Wir alle schieben gelegentlich unliebsame Aufgaben vor uns her: Da wird der Schreibtisch aufgeräumt, statt das unangenehme Telefonat hinter sich zu bringen oder mit Kollegen geplaudert, statt endlich die angestauten E-Mails zu beantworten. Diese Form der gelegentlichen Aufschieberitis ist relativ normal und betrifft einen Großteil der Bevölkerung.

Kostenloser Download: Hacks, Vorlagen und Tools zur Steigerung Ihrer  Produktivität im Home Office und Büro

Das krankhafte Aufschieben, das permanent wichtige Aufgaben gefährdet und Deadlines verstreichen lässt, ist dagegen unter dem Begriff Prokrastination zusammenzufassen. Da dieses Verhalten weitreichende Folgen für Privat- und Arbeitsleben haben kann, wollen wir uns hier die typischen Ursachen, Arten und Konsequenzen der Prokrastination etwas genauer ansehen. Erfahren Sie außerdem, mit welchen Tipps und Gegenmaßnahmen sich die Aufschieberitis erfolgreich überwinden lässt.

Was sind die Ursachen für Prokrastination?

Prokrastination kann durch eine Vielzahl von Ursachen ausgelöst werden. Interessant ist, dass Faulheit oder fehlende Willensstärke keine entscheidende Rolle spielen. Das chronische Aufschiebeverhalten lässt sich vielmehr durch starke Versagensängste, Selbstzweifel und einen hohen Leistungsdruck erklären.

Auch der Hang zum Perfektionismus und hohe Ansprüche an sich selbst tragen zum Prokrastinieren bei. Denn viele Menschen, die zu Perfektionismus neigen, verlieren sich schneller in unwichtigen Details und stehen unter höherem innerem Druck.

In Folge ruft die Bearbeitung einer anstehenden Aufgabe negative Gefühle hervor, die sich bewusst oder unbewusst durch eine Ablenkung unterdrücken lassen.

Wer sich beispielsweise vor einem unangenehmen Telefonat drückt und stattdessen die Kontakte im Adressbuch neu sortiert oder noch schnell die Blumen im Büro gießt, lässt sich von „Aufschiebeverhalten“ leiten. Die leicht umsetzbare Ersatztätigkeit oder Ablenkung führt Sie schneller an ein kurzfristiges Erfolgserlebnis heran und gibt Ihnen daher ein gutes Gefühl.

Das „Aufschiebeverhalten“ lässt sich allerdings nicht nur auf Ängste und inneren Druck zurückführen. Auch eine falsche Priorisierung, schlechtes Zeitmanagement oder das Setzen von unrealistischen Zielen begünstigen die Aufschieberitis.

Welche Arten von „Aufschiebern“ gibt es?

Um die Prokrastination besser einordnen zu können, hilft es, einen Blick auf die zwei klassischen Typen von „Aufschiebern“ zu werfen. Obwohl beide Typen zu einem ständigen Vertagen von wichtigen Tätigkeiten neigen, unterscheiden sich die Motive und Ursachen deutlich:

Vermeidungsaufschieber

„Vermeider“ lassen sich von ihren Ängsten leiten. Sie fürchten sich vor scharfer Kritik, einem Versagen oder sogar vor ihrem eigenen Erfolg. Neben Aufgaben vertagen sie auch wichtige Lebens- und Karriereentscheidungen. So verschieben „Vermeider“ zum Beispiel die Abgabe von Bewerbungsunterlagen, um einer möglichen Absage zu entgehen.

Erregungsaufschieber

„Erregungsaufschieber“ erledigen ihre Aufgaben auf den letzten Drücker, um von der aufgebauten Anspannung zu profitieren. Oftmals benötigen sie die Spannung, um sich wichtigen Dingen zu stellen und diese unter Hochdruck abzuarbeiten. Obwohl „Erregungsaufschieber“ effektiv arbeiten, leiden sie unter dem enormen Stress, den die Prokrastination hervorruft.

Welche Folgen hat Aufschieberitis?

Wer wichtige Aufgaben chronisch auf morgen verschiebt, gerät in einen regelrechten Teufelskreis. Insbesondere Personen, die unter einem starken Leistungsdruck leiden, verfangen sich leicht in der Abwärtsspirale. Das Verschieben einer wichtigen Tätigkeit ermöglicht zwar kurzfristig ein positives Gefühl – der Leistungsdruck steigt allerdings an.

