WhatsApp ist mit Abstand der beliebteste Kurznachrichtendienst in Deutschland. Weil sie so verbreitet ist, bietet sich die Plattform auch für Marketing-Zwecke an. Und wie bei jedem Marketing-Kanal gilt es, Fettnäpfchen zu vermeiden. Lesen Sie weiter und erfahren Sie, ob sich WhatsApp-Marketing für Sie lohnen könnte und was Sie bei Ihrer WhatsApp-Marketing-Strategie berücksichtigen sollten. Am Ende des Beitrags finden Sie einige Beispiele.

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Ein Blick auf die Daten von Bitkom legen nahe, dass eigentlich jedes Unternehmen WhatsApp bei seinem Marketing berücksichtigen sollte: 2 von 3 Internetnutzern haben innerhalb der vergangenen vier Wochen mit WhatsApp Nachrichten verschickt und empfangen.

WhatsApp-Nutzung
Quelle: Bitkom Research 06/2016

Trotzdem sollten Sie genau prüfen, ob sich das Marketing mit WhatsApp für Ihr Unternehmen lohnt …

Lohnt sich WhatsApp-Marketing für mich?

Das Marketing mit WhatsApp ist dann sinnvoll, wenn Ihr idealer Kunde seine Kaufentscheidungen überwiegend mithilfe von Informationen trifft, die er mittels seines Smartphones aufnimmt – sich die Buyer's-Journey Ihrer Buyer-Persona also in der Regel mobil abspielt.

Die Antwort auf die Frage geben also die Informationen zu Ihrer Buyer-Persona und insbesondere zu ihrem Medienkonsum. Wenn Sie keine Buyer-Persona haben oder diese nicht detailliert genug ist, um diesen Aspekt abzudecken, sollten Sie diese konkretisieren, bevor Sie weitere Überlegungen anstellen. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt Ihres Marketings. Informationen zum Medienkonsum geben z. B. die JIM-Studie für Jugendliche oder Bitkom.

Marketing mit WhatsApp kann darüber hinaus sinnvoll sein, wenn Ihre Zielgruppe nicht für andere Marketing-Kanäle empfänglich ist. Das äußert sich womöglich darin, dass Ihre Facebook-Anzeigen nicht die gewünschte Performance erzielen oder die Öffnungsraten Ihrer E-Mails niedrig sind. Überprüfen Sie zunächst, ob Sie die gängigen Best Practices zum E-Mail-Marketing und Facebook-Marketing beachten. WhatsApp ersetzt diese Marketing-Kanäle in der Regel nicht, sondern ergänzt sie.

Letztlich sollten Sie WhatsApp testen, wenn sich Synergien zu anderen Marketing-Kanälen ergeben. Liegen Ihre Marketing-Inhalte bereits in einer Form vor, die sich leicht für WhatsApp aufbereiten lässt, ist Ihr Aufwand vergleichsweise gering. Testen Sie WhatsApp als Marketing-Kanal, sammeln Sie entsprechende Medienkompetenz und nutzen Sie Ihre Erkenntnisse auch für die Strategien anderer Marketing-Kanäle.

Tipps für Ihre WhatsApp-Marketing-Strategie

1. Evaluieren Sie WhatsApp-Marketing-Software

Die WhatsApp-Marketing-Software mit der wahrscheinlich größten Verbreitung ist derzeit WhatsBroadcast. Hier erhalten Sie ein Dashboard, über das Sie Newsletter versenden, individuell Chat-Nachrichten beantworten und Statistiken einsehen und als .csv-Datei exportieren können. WhatsBroadcast stellt eine Möglichkeit zur Anmeldung – ein Widget – bereit. Ein Beispiel dafür sehen Sie unter diesem Absatz. Die günstigste Lizenz kostet aktuell 49 Euro monatlich.

WhatsApp-Marketing-Software
Newsletter-Bereich in WhatsBroadcast

Wollen Sie nur eine sehr kleine Zahl von Empfängern ansprechen, reicht für Sie möglicherweise WhatsApp Web. Rufen Sie dazu am Computer web.whatsapp.com auf und wählen Sie auf Ihrem Smartphone in den WhatsApp-Einstellungen WhatsApp Web/Desktop. Mittels eine QR-Codes registrieren Sie sich im Anschluss auf dem Computer. Der Nachteil dieser Lösung besteht darin, dass Sie einzeln Nachrichten an jeden Empfänger verschicken müssen – also beispielsweise aus Ihrem Redaktionsplan händisch in die Chat-Fenster kopieren.

