Wenn Sie ein Unternehmen gründen, werden Sie anfangs höchstwahrscheinlich anstelle einer Massenproduktion Ihre Produkte nur in kleinen Mengen absetzen. Den geringen Absatzmengen stehen (teilweise hohe) Fixkosten gegenüber. Das bedeutet, Ihr Startup macht wenig oder gar keinen Gewinn, im schlimmsten Fall sogar Verluste. Wie kommen Sie aus dieser Situation heraus? Indem Sie den Skaleneffekt nutzen.
Was bedeutet Skaleneffekt?
Den Skaleneffekt nennt man in der Fachsprache auch Skalierungseffekt, Skalenvorteil oder Economies of Scale. Er beschreibt, wie Sie durch die Steigerung der Produktion, zum Beispiel durch Produktionsverfahren wie der Massenproduktion, Ihre Stückkosten senken und so den Gewinn steigern können.
Economies of Scale vs. Economies of Scope
Der Skaleneffekt (Economies of Scale) wird gern mit dem Verbundeffekt (Economies of Scope) verwechselt:
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Beim „Scale“ geht es darum, den Output zu erhöhen, indem Sie die Produktionsmenge erhöhen. Hierdurch sinken die Kosten pro Stück.
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Beim „Scope“ vergrößern Sie die Angebotsbreite. Es sinken die Kosten pro Produkt, da Sie beispielsweise bestehende Produktionsfaktoren und eine bereits existierende Infrastruktur nutzen können.
Um diese Methoden verständlicher darzustellen, haben wir sie in zwei Beispielen zusammen gefasst.
Skaleneffekt Beispiel 1:
Sie betreiben ein Restaurant, das auf Pizza spezialisiert ist. Beim Skaleneffekt würden Sie mehr Pizzen herstellen, um die Herstellungskosten pro Stück zu senken. Setzen Sie auf den Verbundeffekt, nutzen Sie Ihre Küche, um beispielsweise auch Pasta und italienische Salate zuzubereiten. Und Ihr Lieferdienst fährt nicht nur die Pizza-Kreationen aus, sondern ebenso Ihre anderen Gerichte.
Skaleneffekt Beispiel 2:
In Ihrem Online-Shop gibt es anfangs nur Bücher zu kaufen. Gemäß Economies of Scale müssten Sie den Absatz mit Büchern erhöhen, um Ihren Gewinn zu verbessern. Verfahren Sie nach Economies of Scope, bieten Sie neben Büchern auch DVDs und Kinderspielzeug über Ihre E-Commerce-Plattform an.
Die Vorteile des Skalierungseffekts
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Effizienzsteigerung: Durch die Fokussierung und Spezialisierung können Sie Ihre Produktion und damit die Produktivität verbessern. Ebenso durch eine Automatisierung Ihrer Produktionsfaktoren, indem Sie beispielsweise statt Menschen Maschinen und Roboter einzelne oder alle Schritte verrichten lassen. Es steigert sich der Output pro Zeiteinheit – und damit verbessert sich Ihre Effizienz.
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Fixkostendegression: In jedem Unternehmen gibt es Fixkosten, zum Beispiel für das Management, die Personalverwaltung und Buchhaltung. Erhöhen Sie die Produktionsmenge, verteilen sich die Bereitschaftskosten auf eine größere Menge. Es kommt zu einer sogenannten Fixkostendegression, bei der die Durchschnittskosten sinken.
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Größenvorteil im Einkauf: Mit einer gesteigerten Produktion benötigen Sie mehr Rohstoffe oder Waren. Je größer die benötigte Menge, desto besser Ihre Chancen bei Rabattverhandlungen.
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Größenvorteil im Marketing: Manche Marketing- und Vertriebsmaßnahmen sind recht teuer, zum Beispiel das Schalten von Plakatwerbung. Ist Ihr Unternehmen in mehreren Städten mit Niederlassungen vertreten, reduzieren sich die Kosten pro Stadt oder Region.
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Lerneffekt: Durch die Umstellung auf größere Produktionsmengen oder eine Massenproduktion lernen Sie und Ihre Kollegen und Kolleginnen viele neue Dinge. So kommt es zu einem Erfahrungsgewinn (was auch ein Produktionsfaktor ist), der Ihre Skalierung weiter beschleunigen kann.
