Supervision einfach erklärt: Definition, Ablauf, Vorteile

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Annekatrin Zywietz
Annekatrin Zywietz

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Hektik aufgrund engmaschiger Deadlines, schlechte Stimmung innerhalb des Teams oder überstrapazierte Nervenkostüme infolge anstrengender Kundschaft: Stress im Berufsalltag und knifflige Herausforderungen treten früher oder später auf. Eine Supervision schafft professionelle Abhilfe. Wir erklären Ihnen, wie das funktioniert.

Mitarbeitende nehmen an Supervision teil, um Probleme zu lösen

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Sie kommt im Unternehmenskontext oft dann zum Einsatz, wenn Herausforderungen sich türmen und dafür professionelle Hilfe erforderlich ist. Es muss aber nicht zwingend bereits „das Kind in den Brunnen gefallen sein“. Die Methodik kommt auch zur Verbesserung der Arbeitsqualität, der Arbeitsbeziehungen oder zur beruflichen Weiterentwicklung zum Einsatz.

Im beruflichen Alltag bietet sie grundlegend die Möglichkeit, Arbeitsprozesse zu analysieren, Konflikte zu lösen und die Zusammenarbeit im Team zu stärken. Und das hat empirisch belegbar Erfolg: Ein Zusammenschluss aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat verschiedene Studien rund um Supervision analysiert und festgestellt, dass diese in den meisten Fällen ihre gezielte Wirkung hat.

Welche Formen einer Supervision gibt es?

Wir unterscheiden übergeordnet vier verschiedene Formen der Supervision. Daneben gibt es mit der Kontrollsupervision, Lehrsupervision, Leitungssupervision oder Intervision weitere Abstufungen, die folgenden vier sind jedoch die primären Formen:

  • Einzelsupervision: Konzentriert sich auf eine Einzelperson, die Unterstützung von einer Supervisorin oder einem Supervisor erhält. Diese Form ist unserer Erfahrung nach vor allem beliebt, um persönliche berufliche Fragestellungen vertraulich zu bearbeiten.
  • Teamsupervision: Im Rahmen der Teamsupervision wird die Zusammenarbeit und Kommunikation innerhalb eines Teams reflektiert. Das soll die Teamdynamik verbessern, etwaige Konflikte lösen und die Leistungsfähigkeit des Teams steigern.
  • Gruppensupervision oder Fallsupervision: Richtet sich wie die Teamsupervision an mehrere Personen – aber aus unterschiedlichen Teams. So sind der Austausch und die Reflexion über spezifische Fälle möglich.
  • Organisationssupervision: Hierbei wird eine gesamte Organisation (oder bei Konzernen auch eine größere Einheit) begleitet. Der Fokus liegt darauf, Strukturen, Prozesse und die Organisationskultur zu verbessern.

Welche Ziele verfolgt eine Supervision?

Die detaillierten Ziele einer Supervision sind von der genauen Anforderung der Supervisanden abhängig. Primäres Ziel aller Beteiligten ist stets, bestehende Probleme und Konflikte zu lösen, zielführende Ansätze für Herausforderungen zu finden sowie den Berufsalltag und die Qualität der Arbeit und Zusammenarbeit grundlegend zu verbessern.

Wer kann eine Supervision durchführen?

Eine systemische Supervision wird in der Regel von psychologisch ausgebildeten Beratenden durchgeführt. Sie können im Vergleich zu Angestellten und Führungskräften des Unternehmens aus der Vogelperspektive auf das Unternehmen blicken und sind unvoreingenommen. Die Berufsbezeichnung „Supervisorin / Supervisor“ ist jedoch nicht geschützt.

Voraussetzungen, um eine Supervision durchzuführen

Damit Ihre Supervision im Team oder der Gruppe gelingt, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Stellen Sie sich am besten folgende Fragen, bevor Sie sich für eine Supervision entscheiden:

1. Ist die Supervisorin oder der Supervisor qualifiziert?

Überlegen Sie zuerst, ob eine Supervision der richtige Weg ist. Andere Methoden wie Mediation und Coaching erklären wir Ihnen später. Falls Sie sich dafür entscheiden, ist die Auswahl der richtigen Supervisorinnen und Supervisoren im Rahmen dieser sozialen Arbeit wichtig.

Diese sollten qualifiziert sein – das heißt zum einen, dass sie eine entsprechende Ausbildung haben. Hier finden Sie etwa bei der DGSv – Deutsche Gesellschaft für Supervision – die richtigen Personen. Unserer Meinung nach sind Praxiserfahrung sowie gute Referenzen mindestens genauso wichtig. Sie oder er muss professionell und unvoreingenommen sein.

