Durchforsten Sie gelegentlich Stellenausschreibungen? Dann ist Ihnen sicherlich schon aufgefallen, dass manche Unternehmen sich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wünschen, die konfliktfähig sind. Was heißt das? Und wie verbessern Sie Ihre Konfliktfähigkeit? Das erfahren Sie in diesem Beitrag.
Was bedeutet Konfliktfähigkeit?
Konfliktfähigkeit, auch Konfliktkompetenz genannt, ist eine soziale Kompetenz, die aus zwei Aspekten besteht. Zum einen erkennen Sie aufkommende Konflikte und versuchen, diese vorab zu vermeiden oder abzuschwächen. Zum anderen steht Konfliktfähigkeit auch für ruhige und konstruktive Konfliktbewältigung.
Was ist ein Konflikt?
Der Begriff stammt vom Lateinischen „confligere” ab und heißt übersetzt „zusammentreffen”. Im modernen Gebrauch ist damit gemeint, dass zwei oder mehr Konfliktparteien – zum Beispiel einzelne Menschen, Gruppen, Unternehmen oder Staaten – mit unterschiedlichen Meinungen, Ansichten, Wertvorstellungen oder Interessen aufeinander treffen. Die Positionen sind derart unterschiedlich, dass es scheinbar keinen Kompromiss oder keine einfache Lösung gibt.
Die Folge ist ein Konflikt - eine meist verbale Auseinandersetzung. Gelingt es nicht, die Situation in den Griff zu kriegen, kann sie eskalieren und in einem Streit enden. Oder im Fall von Staaten mündet sie eventuell in einem Krieg.
Warum ist Konfliktfähigkeit wichtig?
Konfliktfähigkeit gilt als essenzielle soziale Kompetenz (engl. Soft Skill), um Konflikte konstruktiv zu lösen. Sie versuchen, Emotionen außen vorzulassen und suchen Lösungen, um die Auseinandersetzung mit nüchternen Fakten und fairen Kompromissen zu lösen.
Fairness ist ein wichtiger Punkt bei der Konfliktlösung: Bei Konflikten im privaten Alltag wie auch im geschäftlichen sollten Sie sich stets bemühen, alle betroffenen Personen gleichwertig zu behandeln. Es darf keine Entscheidung geben, bei der eine Partei mehr gewinnt als die andere. Ansonsten handelt es sich um einen faulen Kompromiss, der zu neuen Konflikten führt.
Mit Ihrer Konfliktkompetenz gelingt es Ihnen, die „Wogen zu glätten” und einen Streit in ruhigere Bahnen zu lenken. Und Sie haben die Fähigkeit, mögliche Lösungswege zu erkennen und sie anzustreben.
Weshalb ist Konfliktfähigkeit als soziale Kompetenz gefragt?
Wenn Menschen auf Menschen treffen, kommen oft sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, Interessen und Weltbilder zusammen. Das gilt auch für Firmen und Ihre Mitarbeitenden. Hier entstehen gerne Situationen, die Prozesse lähmen oder gar das ganze Unternehmen gefährden.
Deshalb sind Menschen, die als konfliktfähig gelten, sehr gefragt. Sie können aufkeimende Konflikte frühzeitig erkennen, passende Lösungen finden und auch Stresssituationen unter den Kollegen und Kolleginnen in friedliche Bahnen lenken.
Dazu kommt, dass die Konfliktfähigkeit eine soziale Kompetenz ist, die sich mit anderen Soft Skills überschneidet. Gerne geht sie einher mit einer guten Frustrationstoleranz, Entscheidungskompetenz, Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit. Das eine benötigt das andere: Wenn Sie Auseinandersetzungen konstruktiv lösen möchten, sollten Sie beispielsweise klar kommunizieren, Frust abschütteln und Entscheidungen treffen können.
Konfliktfähigkeit lernen und verbessern: So geht’s
Mit diesen Schritten gelingt es Ihnen, Konflikte besser zu meistern:
Akzeptieren Sie Konflikte
Auseinandersetzungen oder Streitereien sind vollkommen normal. Nehmen Sie das hin und lassen Sie sich nicht davon beunruhigen. Und versuchen Sie auch nicht, aufkommende Konflikte sofort unterdrücken zu wollen. Ganz im Gegenteil: Konstruktive Diskussionen können die Kreativität fördern und den Horizont erweitern.
