Lean Startup: Das steckt hinter der schlanken Methode

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Daniel Wolter
Daniel Wolter

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Arbeitsgruppen halten unzählige Male Meetings ohne Beschluss, Manager und Managerinnen treffen Entscheidungen erst nach einer langen Bedenkzeit, die Einführung neuer Produkte oder Geschäftsmodelle dauert gefühlt Ewigkeiten. Kurz: Viele Unternehmen agieren langsam und reagieren nur träge auf Veränderungen. Um dieses Problem zu lösen, bietet sich die Lean-Startup-Methode an.

Lean-Startup-Methode nach dem Buch von Eric Ries

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Wer hat die Lean-Startup-Methode erfunden?

Eric Ries gilt als Erfinder der Lean-Startup-Methode. Diese beschreibt er in seinem 2011 erschienenen Buch „The Lean Startup“. In Deutschland erschien es 2012 unter dem Titel „Lean Startup: Schnell, risikolos und erfolgreich Unternehmen gründen“.

Ries ist Seriengründer und baute unter anderem das soziale Netzwerk IMVU mit auf. Bei der Entwicklung des 3D-Chat-Systems machten er und sein Team viele Fehler. Er zog daraus seine Lehren und formte die Lean-Startup-Methode.

Wie Ries in seinem Buch selbst zugibt, ist die Idee hinter der Methode nicht neu. Sie basiert auf verschiedenen älteren Management-Frameworks wie Lean Manufacturing. Auch das Design Thinking spielt bei Lean Startup eine Rolle, ebenso Scrum und ähnliche Vorgehensweisen der agilen Softwareentwicklung. Eric Ries übernahm von den Vorbildern einzelne Komponenten und entwickelte daraus seine Methode zum Aufbau eines innovativen Geschäftsmodells und eines schlanken, agilen Unternehmens.

Das Buch gehört heute zur Standardlektüre bei einer Unternehmensgründung. Auch Manager bzw. Managerinnen empfehlen es. Denn die gegebenen Ratschläge von Eric Ries eignen sich nicht nur für Startups und kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ein neues Geschäftsmodell testen möchten, sondern auch für Konzerne.

Im Vorwort seines Buches steht: „Entrepreneurship hat mit Management zu tun [...]. Es scheint, als wären Entrepreneure cool, innovativ und spannend und Manager langweilig, ernst und emotionslos. Es ist an der Zeit, dieses Vorurteil unter die Lupe zu nehmen.“ Ries ist der Überzeugung, dass es in kleinen wie auch großen Unternehmen Entrepreneure und Entrepreneurinnen geben kann, die Innovationen erschaffen möchten.

Wie funktioniert der Lean-Startup-Ansatz?

Die große Idee hinter der Lean-Startup-Methode ist, dass Gründer und Gründerinnen, bestehende Startups sowie etablierte Unternehmen ihre Prozesse und Strukturen „lean“, also schlank, aufstellen sollten. So gelingt es besser, schnell und kostengünstig neue Konzepte zu entwickeln und neue Geschäftsmodelle auszuprobieren. Die Entwicklung spezieller Prototypen, den sogenannten MVPs (Minimum Viable Products), nimmt eine zentrale Rolle ein. Dies gelingt über den BML-Zyklus.

BML: Der Build-Measure-Learn-Zyklus

Eric Ries fordert: Unternehmen sollten bei der Entwicklung und Einführung einer Innovation nach dem validierten Lernen (Englisch: Validated Learning) vorgehen. Das besteht aus dem BML-Prozess, der als Zyklus ausgelegt ist. Das Akronym BML (Build, Measure, Learn) steht auf Deutsch für Bauen-Messen-Lernen.

Grafik Build-Measure-Learn-Zyklus

Das bedeutet: Zuerst wird eine Fassung eines Produktes geplant und umgesetzt (Build-Phase), danach Kundenfeedback (Measure-Phase) eingeholt und anschließend daraus gelernt (Learn-Phase).

MVP: Minimum Viable Product

Die erste Fassung eines Produktes ist ein spezieller Prototyp: das Minimum Viable Product, was übersetzt so viel wie „kleinstmögliches, lauffähiges Produkt” bedeutet. Während bei einem echten Prototyp viele Funktionen nur angedeutet und nicht benutzbar sind, ist bei einem MVP alles funktionsfähig. Allerdings besitzt es in den ersten Versionen nur sehr wenige Funktionen.

