Thomas Alva Edison sagte einmal: „Genie ist ein Prozent Inspiration und neunundneunzig Prozent Transpiration.“ Was der US-amerikanische Erfinder damit meinte, lässt sich sehr gut auf Innovationen übertragen. Diese müssen geplant angegangen werden, was über das Innovationsmanagement erfolgt. Wie das geht und welche Innovationsmethoden den Innovationsprozess unterstützen, erklären wir Ihnen in diesem Ratgeber.

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Was sind Innovationen?

Den Begriff „Innovation“ verwenden das Marketing und die PR heutzutage fast inflationär. Jedes neue Produkt gilt als innovativ oder gar als „bahnbrechende Innovation“. Was ist damit gemeint?

Das Wort „Innovation“ stammt vom lateinischen „innovare“ ab, was übersetzt unter anderem „erneuern“ und „verändern“ bedeutet. Demnach sind Innovationen Veränderungen und Verbesserungen, die eine Neuerung mit sich bringen. Wie hoch der Grad der Innovation ausfällt, ist nicht fest definiert und liegt im jeweiligen Auge des Betrachters.

Was ist ein Leading Innovator?

Innovationen können kleine Verbesserungen eines bestehenden Produktes oder ein brandneues, weltveränderndes Konzept sein. Letzteres ist das, was Entrepreneure, Start-up-Gründer und Pioniere im Sinn haben. Sie möchten ein „Leading Innovator“, ein führender Wegbereiter, sein. Einer, der etwas radikal Neues umsetzt, um am Ende vielleicht eine digitale Disruption auszulösen.

Ein Innovationsmanagement kann beide Formen der Innovation bedienen: die schrittweise Verbesserung oder die grandiose Neuerung.

Innovationsprozess: Die verschiedenen Phasen

Ideen, Konzepte und Innovationen werden gern in einen Topf geworfen. Dabei besteht ein fundamentaler Unterschied: Eine Idee kann zwar innovativ sein, doch sie ist nur etwas Theoretisches. Gleiches gilt für das Konzept, die Ausarbeitung der Idee. Die eigentliche Innovation ist ein fertiges Produkt, das ein Unternehmen auf den Markt bringt.

Der Innovationsprozess besteht aus mehreren Phasen:

  1. Ideengewinnung

  2. Ideenkonkretisierung

  3. Konzeptbewertung

  4. Konzeptselektion

  5. Produktentwicklung

  6. Produkttests

  7. Produktmarketing

  8. Produktvertrieb

Den Innovationsprozess nennt man in der Wissenschaft Innovation Funnel (Innovationstrichter), weil oben – bei der Ideengewinnung – mehr reinkommt, als später als fertiges Produkt herauskommt.

Die Aufgaben des Innovationsmanagements

Eine Innovation zu (er-)finden, umzusetzen und am Markt zu positionieren, ist ein vielschichtiger Vorgang. Einer, der einige Parallelen zum Change-Management aufweist.

Das Change-Management besteht aus verschiedenen Phasen, die wiederum viele Aufgaben und Herausforderungen mit sich bringen. Ähnlich gestaltet es sich beim Innovationsmanagement. Dieses besteht aus folgenden Elementen:

Innovationsfindung

Die Ideen für Neuerungen und Verbesserungen können spontan kommen. Sie können aber auch geplant entwickelt werden, zum Beispiel durch Wettbewerbe oder Kreativitätstechniken.

Innovationsplanung

Bei der Innovationsplanung wird nichts dem Zufall, der plötzlichen zündenden Idee, überlassen. Stattdessen geht es darum, Innovationen gezielt anzugehen. Beispielsweise durch das Aufsetzen eines Innovationsteams, die Anwendung von speziellen Innovationsmethoden und die strukturierte Planung des weiteren Vorgehens.

Innovationsorganisation

Durch die Konzeption, Entwicklung und Umsetzung einer Innovation entsteht ein komplexer Prozess aus Beteiligten, Stakeholdern sowie Prozessen und Strukturen. Das alles sorgt für Reibung, eventuell für Widerstände. Mit der Innovationsorganisation entstehen innovationsfähige Projektteams, eigene Abteilungen oder gar Geschäftseinheiten sowie spezielle Kommunikationswege und Prozesse. Zudem können externe Dienstleister als Unterstützung der eigenen Mitarbeiter hilfreich sein.

