Stressoren: Definition, Arten und Erkennung

Leitfaden Work-Life-Balance
Katrin Barysch
Katrin Barysch

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Sind Sie auch „im Stress“? Kein Wunder bei all den Herausforderungen, mit denen wir im privaten und beruflichen Alltag konfrontiert werden. Das muss aber nicht sein: Ein konstruktiver Umgang mit Stresssituationen ist erlernbar, sofern wir die Auslöser – Stressoren – kennen und deren Wirkung verstehen. Alles Wissenswerte zum Thema Stressfaktoren erfahren Sie hier.

Mann am Arbeitsplatz leidet unter Stressoren

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Wie entsteht Stress?

Stress entsteht durch die Einwirkung von inneren oder äußeren Stressoren (Stressfaktoren) auf den Organismus. Auf Basis individueller Erfahrungen und Einstellungen interpretiert der Verstand diese entweder als positiv (Eustress) oder negativ (Distress).

Physiologische Stressreaktionen sind an sich erst einmal nichts Schlechtes. Aus evolutionärer Sicht sind Stressreaktionen sogar überlebenswichtig, da sie den Organismus in einen Fight-or-Flight-Modus versetzen, sprich Kampf oder Flucht.

Dazu bewirken Stressoren die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin. In Folge beginnt die Herzfrequenz zu steigen, die Atmung beschleunigt sich, die Muskeln spannen sich an und die Verdauung fährt herunter. Der Organismus wird so zu Höchstleistungen angetrieben.

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Distress vs. Eustress: Ab wann ist Stress schädlich?

Ob wir eine Stresssituation als positiv oder negativ werten, hängt oft weniger von den Stressoren selbst als vielmehr von unserer subjektiven Wahrnehmung ab. Stressreaktionen finden dabei zunächst auf körperlicher Ebene statt, bevor sie im Gehirn als motivierend (Eustress) oder bedrohlich (Distress) eingestuft werden. Ein einfaches Beispiel: Technomusik erzeugt bei einer Person gute Laune, bei der anderen Kopfschmerzen.

Eustress ist positiver Stress. Er wird von Stressoren ausgelöst, die als angenehm bewertet werden, zum Beispiel Verliebtsein oder die Vorfreude auf ein bevorstehendes Ereignis. Wenn diese gebündelten Energien jedoch verbraucht sind und dem Organismus keine Ruhephasen ermöglicht werden, kann Eustress schnell ins Gegenteil umschlagen.

Die Folge ist Distress, also das, was wir umgangssprachlich als Stress bezeichnen. Er wird von Stressoren hervorgerufen, die wir als Belastung oder Druck empfinden. Es ist wichtig, dass Sie negative Stressoren rechtzeitig erkennen und den Stresszustand durch geeignete Maßnahmen auflösen. Denn negativer Stress ist gesundheitsschädigend und kann bei längerem Anhalten zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder chronischen Krankheiten wie Depressionen und Burnout führen.

Welche Stressoren gibt es?

Grundsätzlich wird unterschieden, ob Stressoren von innen oder außen kommen. Außerdem differenziert man zwischen physischen oder physikalischen, psychischen, sozialen und biochemischen Stressoren.

Um dem empfundenen Stress etwas entgegensetzen zu können, ist es wichtig, die Art von Stressfaktor zu identifizieren. Deshalb werden Stressoren in der Biologie und Psychologie in folgende Kategorien unterteilt:

  • Äußere Stressoren sind Reize, die aus der Umwelt auf uns einwirken, wie laute Geräusche, Kritik, Krankheiten, Verkehrsstau, Wartezeiten beim Arzt oder der Tod einer nahestehenden Person.
  • Innere Stressoren kommen aus uns selbst. Sie gründen in der Erziehung und beeinflussen, wie schnell oder stark eine Situation als stressig wahrgenommen wird. Dazu zählen unter anderem Perfektionismus, hohe Erwartungen oder eine niedrige Belastbarkeit.
  • Physische Stressoren beziehungsweise physikalische Stressoren sind Reize, die unsere körperliche Gesundheit beeinflussen, etwa Kälte und Hitze, körperliche Überlastung beim Sport, Hunger, Lärm oder Schmerzen.
  • Psychische Stressoren wirken auf mentaler Ebene und spielen in der modernen Arbeitswelt eine große Rolle. Beispiele sind Leistungs- oder Zeitdruck, unklare Anweisungen sowie Unter- und Überforderung im Allgemeinen.
  • Soziale Stressoren sind Belastungen, die durch das gesellschaftliche Umfeld entstehen, wie Mobbing, Isolation, Streit oder ein negatives Arbeitsklima.
  • Biochemische Stressoren verursachen körperliche Stressreaktionen. Zu nennen wären hier beispielsweise Krankheitserreger und Gifte.

