In einer Unternehmensbilanz entspricht die Bilanzsumme der Aktivseite dem Betrag, den die Passiva als Bilanzsumme ausweisen. Dies gilt auch bei einer Aktiv-Passiv-Mehrung oder -Minderung. In dem folgenden Text erfahren Sie, was sich hinter der Aktiv-Passiv-Mehrung und der Aktiv-Passiv-Minderung verbirgt, und welche Auswirkungen diese auf Ihre Bilanz haben.
Was ist eine Aktiv-Passiv-Mehrung?
Eine Aktiv-Passiv-Mehrung kennzeichnet sich dadurch aus, dass sich Ihre Bilanz verlängert und die Bilanzsumme größer wird. Wichtig ist, dass die Bilanzsummen der Aktiva und Passiva auch nach der Aktiv-Passiv-Mehrung noch identisch sind. Praktisch bedeutet dies, dass ein Zugang auf der Aktivseite (Soll) mit demselben Betrag auf der Passivseite (Haben) erfasst wird.
Bei der Erstellung des Jahresabschlusses für Ihr Unternehmen achten Sie darauf, dass die Bilanzsumme auf der Aktivseite mit der Bilanzsumme auf der Passivseite identisch ist.
Diesem Grundsatz tragen Sie auch dadurch Rechnung, dass Sie das Gebot der Bilanzsummengleichheit bei einer Aktiv-Passiv-Mehrung beachten. Werden beide Bilanzseiten durch einen Buchungssatz angesprochen, muss dieser sich sowohl auf die Aktiva als auch auf die Passiva in demselben Verhältnis auswirken.
Beispiel für die Aktiv-Passiv-Mehrung
Sie führen einen Produktionsbetrieb, in dem Sie eine wichtige Maschine ersetzen müssen. Die Ersatzinvestition kostet Sie 120.000 Euro. Die Finanzierung der Maschine sichern Sie mit einem Darlehen ab, das Sie bei Ihrer Hausbank aufnehmen.
Ihr Buchhalter nimmt für die Aktiv-Passiv-Mehrung den folgenden Buchungssatz vor:
Maschine 120.000 Euro an Darlehen 120.000 Euro
Auf der Aktivseite löst der Geschäftsvorfall eine Sollbuchung aus. Auf der Passivseite ergibt sich durch die Verbindlichkeit ebenfalls eine Erhöhung. Dies führt dazu, dass sich Ihre Bilanz erhöht und auf beiden Seiten eine Bilanzverlängerung eintritt. Die Aktiv-Passiv-Mehrung ist demnach nicht erfolgswirksam.
Was ist eine Aktiv-Passiv-Minderung?
Die Aktiv-Passiv-Minderung ist das Gegenteil einer Aktiv-Passiv-Mehrung. Weil sich die Bilanz verkürzt und beide Bilanzsummen um den gleichen Betrag sinken, sie auch als Bilanzverkürzung bezeichnet. Die Aktiv-Passiv-Minderung lösen Sie aus, wenn Sie einen Abgang auf der Aktivseite (Soll) mit der gleichen Summe auf der Passivseite im Haben erfassen.
Beispiel für die Aktiv-Passiv-Minderung
Sie betreiben ein Handelsunternehmen. Ihre Produkte beziehen Sie von verschiedenen Herstellern. Die Rechnung einer Lieferantin in Höhe von 490 Euro bezahlen Sie per Banküberweisung.
Der Aktiv-Passiv-Minderung liegt der folgende Buchungssatz beziehungsweise Geschäftsvorfall zugrunde:
Verbindlichkeiten LL 490 Euro an Bank 490 Euro
Auf der Passivseite buchen Sie die Bezahlung der Verbindlichkeit im Soll. Den Abgang vom Bankkonto stellen Sie auf der Passivseite mit einer Habenbuchung dar. Weil sich die Zahlung der Verbindlichkeit auf beiden Seiten betragsmäßig in gleicher Höhe auswirkt, verkürzen sich die Bilanzsummen im gleichen Verhältnis. Im Ergebnis lösen Sie eine Aktiv-Passiv-Minderung aus.
