Wenn sich ein Konzern mit anderen zusammentut, spricht man gern von einer „Elefantenhochzeit“. Doch auch bei Start-ups und mittelständischen Unternehmen gibt es Übernahmen und Firmenzusammenschlüsse. Diese sogenannten Fusionen sollten immer mit Bedacht durchgeführt werden, damit sinnbildlich nicht zu viel Porzellan zerbrochen wird.
Was ist eine Unternehmensfusion?
Wenn mindestens zwei eigenständige Unternehmen zu einer neuen rechtlichen Einheit verschmelzen, nennt sich das Unternehmensfusion oder Firmenfusion. Im Deutschen ist der Vorgang auch unter dem Begriff Firmenzusammenschluss bekannt.
In der Regel kauft eine Firma, meist die größere, eine andere auf. Deshalb ist im Englischen von Mergers & Acquisitions (kurz M&A, übersetzt „Fusionen & Übernahmen“) die Rede.
Was macht eine Firmenfusion aus?
Arbeiten zwei oder mehrere Unternehmen eng zusammen, zum Beispiel für die Entwicklung einer neuen Software oder eines Fahrzeuges, ist das keine Unternehmensfusion. Hierbei handelt es sich um eine Kooperation, da alle rechtlichen Organisationen bestehen bleiben.
Bei einem echten Firmenzusammenschluss übernimmt ein Unternehmen alle Bestandteile des anderen Unternehmens. Dazu gehören unter anderem das Vermögen und die Schulden sowie Rechte und Patente. Die Fusion wird durch den Eintrag in ein Handelsregister besiegelt.
Firmenzusammenschluss: Die verschiedenen Arten einer Fusion
In der Fachsprache unterscheidet man folgende Ausprägungen von Unternehmensfusionen:
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Vertikale Fusion: Die Unternehmen sind in der gleichen Branche oder Industrie tätig, jedoch bauen ihre Produkte im Sinne einer Lieferkette aufeinander auf. Beispiel: Ein Fahrradhersteller fusioniert mit einem Hersteller für Fahrradbremsen.
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Horizontale Fusion: Die Firmen (beispielsweise zwei Fahrradhersteller) bieten ähnliche Produkte an, sie sind somit auf einer Ebene. Fällt die jeweilige Unternehmensgröße der Fusionierenden ungefähr gleich aus, ist das ein Merger of Equals („Fusion zweier Ebenbürtiger“).
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Zirkuläre Fusion: Bei einer zirkulären Fusion sind die Unternehmen weder vertikal noch horizontal in einer Branche tätig, doch sie sprechen den gleichen Kreis an Kunden und Kundinnen an. Das könnte bei einem Firmenzusammenschluss eines E-Bike-Herstellers und eines Energieunternehmens der Fall sein.
Firmenzusammenschlüsse kann es auch in einem Konzern geben. Dabei unterscheidet die Fachwelt zwischen:
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Sidestep-Merger: Zwei oder mehr Tochtergesellschaften verschmelzen zu einem Unternehmen.
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Upstream-Merger: Die Muttergesellschaft fusioniert mit einer oder mehreren Tochtergesellschaften.
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Downstream-Merger: Eine Tochtergesellschaft übernimmt die Muttergesellschaft.
Warum gibt es Firmenzusammenschlüsse?
Die Gründe für den Zusammenschluss von mindestens zwei Firmen können vielfältig sein. Das sind die häufigsten:
Steigerung des Unternehmenswerts
Der Wert eines Unternehmens kann wichtig sein – zum Beispiel, wenn es sich um ein Start-up handelt, das neue Investoren und/oder Investorinnen benötigt. Mit einem Firmenzusammenschluss wächst meist der Unternehmenswert.
Stärkung der Marktposition
Kleine oder mittelgroße Unternehmen haben es schwer, am Markt gegen große Mitbewerber und Mitbewerberinnen zu bestehen. Sie haben beispielsweise schlechtere Karten bei Einkaufsverhandlungen oder beim Vertrieb ihrer Produkte. Ein Firmenzusammenschluss kann dabei manchmal die Lösung sein: Er sorgt für ein Unternehmenswachstum und damit für ein neues Kräfteverhältnis.
