Im digitalen Umfeld entscheiden Algorithmen darüber, welchen Film wir sehen, welche Anlagestrategie uns empfohlen wird oder welches Buch wir online bestellen. Die Funktionsweise der mathematischen Operationen rutscht vor allem wegen ihrer Auswirkungen immer wieder in den Fokus. So war es zuletzt der Empfehlungsalgorithmus von TikTok, der teils harsche Kritik erntete, weil das Unternehmen die Kriterien der Bewertung nicht bekannt gab.
Wir klären hier, welche Faktoren darüber entscheiden, ob der TikTok Algorithmus Videos auf der „For you“-Seite ausspielt, und was Sie tun müssen, um selbst dort zu landen.
TikTok Algorithmus erklärt: Was steckt hinter der App?
2021 knackte TikTok die Marke von einer Milliarde aktiven Nutzern und Nutzerinnen. Die Social Media-Plattform hat sich innerhalb kürzester Zeit in die oberen Ränge der sozialen Netzwerke gekämpft und steht den großen Geschwistern YouTube, Facebook und Instagram in seiner Beliebtheit in nichts nach. Bis dato wurde die App über 2,6 Milliarden Mal heruntergeladen. Allein im Januar 2021 waren es 62 Millionen Downloads.
Das Herzstück der App ist die „Für dich“-Seite, auch „For you“ genannt, auf der den Usern und Userinnen ausgewählte Videos passend zu ihren Interessen angezeigt werden. Es ist die Kategorie, in der Nutzerinnen und Nutzer die meiste Zeit verbringen.
Die Sortierung des Feeds basiert auf einem Empfehlungsalgorithmus, wie auch bei anderen sozialen Netzwerken. Dennoch rückt der Algorithmus von TikTok immer häufiger in den Fokus – nicht zuletzt als das Wall Street Journal mit einer investigativen Auseinandersetzung das Thema der sogenannten Filter Bubble erneut behandelte.
Empfehlungsalgorithmen sorgen nämlich dafür, dass Social Media-Userinnen und -User nur Inhalte ausgespielt bekommen, die ihren Ansichten und Interessen entsprechen. Das Konzept der Filter Bubble beschreibt die kritische Seite der Medaille – nämlich, dass Vielfalt und andere Meinungen kein Gehör finden.
Die Grenzen der Blase, in der sich Nutzer und Nutzerinnen befinden, verhärten immer weiter, bis sie zuletzt nur noch homogene Inhalte rezipieren, ohne gegensätzliche Meinungen oder andere Perspektiven.
So funktioniert der TikTok Algorithmus 2021
Mitte 2021 hat der Tech-Riese die Kriterien vorgestellt, die für die Bewertung von Videos auf TikTok relevant sind. Die Erfahrung mit der App startet für alle Userinnen und User zunächst gleich: Populäre Video werden in einem endlosen Strom ausgespielt. Bei der Anmeldung haben sie darüber hinaus die Möglichkeit, Interessen anzugeben, damit der Algorithmus von Anfang an relevante Inhalte liefern kann.
Ab dann lernt das System aus den Interaktionen der Nutzerinnen und Nutzer. Dazu bezieht der Algorithmus laut TikToks Angaben folgende Kriterien in die Bewertung der Relevanz mit ein:
- User Interaktionen: Dazu gehören Likes, Shares, Kommentare, eigener Content, der erstellt wird, sowie Accounts, denen die Person folgt. Auf Basis der Interaktionen spielt der Algorithmus Video aus, die aus derselben Kategorie stammen.
- Video-Informationen: Informationen wie Beschreibung, Sounds, Filter oder Hashtags werden ebenfalls ausgelesen, um Personen ähnliche Clips zu zeigen.
- Geräte und Account-Einstellungen: Aus Spracheinstellungen, Standort, Gerätetyp und weiteren technischen Einstellungen lernt der Algorithmus ebenfalls. Die dritte Kategorie erhält am wenigsten Relevanz, ist jedoch notwendig, um eine gute Performance der User Experience zu gewährleisten.
Diese drei Faktoren entscheiden maßgeblich darüber, welcher Content einem Nutzer oder einer Nutzerin ausgespielt wird. Liked eine Person beispielsweise häufig Tanzvideos, wird der Algorithmus das Nutzungserlebnis anpassen und mehr Videos aus dieser Sparte auf der „Für dich“-Seite anzeigen.
Laut Angaben von TikTok sind die Bekanntheit und Followerzahl eines Accounts jedoch kein Garant dafür, dass ein Video häufig ausgespielt wird. Die Plattform möchte ihrer Community viel eher ein personalisiertes Nutzungserlebnis bieten, das individuell auf die eigenen Interessen zugeschnitten wird.
Aufmerksamkeit erregen und viral gehen
Damit Videos auf TikTok viele Interaktionen erhalten, müssen sie es innerhalb kürzester Zeit schaffen, Aufmerksamkeit zu erregen. Bei Videos, die ein besonders hohes Engagement erzielen und in Windeseile in der gesamten Community bekannt sind, sprechen Marketerinnen und Marketer von viralem Content.