Innovationsführung

Die Entwicklung von Innovationen braucht Freiräume; starre Strukturen behindern oft das Innovationsmanagement. Trotzdem benötigt ein Innovationsteam eine Führung, um zum angestrebten Ziel zu gelangen. Hierbei erweisen sich agile Methoden und die Erschaffung einer Innovationskultur beispielsweise als effiziente Mittel.

Innovationskontrolle

Ohne Controlling geht es nicht, auch nicht beim Innovationsmanagement. Denn jedes strategische Vorgehen benötigt Zahlen und Ziele, auf die es ausgerichtet wird. Das Innovationscontrolling sorgt unter anderem dafür, dass Innovationsprojekte nicht zu lange dauern oder das Budget sprengen.

Innovationsmanagement-System: Was ist das?

Die Konzeption und Umsetzung von Innovationen sollte bei jedem Unternehmen kein punktuelles Ereignis sein, sondern ein fließender Prozess. Viele Management-Philosophien empfehlen, fortwährend nach Verbesserungen und Veränderungen zu streben. Damit das gelingt, gibt es Innovationsmanagement-Systeme.

Die International Organization for Standardization (ISO) schuf für das Innovationsmanagement-System eine Norm, die ISO 560002:2019. Ebenso gibt es eine deutsche DIN-Norm und europäische technische Spezifikation (TS), die DIN CEN/TS 16555-1:2013-09, für Innovationsmanagement-Systeme.

Jene Normen basieren auf den Innovation Management Principles. Zu diesen Prinzipien gehören unter anderem:

Zukunftsorientierte Führung

Das Management eines Unternehmens denkt und handelt visionär. Deshalb ist es an Innovationen interessiert und fördert diese. Zudem ermuntern die Führungskräfte ihre Mitarbeiter, innovativ zu denken und zu handeln.

Innovationsstrategie

Die Innovationsaktivitäten eines Teams oder eines Unternehmens basieren auf abgestimmten, gemeinsamen Zielen. Diese zahlen unter anderem auf eine in die Zukunft blickende Unternehmensstrategie ein.

Innovationskultur

In einem Unternehmen muss es eine Kultur geben, in der es möglich ist, neue – eventuell risikoreiche – Ideen zu generieren, deren Entwicklung voranzutreiben, die Ideen zu testen und auch umzusetzen. Wird diese Kultur gelebt, fallen die sogenannte Veränderungskurve flach und damit unter anderem Widerstände gering aus.

Die Veränderung und Verbesserung des Vertriebs kann ein wichtiges Innovationsprojekt für ein Unternehmen sein.

Formen des Innovationsmanagements: Closed und Open Innovation

Werden Innovationen immer zu 100 % von Unternehmen und ihren Mitarbeitern erdacht und als Produkt oder Dienstleistung umgesetzt? Jein. Es gibt verschiedene Formen bei der Entstehung von Innovationen:

Closed Innovation

Wie es der englische Begriff besagt, bleibt die Schöpfungskraft des Innovators komplett bei ihm. Das bedeutet bei Unternehmen: Die Ideen und die Umsetzung erfolgen durch die eigenen Mitarbeiter, diese teilen ihre Erkenntnisse nicht mit Dritten.

Co-Creation

Unternehmen spannen externe Unterstützer wie Geschäftspartner oder Dienstleister ein, um ihre Innovationen voranzubringen. Gemeinsam arbeiten sie an der Neuerung.

Open Innovation

Bei der Open Innovation werden der Ideenprozess und das Innovationsmanagement komplett geöffnet, sodass jeder Interessent daran teilhaben und mitmachen kann. Das kann beispielsweise als Crowdsourcing erfolgen.

Innovationsmanagement: Methoden und Wege zum Erfolg

Viele Innovationen mögen zwar auf einer spontanen Idee basieren, aber die Umsetzung ist alles andere als ungeplant. Ganz im Gegenteil: Wenn ein Unternehmen Geld investiert, um ein Produkt oder sein Business im Gesamten voranzubringen, sollte es so wenig wie möglich dem Zufall überlassen.

Deswegen setzen Großkonzerne, Mittelständler und Start-ups gleichermaßen auf verschiedene Methoden und Frameworks, um ihre Innovationen durchdacht anzugehen. Folgend ein paar Beispiele für bekannte Vorgehensweisen:

Jobs To Be Done

Clayton M. Christensen prägte nicht nur den Begriff „Disruption“, sondern gilt auch als Vater von Jobs To Be Done (JTBD). Hiermit ermittelte der Harvard-Professor, was Konsumenten dazu bewegt, zu neuen Produkten zu greifen. Seine Kernthese lautet: Menschen suchen nach Lösungen, welche ihre Herausforderungen lösen und ihnen einen Fortschritt bringen. Die Fortschritte können vielfältig ausfallen, beispielsweise bringen sie einen Zeitgewinn, mehr Effizienz oder ein besseres Ansehen bei den Kollegen.