Empathie und Perspektivenwechsel
Warum kam es zu dem Konflikt? Was ist der wahre Auslöser für die Auseinandersetzung? Was bewegt die anderen Menschen? Welches Interesse steht vorder- und hintergründig? Anders ausgedrückt: Seien Sie empathisch und versuchen Sie die Lage aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
Selbstreflexion ist wichtig
Blicken Sie nicht nur auf die anderen Menschen, die in den Konflikt involviert sind. Reflektieren Sie auch Ihr eigenes Verhalten, Ihre Körpersprache und Ihre Aussagen. Seien Sie ehrlich und offen zu sich selbst. Finden Sie heraus, inwieweit Sie selbst den Konflikt verursacht oder angeheizt haben.
Sachlich bleiben
Wenn ein Konflikt nicht unter Kontrolle gebracht wird, kann die Situation eventuell schnell eskalieren. Darum sollten Sie stets so ruhig wie möglich bleiben und sich nicht provozieren lassen. Achten Sie immer auf Ihren Ton und Ihre Gestik. Bleiben Sie freundlich und sachlich. Und zeigen Sie, dass Sie an einer Lösung des Streits interessiert sind.
Selbstbewusst auftreten
Wenn die „Fetzen fliegen”, kann das nervös machen. Unter Umständen lassen Sie sich zu einer schnellen Einigung hinreißen, bei der Sie unter Umständen der eindeutige Verlierer oder die eindeutige Verliererin sind. Damit Sie eine solche Situation vermeiden können, benötigen Sie eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein. Dazu gehört, dass Sie eine klare Position einnehmen und diese eine Zeit lang halten, ohne einzuknicken. Es sei denn natürlich, sie erkennen, dass sie Unrecht haben. Stärke zeigt, wer ehrlich mit sich ist.
Lösungen finden
Wenn Sie Ihre Konfliktfähigkeit verbessern möchten, müssen Sie lernen, ein Ziel anzustreben. Dieses Ziel ist die bestmögliche Lösung der Auseinandersetzung. Damit das gelingt, können Sie sich eine Strategie überlegen und dafür die SMART-Methode anwenden.
Beispiele für Konfliktfähigkeit
Beispiel 1: Herr Meier möchte unbedingt eine neue CRM-Software einführen, um die Arbeiten im Vertrieb effizienter zu gestalten. Dagegen meint Frau Schmitt, dass die alte Vorgehensweise mit Excel-Listen ausreichend sei. Eine neue Software würde ihrer Meinung nach nur viel Geld und Zeit kosten, aber keine Verbesserungen bringen.
Um den Konflikt zu lösen, können Sie die Argumente beider Parteien aufschreiben. Erstellen Sie eine Liste mit Vorteilen und Nachteilen beider Standpunkte. Eine Bewertungsmatrix zeigt dann, welcher Weg vermeintlich der bessere wäre.
Beispiel 2: Sie merken, dass Frau Müller den Posten von Herrn Ratschew haben möchte. Seit Wochen verbreitet sie böse Gerüchte über Herrn Franz, um an seinem „Stuhl zu sägen”. In dieser Situation steckt viel Potenzial für einen Streit.
Mit Ihrer Konfliktkompetenz erkennen Sie das und wirken deeskalierend. Sie sorgen dafür, dass Frau Ratschew zu einem Gespräch bei der Abteilungsleitung bekommt. Diese rügt das schlechte Verhalten und droht mit Konsequenzen bei Weiterführung der Intrigen.
Außerdem hinterfragt die Abteilungsleitung das Verhalten von Frau Ratschew. Zusammen schauen sie sich Möglichkeiten an, wie die Mitarbeiterin Ihre gewünschte Weiterentwicklung bekommen kann, ohne anderen aus dem Team im Prozess zu schädigen.
Fazit: Konfliktfähigkeit sorgt für mehr Harmonie im Job und Privaten
Nicht jede Person ist von Grund auf konfliktfähig oder hat ein Talent dafür, einen aufkeimenden Streit zu erkennen. Doch mit einigen einfachen Tricks schaffen Sie es, Konflikten in Zukunft offen gegenüberzutreten und auch das Gute darin zu sehen. Denn ohne Konflikt würde in den meisten Unternehmen kaum eine Veränderung eintreten.
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