Die Videos sind nicht nur unterhaltsam, sondern verbreiten sich zudem wie ein Lauffeuer auf der Social Media-Plattform. Durch die Interaktionen bewertet der Algorithmus den Content besser und spielt ihn somit einer größeren Zielgruppe aus.
TikTok funktioniert im Unterschied zu Instagram oder YouTube jedoch nicht so sehr auf Profilebene. Das bedeutet, dass ein einzelnes virales Video nicht ausreicht, um in den Köpfen der Follower und Followerinnen zu bleiben. Stattdessen müssen Content Creators stetig relevante Inhalte liefern, um sichtbar zu bleiben.
Wie kommt man bei TikTok auf For You?
Jetzt fragen Sie sich vielleicht, wie auch Sie es schaffen, auf der „For You“-Seite zu landen. Um Ihre TikTok-Marketing-Strategie zu beflügeln, müssen Sie stets im Hinterkopf behalten, wie der Algorithmus funktioniert. Immerhin ist dieser, wie oben beschrieben, auf die Interaktion der Userinnen und User angepasst. Kommen Ihre Inhalte also bei den Nutzerinnen und Nutzern gut an, wird auch der Algorithmus sie besser bewerten und folglich öfter ausspielen.
Tipps für erfolgreiche TikTok Videos, die dem Algorithmus gefallen
Um aus Ihrer TikTok-Marketing-Strategie das Maximum zu holen, sollten Sie darüber hinaus die folgenden Tipps beherzigen. So kreieren Sie Content, der Ihren Fans und auch dem Algorithmus gefällt:
- Wecken Sie Emotionen. Menschen lieben Geschichten – auch auf TikTok haben besonders Videos Erfolg, die ihr Publikum emotional abholen.
- Seien Sie humorvoll. TikTok ist eine Art Mix aus Instagram und 9Gag im Videoformat. Neben inspirierenden Inhalten verzeichnen auch lustige Videos ein hohes Engagement auf dem sozialen Netzwerk.
- Kommen Sie zum Punkt. Der Stream von TikTok spielt ein Video nach dem anderen, ohne Pause. Die Aufmerksamkeitsspanne der Userinnen und User ist deshalb nicht besonders hoch. Das zwingt Sie dazu, kurze, einprägsame Video-Inhalte zu erstellen, die idealerweise bis zum Ende angeschaut werden.
- Gehen Sie mit dem Trend. Challenges und Soundeffekte sind ein großer USP (Unique Selling Proposition) von TikTok. Kreieren Sie Videos zu aktuellen Challenges oder rufen Sie eine eigene ins Leben. Auch die Musikauswahl ist ein wiederkehrendes Schema, das das Nutzungserlebnis der App ausmacht.
- Verwenden Sie Hashtags. Personen haben so die Chance, Ihre Videos zu finden und auch außerhalb der „For You“-Seite damit zu interagieren.
Wann ist die beste Zeit, um TikTok hochzuladen?
Einer Auswertung vom Influencer Marketing Hub zufolge ist die Engagement Rate auf TikTok zu folgenden Zeiten besonders hoch:
- Dienstag 2:00 bis 9:00 Uhr
- Donnerstag: 9:00 bis 12:00 Uhr und 19:00 Uhr
- Samstag: 11:00 Uhr und 19:00 bis 20:00 Uhr
Um herauszufinden, welche nun die beste Uhrzeit ist, um Ihre Videos auf TikTok zu veröffentlichen, lohnt sich auch ein Blick in den Analysebereich. Stellen Sie dazu im ersten Schritt Ihr Profil auf einen Pro-Account um. Gehen Sie dazu in Ihr Profil, dann zu den Einstellungen und Datenschutz und zuletzt zu „Zu Pro-Account wechseln“.
Nun steht Ihnen der Analysebereich zur Verfügung: Klicken Sie dazu unter „Einstellungen und Datenschutz“ auf „Ersteller-Tools“ und dann die Analyse. Nun erfahren Sie, woher Ihre Followerinnen und Follower stammen. Daraus können Sie ableiten, wann eine gute Zeit ist, um Content zu posten. Haben Sie beispielsweise viele Fans aus Nordamerika, dann sollten Sie darauf achten, wann Ihre Followerschaft wach und auf TikTok aktiv ist.
Fazit: So nutzen Sie den TikTok Algorithmus für sich
TikTok hat sich in Windeseile zu einem der beliebtesten Social Media-Netzwerke weltweit entwickelt. Daran ist nicht zuletzt der Empfehlungsalgorithmus beteiligt, der den Userinnen und Usern ein personalisiertes Nutzungserlebnis schafft, indem er interessensbasierte Videos auf der „For you“-Seite ausspielt. Interaktionen, Video-Informationen sowie übergreifende Einstellungen bestimmen dabei, ob ein Video vom System als passend bewertet wird oder nicht.
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