Sie machen sich selbstständig, erstellen einen Businessplan, entwickeln eine digitale Marketing-Strategie und einen Vertriebsplan. Sie arbeiten Tag und Nacht, treiben Ihre Mitarbeiter an – trotzdem bleibt der Erfolg aus. Woran liegt das? Dafür gibt es wahrscheinlich unzählige Gründe. Einer könnte sein, dass Sie und Ihr Team bei Ihren Geschäftspartnern unsympathisch erscheinen. Wie lässt sich das ändern? Unter anderem mit einem besseren Corporate Behaviour.
Internes Verhalten der Mitarbeiter und externe Kommunikation
Wenn Sie ein Unternehmen gründen, sollten Sie nicht nur auf das fakten- und zahlengetriebene Business schauen. Auch die Metaebene, das Zwischenmenschliche, ist wichtig.
Egal wie digital Ihr Geschäftsmodell läuft: Am Ende kaufen Menschen am liebsten von Menschen. Und diese Menschen besitzen viele Facetten und kommunizieren unterschiedlich miteinander. Kommunikation besteht laut verschiedener Kommunikationsmodelle aus Sender und Empfänger, Ursache und Wirkung.
Damit das Zwischenmenschliche passt, benötigen Sie und Ihr Team einen Kodex für das Verhalten. Dieser wird mit dem Corporate Behaviour definiert.
Wie hängt Corporate Behaviour mit der Corporate Identity zusammen?
Treue Kunden, bessere Margen, begeistertes Feedback: Damit Sie das mit Ihrem Unternehmen und dessen Produkten erreichen können, müssen Sie eine Marke kreieren. Diese Marke besitzt unter anderem eine Botschaft und eine Positionierung. Jeder, der mit Ihrer Marke in Kontakt kommt, weiß ganz klar, wofür sie steht und wofür nicht.
Für den Aufbau einer Marke, das Brand Building, benötigen Sie ein Leitbild. Dieses heißt in der Fachsprache Corporate Identity (CI), übersetzt Unternehmensidentität. Die Corporate Identity basiert auf drei Säulen:
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Corporate Design (CD): das einheitliche Erscheinungsbild, zum Beispiel die Designsprache der Produkte und Werbemittel
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Corporate Communication (CC): die interne und externe Kommunikation Ihres Unternehmens
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Corporate Behaviour (CB): die Handlungsweise des gesamten Unternehmens und das Verhalten der Mitarbeiter
Quelle: https://carmendullnig.com
Corporate Behaviour: Beispiele
Corporate Behaviour lässt sich in zwei Bereiche unterteilen: intern und extern.
Internes Corporate Behaviour
Zum internen CB gehört das Verhalten Ihrer Mitarbeiter untereinander. Wie locker oder streng fällt die Arbeitsatmosphäre aus? Gibt ein Vorgesetzter nur Anweisungen? Oder setzt er auf eine flache Hierarchie, bei der alle ein Mitspracherecht haben? Wie ist der Umgang Ihrer Mitarbeiter untereinander – freundlich oder gereizt? Siezen oder duzen sie sich? Diese und weitere Aspekte gehören zum internen Corporate Behaviour.
Externes Corporate Behaviour
Wie verhalten sich Ihr Unternehmen und dessen Mitarbeiter gegenüber Geschäftspartnern und Kunden? Oder wie geht Ihre Firma mit dem Thema Umweltschutz um? Das sind Fragen, die bei der Analyse des externen Corporate Behaviour gestellt werden.
Unternehmensverhalten: Tipps zum Aufbau
Wenn Sie für Ihr Unternehmen ein Leitbild definieren, legen Sie unter anderem die Verhaltensweisen, den Umgang und die Kommunikation fest. Das ist in etwa für einen einheitlichen Außenauftritt wichtig.
Trotz der Guidelines dürfen die Punkte Authentizität und Glaubwürdigkeit nicht vernachlässigt werden. Versuchen Sie, auf Biegen und Brechen eine Unternehmensidentität zu schaffen, die nicht passt, werden Sie an den Punkten Corporate Communication und Corporate Behaviour und schließlich an der Corporate Identity scheitern.
Nichtsdestotrotz sollten Sie folgende Aspekte für Ihr Corporate Behaviour beachten:
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Dresscode und Auftreten: Wie gehen die Mitarbeiter auf Kunden und Geschäftspartner zu? Gibt es ein einheitliches Auftreten?
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Rituale und Abläufe: Fest vereinbarte Meetings, regelmäßige Eventbesuche oder gemeinsame Feste – gibt es so etwas in Ihrem Unternehmen?
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Wertschätzung und Leistungsbewertung: Wie bewerten Sie die Mitarbeiter? Welche Verbesserungs- und Aufstiegschancen gibt es?
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Arbeitsatmosphäre und Arbeitsbedingungen: Wie gern gehen alle Mitarbeiter zur Arbeit? Wie gut können sie ihren Tätigkeiten nachgehen? Gibt es genügend Freiräume für Kreativität und Erholung?
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Geschäftspartner und Lieferanten: Wie interagieren Sie mit diesen? Nach welchen Kriterien suchen Sie diese aus? Wie wird mit diesen kommuniziert?
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Auftreten in der Öffentlichkeit: Wie präsentieren Sie, Ihre Mitarbeiter und Ihr Unternehmen sich im Gesamten? Engagiert sich Ihre Firma für soziale Projekte oder unterstützt sie Umweltmaßnahmen?
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Beziehung zu den Kunden: Wie spricht Ihr Kundensupport? Wie geht man mit Vorschlägen und Kritik um?
Was bei der Umsetzung hilft
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Das Corporate Behaviour sollte zwar niedergeschrieben, aber nicht in Stein gemeißelt sein. Arbeiten Sie aktiv an der Umsetzung und Anpassung.
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Achten Sie darauf, dass jeder Mitarbeiter, besonders die neuen, beispielsweise den Code of Conduct (die Verhaltensregeln) vermittelt bekommen.
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Sorgen Sie mit einer klaren internen Kommunikation und mit Fortbildungen dafür, dass die Vorgaben im Gedächtnis bleiben.
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Bieten Sie Trainings an, bei denen alle lernen, wie sie beispielsweise positive Formulierungen anbringen können.
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Lassen Sie die Ergebnisse regelmäßig überprüfen und dokumentieren.
Guter Umgang kennt keine Unternehmensgröße
Braucht ein Start-up oder ein kleiner Mittelständler eine Corporate Identity mit einem Corporate Behaviour? Ja. Egal ob klein oder groß: Jedes Unternehmen hat mit Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern zu tun. Es steht immer in der Öffentlichkeit. Und damit wird – bewusst oder unbewusst – das Verhalten aller Mitarbeiter wahrgenommen. Am Ende zahlen diese Bausteine auf die Positionierung und den Ruf einer Marke ein.
Ist das Image ramponiert, darf das nicht hingenommen werden, ansonsten leidet das gesamte Unternehmen darunter. Durch die Anpassung der Corporate Behaviour-Richtlinien lässt sich vieles wieder wettmachen. Das gilt übrigens nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Solo-Selbstständige. Auch diese sollten das Ziel haben, ein Leitbild inklusive Verhaltenskodex zu erarbeiten.
Titelbild: fizkes / Getty Images