Kundenwünsche in die Produktentwicklung zu integrieren, ist nicht immer leicht – gerade, wenn Qualitätsstandards eingehalten werden sollen. Was es dazu braucht, ist eine Methode, die die Wünsche der Kundinnen und Kunden einbezieht und gleichzeitig die technische Realisierbarkeit und Chancen am Markt analysiert.

Die Quality-Function-Deployment-Methode schafft es, kundenorientierte Anforderungen in Korrelation zu anderen Erfolgskomponenten zu setzen, und bietet somit einen Weg, Produkte zu entwickeln, die unmittelbar aus Kundenbedürfnissen entspringen. Lesen Sie in diesem Artikel, wie QFD funktioniert und wie Sie es erfolgreich anwenden können!

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So funktioniert die Quality-Function-Deployment-Methode

Äußern Kundinnen und Kunden eine bestimmte Anforderung, wird diese beim QFD als „Voice of the Customer“ oder „Stimme des Kunden“ in mehreren Schritten in die Produktentwicklung oder -optimierung mit eingebunden. Die Kundin beispielsweise bekommt mithilfe dieser Qualitätsplanung und Qualitätssicherung genau das geboten, was sie vom Produkt erwartet.

Die Leistungsmerkmale, der Wettbewerb, die technischen Komponenten und das Beschwerdemanagement werden in einer Matrix abgebildet, in Korrelation gesetzt und analysiert. Die Matrix hat die Form eines Hauses und wird daher als „House of Quality“ bezeichnet.

Mithilfe dieser Methode können Sie sicherstellen, dass Innovationen und Optimierungen durchgeführt werden, die am Markt Potenzial haben und gegenüber dem Wettbewerb triumphieren. Der Wirtschaftstheoretiker Yōji Akao erfand die QFD-Methode 1966 in Japan. Heute hilft sie in vielen Bereichen des Produkt- und Qualitätsmanagements dabei, Produkte zu entwickeln, die die konkrete Kundenanforderung erfüllen.

So übersetzen Sie dank der QFD-Methode Kundenwünsche in den Produktionsprozess

Den Ausgangspunkt der QFD-Methode bilden Ihre Kundinnen und Kunden, die immer im Fokus stehen. Deshalb müssen zunächst die Kundenanforderungen systematisch analysiert werden, um diese in Produktmerkmale zu übersetzen. Die Methode besteht aus vier Schritten:

  1. Produktplanung

    Sie sammeln Kundenanforderungen und übersetzen Sie in Produktmerkmale. Dazu wird die Matrix des House of Quality verwendet.

  2. Komponentenplanung

    Sie kategorisieren die definierten Produktmerkmale schließlich in einzelne Teile oder Funktionen.

  3. Prozess- und Prüfplanung

    Nun spezifizieren Sie die Kriterien für die Herstellung der einzelnen Produktmerkmale.

  4. Produktionsplanung
    Zuletzt legen Sie Produktionskriterien fest, um die gewünschten Produktmerkmale zu fertigen.

Durch dieses Vorgehen werden alle Schritte der Produktentwicklung und des Qualitätsmanagements beachtet. Da Sie Fehlerquellen frühzeitig erkennen können, sparen Sie außerdem mit diesem Prozess Kosten.

QFD-Matrix Beispiel: So erstellen Sie das House of Quality

Mit der QFD-Matrix strukturieren Sie Kundenwünsche und die technische Realisierbarkeit und setzen sie in Verbindung zueinander. Die Matrix wird als House of Quality (HOQ) bezeichnet und gliedert sich in die Markt- und Kundensicht auf der einen Seite sowie die Technik- und Produktsicht auf der anderen Seite.

Die Matrix besteht aus Baumdiagrammen oder ähnlichen Grafiken, die in Zeilen und Spalten dargestellt werden. Die Zeilen beantworten die Was-Fragen (z. B. Was wünscht sich der Kunde oder die Kundin?) und die Spalten die Wie-Fragen (z. B. Wie sieht die technische Umsetzung aus?).

Die Matrix unterstützt Ihr QFD-Team zum einen dabei, die Qualitätsmerkmale und Anforderungen zu visualisieren. Sie stellt aber zum anderen auch sicher, dass der QFD-Prozess eingehalten wird.

Beispielhafte Darstellung des House of Quality

Beispielhafte Darstellung des House of Quality

Quelle: https://link.springer.com

Die Markt- und Kundensicht

Zu Beginn werden bei der Anwendung von QFD zunächst der Markt und die Zielgruppe genauer analysiert. Sie erarbeiten, welche Kundinnen und Kunden Ihr Produkt kaufen sollen. Dazu tragen Sie zunächst das eigene Produkt und dann die Anforderungen an das Produkt in das HOQ ein. Anhand dieser Wertanalyse stellen Sie fest, welche Elemente das Produkt oder die Dienstleistung benötigt, die in die Prozessplanung mit einfließen. 

Die Anforderungen können dabei in sogenannten „User Stories“ festgehalten und definiert werden. Anschließend gewichten Sie sie mithilfe von Punktwerten.

Im nächsten Schritt wird eine Wettbewerbsanalyse durchgeführt, um das Produkt im Verhältnis zur Konkurrenz zu bewerten und die Chancen am Markt einschätzen zu können.

Im letzten Schritt werden auch Beschwerden und Feedback von Kundinnen und Kunden im HOQ aufgeführt. Das Feedback hilft dabei, Fehlproduktionen zu vermeiden und Herausforderungen frühzeitig zu erkennen.