2. Definieren Sie den Zweck Ihres Kanals

Bevor Sie loslegen, sollten Sie in Ihrer Strategie festhalten, welche Inhalte Sie per WhatsApp versenden wollen. Im Rahmen Ihrer Marketing-Strategie kann WhatsApp mehrere Funktionen erfüllen.

  • Seeding-Kanal: Sie nutzen den Kanal, um z. B. neue Blog-Beiträge mit Ihren WhatsApp-Empfängern zu teilen und so deren Reichweite zu vergrößern.
  • Content-Marketing: Sie produzieren eigens für den Kanal Inhalte – Nachrichten, eigenständige kleine Informationshappen oder zusammenhängende Inhalte wie bei einem Fortsetzungsroman.
  • Umfrage-Tool: Sie verstehen WhatsApp als Feedback-Kanal oder nutzen es, um Kundenmeinungen einzuholen.
  • Service-Kanal: Sie richten WhatsApp als Kanal ein, über den Kunden Fragen stellen können und von Ihnen Hilfe erhalten.

3. Erstellen Sie einen Redaktionsplan

Wenn Sie WhatsApp als Content-Marketing-Kanal nutzen, können Sie Ihr geplantes Vorgehen in einem Redaktionsplan festhalten. Hier vermerken Sie Versanddatum und ggf. -zeit, die geplante Nachricht, ggf. den Inhalt der angehängten Medien, eine Nachricht, idealerweise mit Handlungsaufforderung (CTA) sowie einen Link.

WhatsApp-RedaktionsplanAuszug aus dem Redaktionsplan von HubSpots WhatsApp-Kanal

Bedenken Sie bei der Erstellung Ihres Redaktionsplans den Tages- und Wochenablauf Ihrer Persona. Ein Student greift vermutlich zu anderen Zeiten zu seinem Handy als eine Vollzeitangestellte.

4. Komprimieren Sie Medien

Verglichen mit der Situation in anderen Ländern sind die Datenvolumen bei Mobilfunkverträgen in Deutschland gering. Die Größe der angehängten Dateien ist tatsächlich einer der Hauptgründe dafür, dass Empfänger ihr Abonnement beenden. Deswegen sollten Sie darauf achten, Videos, Audios und Bilder entsprechend zu komprimieren.

Bilder komprimierenBeispiel für Komprimierung einer jpg-Bilddatei

Die Größe von Bilddateien verändern Sie einfach, indem Sie die Datei öffnen, z. B. im kostenlosen Programm paint.NET, und im .jpg-Format speichern. Dieses Format erlaubt unterschiedliche Qualitätsstufen. Für Video-Dateien können Sie das ebenfalls kostenlose HandBrake und für Audio-Dateien Audacity nutzen.

5. Nutzen Sie Emojis

Das menschliche Gehirn verarbeitet visuelle Informationen 60.000-mal schneller als Text – kein Wunder, dass sich Emojis so großer Beliebtheit erfreuen.

WhatsApp-EmojisMond-Emoji in einer HubSpot-WhatsApp-Nachricht zum Thema Schlaf und Produktivität

Nutzen Sie deswegen auch in Ihren WhatsApp-Nachrichten Emojis. Abonnenten können Ihre Inhalte auf diese Weise schneller wahrnehmen und werden sich mit höherer Wahrscheinlichkeit mit Ihnen beschäftigen. Achten Sie darauf, dass Ihre Emojis auch zum Inhalt Ihrer Nachricht passen.

Wenn Sie Ihren Emoji am Anfang einer Nachricht platzieren, fallen Sie außerdem zwischen anderen Benachrichtigungen auf dem Home-Bildschirm Ihrer Abonnenten mehr auf.

6. Analysieren Sie Ihre Performance

Die Möglichkeiten für Unternehmen, WhatsApp kommerziell zu nutzen, waren bis vor Kurzem sehr beschränkt. Entsprechend wenig Software gibt es momentan. Oft können Sie nicht auf Analytics-Lösungen zurückgreifen, sondern müssen selbst tätig werden.

In WhatsBroadcast erhalten Sie im Bereich „Statistics“ einen Überblick über neue Abonnenten, abgebrochene Abonnements, die Gesamtzahl der aktiven Nutzer sowie eine Abbruchrate.

Diese Informationen geben Ihnen nur einen groben Überblick darüber, wie gut Ihre Inhalte tatsächlich ankommen. Deshalb sollten Sie für jede Nachricht eine individuelle Tracking-URL nutzen. Mit ihr können Sie nachverfolgen, wie oft Ihr Link geklickt wurde, und errechnen leicht die Click-through-Rate (CTR, Klickrate):

Click-through-Rate = Anz. der Klicks auf einen Link / Anz. der Abonnenten

Bedenken Sie, dass diese Click-through-Rate eine Annäherung ist, da manche Abonnenten vielleicht mehrmals auf eine Tracking-URL klicken.