Lean Canvas

Der Lean Canvas ist keine Erfindung von Eric Ries, sondern von Ash Maurya. Trotzdem kommt diese Abwandlung des bekannteren Business Model Canvas bei Gründern und Gründerinnen gern zum Einsatz. Denn damit lässt sich ein Geschäftsmodell einfacher und besser auf die Bedürfnisse von Startups anpassen. Das liegt unter anderem daran, dass mehr auf die Bedürfnisse der potenziellen Kundschaft geachtet wird.

Beispiel: Wie Lean Canvas, BML und MVP zusammenkommen

  1. Am Anfang steht eine vage Produktidee. Daraus entsteht ein erstes Konzept. Dieses verfeinert der Gründer bzw. die Gründerin alleine oder im Team anhand des Lean Canvas.
  2. Um das Geschäftsmodell zu validieren, gilt es, mehrere Hypothesen aufzustellen.
  3. Basierend auf den wichtigsten Hypothesen setzt das Startup-Team in kürzester Zeit eine erste Vorabversion des Produktes um: das MVP.
  4. Das Projektteam testet das MVP an der angepeilten Zielgruppe und sammelt dabei so viel Feedback wie möglich.
  5. Mit den erhobenen Daten lassen sich die Hypothesen bestätigen oder widerlegen. Das Team lernt daraus, passt sein Konzept an und stellt neue Vermutungen auf.
  6. Der Build-Measure-Learn-Zyklus beginnt von vorn.

Beispiel: Anwendung von BML und MVPs nach Lean Startup

Konzepte für Apps, Software, Onlineshops und andere digitalen Produkte eignen sich bestens für ein Vorgehen nach der Lean-Startup-Methode. Diese lassen sich heutzutage in der Regel mit einem überschaubaren Budget und in kurzer Zeit entwickeln.

Ein Beispiel: Ein Unternehmen möchte seinen Vertrieb digitalisieren. Dafür hat es ein Konzept von einer großen Omnichannel-Plattform entwickelt, welche Geschäftskunden und -kundinnen sowie Endkunden und -kundinnen nutzen sollen. Um diese Idee zu realisieren, müsste das Unternehmen nach einer klassischen Vorgehensweise mindestens zwei bis drei Jahre sowie eine ein- bis zweistellige Millionensumme investieren. Große Projektteams und externe Berater und Beraterinnen wären nötig, um neue Systeme zu entwickeln und die bestehenden anzubinden.

Braucht die bestehende Kundschaft eine derartige Plattform? Welche Funktionen erwartet sie? Und nimmt sie das Konzept in dieser Form überhaupt an? Diese und weitere Fragen stehen im Raum.

Die Lösung: Das Unternehmen beschließt, ein Team aufzusetzen, das als Lean Startup agiert. Dieses Team entwickelt zuerst mit einer kostenlosen Open-Source-Software ein MVP: einen Onlineshop, der nur wenige Produkte und Funktionen bietet. Die ermittelten Daten dienen dazu, die weiteren Schritte zu planen.

Bekannte Lean Startups

Airbnb, Buffer, Android, N26: Es gibt zahlreiche Unternehmen und Produkte, die als Lean Startup begannen.

Dropbox gehört ebenso dazu: Die Gründer Arash Ferdowsi und Drew Houston hatten die Vision eines Online-Speicherdienstes, der einfach zu bedienen ist. Ihr erstes MVP war eine simple Website mit einem Video, das den Dienst vorstellte. Nachdem sie damit genügend Interesse erzeugt und Investierende finden konnten, setzten sie ihr Konzept schrittweise um. Mittlerweile ist Dropbox nicht nur ein Cloud-Dienst, sondern bietet auch Office-artige Anwendungen an.

Ebenso simpel wie Dropbox startete Airbnb, das ursprünglich Airbedandbreakfast hieß. Die erste Fassung war eine Webseite, die nur wenige, einfache Übernachtungsmöglichkeiten in Form von Luftmatratzen (Englisch: airbed) anbot. Als die Geschäftsidee zündete, kam es zu einer Weiterentwicklung. Heute ist AirBnB einer der größten Vermittler von Übernachtungen weltweit. Derartiges war anfangs nicht abzusehen.

