Moderne Unternehmen setzen auf agile Strategien, um das Beste aus ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen herauszuholen. Insbesondere Scrum-Techniken sind in vielen Betrieben im Einsatz und erlauben ein effizientes Arbeiten in Teams.

Das Ziel dahinter: Bei der Entwicklung, Umsetzung und dem Vertrieb eines Produkts oder einer Dienstleistung soll eine größtmögliche Autonomie der Teams erreicht werden. So können Sie aktuellen Herausforderungen schnell gerecht werden und flexibel auf neue Situationen reagieren.

Das Spotify-Modell ist eine gute Möglichkeit, um agiles Arbeiten in Unternehmen zu perfektionieren. Erfahren Sie hier, was hinter dem Modell steckt.

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Die Methode wurde im Jahr 2012 vom schwedischen Audio-Streaming-Dienst Spotify vorgestellt. Das agile Modell hat seitdem viel Aufmerksamkeit erfahren und wird vorwiegend in Start-ups und Software-Unternehmen eingesetzt.

Die Besonderheit des Modells liegt darin, dass der Fokus dieser agilen Methode nicht auf der Verbesserung der Praktiken liegt, wie etwa bei der Ablauforganisation. Stattdessen setzt sich das Modell mit der Kultur und den Netzwerken innerhalb eines Unternehmens auseinander.

So sieht das Spotify-Modell aus

Das Spotify-Modell setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen, welche die Agilität Ihres Unternehmens steigern sollen.

Grafik Spotify-Modell-Aufbau

Um das Spotify-Modell nutzen zu können, ist es wichtig, die verschiedenen Komponenten genau zu verstehen. Wir stellen Ihnen im Folgenden Squads, Tribes, Chapters und Guilds genauer vor.

1. Squads

Squads ähneln Scrum Teams. Hierbei handelt es sich um Gruppen von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen mit unterschiedlichen Qualifikationen und Kenntnissen, die an einer gemeinsamen Mission arbeiten.

Die Idee ist es, verschiedene Kenntnisse zusammenzubringen, um so Synergien nutzbar zu machen und Produkte oder Dienstleistungen zu optimieren. Von ersten Entwürfen bis hin zum fertigen Produkt kümmern sich die Squads um alle erdenklichen Aufgaben.

2. Tribes

Tribes sind ein Zusammenschluss mehrerer Squads (bis zu 150 Mitarbeitende). Auf diese Weise ist es möglich, verschiedene Teams, die an einem Projekt zusammenarbeiten, zu vernetzen.

Hierdurch behält jedes Team eine überschaubare Anzahl an Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen – und trotzdem können viele Menschen an einem einzelnen Projekt arbeiten. Ein Tribe-Lead sorgt für die Koordination unter den Squads und sorgt so für mehr Übersichtlichkeit.

3. Chapters

Chapters sind Zusammenschlüsse mehrerer Spezialisten und Spezialistinnen innerhalb unterschiedlicher Squads, die ein vergleichbares Fachwissen mitbringen. Durch Abstimmung können sie beispielsweise Standards in der Entwicklung festlegen und das Fachwissen durch den Austausch von Erfahrungen stärken.

So haben Mitarbeitende in den Chapters die Möglichkeit, sich über ihr Kernthema auszutauschen, die Kompetenzen zu verfestigen und in ihrem jeweiligen Bereich besser zu werden. An der Spitze des Chapters steht meist eine erfahrene technologische Leitung.

4. Guilds

Das Spotify-Modell strebt an, sinnvolle Verknüpfungen zwischen allen Ebenen und Teams innerhalb eines Projektes zu erzeugen. Deswegen werden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht nur innerhalb der Chapter vereint. Mehrere Personen können sich als eine Art Interessensgemeinschaft auch innerhalb sogenannter Guilds zusammenschließen.

So werden Mitglieder unterschiedlicher Tribes zusammengebracht und somit eine Vernetzung aller erdenklichen Teams und Kompetenzen erreicht. Eine klassische Leitung gibt es innerhalb der Guilds nicht, dafür aber einen sogenannten Guild-Coordinator, der bzw. die organisatorische Aufgaben übernimmt.

Rollen im Spotify-Modell

Es gibt im Spotify-Modell zahlreiche multidisziplinäre Teams, die sich selbst organisieren. Hierin haben alle Teammitglieder konkrete Aufgaben, die sie individuell erfüllen. Allerdings greifen die verschiedenen Rollen ineinander, sodass Ihr Unternehmen von Synergieeffekten profitiert. Durch Teams aus 7 bis 11 Personen bleiben die Gruppen übersichtlich – und dennoch bringt jedes Mitglied sich durch die persönlichen Kernkompetenzen ideal ein.

Innerhalb des Spotify-Modells gibt es drei unterschiedliche Rollen, die besetzt sein müssen. Die erste Rolle ist die des Product Owners. Dieser ist sozusagen die Interessenvertretung der Stakeholder. Er kümmert sich unter anderem um die Erstellung und Umsetzung des sogenannten Product Backlogs.

Die zweite Rolle vertritt der bzw. die Scrum Master. Hierbei handelt es sich um eine Rolle mit Leitungsfunktion, die innerhalb von Scrum Teams beziehungsweise Squads dafür sorgt, dass die Arbeitsprozesse optimal ablaufen.

