Für manche Personen ist ein Arbeitstag mit vielen Terminen purer Stress, während andere die Situation völlig entspannt sehen. Fakt ist: Jeder Mensch empfindet Stress anders! Welcher Stresstyp sind Sie? Erfahren Sie hier, was das Stressmodell nach Lazarus ist und wie Sie Ihr Stressmanagement durch Ihr Denken und Handeln optimieren können.

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Transaktionales Stressmodell nach Lazarus: Ursprung und Definition

Stress ist nicht einer Situation geschuldet, sondern auch der subjektiven Bewertung der handelnden Person – so zumindest sieht es die Theorie von Richard Lazarus. Der US-amerikanische Psychologe veröffentlichte 1974 das transaktionale Stressmodell nach Lazarus. Dieses Modell beschreibt Stress als einen Wechselwirkungsprozess zwischen der Situation und der handelnden Person.

Oder einfacher: Nach dem transaktionalen Stressmodell Lazarus führt nicht eine Situation allein zu Stress, sondern auch das Denken und Handeln der Person ist entscheidend, ob eine Situation als stressig empfunden wird.

Stressmodell nach Lazarus einfach erklärt: Aufbau und Funktion

Das transaktionale Stressmodell nach Lazarus ist in vier Stufen eingeteilt: die primäre Bewertung, die sekundäre Bewertung, die Stressbewältigung und die Neubewertung. Sie können das Modell ganz einfach für Ihr Stressmanagement anwenden.

Am folgenden Beispiel lässt sich das Stressmodell nach Lazarus am einfachsten erklären:

Sie haben die Aufgabe erhalten, binnen einer Woche eine Präsentation zu erstellen und diese Ihren Mitarbeitenden vorzustellen. Diese Situation beschreibt die sogenannten Stressoren, also Stressreize, die die weiteren Stufen ins Rollen bringen.

1. Primäre Bewertung

Die erste Stufe des Stressmodells Lazarus beschreibt die primäre Bewertung der Situation, in der Sie die Aufgabe entweder als positiv, gefährlich oder irrelevant einschätzen.

Lieben Sie es, Präsentationen zu erstellen und vor Menschen zu sprechen, sind Sie positiv gestimmt. Haben Sie Angst, dass Sie die Präsentation in der kurzen Zeit nicht schaffen und sprechen Sie zudem ungern vor vielen Kolleginnen und Kollegen oder gar Fremden? In diesem Fall bewerten Sie die Aufgabe als gefährlich und sind wahrscheinlich schon gestresst. Oder aber die zusätzliche Aufgabe ist für Sie bedeutungslos, Sie sind also weder positiv noch negativ gestimmt.

2. Sekundäre Bewertung

Haben Sie die Situation als gefährlich bewertet, treten Sie in die zweite Stufe des Stressmodells ein: die sekundäre Bewertung. In dieser Phase überprüfen Sie, ob ausreichend Ressourcen verfügbar sind, um die Aufgabe zu meistern oder nicht.

Kommen Sie zu dem Ergebnis, dass Sie die Aufgabe in der vorgegebenen Zeit bewältigen können, weil Ihnen das Thema besonders gut liegt, empfinden Sie keinen oder zumindest weniger Stress. Steht für Sie jedoch fest, dass eine Woche Zeit nicht ausreichend ist, um eine Präsentation zu erstellen und sich auf den Vortrag vorzubereiten, steigt Ihr Stresspegel.

3. Stressbewältigung

Mit der Stressbewältigung in der dritten Stufe, auch Coping genannt, setzen Sie alles in Bewegung, um den Stress zu bekämpfen. Die Theorie des Modells nennt hierfür zwei Strategien: die problemorientierte und emotionsorientierte Stressbewältigung.

Bei der problemorientierten Strategie liegt der Fokus darauf, die Situation selbst zu ändern. Das können Sie, indem Sie um ein paar Tage mehr Zeit für die Fertigstellung der Aufgabe bitten oder die Prioritäten anderer Projekte optimieren.

Problemorientierte Strategien zur Stressbewältigung sind beispielsweise:

  • Problemlösung finden
  • Zeitmanagement verbessern
  • Prioritäten verschieben
  • Informationen suchen

Die emotionsorientierte Strategie zur Stressbewältigung bezieht sich darauf, den Bezug zur Situation selbst zu ändern. Das gelingt Ihnen, indem Sie positiver an die Aufgabe herangehen, Kompromisse eingehen oder Entspannungsübungen anwenden.

Emotionsorientierte Strategien zur Stressbewältigung sind unter anderem:

  • Situation akzeptieren
  • Kompromisse eingehen
  • Ablenkungen vermeiden
  • Entspannungsübungen durchführen

4. Neubewertung

In der letzten Phase des Stressmodells nach Lazarus bewerten Sie die Situation noch einmal neu. Haben Sie den Stress erfolgreich bewältigt, wird die Gefahr vielleicht zu einer positiven Herausforderung. Genauso kann ein Stressor aber auch nach der primären und sekundären Bewertung zu einer Bedrohung werden, was wiederum zu Stress führt.

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Stressmodell nach Lazarus: Beispiel

Wir kennen es wohl alle: Die neue Arbeitswoche beginnt mit einem vollgepackten Schreibtisch und Terminkalender. Es ist noch nicht einmal Mittagspause und Sie sind bereits im Dauerstress, während der Kollege am Nachbarschreibtisch trotz ähnlicher Aufgaben und genauso vollem Arbeitstag tiefenentspannt ist.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Ihr Stresspegel trotz der gleichen Situation so hoch ist? Das sollten Sie. Nach der Theorie des Stressmodells nach Lazarus sind Sie für den Stress verantwortlich, und zwar durch Ihre Bewertung und den Umgang mit der Situation.

Um zukünftig genauso entspannt in den Montagmorgen zu starten wie Ihre fröhliche Kollegin, finden Sie heraus, was die Person am Nachbarschreibtisch anders und möglicherweise besser macht als Sie. Mit dem Stressmodell nach Lazarus lernen Sie vermeintlich stressige Situationen positiver zu bewerten, um so durch Ihr Handeln erst gar keinen Stress entstehen zu lassen.

Übrigens: Das Stressmodell befasst sich nicht mit positivem Stress, auch bekannt als Eustress. Distress hingegen bezeichnet negativen Stress, der uns unangenehm ist. Eustress und Distress sind beide unvermeidbar, haben aber unterschiedliche Auswirkungen auf unser Wohlbefinden.

Fazit: Stress ist eine Frage des Denkens und Handelns

Das Stressmodell nach Lazarus zeigt, dass Stress nicht allein durch eine Situation entsteht. Vielmehr entscheiden Sie durch Ihre Bewertung und den Umgang mit der Situation, ob Sie gestresst sind oder nicht – Sie haben Ihr Stressmanagement in der Hand. Nutzen Sie das Modell, um zukünftig positiver mit Stresssituationen umzugehen. Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden werden es Ihnen danken!

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Titelbild: anniespratt / Unsplash

Ursprünglich veröffentlicht am 26. April 2023, aktualisiert am April 26 2023

Themen:

Work-Life-Balance