Sicherlich ist Ihnen aufgefallen, dass sich einige Arten auch überschneiden oder als Unterform betrachtet werden können. Soziale Stressoren sind zum Beispiel auch immer psychische Stressoren, wohingegen diese sowohl von innen als auch außen kommen können.

Stressoren am Arbeitsplatz

Nach dem aktuellen Stressreport der Techniker Krankenkasse sind Schule, Studium und Beruf die Top-Stressoren in Deutschland. Das zeigt, dass das Thema Work-Life-Balance in vielen Unternehmen noch ausbaufähig ist. Denn auch wenn sich bestimmte Stressoren erkennen lassen, haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer oft wenig Spielraum für Lösungsansätze.

Zu den Hauptstressfaktoren am Arbeitsplatz zählen:

  • Termin- und Leistungsdruck
  • Überstunden
  • Unterbrechungen
  • Schichtarbeit
  • Unterforderung durch monotone Arbeitsabläufe
  • Überforderung durch Multitasking-Aufgaben
  • Mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie
  • Gefühl der Ungerechtigkeit zwischen Kollegen
  • Gefühl des Kontrollverlusts, zum Beispiel durch Umstrukturierungen

Spielen diese Faktoren auch bei Ihnen eine Rolle? Wiederkehrende Stressoren erfordern ein gezieltes Stressmanagement, um die eigene Gesundheit nicht zu gefährden. Das effektivste Mittel gegen Arbeitsstress heißt weder Yoga noch Massagesessel, sondern Resilienz. Als solche bezeichnet man die psychische Belastbarkeit gegen negative Stressoren.

Das Gute: Resilienz lässt sich trainieren. Resilienzseminare und Präventionsprogramme werden zunehmend auch von Unternehmensseite genutzt, um für ein entspannteres Betriebsklima zu sorgen.

Stressoren im Alltag

Im Alltag kann es besonders schwierig sein, Stressoren zu erkennen. Ein Teil der Gedanken hängt noch auf der Arbeit, ein anderer plant schon die nächsten Tage und dann ist da noch dieses Gefühl, irgendetwas Wichtiges vergessen zu haben … Kommt Ihnen das bekannt vor? Alltagsstress ist oft wie eine diffuse Wolke aus unzähligen, undefinierten Faktoren. Je klarer Sie diese identifizieren können, desto effektiver ist die Stressbewältigung.

Beispiele für Stressoren im Alltag sind:

  • Zeitstress: Zu viele Freizeittermine, mangelndes Zeitmanagement
  • Verkehrsstress: Überfüllte öffentliche Verkehrsmittel in der Rush Hour, Stau, Verspätungen
  • Leistungsstress: Persönliche Ziele und Herausforderungen, Perfektionismus
  • Sozialer Stress: Streit in der Beziehung, Familienprobleme, fehlende Kontakte
  • Organisationsstress: Haushalt, Hobbys, Termine, Umzüge
  • Zukunftsstress: Geldsorgen, Krisen, Ängste

Um den Stresspegel im Alltag zu reduzieren, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Ein erster Ansatz kann sein, tägliche Aufgaben und Termine stärker zu priorisieren. Fragen Sie sich zum Beispiel: Was ist wirklich wichtig und was mache ich nur aus reiner Gewohnheit?

Wenn Ihnen Planung schwerfällt, kann es hilfreich sein, sich To-Do-Listen mit Tagesaufgaben zu notieren. Durch Resilienztraining lernen Sie außerdem, wie Sie positiv mit unkontrollierbaren Situationen umgehen. Vor allem aber sollten Sie sich bestimmte Zeiträume schaffen, in denen Sie zur Ruhe kommen und Energie auftanken können.

Fazit: Entscheidend ist der richtige Umgang mit Stressoren

Stress macht uns krank und handlungsunfähig. Darum ist es essenziell, wichtige Stressoren im eigenen Leben – privat und am Arbeitsplatz – zu erkennen und deren Wirkung auf Körper und Geist möglichst gering zu halten.

Stressprävention und Stressmanagement zählen zu den Eckpfeilern einer gesunden Work-Life-Balance und beginnt mit der inneren Einstellung zu uns selbst und gegenüber unserer Umwelt. Gerade dann, wenn sich Stressoren weder meiden noch erfolgreich auflösen lassen, liegt es an uns, wie wir mit ihnen umgehen und welchen Einfluss wir ihnen zugestehen.

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Titelbild: Luis Alvarez / iStock / Getty Images Plus

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