Das Entwicklungsteam ist die dritte große Rolle. Hierbei handelt es sich um multidisziplinäre Teams, die nach jedem Sprint das jeweilige Produkt bzw. die Dienstleistung übergeben.

Vorteile und Nachteile des Spotify-Modells

Der Einsatz des Spotify-Modells in agilen Organisationen ist mit verschiedenen Vor- und Nachteilen verbunden. Es ist wichtig, dass Sie die einzelnen Stärken und Schwächen des Modells kennen. Nur so können Sie entscheiden, ob diese Form der Organisation zu Ihrem Unternehmen passt.

Im Folgenden lernen Sie daher die Vor- und Nachteile kennen:

Vorteile

Zu den Vorteilen des Spotify-Modells gehört, dass Mitarbeitende mit unterschiedlichem Fachwissen innerhalb von Squads zusammenarbeiten. Hierdurch fließen Kompetenzen aus zahlreichen Bereichen in ein Team ein. Aus diesem Input entstehen zahlreiche kreative Ideen und neue Ansätze.

Da sich die jeweiligen Squads bei dieser agilen Arbeitsweise selbst organisieren, erfolgt die Produkt- und Dienstleistungsentwicklung zudem autonom und effizient.

Innerhalb der Chapter ist es möglich, Erfahrungen und Fachwissen mit anderen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen auszutauschen. Da hier Gruppen mit ähnlichem Fachwissen zusammenkommen, ist es so leicht möglich, den eigenen Horizont zu erweitern, dazuzulernen und besser zu werden. Das führt zu einer höheren Diversität und erzeugt häufig eine starke Bindung der Kundschaft an das Unternehmen.

Ein Squad funktioniert wie ein kleines Start-up und hat somit die Möglichkeit, besonders flexibel, autonom und kreativ zu arbeiten.

Nachteile

Ein Nachteil des Spotify-Modells ist der große HR-Aufwand. Es erfordert viel Zeit und Energie, um die Squads, Tribes, Chapters und Guilds zu organisieren und sicherzustellen, dass sie effizient miteinander arbeiten. Entsprechend ist das Spotify-Modell nicht für jedes Unternehmen umsetzbar.

Hinzu kommt, dass es keine einheitliche Lösung dafür gibt, wie Sie das Spotify-Modell einsetzen können. Stattdessen ist es immer nötig, individuelle Anpassungen vorzunehmen. Zwar kann das Spotify-Modell Inspiration und Vorbild sein – eine sichere Anleitung bietet es jedoch ohne entsprechende Anpassung nicht.

Außerdem kann man sich als Organisation nicht allein auf das Spotify-Modell verlassen, sondern muss weitere Frameworks, wie etwa Scrum, nutzen.

Zu guter Letzt kann es aufgrund der unterschiedlichen Teams und Gruppen zu Interessenkonflikten kommen, die durch die hohe Autonomie der einzelnen Personen in den Teams schwerer als in anderen Organisationsformen lösbar sind.

Kritik am Spotify-Modell

Aus den eben aufgeführten Nachteilen wird ersichtlich, dass das Spotify-Modell nicht als Universal-Lösung für alle Unternehmen gelten kann. Denn nur, weil die Methode für den schwedischen Audio-Streaming-Dienst Spotify funktioniert, muss das nicht bei allen Unternehmen der Fall sein. Größe, die angebotenen Produkte und Dienstleistungen sowie die bisherigen Strukturen sind entscheidend für den Erfolg des Modells.

Zudem ist das Spotify-Modell bereits etwas älter und in seiner 2012 entstandenen, ursprünglichen Form für moderne Unternehmen oft nicht ideal umsetzbar. Eine entsprechende Anpassung erfordert jedoch einiges an Fachwissen und Erfahrung.

Aufgrund der genannten Gründe wurde das Spotify-Modell von Spotify selbst bereits wieder etwas verändert. Es wird also deutlich: Auch wenn es ein guter Erfolgsgarant sein kann, ist die ständige Arbeit an dem Modell und die Anpassung der Methode unumgänglich.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Spotify-Modell ist relativ schwer übertragbar. Unternehmen sollten daher genau prüfen, ob sich der Ansatz für Sie und Ihre Mitarbeitenden eignet.

Fazit: Mehr Autonomie für alle Mitarbeitenden mit dem Spotify-Modell

Das Spotify-Modell hat dem namensgebenden Audio-Streaming-Dienst zu großem Erfolg verholfen. Dennoch lässt es sich nicht ohne Weiteres auf jede Organisation übertragen. Deswegen müssen Betriebe genau prüfen, ob sich das Spotify-Modell für sie eignet. Besonders für Software-Unternehmen kann diese agile Methode eine ideale Lösung sein.

Das Modell bietet sich aber auch für andere Unternehmen und Start-ups an, die ihren Mitarbeitern bzw. Mitarbeiterinnen eine möglichst große Autonomie ermöglichen wollen.

Seien Sie sich jedoch bewusst, dass viel Vorarbeit notwendig ist und stellen Sie sicher, dass Ihre HR-Abteilung die entsprechenden Kapazitäten dafür aufbringen kann.

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Titelbild: AlexanderFord / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 9. Dezember 2022, aktualisiert am Januar 21 2023

Themen:

Entrepreneurship