7. Experimentieren Sie

Bei WhatsApp handelt es sich um einen neuen Marketing-Kanal, für den sich Best Practices erst noch etablieren müssen. Wann und wie oft Sie am besten Nachrichten schicken, hängt beispielsweise stark von Ihrer Zielgruppe und Ihrem Produkt ab.

Experimentieren Sie und ermitteln Sie Schritt für Schritt, wie Sie die höchste Click-through-Rate erzielen können. Folgende Faktoren könnten Sie testen:

  • Länge der WhatsApp-Nachricht
  • Anzahl und Platzierung der Emojis
  • Versandzeit
  • Versandfrequenz
  • Einbindung von Medien

8. Reagieren Sie auf Feedback

Ihre Empfänger nutzen WhatsApp, um Nachrichten zu empfangen und zu versenden. Genau das werden sie auch bei Ihrem WhatsApp-Angebot machen. Der Kanal ist in beide Richtungen offen.

WhatsApp-Marketing-SoftwareFeedback eines Abonnenten zur Versandfrequenz

Antworten Sie schnell auf eingehende Nachrichten. Nicht nur halten Sie so Ihren Posteingang aufgeräumt, Sie erwecken auch den Eindruck, dass Sie immer ein offenes Ohr haben. Ihre Abonnenten haben somit das Gefühl, dass Ihre Meinung tatsächlich zählt. Nach und nach erhalten Sie so Feedback zu Ihren Inhalten, Fragen zu bestimmten Themen und Anregungen für Ihren Themenplan.

9. Beachten Sie die rechtlichen Rahmenbedingungen

Wie beim E-Mail-Marketing gilt auch beim WhatsApp-Marketing, dass Sie sich die Einwilligung Ihrer Empfänger einholen müssen, bevor Sie Nachrichten verschicken können.

Bei WhatsBroadcast geschieht die Einwilligung in Form eines Double-Opt-in. Um Nachrichten erhalten zu können, müssen die Empfänger ohnehin die Telefonnummer des Unternehmens in Ihren Kontakten abspeichern (Opt-in 1). Das tatsächliche Abonnement beginnt aber erst, wenn die Empfänger die Nachricht „Start“ an Sie schicken (Opt-in 2).

Detaillierte Informationen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen beim WhatsApp-Marketing finden Sie bei Datenschutzbeauftragter-Info.

WhatsApp-Marketing-Beispiele

Galileo

Die ProSieben-Magazin-Sendung Galileo nutzt WhatsApp, um auf bevorstehende Sendungen hinzuweisen. Außerdem erhalten Abonnenten aktuelle galileo.tv-Nachrichten aus der Online-Redaktion – in diesem Fall den Fund der wahrscheinlich größten Spinne der Welt.

Galileo versucht also, mit Service- und Unterhaltungscharakter mehr Reichweite für die Online-Inhalte und die eigentliche Sendung zu erzielen.

Galileo WhatsApp Galileo WhatsApp
Galileo-WhatsApp-Chat (links) und der verlinkte Nachrichteintrag auf galileo.tv (rechts)

heise

heise versendet per WhatsApp einen Nachrichtenüberblick. Die Nachrichten-Website erleichtert Interessierten so den Nachrichtenempfang. Statt die Seite gezielt ansteuern zu müssen, erhalten Empfänger so eine Auswahl der wichtigsten Neuigkeiten.

Dieses Angebot verfolgt ebenfalls das Ziel, mehr Traffic für die eigene Website zu generieren.

heise WhatsApp heise WhatsApp
heise-WhatsApp-Chat (links) und ein verlinkter Nachrichteneintrag auf heise.de (rechts)

Björn Tantau

Online-Marketer Björn Tantau teilt auf WhatsApp Inhalte von seiner Website, z. B. neue Ausgaben seines Podcasts. Die Sendefrequenz ist hier deutlich geringer als bei Nachrichtenangeboten: Neue Nachrichten sind vergleichsweise selten und etwas Besonderes, was gleichzeitig zum Effekt hat, dass sie mehr hervorstechen.

Ähnlich den anderen Beispielen vergrößert Björn Tantau mit seinem WhatsApp-Kanal die Reichweite bereits bestehender Inhalte.

 Björn Tantau WhatsApp Björn Tantau WhatsApp
Björn-Tantau-WhatsApp-Chat (links) und die verlinkte Podcast-Episode (rechts)

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Ursprünglich veröffentlicht am 14. November 2016, aktualisiert am April 03 2023

Themen:

Social-Media-Marketing