Projekte haben unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und Ziele. Für die optimale Umsetzung eignen sich daher jeweils andere Projektmanagement-Methoden. Die Auswahl hängt von vielen Faktoren wie der Unsicherheit der Projektziele oder der Anforderungen sowie dem Projektumfeld ab.

Eine gezielte und kluge Auswahl der Projektmanagement-Methode entscheidet darüber, wie effizient Sie die anvisierten Projektziele erreichen. Hierbei kann die Stacey-Matrix Sie unterstützen.

→ Praktische Vorlage für Ihren Projektplan [Kostenloser Download]

Der Aufbau der Stacey-Matrix

Die Stacey-Matrix ist keine Matrix im eigentlichen Sinne, sondern eigentlich der erste Quadrant eines Koordinatensystems.

Auf der X-Achse tragen Sie die Komplexität des Lösungsansatzes ein. Weit links stehen klare, bekannte und bewährte Methoden, weiter rechts unklare, neue und unerprobte Ansätze.

Auf der Y-Achse tragen Sie demgegenüber die Komplexität der Anforderungen ein. Weit unten stehen klare, eindeutige Anforderungen und weit oben unklare, mehrdeutige Anforderungen.

In einem weiteren Schritt fügen Sie die Winkelhalbierende ein. Diese zeigt an, wie komplex ein bestimmtes Projekt ist. Unten links finden Sie einfache Projekte (klare Ziele und klarer Lösungsansatz) und oben rechts chaotische Projekte (unklare Ziele und unklarer Lösungsansatz).

Die dazwischenliegenden Projekte werden als kompliziert oder komplex bezeichnet. Einfache und komplizierte Projekte gelten als traditionell, komplexe und chaotische Projekte sind hingegen agil.

Stacey Matrix Grafik

Beispiele für die Stacey-Matrix

Im Unternehmensalltag treten Projekte mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad verschieden häufig auf.

Am seltensten sind Projekte, bei denen sich alle einig und sowohl Ziele als auch Lösungsansätze eindeutig sind (unten links in der Matrix), und solche, die komplett chaotisch ablaufen (oben rechts in der Matrix). Komplizierte Projekte sind vergleichsweise stark vertreten, am häufigsten treten jedoch komplexe Projekte auf.

Für diese verschiedenen Entscheidungssituationen bieten sich unterschiedliche Projektmanagement-Methoden an:

1. Leichte Projekte

Simple Projekte lassen sich im Rahmen des Projektmanagements hervorragend planen und umsetzen. Das liegt daran, dass Sie sie nach bewährten Verfahren angehen und realisieren können.

Im privaten Bereich wäre ein solches Projekt das Backen von Weihnachtsplätzchen. Hier liegt ein konkretes Rezept vor, dass Sie einfach nur abarbeiten müssen, um die gewünschten Ziele zu erreichen.

Im Unternehmensumfeld gehört zu den simplen Projekten beispielsweise der Bau eines Einfamilienhauses. Solche Projekte werden regelmäßig in großer Zahl durchgeführt, weswegen die Anforderungen und Zielsetzungen genau bekannt sind.

Für solche simplen Projekte bietet sich beispielsweise das Wasserfallmodell oder das V-Modell als Methode an.

2. Komplizierte Projekte

Komplizierte Projekte lassen sich in zwei große Gruppen unterteilen. Die einen sind sozial/politisch kompliziert, weil unklar ist, welche Ziele überhaupt erreicht werden sollen. Technisch komplizierte Projekte sind so gestaltet, dass das Ziel bekannt ist, allerdings Unklarheit darüber herrscht, mit welchem Vorgehen dieses Ziel erreicht werden soll.

Entsprechend sind komplizierte Projekte in gewissen Grenzen planbar, es gibt jedoch zahlreiche Unsicherheitsfaktoren.

Durch klassische Methoden wie Analysen, Verhandlungen und die Hinzuziehung von Experten und Expertinnen können Sie Probleme aus der Welt schaffen.

Ein Beispiel für ein kompliziertes Projekt ist das autonome Fahren. Grundsätzlich sind die Methoden und Anforderungen des Autobaus bekannt, jedoch sind neue Zielsetzungen und Technologien nötig.

Zu den Methoden, die bei komplizierten Projekten am häufigsten zum Einsatz kommen, zählen Kanban und Lean.

