Unternehmen und Organisationen stehen unter ständigem Konkurrenzdruck. Um sich im jeweiligen Markt halten und sich von Mitbewerbenden unterscheiden zu können, ist es wichtig, stets einen Überblick über die Produktqualität, die Zufriedenheit der Kundschaft, den Umsatz und den Gewinn zu behalten. Ein Modell, welches Sie dabei unterstützen kann, ist das EFQM-Modell für Business Excellence.
Was ist das EFQM-Modell?
Das EFQM-Modell, kurz EFQM, wurde 1988 von der European Foundation for Quality Management entwickelt, um die Qualität von Prozessen und Ergebnissen in Organisationen zu verbessern. Es folgt der Idee des Total Quality Managements (TQM) und ist die europäische Antwort auf japanische und amerikanische Management-Modelle.
Was ist das Ziel von EFQM?
Das wichtigste Ziel des EFQM-Modells ist die Steigerung der Effizienz und der Qualität von Unternehmenstätigkeiten. Damit das gelingt, müssen Sie Arbeitsweisen und Prozesse stetig optimieren – sowohl kurz-, als auch langfristig.
Die Nutzung des EFQM-Modells erleichtert es Ihnen zudem, den Überblick über die Abläufe in Ihrem Unternehmen zu behalten. So können Sie unter anderem die Bereiche Führung, Prozesse und Ergebnisse stets im Blick haben.
Da es in der heutigen, schnelllebigen Welt keinen Status quo gibt, auf dem sich Unternehmen und Organisationen ausruhen können, gilt es, fortwährend am Ball zu bleiben und Veränderungen bewusst in die gewünschte Richtung zu steuern.
Die Struktur des EFQM Excellence Modells
Das EFQM-Modell ist ein System, das umfassend umgesetzt werden muss. Das heißt, dass die verschiedenen Aspekte übergreifend in allen Bereichen einer Organisation zum Einsatz kommen. Die Struktur des EFQM-Modells, auch EFQM Excellence Modell genannt, besteht aus neun Kriterien, die in zwei Gruppen eingeteilt sind: die Befähiger-Kriterien und die Ergebnis-Kriterien.
Die fünf Befähiger-Kriterien sind Führung, Mitarbeitende, Politik & Strategie, Ressourcen & Partnerschaften und Prozesse. Zu den Ergebnis-Kriterien zählen mitarbeiterorientierte Ergebnisse, kundenorientierte Ergebnisse, gesellschaftsorientierte Ergebnisse beziehungsweise stakeholderorientierte Ergebnisse und Schlüsselergebnisse.
Das steckt hinter den EFQM-Modell Kriterien
Um die gesamtheitliche Umsetzung und damit eine Verbesserung der Qualität Ihrer Angebote zu gewährleisten, ist es wichtig, jedes Kriterium zu berücksichtigen. Dazu müssen Sie wissen, was genau die einzelnen Aspekte bedeuten.
Führung
Die Geschäftsführung eines Unternehmens muss das EFQM-Qualitätsmanagement anstoßen und die Basis dafür legen. Die Grundlagen für die weitere Umsetzung sind zum Beispiel eine Definition der Vision und Mission des Betriebs und das aktive Gestalten einer Unternehmenskultur.
Mitarbeitende
Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einer Organisation benötigen genügend Fachwissen und Können, um die Vorgaben zu erfüllen. Dieses Befähiger-Kriterium sieht auch vor, dass Sie Ihre Mitarbeitenden selbstbestimmt Handeln lassen und ihre guten Leistungen mit der gebührenden Anerkennung wertschätzen.
Politik & Strategie
Die Ausrichtung und ständige Verbesserung der Qualität Ihrer Unternehmensleistungen gelingt über die Festlegung von passenden Maßnahmen und Leitlinien. Diese müssen Sie kommunizieren, regelmäßig überprüfen und gegebenenfalls anpassen.
Ressourcen & Partnerschaften
Nahezu jedes Unternehmen ist von Ressourcen und Partnerschaften, beispielsweise mit Lieferfirmen oder technischem Support, abhängig. Diese müssen Sie nachhaltig pflegen, um langfristig eine hohe Qualität erreichen zu können.
Prozesse
Ein weiteres, wichtiges Befähiger-Kriterium sind die Abläufe in Ihrer Organisation. Der Fokus liegt hierbei darauf, die Prozesse auf Ihren Nutzen für die Interessengruppen und die Kundschaft auszurichten.
Mitarbeiterbezogene Ergebnisse
Wie sieht die Fluktuation in Ihrem Unternehmen aus? Besteht bei Ihnen Chancengleichheit? Gibt es gute Karriere-Chancen? Diese Fragen sind für die mitarbeiterbezogenen Ergebnis-Kriterien relevant. Umso besser der Umgang mit und unter Ihren Mitarbeitenden ist, umso besser schneidet Ihr Unternehmen in diesem Aspekt ab.