Die verschiedenen Typen von Skaleneffekten
Die Auswirkungen einer Skalierung lassen sich mit verschiedenen Formeln berechnen. Daraus ergeben sich unter anderem die Skalenelastizität und der Skalenertrag.
Positiver Skaleneffekt
Wenn Unternehmen (besonders Startups) „skalieren“, haben sie meist den positiven Skaleneffekt im Blick. Das Ziel hierbei ist, den Skalenertrag deutlich zu steigern.
Das bedeutet: Durch mehr Input entsteht ein überproportionaler Output – und somit eventuell ein exponentielles Wachstum. Das gelingt Ihnen unter anderem durch Automatisierung, Digitalisierung, Globalisierung und Nutzung skalierender Software, wodurch Sie im besten Fall eine starke Fixkostendegression erreichen.
Beispiel: Ihr Unternehmen steigt vom klassischen Vertrieb auf E-Commerce um. Beim Betrieb Ihres Online-Shops ist es fast egal, ob Sie 10 oder 1.000 Produkte am Tag darüber verkaufen – die Fix- und Betriebskosten dafür sind fast identisch.
Konstanter Skaleneffekt
Bei einem konstanten Skaleneffekt steigt der Output proportional zum Input. Das bedeutet, der Output steigt in gleichem Maße wie der Input – das Ergebnis ist eine lineare Kurve.
Beispiel: Ihr Außendienst mit 10 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen erwirtschaftet 10 Millionen Euro Umsatz. Mit 20 Team-Mitgliedern generieren Sie einen Ertrag von 20 Millionen Euro und mit 30 dann 30 Millionen Euro.
Negativer Skaleneffekt
Der negative Skaleneffekt passt gut zur alten Weisheit „Viel hilft nicht immer viel.“ Übersetzt heißt das: Steigern Sie den Input, muss nicht zwangsläufig mehr Output (zum Beispiel eine höhere Produktionsmenge) entstehen.
Beispiel: Vergrößern Sie Ihr Team oder Ihren Fuhrpark, erhöht das den Verwaltungsaufwand. Dies sorgt dafür, dass Sie mit einem Wachstum weniger Ertrag erwirtschaften, weil neue Kostenblöcke entstehen – ein negativer Skaleneffekt tritt ein.
Externe und interne Skaleneffekte
Wenn von Economies of Scale die Rede ist, dreht es sich meist um eine interne Sichtweise. Es geht darum, wie ein einzelnes Unternehmen wächst.
Bei externen Skalenvorteilen blicken Sie über den Tellerrand: Durch manche Maßnahmen kann nicht nur Ihre Firma, sondern eventuell eine Region, eine Branche oder die ganze Gesellschaft vom Wachstum profitieren.
Dynamische und statische Skaleneffekte
Kommt die Steigerung der Produktionsmenge durch Lerneffekte, durch Verbesserungen in der Qualität aufgrund neuer Produktionsverfahren oder durch Rationalisierung und Automatisierung bei bestehenden Produktionsfaktoren zustande, nennt sich das dynamischer Skaleneffekt.
Demgegenüber stehen die statischen Skaleneffekte, welche unter anderem durch Fixkostendegression oder Verbundeffekte entstehen.
Wann hat eine Skalierung Sinn?
Wenn Sie sich selbstständig machen und beispielsweise ein Startup gründen, müssen Sie einen Businessplan verfassen. In diesem erläutern Sie Ihre Geschäftsidee, Sie erklären, wie Ihr Return on Investment aussieht, und wann Sie den Break-Even-Point erreichen möchten. Um diese Ziele zu erreichen, benötigen Sie eine Wachstumsstrategie.
Achten Sie beim Wachstum Ihres Unternehmens darauf, wo es Skalenvorteile gibt und welche Auswirkungen diese haben. Skalieren Sie über lange Zeit linear oder gar negativ, ist das unvorteilhaft für Ihren Gewinn. Deshalb gibt es besonders in der Tech- und Startup-Szene das Credo von 10X Thinking: Haben Sie stets einen positiven Skaleneffekt im Blick, idealerweise um den Faktor 10 statt „nur“ um 10 Prozent.
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