Auch Uber war nicht von Anfang an als Big Business geplant. Die Gründer Travis Kalanick und Garret Camp waren in einer kalten Winternacht auf der Suche nach einem freien Taxi. Dabei kamen sie auf die Idee, Taxis per App bestellen zu können. Die ersten Prototypen überzeugten derart, dass der Uber-Fahrdienst langsam, aber sicher in immer mehreren Städten an den Start ging.

Warum Lean Startup?

Die Lean-Startup-Methode hilft dabei, wichtige Fragen zu klären. Kleine und auch große Unternehmen können damit schrittweise ihre Ideen und Konzepte testen; somit kann anhand der Wünsche von Kundinnen und Kunden optimiert werden. Ein Produkt wird so schrittweise besser.

Denn: Wenn Unternehmen innovative Produkte oder Geschäftsmodelle entwickeln, begeben sie sich auf unsicheres Terrain. Sie wissen nicht genau, wer die Zielgruppe ist, was diese erwartet und wie sie das neue Produkt verwendet. Es stehen viele Vermutungen im Raum. Wird ein neues Produkt nach klassischen Projektmanagement-Methoden entwickelt, vergehen viele Monate oder gar Jahre bis zur Veröffentlichung. Erst dann erfährt ein Unternehmen, wie seine Innovation ankommt. Dieses Vorgehen ist heikel und kostspielig.

Startups und andere Kleinunternehmen können ein derartiges Risiko nicht eingehen. Deswegen empfiehlt Ries ein Vorgehen nach seiner Lean-Startup-Methode. Sie ermöglicht es, in kurzen Zeiträumen das Feedback der angepeilten Zielgruppen einzuholen und das Produkt auf die Kundenbedürfnisse hin zu optimieren.

Vorteile und Nachteile der Lean-Startup-Methode

Der größte Vorteil bei einem Vorgehen nach Lean Canvas, BML und MVP ist die Schnelligkeit. Aus einer Idee wird ein Konzept und daraus der erste Prototyp bzw. das erste Minimum Viable Product. Die Weiterentwicklung geschieht nicht aus dem Bauchgefühl heraus, sondern auf Basis von echtem Feedback und Daten. So wird ein Produkt nicht jahrelang entwickelt und erst danach getestet.

Ein Nachteil der Lean-Startup-Methode ist die Umsetzbarkeit: Nicht jedes Geschäftsmodell und jedes Produkt lässt sich iterativ entwickeln. So ist es unmöglich, ein Auto, ein Flugzeug oder ein Medizinprodukt schrittweise auf den Markt zu bringen. Um die Sicherheit zu gewährleisten, folgt die Entwicklung hier nach klassischen Modellen.

Dazu kommt, dass für das Testen der MVPs jeweils relevante und große Zielgruppen benötigt werden. Die bekommt ein Unternehmen beispielsweise durch teure Werbekampagnen. Dementsprechend ist ein Vorgehen nach dem BML-Zyklus nicht unbedingt günstig.

Fazit: Kann jedes Unternehmen ein Lean Startup sein?

Eric Ries war der Überzeugung, dass jedes Unternehmen unabhängig von seiner Größe wie ein „schlankes Startup“ agieren kann. In der Praxis zeigt sich aber, dass dies oft nicht möglich ist. Zum Beispiel würde niemand in ein Flugzeug steigen, das lediglich ein MVP darstellt.

Trotzdem sind das Denken und Vorgehen als Lean Startup eine gute Methode, um beispielsweise neue Konzepte innerhalb eines Change-Prozesses zu entwickeln – besonders, da die Produktentwicklungs- und Lebenszyklen aufgrund der Globalisierung und Digitalisierung immer schneller werden.

Machen, statt reden: Dieses Credo nutzen immer mehr Gründer bzw. Gründerinnen und Unternehmen. Denn nur wenn eine Idee ausprobiert und auf Basis von Kundenfeedback verbessert wird, lässt sich feststellen, ob daraus ein valides Geschäftsmodell entstehen kann.

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Titelbild: Andre A. Xavier / Unsplash

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