Vor einer Investitionsentscheidung steht eine bestimmte Frage: Lohnt es sich, in ein Unternehmen zu investieren oder ist das Risiko zu groß? Diese Frage ähnelt jener nach dem Marktpotenzial eines Produktes.

Um eine faktenbasierte Unternehmensbewertung vorzunehmen ist es wichtig, die Kapitalkosten Ihres Betriebs zu kennen. So können Sie den Unternehmenswert im Voraus bestimmen. Ein entscheidender Wert in diesem Zusammenhang ist WACC.

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Darum ist WACC für Unternehmen so wichtig

Weighted Average Cost of Capital ist ein wichtiger Referenzwert für Unternehmen und Investierende. Er gibt an, wie hoch der Zinssatz ist, den der Betrieb an seine Geldgeber und Geldgeberinnen entrichten muss.

Hierbei ist zwischen Eigenkapital und Fremdkapital zu unterscheiden. Eigenkapital erhält eine Firma beispielsweise von den Gesellschaftenden, Fremdkapital hingegen von Banken, Kreditinstituten oder Investierenden. Dafür, dass dem Unternehmen Geldmittel zur Verfügung gestellt werden, muss es Zinsen in einer vertraglich vereinbarten Höhe entrichten.

Gerade bei den Zinsen gibt es jedoch wichtige Unterschiede bei Eigen- und Fremdkapital zu berücksichtigen. Während die Zinsen für geliehenes Fremdkapital zwingend ausgezahlt werden müssen, besteht keine Verpflichtung zur Ausschüttung von Dividenden. Ein hoher Wert beim WACC wird somit bei einer niedrigen Fremdkapitalquote von Investierenden weniger gewichtet als bei einer hohen Fremdkapitalquote.

Außerdem dient der WACC als Risikokennzahl und Hurdle Rate (Hürde, die ein Betrieb überwinden muss, damit sich eine Investition, zum Beispiel in eine neue Maschine, lohnt) und ist somit für das Unternehmen und für Geldgebende gleichermaßen relevant.

So wird WACC berechnet: Alles rund um Tax Shield und Co.

Um den WACC berechnen zu können, müssen Sie sowohl die Höhe des Eigen- und Fremdkapitals als auch der Ertragssteuer kennen. Der Ertragsteuersatz ist für das sogenannte Tax Shield relevant. Dieses ist wiederum wichtig, da der Gewinn eines Unternehmens durch Fremdkapitalzinsen sinkt und der Betrieb dadurch gewisse Steuerersparnisse erfährt. Um eine Verfälschung der Zahlen und Unternehmensbewertung auszuschließen, werden diese Ersparnisse durch das Tax Shield im WACC-Ansatz berücksichtigt.

Der Quotient aus Gesamtkapital und Eigenkapital ergibt die Eigenkapitalquote, während die Fremdkapitalquote dem Quotienten aus Gesamtkapital und Fremdkapital entspricht.

Die Eigenkapitalquote wird mit den Eigenkapitalzins multipliziert, der auch als Eigenkapitalkosten bezeichnet und gelegentlich mit iEK abgekürzt wird. Hierzu wird der Wert addiert, der sich ergibt, wenn die Fremdkapitalquote mit dem Fremdkapitalzins (auch Fremdkapitalkosten oder iFK) und dem Tax Shield, welches als Term (1 – Ertragsteuersatz) in die Berechnung einfließt, multipliziert wird.

Die WACC-Formel lautet dementsprechend:

Formel zur Berechnung des WACC

WACC berechnen: Ein Beispiel

Wenn Sie für eine potenzielle Investition in ein Unternehmen den WACC berechnen wollen, benötigen Sie alle für die Berechnung notwendigen Daten. Diese sind meist im Geschäftsbericht des Betriebes zu finden.

Angenommen eine beispielhafte, fiktive Firma arbeitet mit 50 Milliarden Euro Eigenkapital und 150 Milliarden Euro Fremdkapital, welche sich wiederum aus einem Kredit mit 1,7 % p.a. und einer Anleihe von 1,4 % p.a. zusammensetzen, ergeben sich hieraus Fremdkapitalkosten von 1,5 %.

