und Endzeiten, Pufferzeiten sowie den kritischen Pfad.
Mit diesen Daten können Sie die Ziele der Netzplantechnik verfolgen:
- Ermittlung der Projektdauer
- Feststellung von Optimierungsbedarf zur schnelleren Projektabwicklung
- Berechnung einer Terminverschiebung durch Verzögerungen bei Vorgängen
- Bestimmung von Gesamtpuffer und freie Puffer
- Erstellung einer effektiven Projektplanung
Wann wird die Netzplantechnik angewendet?
Egal ob ganze Projekte, Teilprojekte oder einzelne Aufgaben – die Netzplantechnik bringt sämtliche Projektprozesse in eine strategisch clevere Reihenfolge. Vor allem in den Bereichen Produktion und Beschaffung kommt die Netzplantechnik häufig zum Einsatz.
Aber auch bei großen Projekten ist es sinnvoll, einen Netzplan zu erstellen, um die einzelnen Aktivitäten und Abläufe sowie die zeitliche Anordnung und logische Abhängigkeit der verschiedenen Vorgänge präzise für das Projektteam darzustellen.
Was sind die Vor- und Nachteile der Netzplantechnik?
Heutzutage gibt es verschiedene Programme für die Projektplanung, die Puffer und mögliche Verzögerungen automatisch berechnen. Kein Wunder also, dass der Netzplan nur selten zum Einsatz kommt. Doch gerade im Projektmanagement ist die Netzplantechnik ein nützliches Hilfsinstrument, weshalb wir Ihnen nachfolgend ihre Vor- und Nachteile zusammengefasst haben:
Vorteile der Netzplantechnik
Der wesentliche Vorteil der Netzplantechnik ist die präzise Darstellung der Projektabläufe. Dank der verschiedenen Faktoren erkennen Sie sofort, ob Sie den Projektendtermin einhalten können oder ob es zu einer Terminverschiebung kommt. Zusätzlich können Sie mit der Netzplantechnik freie Puffer berechnen und frühzeitig erkennen, welche Aktivitäten sich nicht verzögern dürfen, damit der Projekterfolg gesichert bleibt.
Nachteile der Netzplantechnik
Der größte Nachteil der Netzplantechnik ist sein hoher Aufwand. Einen Netzplan zu erstellen und regelmäßig zu optimieren, nimmt Zeit in Anspruch. Besonders bei Änderungen und Verzögerungen, die sich im Laufe des Projektes ergeben, müssen Sie viel rechnen und die zeitlichen Abläufe entsprechend korrigieren.
Netzplan erstellen: Welche Informationen sind erforderlich?
Um mit der Netzplantechnik eine präzise Berechnung der Projektplanung zu ermitteln, müssen die nachfolgenden Faktoren in einer Grafik oder Tabelle, also dem Netzplan, miteinander verbunden oder „vernetzt“ werden:
Vorgangsknoten
Die sogenannten Vorgangsknoten beinhalten zeitliche Informationen zu den frühesten und spätesten Anfangs- und Endzeiten sowie den Pufferzeiten.
Pufferzeiten
Die Pufferzeiten sind in Gesamtpuffer und freie Puffer unterteilt. Hierbei handelt es sich um Zeitreserven, die bei Verzögerungen von Vorgängen zur Verfügung stehen. Mit ausreichend Puffer ist der Fertigstellungstermin des Projektes auch bei Verzögerungen nicht in Gefahr.
Gesamtpuffer
Der Gesamtpuffer zeigt an, ob und wie viel ein Vorgang verschoben werden kann, ohne dass sich der nachfolgende Vorgang verschiebt. Ist der Gesamtpuffer ausgeschöpft, befindet sich der nachfolgende Vorgang nicht mehr in der frühesten Anfangszeit, was aber noch nicht den Projektendtermin beeinflussen muss. Erst wenn der Gesamtpuffer auf Null ist, drohen Verzögerungen.
Freier Puffer
Der freie Puffer in der Netzplantechnik weist darauf hin, wie weit ein Vorgang verschoben werden kann, ohne dass sich die früheste Anfangszeit des nachfolgenden Vorgangs verzögert. Ist in der Netzplatztechnik zum Beispiel ein freier Puffer vorhanden, kann ein Vorgang ohne Verzögerung der anderen Vorgänge nach hinten verschoben werden.
Der kritische Pfad
In der Projektplanung wird es haarig, wenn sich Vorgänge auf dem kritischen Pfad befinden. Sobald sich ein Prozess verzögert und einen Gesamtpuffer von Null hat, landet er auf dem kritischen Pfad. Spätestens jetzt ist der Projektendtermin gefährdet. Ein kritischer Pfad in der Netzplantechnik lässt sich visuell durch stärkere Konturen oder eine andere Farbe hervorheben, damit mögliche Verzögerungen direkt sichtbar sind.
Netzplantechnik: Beispiel für ein Teamevent
Nehmen wir an, Sie möchten ein großes Teamevent planen. Der dazugehörige Netzplan besteht aus den einzelnen Vorgangsknoten, die alle wichtigen Informationen enthalten. In der Regel werden im Netzplan die folgenden Abkürzungen für die Vorgangsknoten verwendet:
Abkürzung | Bedeutung |
Nr. | Vorgangsnummer |
D | Vorgangsdauer |
FAZ | früheste Anfangszeit des Vorgangs |
FEZ | früheste Endzeit des Vorgangs |
SAZ | späteste Anfangszeit für den planmäßigen Gesamtvorgang |
SEZ | späteste Endzeit für den Vorgang zur Einhaltung des Projektendtermins |
GP | Gesamtpuffer |
FP | freier Puffer |
Ein Vorgangsknoten sieht so aus:
Um die einzelnen Prozessschritte und Abhängigkeiten bei der Planung Ihres Events zu visualisieren, enthält der Netzplan die folgenden Knoten:
Es wird deutlich, dass manche Knoten einen Gesamtpuffer haben, andere hingegen nicht. Die Entscheidung für einen Termin und einen Ort, die Festlegung von Angebot und Ablauf vor Ort, deren Freigabe und der Eventstart bilden den kritischen Pfad.
Fazit: Mit der Netzplantechnik erfolgreich zum Projektziel
Im Projektmanagement ist die Netzplantechnik eine hilfreiche Methode, um den Ablauf eines Projektes und das vorhandene Zeit- und Budgetlimit einzuhalten. Durch das strategisch sinnvolle Vernetzen der Vorgänge im Netzplan können Sie die Dauer des Projektes, mögliche Verzögerungen, Pufferzeiten und Terminverschiebungen ermitteln.
Die einzelnen Phasen im Projektmanagement werden so klar visualisiert. Auch wenn heutzutage größtenteils eine spezielle Software für den Projektplan verwendet wird, lohnt es sich, einen Netzplan zu erstellen, um die Projektplanung jederzeit optimal im Blick zu haben.
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