Kundenbezogene Ergebnisse
Wie zufrieden ist Ihre Kundschaft mit Ihren Produkten oder Dienstleistungen? Gibt es viele Ausfälle oder lange Reaktionszeiten? Überprüfen Sie diese Kriterien bei der Umsetzung des EFQM-Modells.
Stakeholderorientierte Ergebnisse
Welchen Stellenwert hat Ihr Unternehmen in der Gesellschaft, beispielsweise unter ökologischen Gesichtspunkten? Wie zufrieden sind die Anteilshabenden einer Aktiengesellschaft? Jede Organisation muss Ergebnisse für verschiedene Interessengruppen liefern, um diesen alle für sie relevanten Informationen darzulegen.
Schlüsselergebnisse
Die Schlüsselergebnisse geben eine Antwort auf die Frage, wie gut die Befähiger- und Ergebnis-Kriterien greifen. Die Umsetzung des EFQM Excellence Modells zeigt sich auch an der Analyse klassischer Qualitätskennzahlen.
Wie funktioniert EFQM?
Das EFQM-Modell macht zwar einige Vorgaben, doch in der tatsächlichen Anwendung unterliegen die Anwender und Anwenderinnen einer Selbstbewertung. Das bedeutet, Sie können zusammen mit allen Beteiligten selbst einschätzen, wie gut die einzelnen Maßnahmen und Ergebnisse einzuschätzen sind.
In der Regel wenden Sie dazu ein System mit insgesamt 1000 Punkten an. Bei der Selbstbewertung verteilen Sie 500 mögliche Punkte auf die fünf Befähiger-Kriterien und 500 Punkte auf die vier Ergebnis-Kriterien. Wichtig ist, dass Sie und alle weiteren Beteiligten bei der Analyse und Punktevergabe wirklich kritisch vorgehen.
Zur endgültigen Bewertung werden alle EFQM-Modell-Kriterien mit 10 % gewichtet, außer die kundenorientierten Ergebnisse und die Schlüsselergebnisse. Diese gewichten Sie mit 15 % – also mit jeweils maximal 150 Punkten.
Wie erhält man eine EFQM-Zertifizierung?
Nutzen Sie Qualitätsmanagement in Ihrer Organisation oder Ihrem Unternehmen, können Sie das nach ISO 9001 zertifizieren lassen. Für die Anwendung des EFQM-Modells, welches eine Art Erweiterung dessen darstellt, gibt es derzeit keine offizielle EFQM-Zertifizierung.
Stattdessen können Sie eine Selbstbewertung durchführen und von ausgebildeten EFQM-Prüfern und EFQM-Prüferinnen, sogenannten Validatoren und Validatorinnen, überprüfen lassen. Für ein solches Excellence-Zertifikat müssen Sie jedoch mit Kosten von mehreren tausend Euro rechnen.
EFQM-Modell in Aktion: Ein Anwendungsbeispiel
Um die Funktionalität des EFQM-Modells anhand eines Anwendungsbeispiels zu verdeutlichen, nehmen Sie an, dass Sie Ihren digitalen Vertrieb verbessern möchten. Dazu dürfen Sie nicht nur auf die Schnelligkeit der Lieferungen und den Umsatz schauen, um die Qualität Ihrer Arbeit zu bewerten. Zusätzlich sollten Sie unter anderem die Zufriedenheit mehrerer Interessengruppen beurteilen und Ihre Prozesse sowie die Qualifikationen Ihrer Vertriebsmitarbeitenden beleuchten.
Gehen Sie die einzelnen EFQM-Aspekte Schritt für Schritt gemeinsam mit einem Team durch und vergeben Sie entsprechende Punktzahlen für die bisherigen Leistungen Ihres Unternehmens. Die Ergebnisse zeigen Ihnen, an welchen Stellschrauben Sie intensiver arbeiten müssen und welche Abläufe bereits gut funktionieren.
Um die identifizierten Schwachstellen zu optimieren, können Sie weitere Methoden, wie beispielsweise Change Management, Prozessanalysen oder Business Process Reengineering nutzen.
Folgen Sie den EFQM-Grundprinzipien
Die EFQM ist eine gemeinnützige Organisation, die Ihnen über ihr Modell dabei hilft, die Ausrichtung und Verbesserung Ihrer Unternehmensstrategie zu optimieren. Achten Sie bei der Anwendung darauf, dass die EFQM-Grundprinzipien über die Jahre hinweg weiterentwickelt werden. So würdigt die letzte, 2019 erschienene Fassung des EFQM-Modells beispielsweise die Ziele der nachhaltigen Entwicklung der UN-Agenda 2030.
Eine regelmäßige Neueinschätzung Ihres Unternehmens im Sinne des EFQM-Qualitätsmanagements macht also nicht nur Sinn, um Entwicklungen innerhalb der Organisation zu überprüfen, sondern stellt auch sicher, dass Sie gesellschaftliche Fortschritte bestmöglich in Ihrer Strategie implementieren.
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