Laissez-Faire-Führungsstil: Merkmale, Vor- und Nachteile

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Fabiana Sbrandolino
Fabiana Sbrandolino

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Möchten Sie, dass die Führungskräfte in Ihrem Unternehmen eher locker agieren, indem sie weniger auf Hierarchien und Vorschriften setzen? Dann sollten Sie sich mit dem Laissez-Faire-Führungsstil beschäftigen. In diesem Artikel erfahren Sie alles über die Vor- und Nachteile sowie die wichtigsten Merkmale des Führungsstils.

Frau führt Team im Laissez-Faire-Führungsstil

→ Erfolgreiche Führung [Leitfaden]

Die Wortherkunft beschreibt die Charakteristika des Laissez-Faire-Führungsstils am besten: Der Begriff stammt aus dem Französischen und bedeutet so viel „Lassen Sie machen“. Das bezieht sich weniger auf das rücksichtslose Abwälzen unangenehmer Aufgaben, sondern rückt vielmehr das Vertrauen in die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Fokus.

Laissez-Faire-Führungsstil: Merkmale

Lebt ein Unternehmen mit seinen Führungskräften den Laissez-Faire-Stil, äußert sich das durch die folgenden Merkmale:

  • Mitarbeitende haben viel mehr Freiheiten als bei anderen Formen der Führung.
  • Die Angestellten organisieren sich selbst und die Zusammenarbeit mit anderen Personen und Teams eigenständig.
  • Es sind keine ausufernden Meetings erforderlich, um jedes Detail einer Aufgabe zu besprechen.
  • Die Mitglieder in den Teams sind fachlich kompetent, haben ein starkes Zeitmanagement und verfügen über eine hohe Sozialkompetenz.
  • Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind meist besonders motiviert und werden von der übertragenen Verantwortung angespornt.

Wo wird der Laissez-Faire-Führungsstil angewendet?

Die eher ungewöhnliche Art der Team- und Unternehmensführung findet sich häufig in Start-ups und agilen Firmen. Auch in Unternehmen, wo Kreativität und Innovationsfreude gefragt sind, ist das Arbeiten mit vielen Freiheiten angesagt, ebenso in sozialen Organisationen.

Weitere Beispiele für Unternehmen, die den Laissez-Faire-Führungsstil praktizieren, sind E-Commerce- und Tech-Unternehmen sowie Agenturen aus dem Kreativbereich, aber auch Firmen aus der Film-, Musik-, Unterhaltungs- oder PR-Branche.

Damit die Zusammenarbeit funktioniert, sind jedoch die entsprechenden Charaktere nötig. Das zeigt eine Studie, die im „European Journal of Investigation in Health, Psychology and Education“ veröffentlicht wurde. Demnach eignen sich vor allem Angestellte mit hoher Gewissenhaftigkeit für den Laissez-Faire-Führungsstil, die sich dadurch sogar noch stärker persönlich weiterentwickeln können.

Wann ist der Laissez-Faire-Führungsstil sinnvoll?

In der Praxis findet sich ein Laissez-Faire-Führungsstil vor allem in jungen und dynamischen Unternehmen. Diese Art der Zusammenarbeit zwischen Vorgesetzten und ihren Mitarbeitenden ergibt dann Sinn, wenn diese kompetent genug sind, ihre Aufgaben zu organisieren und Entscheidungen korrekt abzuwägen. Dieser Stil braucht also sehr viel Eigenverantwortung und fachliches Know-how.

So klappt der Laissez-Faire-Führungsstil

Damit in Ihrem Unternehmen die Besonderheiten des Laissez-Faire-Stils funktionieren, sollten Ihre Führungskräfte wie auch die Mitarbeitenden ein paar Anforderungen erfüllen und entsprechende Maßnahmen umsetzen. Auf Ebene der Führung sind das diese:

  • Es gibt zwar Teamleiter beziehungsweise -leiterinnen und andere hierarchische Positionen, doch diese haben weniger eine bestimmende Funktion inne.
  • Stattdessen geben die Führungspersonen Aufgaben und Ziele vor, die Mitarbeitenden bestimmen jedoch selbst, wie sie diese erledigen möchten.
  • Um richtig arbeiten zu können, sollten beispielsweise Teamleiter und -leiterinnen für die passenden Werkzeuge in Form von Hard- und Software sorgen.
  • Trotz der vielen Freiheiten, welche die Mitarbeitenden genießen, haben Führungskräfte die Kompetenzen, in Prozesse eingreifen zu dürfen.
  • Und ganz wichtig: Führungskräfte sollten ihren Mitarbeitenden voll vertrauen können.

Für ein Laissez-Faire-Teamwork sollten auch die Angestellten gewisse Skills mitbringen. Zum Beispiel diese:

  • Alle Teammitglieder sollten eigenständig Entscheidungen treffen und eigene Lösungswege finden können.
  • Frei zu arbeiten heißt nicht, dass es keine Kritik gibt. Tauchen Probleme oder Fehler auf, sollten die Angestellten dafür einstehen können.
  • Motivation und Engagement sind der Schlüssel für eine produktive und effiziente Zusammenarbeit. Ansonsten fallen die Ergebnisse nicht so aus, wie sie gewünscht sind.
  • Alle Mitarbeitenden sollten sich weiterbilden und sich für verschiedene Fachgebiete zu interessieren. Denn mit weniger Führung muss jeder einzelne mehr Tasks übernehmen und Dinge tiefer durchdenken.