2. Wie sieht der Prozess der Supervision aus? Sind die Rahmenbedingungen geschaffen?

Damit beide Seiten – Teilnehmende und Supervisor – auf einer Wellenlänge sind, sollte zuvor ein „Auftragsklärungsgespräch“ stattfinden. Das kann bereits mit allen Teilnehmenden geschehen. Hier werden alle Parameter wie Ort, Rhythmus, Ziele und Dauer festgelegt.

3. Sind alle Teilnehmenden offen für die Supervision und kennen die Regeln?

Freiwilligkeit und Offenheit sind zwei wichtige Punkte für eine erfolgreiche Supervision. Überlegen Sie im Rahmen der Auftragsklärung: Sind alle Beteiligten bereit, ehrlich über ihre berufliche Rolle, ihre berufliche Situation, ihr berufliches Handeln und ihre beruflichen Herausforderungen zu sprechen?

Fühlen sich die Teilnehmenden sicher, sich zu öffnen? Sind alle Regeln bekannt und wurden klar von der Supervisorin oder dem Supervisor ans Team, die Gruppe oder auch die Einzelperson kommuniziert?

Welche Rollen und Aufgaben gibt es bei einer Supervision?

Eine weitere Voraussetzung, damit die Supervision gelingt, ist ein klares Verständnis der Rollen und dazugehörigen Aufgaben:

  • Supervisorin / Supervisor: Leitet die Sitzungen, stellt Fragen, schafft einen sicheren Raum für Reflexion und unterstützt seine Klientinnen und Klienten.
  • Supervisandinnen / Supervisanden: Stehen im Zentrum der Supervision, bringen ihre beruflichen Herausforderungen ein, beteiligen sich aktiv an der Reflexion und setzen erarbeitete Lösungen anschließend um.
  • Auftraggeberin / Auftraggeber: Klärt (teilweise mit den Supervisandinnen und Supervisanden) die Rahmenbedingungen der Supervision.

So sieht der Ablauf einer Supervision aus

Sind alle Voraussetzungen und Rollen geklärt, kann die Supervision starten. Der Ablauf einer Supervision ist wie das Berufsbild selbst nicht geregelt. Wie eine Sitzung oder ein systemisches Betreuen aussieht, richtet sich nach den spezifischen Zielen der Supervision. Dazu können zählen:

  • Arbeitsalltag reflektieren
  • Arbeitsklima in der Belegschaft verbessern bzw. das Teamklima fördern
  • Bestehende Konflikte lösen und aufkeimende ersticken
  • Zufriedenheit am Arbeitsplatz steigern
  • Kommunikationssicherheit und Handlungssicherheit stärken
  • Neue Mitarbeitende oder Strukturen etablieren
  • Lösungsstrategien für bestehende Herausforderungen finden

Kurz zusammengefasst: Eine Supervision trägt zur Verbesserung des Berufsalltags und der Arbeit bei. Sie hat nicht den Anspruch, kränkelnde Strukturen zu heilen oder personelle wie strukturelle Probleme gänzlich zu lösen. Mit diesen Zielen im Hinterkopf ist ein Coaching sinnvoller.

Methoden für Ihre Supervision

Die fachlichen Methoden einer Supervision unterscheiden sich je nach Anforderung. Was jedoch alle Supervisionen gemein haben: Sie folgen einem klaren, dreiteiligen Schema. Dieses sieht losgelöst von den Beteiligten meist wie folgt aus:

  1. Initialphase: Problemerkennung
  2. Hauptphase: Arbeit im Team, der Gruppe oder mit dem oder der Einzelnen
  3. Abschlussphase: Auswertung und Reflexion

In der ersten Phase dieser Beratungsform suchen Sie als Auftraggebender den Kontakt zur Person, die die Supervision durchführt. Diese verschafft sich anschließend einen Überblick. Welche Ziele verfolgt die Supervision? Wo liegen die Probleme und Herausforderungen?

Die zweite Phase wird von der Zusammenarbeit aller Beteiligten dominiert. Die identifizierten Problemfelder werden bearbeitet, dabei halten sich alle an zuvor definierte Spielregeln.

Der dritten und letzten Phase obliegt die Auswertung der gesamten Beratung, ein aus unserer Sicht entscheidender Punkt: Wurden die angesprochenen Herausforderungen und Konflikte gemeistert oder gelöst? Wie haben die Beteiligten die Supervision wahrgenommen? In diesem Schritt können auch Folgeberatungen vereinbart werden.

Supervision: Das sind die Vorteile

In der Praxis werden von Teilnehmenden erfahrungsgemäß vor allem folgende Vorteile einer Einzel-, Team- oder Organisationsberatung genannt:

  • Umgang mit schwierigen Kundinnen oder Klienten wird verbessert
  • Interne Kommunikation wird gestärkt
  • Neue Lösungsansätze für bestehende Herausforderungen

Der unabhängige Blick von außen auf eine Organisation oder ein Team hilft dabei, neue Gedankenwege zu entdecken und Konflikte oder Probleme aus anderen Perspektiven zu beleuchten.