3. Komplexe Projekte

Komplexe Projekte treten im Unternehmensalltag besonders häufig auf. Sie sind schwer zu managen, da es eine Vielzahl von Risiken gibt, die zu falschen Entscheidungen führen können. Komplexe Projekte zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich mit klassischen Methoden meistens nicht planen und umsetzen lassen, da wenig über die anvisierten Ziele oder die optimalen Technologien bekannt ist.

Um solche Projekte dennoch erfolgreich umsetzen zu können, ist es entscheidend, für eine größtmögliche Transparenz zu sorgen und auf Kreativität und Innovation zu setzen. Außerdem sollten Sie regelmäßige Kontrollschleifen durchführen, um Fehlentscheidungen zu vermeiden und Fehlentwicklungen entgegenzuwirken.

Im privaten Umfeld gehört die Kindererziehung zu den komplexen Projekten; im Unternehmensumfeld die Entwicklung von künstlicher Intelligenz, um mit deren Hilfe die Kommunikation der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu optimieren. Die gängigste Methode, die bei solchen Projekten zum Einsatz kommt, ist Scrum.

4. Chaotische Projekte

Bei chaotischen Projekten sind weder die Zielsetzungen noch die Technologien und Methoden bekannt, mit denen diese Ziele erreicht werden sollen. Klassische Projektmanagement-Methoden und einfaches Planen stoßen hier an ihre Grenzen.

Chaotische Projekte zeichnen sich durch eine große Vorläufigkeit aus. So können Sie zu Projektbeginn erste Ziele bestimmen und konkrete Maßnahmen auswählen. Im Laufe des Projekts kann es notwendig sein, die getroffenen Entscheidungen anzupassen oder komplett zu revidieren.

Der Ansatz, der sich bei chaotischen Projekten besonders bewährt, ist Kanban. Andere Unternehmen schwören hingegen auf Design Thinking und Scrum.

Was hat die Stacey-Matrix mit dem Cynefin-Framework zu tun?

Das Wort „Cynefin“ steht für eine Kategorisierung von Systemen in Unternehmen. David John Snowden entwickelte das Konzept. Er wählte mit Cynefin das walisische Wort für Lebensraum, um mit diesem Konzept zu veranschaulichen, dass die Lebenswelten von Menschen so komplex und die Interdependenzen so groß sind, dass es nicht möglich ist, von realen Systemen im Unternehmensalltag auszugehen.

Grundsätzlich arbeiten Stacey-Matrix und Cynefin-Framework mit ähnlichen Voraussetzungen und Kategorien. Der Hauptunterschied besteht darin, dass es im Cynefin-Framework noch einen Bereich der Verwirrung gibt. Das ist immer dann der Fall, wenn nicht klar ist, welche Ziele mit welchem Vorgehen erreicht werden sollen. Unternehmen tendieren dann dazu, sich in ihre Komfortzone zurückzuziehen und altbewährte Methoden auf neue Situationen anzuwenden, was häufig wenig zielführend ist.

Vor- und Nachteile der Stacey-Matrix

Die Stacey-Matrix bringt verschiedene Vor- und Nachteile mit sich, die wir im Folgenden kurz beleuchten möchten:

Vorteile der Stacey-Matrix

  • übersichtlich
  • hilft bei der Entscheidungsfindung auf der Suche nach Projektmanagement-Methoden
  • auf nahezu alle Umfelder und Unternehmen übertragbar
  • enge Verbindung zum Cynefin-Framework

Nachteile der Stacey-Matrix

  • zu starke Reduktion: keine Berücksichtigung der Qualität des Projektumfeld
  • Komplexität eines Projekts nicht immer das beste Kriterium, um eine Projektmanagement-Methode auszuwählen

Fazit: Stacey-Matrix als wichtige Orientierungshilfe

Die Stacey-Matrix erweist sich als ein wirkungsvolles Instrument, um die Komplexität eines bevorstehenden Projektes einzuschätzen und basierend darauf geeignete und zielführende Projektmanagement-Methoden auszuwählen. Mit der Stacey-Matrix verschaffen Sie sich mehr Klarheit und Orientierung auch in komplexen Entscheidungssituationen.

New call-to-action

Titelbild: PeopleImages / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 29. März 2022, aktualisiert am Januar 20 2023

Themen:

Projekt-Management