Nur wer wagt, gewinnt. Aber: Jede Idee und Entscheidung – allem Mut zum Risiko zum Trotz – sollte immer gut durchdacht und vor allem gut kalkuliert sein. Hier kommt der sogenannte Proof of Concept ins Spiel, über den Sie im Folgenden mehr erfahren.

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Nur wenn die Studie ergibt, dass ein Projekt umsetzbar und rentabel ist, sollte es von Ihrem Unternehmen weiterverfolgt werden. Der PoC spielt damit in der Projektentwicklung eine zuverlässige Rolle und ist ein Indikator für den Erfolg eines Endproduktes.

Für wen ist der Proof of Concept relevant?

Relevant ist der PoC hauptsächlich für Investoren und Investorinnen oder potenzielle Miteigentümer und Miteigentümerinnen eines Unternehmens, die wissen möchten, ob sich eine Investition lohnt. Grundsätzlich kann ein Proof of Concept in nahezu jeder Branche verlangt werden. Klassiker sind aber zwei Bereiche:

IT-Branche

Ein gutes Beispiel für einen Proof of Concept ist die Entwicklung einer neuen Software und deren Prüfung im Hinblick auf Benutzerfreundlichkeit, Funktionalität oder Machbarkeit.

Betriebswirtschaft

Ein Proof of Concept kommt hier bei Neugründungen von Firmen und Start-ups sowie bei neuen Produkten oder Dienstleistungen zum Einsatz. Vorab kann damit deren Beständigkeit auf dem Markt, die Konkurrenzfähigkeit und die Reaktion der potenziellen Kundschaft überprüft werden.

Chancen und Risiken identifizieren mit dem PoC

Ein Proof of Concept trägt dazu bei, Chancen und Risiken einer Unternehmung oder eines Projekts zu erkennen und genau zu identifizieren. So zeigt sich, ob ein Konzept den Anforderungen der Kundschaft genügt und zielführend sowie zukunftsfähig ist.

Typische Risiken, welche ein PoC identifiziert, ist die fehlende Akzeptanz eines Produktes, einer Dienstleistung oder gar einer neuen Firma. Aber auch kritische Bedingungen in der Softwareentwicklung wie etwa Sicherheitslücken sowie die Akzeptanz von neuen Technologien können durch den Proof of Concept identifiziert und getestet werden.

Grundlegende Vorüberlegungen bei einem Proof of Concept

Bevor ein Proof of Concept durchgeführt wird, müssen einige Vorüberlegungen getroffen werden. Hierzu gehört die Frage, was mit dem Proof of Concept getestet werden soll und welche Ressourcen hierfür notwendig sind. Außerdem muss ein konkreter zeitlicher Rahmen definiert werden, innerhalb dessen der Proof of Concept stattfindet.

Abschließend muss die geeignete Vorgehensweise abhängig vom Anwendungsfall und den verwendeten Lösungen ausgewählt werden. Es ist sinnvoll, ein kleines Konzept zu erstellen, das während des Proof of Concepts umgesetzt wird und als eine Art Vorlage für alle Use Cases dient.

Wie läuft ein Proof of Concept ab?

Die geeignete Vorgehensweise hängt von den jeweiligen Zielsetzungen ab. Grundsätzlich gibt es drei Strategien, die Unternehmen bei einem Proof of Concept verfolgen können:

1. Gegenüberstellung verschiedener Lösungen

Gelegentlich dient ein Proof of Concept dazu, verschiedene mögliche Lösungen einander gegenüberzustellen und zu prüfen, welche davon die beste ist. In diesem Fall wird ein einheitlicher Anwendungsfall konzipiert und sämtliche möglichen Lösungen getestet. Dieser sogenannte „Use Case“ verändert sich während der Anwendung der einzelnen Tools nicht.

2. Test einer ausgewählten Lösung

In einigen Fällen haben sich Unternehmen bereits für ein Tool entschieden und wollen nun testen, ob dieses für unterschiedliche Abteilungen und Unternehmensprozesse geeignet ist. In diesem Fall werden unterschiedliche Anwendungsfälle konzipiert. Hierbei bleibt das Werkzeug immer gleich, aber die Use Cases verändern sich.

