Demografischer Wandel, Fachkräftemangel und steigende Bedürfnisse von Arbeitskräften befeuern den aktuellen War for Talents. Für Personaler und Personalerinnen bedeutet das, die Ärmel hochzukrempeln, denn Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen sind im Einstellungsprozess längst nicht mehr federführend.

In diesem Artikel erfahren Sie, welche Ursachen für den Kampf um Arbeitskräfte verantwortlich sind und wie Sie es trotzdem schaffen, eine attraktive Position am Arbeitsmarkt zu wahren.

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War for Talents: Die Definition vom Kampf um Fachkräfte

Erstmals erwähnt wurde der Begriff War for Talent (deutsch: Kampf um Talente) 1997 von Steven Hankin in einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey. Der Autor schildert zum ersten Mal den Zustand, bei dem Unternehmen um geeignete Fachkräfte am Markt kämpfen müssen, aufgrund von zunehmend erschwerter Recruitingbedingungen.

Seit der Jahrtausendwende spitzt sich die Lage des Fachkräftemangels immer mehr zu. Ging es anfangs darum, Spitzenkandidaten und -kandidatinnen von Elite-Universitäten abzuwerben, meint der Begriff heute den allgemeinen Kampf um Nachwuchskräfte. In Deutschland ist die Arbeitslosenquote seit 2019 auf einem Rekordtief, was die prekäre Lage für Unternehmen zusätzlich erschwert.

War for Talents vs. War of Talents

Die Begriffe War for Talents und War of Talents (deutsch: Kampf unter den Talenten) werden heute gern verwechselt. Dabei gibt es einen entscheidenden Unterschied. Vor der Jahrtausendwende waren es vor allem Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die sich im Bewerbungsprozess um Top-Positionen beweisen mussten (War of Talents).

Heute sind es Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen, die sich bei der Rekrutierung neuer Mitarbeitenden anstrengen müssen (War for Talents). Aus dem Kampf unter Erwerbstätigen ist also ein Kampf unter attraktiven Arbeitgebermarken geworden.

Fachkräftemangel in Deutschland: Aktuelle Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt

Zwei Millionen Stellen sind in Deutschland derzeit unbesetzt. Der Fachkräftemangel in Deutschland bedroht die Wirtschaft und stellt Unternehmen vor enorme Schwierigkeiten. Betroffen ist eine Vielzahl von Branchen: Waren es 2020 bereits 131 Berufszweige, die mit drastischen Engpässen zu kämpfen hatten, sind es 2022 bereits 148.

Zu den am härtesten getroffenen Branchen gehören Berufsgattungen wie Handwerk, Pflege und Gesundheitsberufe, Kraftfahrerinnen, Erziehung sowie Therapie, IT- und Kommunikationstechnik.

Welche Gründe gibt es für den derzeitigen Fachkräftemangel?

Eine positive Aussicht im War for Talents ist, dass die Gründe für die aktuelle Lage auf der Hand liegen. Das macht es für Politik und Wirtschaft leichter, Strategien zu entwickeln, um den Tendenzen entgegenzuwirken.

1. Demografischer Wandel

Knapp ein Drittel der deutschen Bevölkerung besteht aus 40- bis 64-Jährigen. Diese Babyboomer-Generation wird jedoch in den kommenden Jahren in Rente gehen. Während der Anteil der älteren Bevölkerung steigt, stagniert die Geburtenrate jedoch seit Jahren. Dieser demografische Wandel führt dazu, dass keine neuen Fachkräfte mehr nachkommen und der Anteil an berufsfähigen Menschen noch weiter sinkt.

2. Bedarf an Fachkräften steigt

Obwohl die Konkurrenz bei der Jobsuche in den Nachwuchsgenerationen sinkt, ist der Bedarf an Fachkräften größer denn je. Grund dafür ist vor allem die Digitalisierung und damit die Verschiebung der wirtschaftlichen Sektoren. Während der Landwirtschafts- und Produktionssektor immer mehr abnimmt, steigt der Bedarf im tertiären Sektor (Dienstleistungen) immer weiter an. Gerade technisch ausgebildete Arbeitskräfte im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) werden dringend gebraucht.

3. Globaler Wettbewerb

Die Digitalisierung hat auch die Vernetzung der globalen Welt vorangetrieben. So sind Arbeitsplätze dank hybrider Arbeitsmodelle nicht mehr auf einen Standort beschränkt. Gleichzeitig stehen Unternehmen jedoch vor der Herausforderung, dass Arbeitskräfte global abgeworben werden. Der potenzielle Arbeitsmarkt hat sich somit enorm vergrößert.

4. Arbeitnehmende fordern New Work Culture

Begriffe wie Remote Work, Work-Life-Balance oder Employee Experience gehören zur New Work Culture dazu und diese neuen Bedürfnisse stammen direkt aus den Reihen der Arbeitnehmenden. Die Ansprüche junger Fachkräfte an Unternehmen steigen zunehmend – nicht zuletzt, weil sich die Arbeitskräfte heute ihre Arbeitgebenden aussuchen können. Die Regel lautet daher ganz klar: Die Besseren gewinnen.

7 Recruiting-Methoden, mit denen Sie den War for Talents gewinnen

Die Lage im War for Talents ist längst nicht aussichtslos. Dennoch müssen sich Unternehmen an eine sich verändernde Arbeitswelt 4.0 anpassen, um mit den Bedürfnissen junger Fachkräfte mitzuhalten. Welche Recruiting-Methoden zu Ihrem Unternehmen passen, hängt von Ihrer Branche und Zielgruppe ab.