Jobs To Be Done kommt beim Innovationsmanagement zum Einsatz, um die wirklichen Beweggründe der angepeilten Zielgruppe herauszufinden. Denn was Menschen sagen, denken und wie sie wirklich handeln, sind oft drei unterschiedliche Dinge.

Business Model Canvas

Das Business Model Canvas (BMC) kommt häufig bei Start-ups und anderen Neugründungen zum Einsatz. Alexander Osterwalder erfand es, um Geschäftsmodelle auf einer Leinwand (Englisch: canvas), einem Poster oder digital zu visualisieren. Beim BMC sind verschiedene geschäftsrelevante Dinge festzuhalten, unter anderem die Kundensegmente, das Nutzerversprechen sowie die Marketing- und Vertriebskanäle. Dies ist wichtig, um eine Innovation strategisch anzugehen – schließlich soll am Ende ein vermarktbares Produkt entstehen.

Business Model Canvas Vorlage

Blue-Ocean-Strategie

Normalerweise agieren Unternehmen in einem sogenannten „Red Ocean“. Hierbei handelt es sich um ein gesättigtes Marktsegment mit vielen Mitbewerbern und einem harten Wettbewerb. Der „blaue Ozean“ ist dagegen ein neuer Markt oder Industriezweig, in dem es kaum Wettbewerb gibt. Der Weg dorthin ist die Blue-Ocean-Strategie von Renée Mauborgne und W. Chan Kim, die ursprünglich „Value Innovation hieß.

Die Idee der Blue-Ocean-Strategie ist, dass ein Unternehmen durch eine oder mehrere Innovationen sich derart vom Markt abhebt, dass es in ganz andere Gewässer (neue Märkte) vordringt oder gar einen neuen Markt erschafft.

Design Thinking

Das Design Thinking setzt wie „Jobs To Be Done den Endkunden ins Zentrum seiner Aktionen. Das Ziel ist es, eine Innovation zu erschaffen, die von der angepeilten Zielgruppe wirklich benötigt und auch genutzt wird. Damit das gelingt, geht das Design-Thinking-Team schrittweise vor. Manchmal können die Schritte auch Rückschritte sein, um neue Erkenntnisse zu sammeln.

Verstehen, Beobachten, Sichtweise definieren, Ideen finden, Prototypen entwickeln, Testen: Das sind die sechs Phasen des Design Thinkings. Der letzte Teil – die Schleifen der fortwährenden Entwicklung und des Testens – ist unter anderem ein Bestandteil von agilen Methoden wie Scrum und eminent wichtig, um am Ende eine Innovation zu erhalten, die am Markt bestehen kann.

Design Thinking Prozess im Innovationsmanagement

Kano-Modell

Um die Kundenwünsche geht es auch beim Kano-Modell. Es beschreibt den Zusammenhang zwischen Kundenzufriedenheit und den Eigenschaften einer Dienstleistung oder eines Produktes. Dabei geht es darum, den Wert verschiedener Merkmale einzuordnen: Manche werden als Standard erwartet, andere sind derart neu und innovativ, dass sie Begeisterung auslösen können.

kano modell kundenwunsch

Innovationen benötigen ein richtiges Management

„Erfolglose, aber vermeidbare Innovationen, die abgebrochen werden oder gar nicht zu einem neuen Produkt führen, haben die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr mindestens 20 bis 60 Milliarden Euro gekostet.“ So heißt es in einem Beitrag des Handelsblatts aus dem Jahr 2019 zu einer Innovationsstudie der Unternehmensberatung Oliver Wyman. Warum Innovationen scheitern und damit viel Geld verbrennen? „Ursache sei vielfach ein unsystematischer Prozess: ‚Oft fehlen zentrale Haltepunkte und eindeutige Ziele‘“, wird im Artikel als eine Begründung genannt.

Das zeigt: Innovationen müssen strategisch und geplant angegangen werden, nämlich über ein Innovationsmanagement, um Pleiten und Verluste zu minimieren. Transpiration ist eben wichtiger als Inspiration – das wusste schon Edison.

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Titelbild: alphaspirit / Getty Images

Ursprünglich veröffentlicht am 23. Oktober 2020, aktualisiert am Januar 19 2023

Themen:

Change Management