Wenn Unternehmen mit anderen Unternehmen fusionieren (Stichwort M&A – Mergers & Acquisitions) oder Investoren beziehungsweise Investorinnen wie Business Angels und VC-Gesellschaften in ein Start-up investieren, ist das kein Vorgang, der über Nacht geschieht.

Getreu dem Motto „Wenn es ums Geld geht, hört die Freundschaft auf“, stehen oft wochen- oder gar monatelange Überprüfungen an. Derartige Due Diligences können und müssen sehr genau sein, um Fehlinvestitionen und andere böse Überraschungen so weit wie möglich zu vermeiden.

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Was ist eine Due-Diligence-Prüfung?

Der englische Begriff Due Diligence (kurz: DD) heißt übersetzt unter anderem „angemessene Sorgfalt“, „gebotene Sorgfalt“ und „sorgfältige Prüfung“. Bei diesem Prozess durchleuchtet ein Käufer oder eine Käuferin einen geplanten Erwerb oder eine angedachte Investition, um die eigenen Risiken zu minimieren.

Wo kommt der Due-Diligence-Prozess zum Einsatz?

Due Diligences treten in vielen geschäftlichen Bereichen auf. In der Regel geht es um hohe Investitionen oder Käufe – zum Beispiel, wenn sich ein Unternehmen an einem Zielunternehmen beteiligen möchte. Oder wenn es eine Fusion zwischen zwei Firmen geben soll.

Nicht nur beim Unternehmenskauf ist eine Due Diligence ratsam. In der Start-up-Szene kommen die Prüfung und Analyse der Finanzen und weiterer Kennzahlen ebenfalls häufig vor. Investoren und Investorinnen durchleuchten derart die jungen Unternehmen, bevor sie ein Investment tätigen.

Was ist der Sinn und Zweck der Due Diligence?

Das oberste Ziel ist es, dass ein Käufer beziehungsweise eine Käuferin oder ein Investor beziehungsweise eine Investorin die Risiken einer Transaktion besser erkennen und verkleinern kann. Denn die Durchführung eines Unternehmenskaufs oder das Investment in ein Start-up kann im schlimmsten Fall zu einem kompletten Kapitalverlust führen.

Die detailgenaue Analyse des Zielunternehmens soll dafür sorgen, dass mit einer Transaktion nicht Geld vernichtet, sondern mittel- und langfristig Geld vermehrt wird. Ein weiteres Ziel ist die Abwendung von Reputations- oder Imageschäden. Denn eine Fehlinvestition oder ein wirtschaftlicher nicht tragbarer Unternehmenskauf kann innen- und außenpolitisch große Wellen schlagen.

Ein anderer Fall: Stellt sich beispielsweise heraus, dass ein Zielunternehmen umweltschädlich oder unter anderen fragwürdigen Aspekten produziert, beschädigt das unter Umständen die Marke des Käufers beziehungsweise der Käuferin.

Wer führt eine Due Diligence durch?

Eine Prüfung sollte durch interne und externe Experten beziehungsweise Expertinnen erfolgen. Derartige Fachleute können Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater, Gutachter und Anwälte sein. Auch Software- und Hardware-Experten beziehungsweise -Expertinnen kommen bei Due Diligences zum Einsatz, zum Beispiel im Rahmen einer IT Due Diligence.

Das Ergebnis einer Due Diligence ist ein Bericht, der unter anderem die Stärken (Strenghts), Schwächen (Weaknesses), Chancen (Opportunities) und Herausforderungen (Threads) gemäß einer SWOT-Analyse aufführt.

Eine Due Diligence führt in der Regel der Investor/die Investorin beziehungsweise der Käufer/die Käuferin durch (Buyer Due Diligence). Doch auch das Zielunternehmen, beispielsweise der Verkäufer beziehungsweise die Verkäuferin, kann eine intensive Prüfung durchführen (Vendor Due Diligence), um für die Verhandlungen vorbereitet zu sein. Ein unabhängiger Dritter sorgt dann für einen recht neutralen Blick auf die eigene Geschäftssituation.