Zudem entstehen bei den Aufschiebern quälende Schuldgefühle und Selbstvorwürfe. Der erhöhte Druck führt dazu, dass anstehende Aufgaben negative Gefühle auslösen und erneut vertagt werden. Der Teufelskreis der Prokrastination führt daher langfristig zu einer Reihe negativer Folgen:

Körperliche und psychische Beschwerden:

Das krankhafte Aufschieben begünstigt chronischen Stress und damit nicht nur körperliche Beschwerden wie Muskelverspannungen oder Herz-Kreislauf-Probleme. Denn Stress und Druck fördern ebenfalls psychische Beschwerden. So kann die Prokrastination von innerer Unruhe bis hin zur Depression führen.

Auswirkungen auf berufliche Weiterentwicklung und Lebensziele:

Chronisches Prokrastinieren schränkt außerdem die berufliche Weiterentwicklung und die Verwirklichung von Lebenszielen ein. Denn das ständige Vor-sich-Herschieben von wichtigen Aufgaben oder Entscheidungen führt langfristig zu mangelhaften Ergebnissen und verpassten Deadlines. Daraus ergeben sich unter anderem Probleme im Beruf oder finanzielle Nachteile. Auch die allgemeine Lebensplanung wird beeinträchtigt, wenn wichtige Entscheidungen einfach nicht getroffen werden.

Auswirkungen auf soziales Umfeld und Beziehungen:

Die Folgen des ständigen Aufschiebens wirken sich auch auf das soziale Umfeld aus. Bei den Arbeitskollegen, Familienmitgliedern oder Freunden von Aufschiebern entwickeln sich häufig Frust, Unverständnis oder ein Vertrauensverlust. Krankhaftes Prokrastinieren belastet somit zwischenmenschliche Beziehungen und führt im Extremfall zur sozialen Isolation.

Wie lässt sich Prokrastination überwinden?

Obwohl ein permanentes Aufschiebeverhalten Ihr Privat- und Berufsleben stark einschränken kann, lässt es sich mit den passenden Gegenmaßnahmen und Tipps kontrollieren. Hilfreich ist es, die Ursachen für das eigene Prokrastinieren herauszufinden.

Reflektieren Sie daher, ob das Aufschieben bei Ihnen mit Zeitmanagement, Leistungsdruck oder möglichen Ängsten in Verbindung steht.

Um das Prokrastinieren erfolgreich zu überwinden, sollten Sie Ihr bisheriges Verhalten akzeptieren. Auf diese Weise lassen sich Ihre Selbstvorwürfe schrittweise abbauen und Sie durchbrechen den Teufelskreis. Unterteilen Sie Ihre angestrebten Ziele und Pflichten in übersichtliche Zwischenschritte, damit Sie regelmäßig von einem Erfolgserlebnis profitieren können. Entscheidend ist, dass Sie Ihre Ziele und die benötigte Zeit realistisch einschätzen.

Nehmen Sie zusätzlich die Struktur Ihres Arbeitstages unter die Lupe. Idealerweise fangen Sie an jedem Tag mit der unangenehmsten Aufgabe an. So kommen Sie gar nicht erst in Versuchung, mit dem Aufschieben zu beginnen.

Auf diese Weise lässt sich das Prokrastinieren schrittweise beheben.

In einem gewissen Ausmaß ist Aufschieberitis völlig normal – schließlich hat jeder schon einmal unangenehme Aufgaben später erledigt, als es eigentlich nötig gewesen wäre. Wird das Prokrastinieren allerdings zur unangenehmen Gewohnheit, verursacht negative Gefühle und beeinflusst Ihre Arbeitsleistung, sollten Sie den Ursachen auf den Grund gehen. Mit kleinen Tipps und Tricks für strukturierteres Arbeiten lässt sich das Problem Stück für Stück bekämpfen.

New call-to-action

Header: FS-Stock / iStock / Getty Images Plus

Ursprünglich veröffentlicht am 18. November 2019, aktualisiert am Januar 19 2023

Themen:

Produktivität