Laissez-Faire-Führungsstil: Vorteile

Zu den größten Vorteilen des Laissez-Faire-Führungsstils zählen die folgenden Punkte:

  • Eigenverantwortliches Arbeiten wird gefördert. So entwickeln sich die Beteiligten weiter und die intrinsische Motivation steigt.
  • Mitarbeitende können ihre persönlichen Erfahrungen einbringen.
  • Individuen selbst und Teams untereinander werden nicht in Teamstrukturen gezwängt und können dadurch ein auf ihre Bedürfnisse abgestimmtes Arbeitsumfeld schaffen.
  • Vorgesetzte werden nicht im operativen Tagesgeschäft gebraucht und können sich auf Strategisches fokussieren.
  • Kreativität und persönliche Stärken der Teammitglieder werden gefördert.

Laissez-Faire-Führungsstil: Nachteile

Funktioniert der Führungsstil in der Praxis nicht oder wird er in Teams angewendet, die damit nicht zurechtkommen, machen sich diese Nachteile bemerkbar:

  • Es besteht die Gefahr von zu starken Belastungen, da der Workload der Mitarbeitenden wenig eingeschränkt wird.
  • Es gibt zu wenig Feedback von Vorgesetzten, dadurch sinkt wiederum die Motivation.
  • Ohne die klaren Hierarchien kann ein Führungsvakuum entstehen und Teammitglieder sind sich nicht bewusst, wer welche Rolle innehat.
  • Je größer das Team, desto größer ist die Gefahr, dass ermöglichte Freiheiten ausgenutzt und Ziele nicht rechtzeitig erreicht werden und der Wunsch nach einer guten Führungskraft zunimmt.
  • Zudem kann der Eindruck entstehen, dass sich Vorgesetzte von ihren Aufgaben distanzieren und – umgangssprachlich formuliert – die Arbeit anderen überlassen.

Autokratisch, demokratisch, kooperativ: Führungsstile im Vergleich

Möchten Sie in Ihrem Unternehmen weniger „laissez-faire“ und mehr Ordnung und Strukturen haben? Dann können Sie eine der folgenden Führungsstile umsetzen.

  • Demokratischer Führungsstil: Der auch als partizipative Führungsstil bekannte Ansatz zeichnet sich durch gemeinschaftliche Teamentscheidungen aus. Es gibt keine Alleingänge. Diese Art der Führung ähnelt dem Laissez-Fair-Stil, bietet aber weniger Freiheiten für die Angestellten.
  • Kooperativer Führungsstil: Beim kooperativen Führungsstil wird die Verantwortung gemeinschaftlich auf mehrere Schultern verteilt. Vorgesetzte überwachen dabei, ob alles wie geplant erledigt wird.
  • Charismatischer Führungsstil: Charismatische Führungskräfte gehen mit großem Enthusiasmus und als Vorbild voran. Sie stecken Mitarbeitende mit ihrer Energie an und vertrauen ihnen.
  • Situativer Führungsstil: Im Vergleich zu den vorherigen Führungsstilen wird beim situativen Führungsstil die Beziehung zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten einbezogen. Das bedeutet, Entscheidungen und die Art der Führung werden von der individuellen Situation abhängig gemacht.
  • Patriarchaler Führungsstil: Entscheidungen werden ähnlich wie in einer Autokratie zentral getroffen, jedoch holen die Entscheider und Entscheiderinnen die Meinungen von einzelnen Beteiligten ein (Beispiel: Familienunternehmen).
  • Autoritärer Führungsstil: Bei dieser Führung trifft der oder die Vorgesetzte die Entscheidungen autark und ohne Berücksichtigung der Interessen der Teammitglieder.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es jeder Fühungsstil unterschiedliche Merkmale gibt aufweist: Beim autoritären und patriarchalen Führungsstil übertragen Sie Ihren Mitarbeitenden wenig Verantwortung. Beim kooperativen oder charismatischen Führungsstil steht dagegen der gemeinschaftliche Austausch im Fokus. Der Laissez-Faire-Führungsstil fördert die Eigenverantwortung. Diese Freiheit birgt das größte Risiko, dass Arbeiten nicht oder nicht entsprechend der Zielvereinbarung erledigt werden.

Grafik Vergleich von Führungsstilen

Beispiel des Laissez-Faire-Führungsstils im Unternehmen

Lockere Führungsstile wie Laissez-Faire werden häufig bei jungen Unternehmen beobachtet, die bisher keine oder kaum Hierarchieebenen aufgebaut haben. Einzelnen Mitarbeitenden wird dabei viel Verantwortung übertragen. Alle tragen eigenverantwortlich ihren Teil zum Erfolg bei und sind oft besonders motiviert, Projekte erfolgreich zu Ende zu bringen.

Ein Start-up mit 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, in dem sich alle Beteiligten mit ihren Stärken und ihrem spezifischen Wissen einbringen können, profitiert davon, wenn die Experten und Expertinnen ihre gewissen Freiräume haben. Derart agile Strukturen können innovativer sein und schneller auf etwaige Fehlentscheidungen reagieren.

Fazit: Machen lassen fördert Kreativität und Stärken

Im Vergleich zu anderen Herangehensweisen fordert der Laissez-Faire-Führungsstil ein Höchstmaß an Transparenz. Zeitgleich fördert dieser Ansatz die Kreativität und Teamentwicklung und betont die Stärken der Beteiligten. Gerade in kleineren Unternehmen oder Teams kann dies für einen dynamischen und motivierten Arbeitsalltag sorgen.

Welcher Führungsstil der richtige ist, hängt stets von den Gegebenheiten in einer Firma ab. Was auf die eine Organisation zutrifft, sieht in der anderen möglicherweise ganz anders aus. In der Praxis findet sich daher oft eine Kombination aus verschiedenen Führungsstilen.

Call-To-Action als Bild zum Thema erfolgreiche Führung

Titelbild: Hinterhaus Productions / iStock / Getty Images Plus

Themen: Leadership

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