Wenn Sie im Vertrieb arbeiten, erleben Sie diese Situation sicherlich häufig: Ein Kunde oder eine Kundin diskutiert mit Ihnen stundenlang über den Preis eines Produktes. Er oder sie ist nicht willens oder nicht in der Lage, Ihnen entgegenzukommen, und feilscht um jeden Cent und Euro.

Haben Sie häufig solche Verhandlungen, deutet das darauf hin, dass Ihre Preisstruktur nicht passt. Die Kosten müssen runter. Wie? Einerseits können Sie daran arbeiten, Rohstoffe günstiger einzukaufen. Andererseits sollten Sie alle Prozesse in Ihrem Unternehmen genau unter die Lupe nehmen und nach „Muda“ Ausschau halten.

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Was versteht man unter dem Begriff „Verschwendung“?

Als Verschwendung wird der ineffiziente Einsatz von Ressourcen bezeichnet. Damit ist beispielsweise der übermäßige Verbrauch von Rohstoffen wie Kohle und Öl gemeint, ebenso die schlechte Verwendung von Manpower. Auch Zeit und Geld lassen sich verschwenden, da diese in der Regel nur begrenzt zur Verfügung stehen.

Das Wort „Verschwendung“ leitet sich vom Althochdeutschen „firswenden“ ab, was so viel wie „verschwinden“ bedeutet. Verschwendung ist demnach das Verschwinden von Ressourcen, ohne diese richtig genutzt zu haben.

Die 3 Ausprägungen von Muda

In Unternehmen gibt es verschiedene Arten von Verschwendung. Diese lassen sich in diesen drei Ebenen finden:

  1. Kommt es zu einem unnötigen Einsatz von Ressourcen im Bereich von Maschinen und Anlagen, heißt das im Japanischen „Kanji Muda“. Dazu zählen zum Beispiel viel zu große Maschinen oder zu lange Zuführungswege.
  2. Zu den „Hiragana Muda“ zählen Tätigkeiten, die nötig sind, auch wenn sie eigentlich ein Muda darstellen. Das dauerhafte Herunterdrücken eines Knopfes oder das Anziehen von Arbeitskleidung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen fällt in den Bereich „Hiragana Muda“.
  3. Ständiges Suchen, Nachdenken und das doppelte Erledigen von Arbeiten gehören in den Bereich „Katakana Muda“. Das sind Tätigkeiten und Abläufe, die im Zuge der Wertschöpfung wirklich nicht benötigt werden.

Was sind die 7 Verschwendungsarten?

Kennen Sie das englische Akronym TIMWOOD? Das beschreibt die sieben häufigsten Verschwendungsarten, die in Unternehmen vorkommen.

  • T: Transport
  • I: Inventory
  • M: Motion
  • W: Waiting
  • O: Overproduction
  • O: Overengineering
  • D: Defects

Wenn Rohstoffe oder fertige Waren lange Wege zurücklegen, verbraucht das Ressourcen. Der Transport ist somit der Punkt, an dem es zu einem Muda kommt. An zweiter Stelle der Verschwendungsarten stehen zu hohe Bestände („Inventory“): Liegen Rohstoffe, Zwischenerzeugnisse oder Produkte lange in Lagern herum, ist das meist unnütz und produziert Kosten.

„Motion“ klingt ähnlich wie „Transport“, doch damit ist etwas anderes gemeint: Müssen beispielsweise Beschäftigte und Maschinen unnötige Bewegungsabläufe durchführen, fällt das in den Bereich Muda. Stehen Maschinen still oder sitzen Mitarbeitende herum, weil sie auf etwas warten müssen, ist das eine Verschwendung („Waiting“).

Warum kommt es in Unternehmen zu hohen Beständen? Weil es zum Beispiel eine Überproduktion („Overproduction“) durch schlechte Planung gibt. Das resultiert unter anderem aus dem vorletzten Muda: schlechte und langsame Prozesse durch „Overengineering“.

Undurchdachte Prozesse oder schlecht ausgebildete Mitarbeitende führen in der Regel zur siebten Art der Verschwendung: Ausschuss. Derartige „defekte“ Ergebnisse müssen Sie nacharbeiten oder wegschmeißen.

Muda: Die sieben Arten der Verschwendung im Überblick

Was sind „Mura“ und „Muri“?

Neben den sieben Muda gibt es noch zwei Dinge, die Ressourcen kosten: „Mura“ und „Muri“.

  • Mura sind Abweichungen, zum Beispiel von einem definierten Prozess. Das kann unter anderem in Wartezeiten oder in einem Ausschuss münden.
  • Wird eine Maschine oder ein Mensch zu stark beansprucht, gilt das als Überlastung – im Japanischen als Muri bekannt. Überlastete Maschinen können kaputtgehen, Menschen mit einer Überlastung erleiden ein Burn-out.

„Muda Walk“ und Co.: Wie Sie Verschwendung erkennen und vermeiden

Um Muda zu verringern oder gar ganz zu eliminieren, können Sie verschiedene Ansätze verfolgen. Dazu gehört zum Beispiel der „Muda Walk“ (auf Englisch „Waste Walk“). Sie gehen hierbei alles durch, um die Verschwender zu finden.

Dabei hilft ein „Gemba Walk“ (auch „Genba Walk“ genannt): Damit ist die Begehung der verschiedenen Orte der Wertschöpfung gemeint. Besuchen Sie Produktionsstätten, Büros und Lager, um ein besseres Verständnis für die Abläufe in Ihrem Unternehmen zu bekommen.

Haben Sie die Situation vor Ort erfasst, gilt es, diese visuell festzuhalten – beispielsweise mit einer Wertstromanalyse („Value Stream Mapping“). So lassen sich komplizierte und auch komplexe Prozesse besser durchleuchten und optimieren. Die Wertstromanalyse unterstützen Sie unter Umständen mit einem sogenannten Spaghetti-Diagramm. Damit zeigen Sie Bewegungen und Transportwege auf.

Um Verschwendungen zu vermeiden, gilt es ebenso, das Mindset aller Mitarbeitenden durch eine werteorientierte Führung zu verändern. Etablieren Sie ein Denken nach Kaizen, dem fortwährenden Streben nach Verbesserung. Daraus erfolgt dann ein KVP, ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess. Diese Methoden und Philosophien sollten zur Kompassnadel Ihres Unternehmens werden, dem Hoshin Kanri.

Von den Muda zum Lean Management

Vermeiden Sie Verschwendung und wird Ihre Organisation dadurch geplant „schlanker“, arbeiten Sie nach dem Konzept des Lean Management: Viele Prozesse laufen effizienter und dadurch besser. Sie behalten einen besseren Überblick über Ihre Abläufe und können jederzeit flexibel gegensteuern.

Das hat zur Konsequenz, dass Sie kundenorientierter arbeiten. Bei Preisverhandlungen, die vollkommen normal sind, müssen Sie nicht ständig mit dem spitzen Stift rechnen und unter Umständen Ihre Marge ruinieren. Eliminieren Sie fortwährend Muda, können Sie Ihre Produkte und Dienstleistungen kostengünstig anbieten. Derart entsteht eine echte Win-win-Situation.

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Titelbild: bankrx / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 14. März 2022, aktualisiert am September 15 2023

Themen:

Entrepreneurship