Was ist der Unterschied zwischen Aktiva und Passiva?
Die Begriffe Aktiva und Passiva spielen eine Rolle bei der Erstellung Ihrer Bilanz. Auf der linken Seite der Bilanz weisen Sie Aktiva aus. Diese unterteilen sich in das Anlagevermögen und in das Umlaufvermögen. Mit den Aktiva dokumentieren Sie, wofür Sie Ihre Mittel verwenden.
Die Passiva stehen auf der rechten Seite einer Bilanz. Hier kommt die Unterscheidung von Eigenkapital und Fremdkapital zum Tragen. Mit den Passiva zeigen Sie dem Bilanzleser, woher die Mittel stammen, die Sie für Ihr Unternehmen verwenden.
Welche Auswirkungen hat die Aktiv-Passiv-Mehrung auf die Bilanz?
Eine Aktiv-Passiv-Mehrung führt immer dazu, dass sich Ihre Bilanz betragsmäßig erhöht (Bilanzverlängerung). Dies bedeutet, dass die Erhöhung des Sollsaldos in gleicher Höhe eine Erhöhung des Habensaldos auf der Passivseite auslöst.
In der Regel sprechen Sie mit der Aktiv-Passiv-Mehrung das Fremdkapital auf der Passivseite an, weil Sie zur Finanzierung eines Wirtschaftsguts bei Ihrer Hausbank ein Darlehen aufnehmen.
Ein Aktiv-Passiv-Mehrung lösen Sie aber auch aus, wenn Sie ausschließlich die Posten Ihres bilanziellen Eigenkapitals ansprechen. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn Sie als Gesellschafter oder Gesellschafterin einer GmbH ein Grundstück in die Gesellschaft einbringen, das Sie aus Ihrem Privatvermögen übertragen haben.
Zu einer Aktiv-Passiv-Mehrung kommt es hier auch dann, wenn Sie Geld in Ihr Unternehmen einlegen. Dabei sprechen Sie entweder das Bankguthaben an oder Sie erhöhen mit Ihrer Geldzuwendung den Kassenbestand.
Bei der Aktiv-Passiv-Minderung verhält es sich genau umgekehrt. Hier löst der Geschäftsvorfall eine Bilanzverkürzung aus.
Ein reiner Aktivtausch oder ein reiner Passivtausch führt dagegen weder zu einer Aktiv-Passiv-Mehrung noch zu einer Minderung. Bei einem Aktivtausch erhöht sich Aktivposten um denselben Betrag, um den sich ein anderer verringert. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn Sie einen Firmenwagen kaufen und die Rechnung vollständig per Banküberweisung begleichen.
Ein Passivtausch stellt hingegen einen Geschäftsvorgang dar, der nur auf der Passivseite der Bilanz stattfindet und sich nicht auf den Gesamtbetrag der Bilanz auswirkt.
Fazit: Aktiv-Passiv-Mehrung und -Minderung sind bedeutung für Ihre Bilanzerstellung
Jedes Unternehmen, das vom Handelsrecht zur Führung von Büchern und der Aufstellung eines Jahresabschlusses verpflichtet ist, achtet darauf, dass es auf der Aktivseite und auf der Passivseite eine identische Bilanzsumme aufweist. Dieses Gebot halten Sie auch bei einer Aktiv-Passiv-Mehrung oder einer Aktiv-Passiv-Minderung ein.
Aktiv-Passiv-Mehrung bedeutet, dass sich ein Vorgang auf der Sollseite eines Aktivkontos mit demselben Betrag auswirkt wie der Habensaldo eines Kontos, den Sie auf der Passivseite Ihrer Bilanz ausweisen. Im Ergebnis dürfen auch hier die Bilanzsummen der Aktivseite und der Passivseite nicht voneinander abweichen.
Eine Aktiv-Passiv-Minderung entsteht, wenn sich ein Aktivposten mit demselben Betrag verändert wie der Sollsaldos eines Passivkontos. Auch hier ist es wichtig, dass die Bilanzsummen nicht voneinander abweichen.
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