Dennoch sollten die folgenden sieben Maßnahmen Einzug in Ihren HR-Katalog finden, um den War for Talent zum Siegeszug zu machen.

1. Schaffen Sie eine starke Arbeitgebermarke

Marketingmaßnahmen dienen längst nicht mehr nur der Akquise von Neukundschaft, sondern haben Einzug ins Recruiting gefunden. Employer Branding heißt das Stichwort, um sich am Arbeitsmarkt von der Konkurrenz abzuheben. Eine Auswertung von Forbes zeigt, dass die Anforderungen an den Arbeitsmarkt vor allem in den jungen Generationen stetig wachsen.

2. Sprechen Sie Kandidaten auf Social Media an

Social Media Recruiting ist spätestens seit XING und LinkedIn ein absoluter Gamechanger bei der Akquise von Fachkräften. Unternehmen haben auf Social Media zum einen die Möglichkeit, ihre Arbeitgebermarke zu präsentieren.

Zum anderen steht ihnen ein riesiges Netzwerk von Talenten zur Verfügung. Mehr als 1,6 Millionen Personaler und Personalerinnen setzen auf den LinkedIn Recruiter, um ihre Wunschkandidaten zu finden.

3. Gehen Sie aktiv auf die Suche

Zeiten, in denen dutzende Spitzenbewerbungsmappen im HR-Büro eintrudeln, sind definitiv vorbei. Der Arbeitsalltag von Recruitern und Recruiterinnen hat sich vom Aussortieren von Bewerbungsmappen zum Active Recruiting oder Active Sourcing verschoben.

Betreiben Sie Profile-Mining auf Social Media, nutzen Sie Datenbanken von Bewerbern und seien Sie an Hochschulen sowie auf Messen vertreten, um geeignetes Personal aktiv anzusprechen.

4. Pflegen Sie einen Talent-Pool

Praktikantinnen, Werkstudenten, LinkedIn-Kontakte oder ehemalige Bewerberinnen: Nehmen Sie all diese Fachkräfte in einen Talent-Pool auf, um bei passender Gelegenheit die Suche nach dem richtigen Personal abzukürzen.

Mit einer organisierten Datenbank potenzieller Arbeitskräfte sind Sie der Konkurrenz immer ein Stück voraus und schaffen gleichzeitig die ideale Möglichkeit, bereits vor Jobbeginn die Beziehung zu Ihren Talenten zu intensivieren.

5. Nutzen Sie eine Recruiting-Software

Auch der Einstellungsprozess wird immer vielschichtiger und muss an digitale Strukturen angepasst werden. Moderne Recruiting-Software wie beispielsweise Recruitee hilft Personalern und Personalerinnen dabei, das Bewerbermanagement effektiv zu bewerkstelligen. Sie schöpfen Ihre Sourcing-Power zielführend aus, indem Sie Bewerber und Bewerberinnen kollaborativ, und somit schneller, einstellen.

6. Priorisieren Sie die Employee Experience und Work Benefits

64 Prozent der HR-Leader sagen, dass Remote Work ihnen Türen zu den richtigen Talenten geöffnet hat. Doch neben den hybriden Arbeitsortmodellen stechen noch weitere Employer Benefits und Incentives hervor, die Arbeitskräfte an eine Unternehmenskultur stellen, wie beispielsweise:

  • gesundheitsfördernde Angebote wie Office-Yoga oder Rabatte für Sportangebote
  • betriebliche Altersvorsorge
  • Kinderbetreuung
  • Kaffee, Getränke, Frühstück und Snacks am Arbeitsplatz
  • Flexible Arbeitszeiten (z. B. Gleitzeit)
  • eine Dog Policy, die Hunde am Arbeitsplatz erlaubt

Sorgen Sie dafür, dass sich Arbeitnehmende in Ihrem Unternehmen wohlfühlen. Nur wenn Sie eine attraktive Employee Experience schaffen, werden Sie eine Chance gegen die Konkurrenz haben.

7. Unterhalten Sie den Fachkräftemarkt

Beim jährlich stattfindenden Hackathon von Bosch Energy and Building Solutions treffen IT-Fachkräfte aus unterschiedlichen Firmen zum gemeinsamen Austausch zusammen. Dieses Event ist ein tolles Beispiel dafür, wie Entertainment im Recruitingbereich (Recruitainment) aussehen kann.

Obwohl Bosch mit dem Hackathon vorrangig den Ideenaustausch fördern möchte, ist es darüber hinaus der ideale Ort, um Fachkräfte auf die Unternehmenskultur des Tech-Konzerns aufmerksam zu machen.

Fazit: Setzen Sie beim Recruiting auf die richtigen Schachzüge

Der Fachkräftemangel in Deutschland, die Globalisierung des Arbeitsmarktes und die wachsenden Anforderungen junger Arbeitskräfte an Unternehmen machen den Recruiting-Prozess zunehmend zu einem Wettkampf – dem War for Talents.

Mit einer starken Arbeitgebermarke sowie attraktiven Benefits, aktiven Strategien auf Netzwerken wie LinkedIn und digitalen Tools im Gepäck gewinnen Unternehmen den Wettbewerb am Arbeitsmarkt jedoch für sich.

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Titelbild: VioletaStoimenova / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 11. November 2022, aktualisiert am Januar 20 2023

Themen:

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