Innere Kündigung: Anzeichen, Gründe und was Sie tun können

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Gregor Hufenreuter
Gregor Hufenreuter

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Einen schlechten Arbeitstag hat jeder mal, doch bei einigen Menschen löst eine zu hohe Unzufriedenheit am Arbeitsplatz eine innere Kündigung aus. Eine schlechtere Arbeitsmoral ist dabei nur eine der Folgen, denn der unmotivierte Zustand kann sich im schlimmsten Fall negativ auf das gesamte Unternehmen auswirken. Wir erklären Ihnen, wie Sie die Anzeichen der inneren Kündigung erkennen, warum Mitarbeitende in diese Einstellung verfallen und was sie vorbeugend dagegen ausrichten können.

Mann hält sich Hände vor Gesicht und denkt über innere Kündigung nach

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Unterschied: Quiet Quitting vs. innere Kündigung

Die stille Kündigung, auf Englisch Quiet Quitting, und die innere Kündigung sind ähnliche Phänomene, unterscheiden sich jedoch von der inneren Haltung. Bei der stillen Kündigung möchten Angestellte nicht mehr die sogenannte Extrameile gehen, indem sie beispielsweise Überstunden machen oder zusätzlich Verantwortung und andere Aufgaben übernehmen.

Anders als bei der inneren Kündigung bleibt beim Quiet Quitting die Arbeitsmoral und das Verantwortungsgefühl gegenüber den Arbeitgebenden erhalten, jedoch wird dem Privatleben bewusst eine höhere Priorität eingeräumt als der Arbeit.

Erste Anzeichen: So erkennen Sie eine innere Kündigung

Die Covid-Pandemie hat die Arbeitswelt und die Einstellung vieler Angestellten nachhaltig verändert. Laut einer Langzeitstudie von Gallup, die seit 2001 jährlich durchgeführt wird, sank die Zahl derer, die bei demselben Arbeitgeber bleiben wollen, auf 55 Prozent. Zum Vergleich: 2019, ein Jahr vor der Pandemie, lag dieser Anteil noch bei 75 Prozent.

Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie die innere Kündigung und Anzeichen dafür möglichst frühzeitig erkennen müssen, um eine hohe Welle an Kündigungsschreiben zu vermeiden. Bei der inneren Kündigung sind Symptome wie eine geringe Leistungsbereitschaft und Demotivation oft nur der Anfang. Auf folgende Faktoren sollten Sie achten, um die innere Kündigung zu erkennen:

  • Die Person ist öfter krank als bisher.
  • Die Person ist unmotiviert und unzufrieden mit der Arbeit.
  • Die Person findet keinen Sinn in der Tätigkeit.
  • Die Person verliert die Bindung und Identifikation zum Unternehmen.
  • Die Person meldet sich nicht freiwillig für Aufgaben.
  • Die Person verhält sich zynisch im Umgang mit Kolleginnen und Kollegen.
  • Die Person geht bei der Arbeit nicht über das erforderliche Minimum hinaus.
  • Die Person hat kein Interesse, zum Erfolg des Unternehmens beizutragen.
  • Die Person wirkt gelangweilt oder genervt von der Arbeit.

6 Gründe für eine innere Kündigung

Laut dem Gallup Engagement Index waren 2022 nur ein Viertel der deutschen Angestellten mit ihrer direkten Führungskraft zufrieden. Etwa 20 Prozent der Beschäftigten haben innerlich gekündigt, was laut Marco Nink, dem Strategieberater von Gallup, vor allem einen Grund hat: „Führungskräfte kümmern sich derzeit vor allem um das Managen von Krisen, die Beschäftigten sind wieder etwas vom Aufmerksamkeitsradar verschwunden“.

Für die inneren Kündigung sind Ursachen aber in verschiedenen Bereichen zu finden:

  1. Fehlende Führung: Zeigen Vorgesetzte gegenüber ihren Angestellten keine Führungsqualität, haben aber dennoch hohe Erwartungen an die Leistung, löst dies Druck und Frustration aus. Inkompetente Führungskräfte sind daher für eine innere Kündigung häufig Grund genug, da die Angestellten kein Interesse haben, mehr Leistung und Engagement als die Vorgesetzten zu zeigen.
  2. Unterforderung: Auch ein langweiliger Job oder zu wenig Entwicklungsmöglichkeiten sind Gründe für die innere Kündigung und können zu einem Boreout führen.
  3. Konflikte: Zwischenmenschliche Konflikte am Arbeitsplatz wirken sich belastend auf das Arbeitsklima aus und führen dazu, dass Angestellte sich weniger mit dem Unternehmen identifizieren und entsprechend unglücklich mit der Arbeitssituation sind.
  4. Psychische Belastung: Auch eine schlechte mentale Verfassung kann sich negativ auf die Arbeitsmoral auswirken. Dabei muss nicht zwingend das Arbeitsumfeld der Auslöser sein. Bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen kann das Gefühl der Sinnlosigkeit schnell Überhand nehmen und sich in zynischen Bemerkungen gegenüber Vorgesetzten und Mitarbeitenden zeigen.
  5. Fehlende Wertschätzung: Eine positive Rückmeldung ist für viele Angestellte eine wichtige Bestätigung, dass sie ihre Arbeit zufriedenstellend erledigen. Fehlt eine entsprechende Wertschätzung der Leistungen, kann das zu einer inneren Unzufriedenheit der Angestellten mit sich selbst und mit dem Unternehmen führen.
  6. Fehlender Sinn: Wie viel Sinn Beschäftigte in ihrer Arbeit und den Aufgaben sehen, hat eine große Auswirkung auf die generelle Zufriedenheit. Eine fehlende wahrgenommene Sinnstiftung hat auf die innere Kündigung häufig einen hohen Einfluss.