Welche Bereiche betrachtet eine Due Diligence?

Unter einer Due Diligence können mehrere Unterprüfungen stattfinden. Dazu zählen beispielsweise diese:

Financial Due Diligence

Die Financial Due Diligence (FDD) ist das, was normalerweise im Fokus einer Prüfung steht. Hierbei checkt beispielsweise eine Wirtschaftsprüfung genau die Finanzkennzahlen.

Tax Due Diligence

Die Tax Due Diligence gehört zur FDD. Dabei fokussiert man sich auf die steuerlichen Folgen des Investments oder des Kaufs.

Commercial Due Diligence

Aspekte wie Positionierung, Alleinstellungsmerkmale, Geschäftsmodell, Wettbewerbsanalyse und Kundenstruktur fallen unter eine Commercial Due Diligence.

Legal Due Diligence

Wie sieht die aktuelle rechtliche Lage des Zielunternehmens aus? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen entstehen durch eine Transaktion? Derartige Fragen klärt die Legal Due Diligence.

Technical Due Diligence

Sollen bei einer Transaktion wie einer M&A auch technische Anlagen erworben werden? In diesem Fall untersucht der Käufer beziehungsweise die Käuferin mit Fachleuten die technischen Aspekte, um zum Beispiel den Wert wie auch potenzielle Risiken zu ermitteln.

Operational Due Diligence

Wie sehen die bestehenden Prozesse und Unternehmensstrukturen aktuell aus? Wie verändern sie sich durch eine Investition oder durch einen Kauf? Das klärt die Operational Due Diligence (ODD).

IT Due Diligence

Für einen Investor oder eine Investorin kann es sehr interessant sein, mehr über die digitale Infrastruktur eines Start-ups zu erfahren. Und ein Käufer beziehungsweise eine Käuferin möchte im Rahmen einer Digital oder IT Due Diligence unter Umständen erfahren, ob die eingesetzten Systeme kompatibel zueinander sind.

Neben den genannten Prüfungen gibt es weitere, zum Beispiel die Human Resources Due Diligence, Environmental Due Diligence, Insurance Due Diligence, Intellectual Property Due Diligence und Integrity Due Diligence.

Wie sieht der Prozess einer Due Diligence aus?

Je nach Bereich unterscheidet sich der Prozess der Prüfung. In der Theorie und auf dem Reißbrett sieht er beispielsweise so aus:

  • Schritt 1: Die Prüfer beziehungsweise Prüferinnen recherchieren alle frei verfügbaren Informationen zu dem Unternehmen und den einzelnen Aspekten, die geprüft werden sollen. Hierbei ist heutzutage das Internet die wichtigste Quelle.
  • Schritt 2: Nachdem alle relevanten Informationen gesammelt und strukturiert sind, gilt es, eine erste Einschätzung abzugeben. Gibt es in diesem Rahmen erste Warnsignale, welche die Durchführung einer Transaktion erschweren oder gar unmöglich machen, sind detailliertere Recherchen durchzuführen.
  • Schritt 3: Detailanalysen geben einen besseren Blick auf das Zielunternehmen. Hierzu haben Experten beziehungsweise Expertinnen entsprechende Berichte abzugeben.
  • Schritt 4: Das finale Ergebnis der Prüfung ist die Risikobewertung. Hier sind die Risiken den Chancen gegenüberzustellen.

Eine Due Diligence warnt vor riskanten Geschäften

Immobilien, die sich als nicht brauchbar erweisen; Unternehmenskäufe, die den Aktienkurs einbrechen lassen; Business Angels, die ihr Geld in windigen Start-ups verbrennen: Eine Prüfung des Ziels kann vor bösen Überraschungen bewahren. Das gilt nicht nur für Investoren und Investorinnen sowie Käufer und Käuferinnen, sondern ebenso für Verkäufer beziehungsweise Verkäuferinnen. Sie wissen dank einer Due Diligence, was die Transaktion für ihr Unternehmen bedeuten könnte.

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Titelbild: MIND_AND_I / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 16. Dezember 2021, aktualisiert am Januar 20 2023

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