Finanzielle Verbesserung
Ist ein Unternehmen finanziell stark angeschlagen oder kämpft es gar ums Überleben, können seine Firmenbestandteile durch einen Firmenzusammenschluss gerettet werden.
Steuerliche Motive
Übernimmt ein finanziell solides Unternehmen eines mit finanziellen Problemen, „erbt“ es die Schulden. Die Verluste mindern die Steuerlast.
Nutzung von Synergien
Wenn zwei oder mehrere Firmen fusionieren, tauschen sie auch ihr Know-how aus. Durch einen Wissens- und Technologietransfer kann insgesamt die Leistung verbessert werden.
Was ist bei einem Firmenzusammenschluss zu beachten?
„Zwei Drittel aller Fusionen und Übernahmen scheitern“, schreibt das Handelsblatt. Gründe dafür gibt es viele. Der wohl wichtigste Grund für das Scheitern eines Firmenzusammenschlusses ist der falsche Umgang mit den jeweiligen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.
Denn eine Firmenfusion ist viel mehr als ein rechtlicher Zusammenschluss. Am Ende entsteht eine neue Organisation, für die Sie unter anderem einen durchdachten Organisationsplan und ein Organigramm benötigen. Und dahinter stecken Menschen. Menschen, die zum Beispiel wissen möchten, wie sich ihr Arbeitsplatz durch die Unternehmensfusion verändert. Oder ob es am Ende überhaupt noch alle Jobs geben wird.
Deshalb ist eine dauerhafte und offene Kommunikation mit das Wichtigste bei einem Firmenzusammenschluss. Bei dieser geht es darum, Ängste abzubauen, indem Sie die zahlreichen offenen Fragen klären. Sollte es in Ihrem Unternehmen beziehungsweise den beteiligten Unternehmen einen Betriebsrat geben, muss dieser in alle Prozesse involviert werden. Das gilt besonders, wenn durch den Firmenzusammenschluss Arbeitsplätze verloren gehen.
Durch eine Unternehmensfusion verändert sich oft auch die Firmenstrategie. Das sorgt dafür, dass einerseits Stellen abgebaut und andererseits neue Stellen mit anderen Qualifikationen aufgebaut werden müssen. Auch diese Situation können Sie durch Kommunikation sowie Weiterbildungen beziehungsweise Fortbildungen bei den Mitarbeitenden meistern.
Durch die Veränderung der Unternehmensstrategie im Rahmen eines Firmenzusammenschlusses müssen Sie auch das Mission & Vision Statement anpassen. Ebenso ist es wichtig, dass Sie die Corporate Identity inklusive Corporate Behaviour, Corporate Design etc. überarbeiten.
Und natürlich haben Sie alle rechtlichen Vorgaben zu beachten. Zum Beispiel könnte Ihre Fusion ein Fall für das Kartellamt werden. Hierfür sollten alle Beteiligten fachkundige Unterstützung durch Anwälte und Unternehmensberater zu Rate ziehen.
Eine Unternehmensfusion ist eine große Herausforderung
Der Firmenzusammenschluss bietet einige Vorteile und Chancen. Doch diese sollten Sie mit Bedacht angehen. Denn mit einer Fusion oder einem M&A-Geschäft sind zahlreiche Herausforderungen und Hürden verbunden.
Machen Sie sich einen Plan, wie Sie rechtlich und organisatorisch den Zusammenschluss meistern möchten. Und erarbeiten Sie eine Strategie, wie Sie bestmöglich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf die „Reise“ mitnehmen können: Bauen Sie Vertrauen, Verständnis und Unterstützung auf.
Das alles gilt bei jeder Art von Fusion – bei Start-ups, bei Mittelständlern und der „Elefantenhochzeit“ von Konzernen.
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