Für Sie als Unternehmer oder Unternehmerin ist es wichtig, dass Sie Ihre finanzielle Lage immer sicher im Griff haben. Um große Investitionen zu tätigen und Ihre Mitarbeitenden pünktlich zu bezahlen, muss Ihnen ausreichend Kapital zur Verfügung stehen.
Dabei sollten die eigenen Mittel in einem ausgewogenen Verhältnis zum Fremdkapitalanteil in der Bilanz stehen. Dieses Verhältnis ermitteln Sie mit der Eigenkapitalquote (EK-Quote). In diesem Beitrag erfahren Sie, was die Eigenkapitalquote ist, welche Aussage mit der Kennzahl verbunden ist und wie Sie diese ermitteln können.
Die Eigenkapitalquote ist eine wichtige Größe, weil sie Ihnen Informationen über den Eigenkapitalanteil gibt. Diese eigenen Mittel tragen dazu bei, dass Sie wirtschaftlich handlungsfähig sind. So bildet das Eigenkapital beispielsweise eine Reserve für Ausgaben, die Sie in Ihrer Kostenplanung noch nicht berücksichtigen konnten.
Wie Sie Ihre Eigenkapitalquote interpretieren, ergibt sich wie folgt: Je mehr Eigenkapital Sie in Ihrer Bilanz ausweisen, desto unabhängiger können Sie von externen Geldgebern – zum Beispiel Banken oder Business Angels – agieren. Denn mit einem hohen Eigenkapital zeigen Sie, wie stabil Ihre Liquidität ist.
Eine stabile Liquidität ist der sicherste Indikator dafür, dass Sie autark von anderen Ihre wirtschaftlichen Interessen verfolgen. Auf der anderen Seite nutzt Ihnen die EK-Quote, um bei größeren Investitionen oder Anschlussfinanzierungen in einer besseren Verhandlungsposition gegenüber der Bank zu sein.
Die Eigenkapitalquote lässt sich mit der folgenden Formel ermitteln:
Auf der Passivseite der Bilanz weist Ihr Unternehmen die folgenden Positionen aus:
Eigenkapital: 2.500 Euro
Fremdkapital: 7.500 Euro
Die Ermittlung der EK-Quote erfolgt auf zwei Ebenen. Zunächst berechnen Sie Ihr Gesamtkapital. Dieses setzt sich aus der Bilanzsumme von Eigenkapital und Fremdkapital zusammen.
Gesamtkapital = Eigenkapital + Fremdkapital
Gesamtkapital = 2.500 Euro + 7.500 Euro
Gesamtkapital = 10.000 Euro
Im zweiten Schritt berechnen Sie die Eigenkapitalquote, indem Sie die Zahlen in die Formel einsetzen:
EK-Quote = (2.500 Euro / 10.000 Euro) x 100 = 25 %
Ob Ihr Unternehmen eine gute Eigenkapitalquote hat, hängt von mehreren Faktoren ab. Neben der Größe und der Branche, in der Ihr Unternehmen tätig ist, kommt es auch auf die Rechtsform an.
Sparkassen, Banken und andere Kreditinstitute weisen eine durchschnittliche Eigenkapitalquote nach, wenn der Anteil der eigenen Mittel bei mindestens 10 Prozent liegt. Ist Ihr Betrieb in einem sehr anlagenintensiven Bereich tätig, müssen Sie viel Geld investieren. Hier ist es von Vorteil, wenn die EK-Quote den Richtwert deutlich übersteigt.
Außerdem kann festgehalten werden, dass der EK-Anteil bei einer GmbH oder bei einer AG deutlich höher ist als bei einer OHG oder einer KG. Als Orientierungsgröße für eine gute Eigenkapitalquote gilt ein Wert von 30 Prozent.
Damit Sie auch in wirtschaftlichen Krisenzeiten auf ein solides Finanzpolster zurückgreifen können, ist es sinnvoll, nach einer EK-Quote von mindestens 30 Prozent zu streben und somit negative Eigenkapitalquoten zu verbessern. Die EK-Quote können Sie zum Beispiel mit den folgenden Maßnahmen optimieren:
Bei einer Gewinneinbehaltung verbleibt ein erzielter Gewinn nach dem abgeschlossenen Geschäftsjahr in dem Unternehmen. Führen Sie Ihr Unternehmen in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft, können Sie den Gewinn in das Folgejahr vortragen oder Ihre Gewinnrücklage stärken. In beiden Fällen stärken Sie Ihr Eigenkapital. Aber auch bei Personengesellschaften oder einem bilanzierenden Einzelunternehmen führt die Einbehaltung des Gewinns dazu, dass die Eigenkapitalquote steigt.
Um die eigene Bonität zu steigern, beschließen Kapitalgesellschaften auf ihren Gesellschafterversammlungen eine Kapitalerhöhung. Dies bedeutet bei einer GmbH, dass jeder Gesellschafter oder jede einzelne Gesellschafterin eine höhere Einlage auf das Stammkapital leisten muss. Für eine AG ist die Kapitalerhöhung damit verbunden, dass mehr Aktien ausgegeben werden. Hierdurch erhöht sich der Anteil des Grundkapitals. Beide Maßnahmen haben zur Folge, dass das Unternehmen eine höhere Eigenkapitalquote ermittelt.
Kapitalfreisetzung bedeutet, dass Sie das gebundene Kapital in Ihrem Unternehmen in flüssige Mittel umwandeln. Dies geschieht beispielsweise dadurch, dass Sie Ihren Forderungsbestand optimieren.
Obwohl Ihre Bilanz einen Forderungsbestand von 150.000 Euro ausweist, stehen Ihnen keine finanziellen Mittel zur Verfügung, um notwendige Investitionen zu tätigen. Um die Eigenkapitalquote zu erhöhen, beschließen Sie, Kapital freizusetzen und eine Forderung (Wert: 50.000 Euro) an ein Inkassobüro zu verkaufen. Hierdurch erhöhen Sie Ihre Eigenkapitalquote. Außerdem stehen Ihnen die finanziellen Mittel zur Verfügung, die Sie für die Finanzierung der Investitionen benötigen.
Eine negative Eigenkapitalquote steht für eine Überschuldung des Unternehmens. In diesem Fall ergibt sich eine Unterbilanz, bei welcher das Eigenkapital unter dem Aktiva-Part der Bilanz zu finden ist. Die Überschuldung stellt einen Insolvenzgrund dar, der Sie als Geschäftsführer oder Geschäftsführerin eines Unternehmens zum sofortigen Handeln zwingt. Spätestens sechs Wochen nach Kenntnis müssen Sie bei dem zuständigen Insolvenzgericht die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragen.
Eine hohe Eigenkapitalquote zeigt Ihnen an, dass Ihre Verbindlichkeiten und Schulden nicht überhand nehmen. Insgesamt kann Ihr Unternehmen eine solide Liquidität nachweisen.
Auf der anderen Seite ergeben sich mit einer hohen Eigenkapitalquote die folgenden Nachteile:
Die Eigenkapitalrentabilität sinkt.
Eine hohe Eigenkapitalquote ist nicht der einzige Indikator für die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens.
Somit stellt die Eigenkapitalquote eine Bilanzkennzahl dar, mit der Sie das Verhältnis Ihres Eigenkapitals zu Ihrem Gesamtkapital ermitteln können. Dividieren Sie das Eigenkapital durch das Gesamtkapital und multiplizieren Sie das Ergebnis mit 100, erhalten Sie die Eigenkapitalquote als prozentualen Wert.
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