Bei angenommenen Eigenkapitalkosten von 3,59 % (ausgehend vom CAPM = Capital Asset Pricing Model), einem Return of Investment von 4,5 % und einem Ertragsteuersatz von 30 % ergibt sich für dieses Beispiel somit folgende Rechnung:

WACC = (50 Mrd. / 200 Mrd.) ∗ 3,59 % + (150 Mrd. / 200 Mrd.) ∗ 1,5 % ∗ (1 – 0,3) = 0,8975 % + 0,7875 % = 1,685 %

Da der Return of Investment mit einem Zinssatz von 4,5 % deutlich über dem WACC von 1,69 % liegt, fällt die WACC-Interpretation positiv aus. Das Unternehmen kann seine Finanzierungskosten mit Gewinnen decken, somit ist eine Investition für die Verantwortlichen interessant.

WACC richtig interpretieren

Die Prozentzahl des WACC sagt zunächst einmal aus, wie hoch der Zinssatz ist, den ein Unternehmen im Durchschnitt an seine Kapitalgebende auszahlen muss, um deren Verzinsungsansprüchen gerecht zu werden. Bei der WACC-Interpretation gilt ein niedriger WACC-Wert also als positiv.

Des Weiteren ist die Kennzahl dazu geeignet, einen konkreten Unternehmenswert zu bestimmen. Ausgehend von dem Ergebnis dieser Rechnung entscheiden sich Investierende meist für oder gegen eine Investition in ein Unternehmen. Der Wert des Unternehmens sollte also nicht zu leicht gewichtet werden. Auch dazu gibt es eine Formel:

Formel zur Berechnung des Unternehmenswert

Der anhand dieser Rechnung ermittelte Wert entspricht dem Marktwert des Eigenkapitals und gibt Auskunft darüber, wie hoch der aktuelle Unternehmenswert ist. Somit ist er neben dem Unternehmenssteckbrief ein wichtiger Anhaltspunkt für potenzielle Investierende.

Einfluss auf den Unternehmenswert nehmen

Weighted Average Cost of Capital des eigenen Unternehmens zu beeinflussen ist nur begrenzt möglich, beispielsweise indem Sie nach zinsgünstigen Krediten und Anleihen suchen, um so auf die Berechnung einzuwirken. Je ausgeglichener die Balance aus Eigenkapital und Fremdkapital ist, desto besser ist der ermittelte WACC-Wert.

Einen deutlich größeren Einfluss auf den Unternehmenswert haben Sie über den Free Cashflow. Stellen Sie sicher, dass Ihr Betrieb immer liquide ist und dass ausstehende Zahlungen schnellstmöglich erfolgen. Das ist zum Beispiel über ein professionelles Mahnwesen möglich.

Bemühen Sie sich um automatisierte Vorgänge, damit Ihre Mitarbeitenden möglichst nicht durch einzelne Prozesse zur Liquiditätssicherung gebunden sind. Je weniger Kommunikationsschleifen notwendig sind, desto schneller gelangen Sie an Ihr Kapital und Zahlungsverzüge oder -ausfälle werden unwahrscheinlicher. Hier lohnt sich eine Abstimmung mit dem Vertrieb, um beispielsweise vielfältige, auf die Kundschaft zugeschnittene Bezahloptionen anzubieten.

Trotz der beschränkten Einflussmöglichkeiten ist es dennoch sinnvoll, Langzeitbeobachtungen und -berechnungen durchzuführen und den WACC so immer im Blick zu behalten. Auf diese Weise registrieren Sie Veränderungen zeitnah und können schnell und passgenau darauf reagieren. So sichern Sie den Wert Ihres Unternehmens und verhindern Liquiditätsengpässe.

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Titelbild: fizkes / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 7. Januar 2022, aktualisiert am Januar 20 2023

Themen:

Entrepreneurship