Supervision: Das sind die Nachteile

Einer der meist genannten Nachteile einer Supervision kann der Zeitpunkt dieser sein. Wird eine solche Beratung zu spät eingesetzt, kann es sein, dass ein bestehender Konflikt nicht mehr reparabel ist.

Zudem besteht bei Supervisionen im Team die Gefahr, dass einzelne Personen innerhalb der Gruppe untergehen und die gewünschte Dynamik nicht eintritt. Dieses Risiko lässt sich mit klaren Regeln und Zielvorgaben minimieren.

Unterschied zwischen Supervision, Mediation und Coaching

Wir haben das Thema Coaching bereits als Alternative zur Supervision angesprochen. Hier gibt es Unterschiede, auch im Vergleich zur Mediation. In der Praxis sind die Grenzen zwischen Supervision, psychotherapeutischen Sitzungen, Coaching und Mediation oft nicht klar definiert und können miteinander verschwimmen.

Eine Mediation löst ein akutes und unmittelbares Problem. Mediatorinnen und Mediatoren agieren dabei als Schlichtende. Der bestehende Konflikt muss also von beiden Parteien eigenständig gelöst werden. Gefühle und Persönlichkeiten werden ausgeblendet, eine Mediation ist eher sachbezogen.

Bei einer Supervision hingegen werden psychologische Elemente in der Beratung genutzt. Alle Teilnehmenden legen vor den Sitzungen Spielregeln fest, nach denen gehandelt wird. Der Supervisor oder die Supervisorin analysieren Verhaltensmuster innerhalb der Gruppe, zeigen Lösungsansätze auf und schaffen so die strategische Grundlage für eine harmonische und angemessene Zusammenarbeit in der Zukunft.

Ein Coaching fokussiert im Gegensatz dazu gezielt die individuellen Entwicklungsziele einer Person (oder eines Teams). Dabei unterstützt ein Coach im Sinne der persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung – durch konkrete Zieldefinition und passende Maßnahmen zur Zielerreichung. Dabei stehen die individuelle Förderung und Potenzialentfaltung des Coachees im Mittelpunkt, oft in einem 1:1-Setting.

Wann ist eine Supervision sinnvoll?

Überall, wo Teams, einzelne Mitarbeitende oder größere Gruppen Stress, Anspannung und sozialen Interaktionen auseinandergesetzt sind, ist eine regelmäßige Supervision sinnvoll. Das gilt beispielsweise für Unternehmen mit Kundenverkehr oder für Berufe im sozialen Bereich. Um Konflikten aktiv vorzubeugen, empfehlen wir regelmäßige Supervisionen.

Supervision anhand praktischer Fallbeispiele

Wie bereits erwähnt, muss eine Supervision nicht immer zwingend in einer Gruppe stattfinden. Auch Einzelsupervisionen sind in der Praxis sinnvoll – beispielsweise dann, wenn leitende Angestellte sich nicht mehr sicher sind, ob sie ihre Arbeit weiter fortführen möchten. Mit einer Supervision können verschiedene Konfliktarten bestenfalls aufgelöst werden.

Im Team hingegen stehen oft andere Dinge im Fokus. Zum Beispiel könnte es der unangemessene Umgang miteinander innerhalb einer Abteilung sein. Um diesen andauernden und schwelenden „Dauerkonflikt“ zu lösen, kann eine neutrale und unvoreingenommene Beratung in Form einer Supervision helfen.

Weitere Beispiele für Supervision sind:

  • Leistungsdruck und Burnout-Prävention: In einer Abteilung mit hohem Leistungsdruck kann eine Supervision dabei unterstützen, Stressbewältigungsstrategien zu entwickeln und gesundheitsfördernde Maßnahmen zu etablieren.
  • Verbesserung der Führungskompetenz: Eine neue Führungskraft hat Probleme das Team effektiv zu leiten. Supervision hilft dabei, Führungsstile zu reflektieren, Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und eine positive Teamdynamik zu fördern.
  • Change-Management-Prozesse: Ein Unternehmen hat eine große Umstrukturierung vorgenommen. Die Supervision unterstützt Mitarbeitende dabei, die Veränderungen zu verarbeiten, Ängste oder Widerstände anzusprechen und sich auf die neue Arbeitsbedingung einzustellen.

Fazit: Mit verschiedenen Formen der Supervision zum Erfolg

Egal, für welche Form der Supervision Sie sich entscheiden – ob allein, in kleinem Kreis oder ein gesamtes Team: Wichtig ist, dass vorab klare Ziele und Spielregeln für alle Beteiligten festgelegt werden. Das gilt bei der Bewältigung persönlicher und kundenbezogener Herausforderungen sowie Konflikten im Team oder anspruchsvoller Projektarbeiten.

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Titelbild: HubSpot

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