Welche Folgen hat eine innere Kündigung?

Die innere Kündigung wirkt sich auf das Unternehmen, aber auch auf die betroffenen Teams und die Person selbst aus. Mitarbeitende, die innerlich gekündigt haben, müssen häufig gegen psychische Probleme und Erkrankungen kämpfen.

Dabei bewirken sich beide Faktoren gegenseitig: Die innere Kündigung kann Folgen auf die psychische Gesundheit haben, eine schlechte mentale Verfassung aber auch eine innerliche Kündigung hervorrufen. Daneben steigen auch die psychosomatischen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme und Migräne.

Auf andere Teammitglieder und die Teamentwicklung kann die innere Kündigung ebenfalls Auswirkungen haben. Die negative Sichtweise muss dabei nicht zwingend die Arbeitsmoral senken, wirkt sich aber schlecht auf das allgemeine Betriebsklima aus.

Eine weitere Folge von innerer Kündigung kann Mobbing sein, da die hohe Unzufriedenheit der betroffenen Person durch herablassende und negative Kommentare auf die Kolleginnen und Kollegen übertragen wird.

Das negative Klima im Unternehmen wirktsich schließlich schleichend auf den Erfolg des Unternehmens aus. So kann eine innere Kündigung Folgen für den Umsatz haben, etwa durch eine höhere Anzahl an Krankheitstagen. Laut dem Gallup Engagement Index kostete die innere Kündigung der deutschen Wirtschaft im letzten Jahr 151,1 Mrd. Euro.

Selbst wenn die Kündigung durch den Arbeitgeber erfolgt, sind die Folgen der inneren Kündigung im Team oft noch länger spürbar. Und auch für die Betroffenen stellt sich nicht zwingend eine höhere Zufriedenheit ein, wenn sie die Gründe für die innere Kündigung auch nach dem Weggang vom Unternehmen nicht benennen können.

Innere Kündigung vermeiden: So gehen Sie vor

Wollen Sie zu den Arbeitgebenden gehören, deren Mitarbeitenden eine hohe Bindung zum Unternehmen verspüren, sollten Sie die Anzeichen für eine innere Kündigung im Auge behalten und Maßnahmen dagegen ergreifen.

Anzeichen für eine innere Kündigung

Die innere Kündigung lässt sich in vier Phasen unterteilen:

  1. Frustration: Die Unzufriedenheit macht sich durch Körpersprache, Kommentare, Mimik und Gestik bemerkbar.
  2. Leistungsminderung: Die Leistungen werden zunehmend unzureichend, das erforderliche Mindestmaß wird gerade noch erreicht, aber nie überschritten.
  3. Resignation: Die Person gibt mit der Selbstmotivation auf und hat das Gefühl, nichts ändern zu können.
  4. Passiv-aggressives Verhalten: Zynismus ist eine häufige Folge der inneren Kündigung und tritt auf, wenn die Motivation gänzlich verschwunden ist. Herablassende Kommentare, mit denen der Einsatz der Kolleginnen und Kollegen kritisiert und belächelt wird, führen häufig zu einer tatsächlichen Kündigung.

Innere Kündigung: Vorbeugende Gegenmaßen

Sie können auch direkte Maßnahmen ergreifen, um einer inneren Kündigung vorzubeugen:

  • Zeigen Sie Engagement: Die Zufriedenheit der Angestellten unterliegt vielen verschiedenen Faktoren. Setzen Sie sich mit den Bedürfnissen und Anforderungen der Belegschaft ernsthaft auseinander, indem Sie beispielsweise Umfragen durchführen
  • Beweisen Sie Führungsstärke: Führung bedeutet weit mehr als Kontrolle und Druck, sondern auch das Erkennen von Schwachstellen und möglichen Belastungsfaktoren. Gleichzeitig sollten Sie die Belastungsgrenzen der individuellen Teammitglieder kennen und auf mögliche Unsicherheiten eingehen können.
  • Führen Sie Feedbackgespräche: Regelmäßige Feedbackgespräche und Jahresgespräche sind für die innere Kündigung eine Gegenmaßnahme, die äußerst hilfreich sein kann. Negatives Feedback sollte lösungsorientiert formuliert werden, sodass sich die Sinnlosigkeit der Betroffenen nicht verstärkt. Mit Verständnis und Verbesserungsvorschlägen schaffen Sie eine Komfortzone, in der Personen, die innerlich kündigen wollen, sich mit ihren Bedenken besser öffnen können.

Achten Sie darauf, die Angestellten darauf hinzuweisen, wenn sie sich auf einer Gefühlsebene befinden, die nicht mit den realen Vorstellungen und Gegebenheiten übereinstimmt. Ein Beispielsatz hierfür wäre: „Ich habe das Gefühl, dass ich nicht gut genug bin.“

Fazit: Die innere Kündigung als Folge des Wandels

Bei der inneren Kündigung spielt Psychologie eine bedeutende Rolle, denn die gefühlte und die tatsächliche Wahrheit unterscheiden sich dabei oft stark. Ein frühzeitiges Erkennen der demotivierten Haltung erlaubt Ihnen, die realistischen Erwartungen ohne Druck zu kommunizieren und gemeinsam Verbesserungen anzuregen. Bedenken Sie dabei, dass die Gründe für inneres Kündigen sehr individuell sind und stark von den aktuellen Entwicklungen in der Arbeitswelt abhängen.

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Titelbild: Luis Alvarez / iStock / Getty Images Plus

Themen: Karriere

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