3. Optimierung bestehender Betriebsprozesse

Bei einem solchen Proof of Concept werden die bestehenden Werkzeuge und Lösungen weiter verwendet, allerdings erfolgen schrittweise Abwandlungen an den bestehenden Prozessen. So erkennen Unternehmen, welche Auswirkungen bestimmte Anpassungen und Veränderungen auf die Betriebsprozesse und die Werkzeuge haben und ob einige davon gewinnbringend sind.

Zeitpunkt der Erstellung und Dauer eines Proof of Concepts

Ein PoC wird vor allem dann eingesetzt, wenn er verlangt wird – zum Beispiel von Investoren und Investorinnen oder Mitgründer und Mitgründerinnen.

Wie lange Sie für die Erstellung eines Proof of Concepts brauchen, ist ganz davon abhängig, auf welchem Wege Sie den PoC realisieren. Je nach Art und Umfang dauert die Umsetzung mehrere Tage, Wochen oder sogar Monate.

Ein wichtiger Meilenstein ist ein aussagekräftiger Businessplan, den Unternehmer und Unternehmerinnen vorab erstellen sollten. Auf diesem aufbauend sollten sie dann genau prüfen, ob ihre Geschäftsidee sinnvoll ist.

Aber: Geldgeber und Geldgeberinnen investieren oft erst dann, wenn der Break-Even-Point, also die Gewinnschwelle, bereits erreicht beziehungsweise absehbar ist.

Diese Methoden gibt es für den Proof of Concept

Für einen Proof of Concept existieren keine bindenden Vorgaben – stattdessen ist die Durchführung eher individuell möglich. In der Praxis haben sich aber vor allem die folgenden drei Optionen durchgesetzt:

Die risikoreiche Variante: Gleich raus auf den Markt

Bei dieser Variante lassen Sie nichts anbrennen: Sie gründen direkt oder bringen das Produkt ohne weitere Tests auf den Markt. Dabei gehen Sie das Risiko ein, zu scheitern.

Genauso gut kann es aber sein, dass Sie Erfolg haben und Ihr Start-up oder ein Produkt direkt durch die Decke gehen. Der Proof of Concept und der sich daraus ergebende Machbarkeitsnachweis sind damit folglich erbracht.

Der Mittelweg: Einen Test durchführen

Vor dem eigentlichen Start für ein Produkt oder eine Unternehmung können Sie einen Test, beispielsweise durch das Schalten von Anzeigen, den Verkauf von Produkten im kleinen Rahmen oder die Erstellung einer Webseite mit entsprechender Interaktionsfunktion durchführen.

Verläuft dieser Test erfolgreich, steht einem Komplett-Start nichts im Weg. Der Vorteil hier: Kommt das Produkt oder die Dienstleistung bei der Zielgruppe nicht gut an, erfahren Sie das, ohne dass Ihnen vorab große Kosten für einen Prototyp oder ein MVP (Minimum Viable Product) entstanden sind.

Die Light-Version: Marktforschung betreiben

Sie können selbstverständlich komplett auf Nummer sicher gehen, indem Sie Befragungen durchführen und den Markt für Ihre Idee genau analysieren. Ob Investoren und Investorinnen aber nur aufgrund einer Marktanalyse Geld in Ihre Unternehmung einbringen, ist nicht sicher.

Den Proof of Concept auswerten

Bei der Auswertung des Proof of Concepts ist zunächst zu klären, ob die erwarteten Ergebnisse erreicht wurden oder ob es zu Überraschungen gekommen ist. Anschließend können Sie entscheiden, ob sich ein Projekt, ein Prozess oder ein Tool als sinnvoll erwiesen hat.

Wichtig ist es, einen Proof of Concept nicht einfach nur durchzuführen, sondern immer konkrete Konsequenzen daraus abzuleiten. In der Regel wird zu diesem Zweck eine Entscheidungsvorlage erstellt und einem Entscheidungsgremium vorgelegt.