Die Produkt- und Techniksicht

An die Analyse von Markt und Zielgruppe schließt sich die Untersuchung des Produktes selbst an. Dabei werden zunächst alle Merkmale und Funktionen analysiert, die gefordert sind und optimiert werden sollen. Diese Leistungsmerkmale werden dann im Hinblick auf die Anforderungen bewertet. Es wird bestimmt, in welche Optimierungsrichtung das Leistungsmerkmal angepasst werden muss. Dieses Vorgehen ähnelt der Auswirkungsanalyse von FMEA und anderen Methoden der Zuverlässigkeitstechnik.

Anschließend wird sichtbar, in welcher Abhängigkeit das Leistungsmerkmal zur jeweiligen Produktkomponente steht. In der Beziehungsmatrix werden dafür entsprechende Punkte vergeben.

Nun wird im nächsten Schritt die Korrelation zwischen den technischen Merkmalen und deren technischer Schwierigkeit bestimmt. Anschließend wird auch noch überprüft, wie gut Wettbewerber das jeweilige technische Leistungsmerkmal erfüllen, um festzustellen, welcher Konkurrent das Merkmal schlechter oder auch besser umsetzt. Aus der Addition der Punktebewertung ergibt sich schließlich die Relevanz und Priorität für jedes Leistungsmerkmal.

Die Korrelationen und Gewichtungen des House of Quality können eine unterschiedliche Komplexität aufweisen. Meist werden jedoch Zahlenwerte von null bis neun (0 = gar nicht, 9 = stark) verwendet.

Vereinfachtes House-of-Quality-Beispiel: So identifizieren Sie Qualitätsmerkmale

Das Ziel des House of Quality ist es, relevante Kundinnen und Kunden zu analysieren und Kaufwünsche zu sammeln. Aus der Gewichtung soll schließlich ein konkreter Anforderungskatalog aus den Kundenwünschen definiert werden.

Das folgende Beispiel zeigt, wie die Ermittlung der Kundenanforderungen und Definition von Produktmerkmalen ablaufen und wie Sie diese im House of Quality bewerten:

Ein Software-Unternehmen möchte ein Social-Media-Marketing-Tool entwickeln. Im ersten Schritt werden die Kundenforderungen (Was wünscht sich der Kunde oder die Kundin?) in einem Pflichtenheft definiert:

  • Alle wichtigen Social-Media-Plattformen sind enthalten

  • Planung ist möglich

  • Posting aus Tool ist möglich

  • Abo-Modell

  • Team-Arbeit ist möglich

Im nächsten Schritt werden die technischen Anforderungen und die Produktmerkmale (Wie wird das Produkt gestaltet?) in der Produktdefinition beschrieben:

  • SaaS (Software as a Service)

  • Schnittstelle zu (z. B.) LinkedIn, Facebook, Instagram und TikTok

  • interaktiver Editor

  • Kalenderübersicht

  • verschiedene Nutzer und Zugriffsrechte

Es entsteht folgende Matrix, die das jeweilige Produktmerkmal mit Korrelationen von 0 (gar nicht) bis 9 (hoch) bewertet:

QFD beispiel

Eigene beispielhafte Darstellung

Damit ergibt sich, dass die Schnittstellen zu den jeweiligen Plattformen, das Angebot als Software-as-a-Service (SaaS) und die Nutzer und Nutzerinnen sowie Zugriffsrechte zu den wichtigsten Produktmerkmalen laut „Stimme des Kunden“ gehören. Anschließend werden diese Merkmale von Ihnen in einzelne Komponenten zerlegt und entsprechend der oben beschriebenen Methode in den Produktionsprozess überführt.

Die QFD-Methode betrachtet in einer Matrix Kunden- sowie Marktverhältnisse in Korrelation zu den Produkt- und Technikmerkmalen. Daraus ergeben sich definierte Prozessmerkmale und Prozessschritte, das House of Quality und eine Priorisierung verschiedener Produktanforderungen.

Unter Einhaltung von Qualitätsstandards können mithilfe der Methode kundenorientierte Produktinnovationen und -optimierungen realisiert werden.

Was müssen QFD Software Tools können?

Bei einem QFD Software Tool kommt es immer auch auf die Datenmenge an, die Sie verarbeiten wollen. In unserem dargestellten Beispiel reicht eine Excel-Tabelle vollkommen aus. Je mehr Produktmerkmale und Prozessschritte Sie abbilden und bewerten wollen, desto unübersichtlicher wird eine solche Tabelle jedoch. Ein dezidiertes QFD Software Tool und HOQ-Darstellungen unterstützen Sie dann gezielt. Beachten Sie bei der Auswahl des Tools, wie viele Was?- und Wie?-Fragen es erfassen kann, wie viele zusätzliche Informationen es pro Merkmal abspeichert und ob es sowohl positive als auch negative Korrelationen abbilden kann.

Fazit: QFD als Bindeglied zwischen Produktentwicklung und Kundenwünschen

QFD kann Ihnen maßgeblich dabei helfen, Kundenbedürfnisse präzise zu erfassen und diese in die Produktentwicklung mit einfließen zu lassen. Dazu gehören unter anderem die Identifikation von Produktaspekten, die zukünftig weggelassen werden können als auch die Feststellung, welche technischen Merkmale Ihren Kundinnen und Kunden am wichtigsten sind. QFD-Software-Tools können Sie zudem dabei unterstützen eine große Menge an Daten übersichtlich abzubilden.

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Titelbild: Sitthiphong / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 27. Juli 2021, aktualisiert am Januar 20 2023

Themen:

Produktmanagement