Proof of Concept Beispiel

Sie sind sich nach all der Theorie unsicher, wie ein Proof of Concept in der Praxis aussehen könnte? Dann werfen Sie einen Blick auf das folgende Beispiel:

Machbarkeitsnachweis

Im Rahmen eines Proof of Concept beziehungsweise Proof of Principle soll herausgefunden werden, ob es einen Markt für USB-Sticks mit einer wertigen Holzummantelung gibt. Zu diesem Zweck wird ein Konzept zur Erstellung einer solchen Ummantelung entwickelt.

Welche Ressourcen (USB-Sticks, Holz, …) werden benötigt und wie sehen die Produktionsbedingungen aus. Hier sollten bereits die jeweiligen Kosten möglichst exakt bestimmt werden, um die Machbarkeit und die Wirtschaftlichkeit des Projekts bestimmen zu können.

Überprüfung der Nachfrage

Im Anschluss an den Machbarkeitsnachweis ist zu prüfen, ob für Sticks mit einer solchen Ummantelung eine Nachfrage besteht. Zu diesem Zweck kann eine Crowdfunding-Kampagne mit den USB-Sticks als Belohnung in die Wege geleitet werden.

Findet diese Kampagne zahlreiche Unterstützerinnen und Unterstützer, ist das Interesse an USB-Sticks mit einer Holzummantelung offenbar groß und es werden bereits erste Gelder eingenommen.

Entwicklung eines Prototyps

Hat der Proof of Concept eine gute Machbarkeit und eine nachhaltige Wirtschaftlichkeit ergeben, kann ein Prototyp beziehungsweise MVP entwickelt und umgesetzt werden. Hier ist es möglich, das Projekt gegebenenfalls anzupassen und zu optimieren, um das bestmögliche Produkt zu den günstigsten Produktionsbedingungen herstellen zu können.

Erstes Kapital sichern

Start-ups können mit einem entsprechenden Erfolgsnachweis die Durchführbarkeit ihrer Projektidee unter Beweis stellen und über einen erfolgreichen Proof of Concept bereits erstes Kapital generieren.

Proof of Concept vs. Prototype

Die Begriffe „Proof of Concept“ und „Prototype“ werden in der Praxis oft synonym verwendet, unterscheiden sich aber grundsätzlich voneinander. Ein Proof of Concept untersucht, ob ein bestimmtes Projekt überhaupt realisierbar ist.

Sollte dies der Fall sein, werden weitere Schritte in die Wege geleitet, um das Projekt umzusetzen, ein Tool zu implementieren oder einen Prozess zu nutzen. Das kann unter Umständen mithilfe eines Prototyps erfolgen.

Der Prototyp oder das MVP dient dazu, ein Produkt oder eine Lösung vorzustellen und auszuprobieren. Unternehmensführung und Investoren beziehungsweise Investorinnen sollen sich ein gutes Bild von der Funktionsweise und der Ästhetik der jeweiligen Lösung machen.

Ein Prototyp muss zwar noch nicht alle Eigenschaften der marktreifen Lösung besitzen, aber dessen grundlegenden Aufbau und seine Funktionen in Ansätzen veranschaulichen.

Fazit: Mit dem Proof of Concept die Umsetzbarkeit Ihrer Idee prüfen

Der Markt ist voll mit verschiedensten Produkten und Dienstleistungen. Neue Entwicklungen ohne eine große Prüfung auf den Markt zu bringen, kann deshalb ein hohes Risiko sein.

Daher ist es wichtig, Schwachstellen frühzeitig zu identifizieren und Investoren bzw. Investorinnen von der Umsetzbarkeit Ihres Projektes zu überzeugen. Der Proof of Concept hilft Ihnen dabei und sorgt dafür, dass Sie sich erfolgreich auf dem Markt etablieren – ohne böse Überraschungen oder fehlenden finanziellen Rückhalt.

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Titelbild: shironosov / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 17. November 2022, aktualisiert am Januar 20 2023

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