Mitarbeitende sind das Kapital eines Unternehmens. Ohne ihre tägliche Arbeit werden keine Produkte produziert oder Leistungen erbracht, in der Folge bleiben Umsätze und Gewinne aus. In einem sich seit Jahren immer weiter zuspitzenden Kampf um die besten Arbeitskräfte rückt der Employee Lifecycle in den Fokus. Hier erfahren Sie alles Wichtige zum Employee Lifecycle.
Was ist der Employee Lifecycle?
Der Employee Lifecycle, auch HR Lifecycle genannt, ist der Kreislauf einer Arbeitnehmerin oder eines Arbeitnehmers in Bezug auf seine Beziehung mit dem Unternehmen.
Das Modell sieht den Karriereweg einer Person mit „ihrem“ Unternehmen nicht als eindimensionale Beziehung, die mit Unterzeichnung des Arbeitsvertrags beginnt und dessen Ablauf endet. Vielmehr ist der Employee Lifecycle eine ganzheitliche Betrachtung aller Touchpoints zwischen (potenziellen) Mitarbeitenden und ihrem Unternehmen.
In der Praxis gibt es keine einheitliche Anzahl an Stufen oder Stationen, die Angestellte im Employee Lifecycle durchlaufen.
Es gibt jedoch drei Modelle, die am häufigsten genutzt werden:
- Fünf-Phasen-Modell: Von Recruiting bis Exit
- Sechs-Phasen-Modell: Von Attraction bis Exit
- Sieben-Phasen-Modell: Von Attraction bis Alumni
Sich mit den Bedürfnissen potenzieller und aktueller Mitarbeitenden auseinanderzusetzen, liegt in den Händen der Personalverantwortlichen einer Organisation. Diese sind auch dafür zuständig, den Employee Lifecycle so attraktiv wie möglich zu gestalten.
Employee Lifecycle Management
Je gewissenhafter im Employee Lifecycle Management die einzelnen Stufen des Kreislaufs analysiert, bewertet und verbessert werden, desto attraktiver ist das Unternehmen für aktuelle Arbeitnehmende und diejenigen, die es werden wollen oder sollen.
Der Employee Lifecycle greift bewusst auch die Phase des Recruitings und Ausscheidens aus dem Unternehmen auf; der Großteil der Phasen spielt sich jedoch dann ab, wenn Mitarbeitende bereits im Unternehmen sind. Je besser das Management ist, desto positiver wird die Employee Experience beeinflusst.
HR-Verantwortliche sind sich sicher: Die Relevanz des Employee Lifecycle und der Employee Experience wird in Zukunft weiter stark zunehmen. Das zeigt auch eine Erhebung der Employer Branding Agentur Identifire in Zusammenarbeit mit Stepstone aus dem Jahr 2021. Laut der Studie glauben 95 Prozent der befragten Personalverantwortlichen aus Österreich, dass Employee Experience und Lifecycle Management sich in den nächsten fünf Jahren zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil entwickelt.
Employee Lifecycle im Detail: Die sieben Phasen
Um den größtmöglichen Rahmen zu nutzen, stellen wir Ihnen den Employee Lifecycle im Sieben-Phasen-Modell vor. In Theorie und Praxis lehnt sich der Employee Lifecycle stark an die Customer Experience, Customer Journey und Themen wie Kundenbindung oder Kundenzufriedenheit an: Statt der Customer Experience wird also die Employee Experience gedacht, statt der Customer Journey die Employee Journey.
Dieser Beziehungsprozess ist in sieben Phasen gegliedert:
- Attraction
- Recruitment
- Onboarding
- Development
- Retention
- Exit
- Alumni
Auf der theoretischen Seite steht im Employee Lifecycle Management die laufende Analyse und Optimierung der einzelnen Phasen. In der Praxis äußert sich das durch die aktive Förderung von Mitarbeitenden, ihre Einbindung in Entscheidungen und einen angemessenen Umgang sowie transparente Kommunikation.
1. Attraction
In der ersten Phase, die in Modellen mit weniger Stufen nicht abgebildet wird, werden potenzielle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf Sie als arbeitgebendes Unternehmen aufmerksam. Das geschieht durch positive Multiplikatoren und Multiplikatorinnen (siehe Stufe Alumni) und durch eine positiv aufgeladene Arbeitgebermarke.
Im Employee Lifecycle Management gilt es, das Unternehmen nach außen so attraktiv zu positionieren, dass es sich von der Konkurrenz abhebt. Das kann beispielsweise über ausgefallene Social Media-Kampagnen passieren. Mögliche Bewerber und Bewerberinnen sollten bereits in dieser Phase ein Gefühl für die Unternehmenskultur bekommen.
2. Recruitment
Zur zweiten Stufe zählen sämtliche Touchpoints im Bewerbungsprozess. Egal, ob die neue Arbeitskraft über eine Stellenanzeige in der Zeitung, Social Recruiting oder einen Headhunter aufmerksam geworden ist: Alle Berührungspunkte von Telefonaten über E-Mails bis hin zu Assessment Centern oder Bewerbungsgesprächen fallen in diese Phase.
Auch wenn Sie einer Kandidatin bzw. einem Kandidaten absagen, zählt das zur Phase Recruitment.
3. Onboarding
Der Onboarding-Prozess eines neuen Mitarbeitenden ist die dritte Phase des Employee Lifecycles. Ob das Ankommen in der neuen Firma digital (Remote Onboarding) oder persönlich erfolgt: Dieser Touchpoint ist ein wichtiger Baustein für die Mitarbeiterzufriedenheit.
Dabei beginnt das Onboarding bereits vor dem ersten Arbeitstag mit dem Bereitstellen aller relevanten Informationen von Systemzugängen über die Technik bis hin zu Ablaufplänen oder To-Dos für die ersten Stunden und Tage.
4. Development
Die vierte Phase beschreibt die Entwicklung der Angestellten. Welche Möglichkeiten zur Weiterbildung bieten Sie ihnen an? Wie werden die Menschen im Unternehmen gefördert, können Stärken gezielt einsetzen und an Schwächen arbeiten?
5. Retention
Mitarbeitende möglichst lange an das Unternehmen zu binden, ist häufig das oberste Ziel von Personalverantwortlichen und Führungskräften – so können Kosten für teure Neueinstellungen gespart werden.
Die Mitarbeiterbindung ist daher die fünfte Stufe des Employee Lifecycle. Regelmäßige Feedbackgespräche tragen positiv zur Employee Experience bei. Dass es hier vor allem auch digital noch Luft nach oben gibt, zeigt eine Studie von Jacando aus dem Jahr 2021: Grundsätzlich konnten nur 51 Prozent der Befragten solche Gespräche wahrnehmen. Rund 70 Prozent würden sich wünschen, dass es hierfür digitale Möglichkeiten gibt.
6. Exit
Mit dem Verlassen des Unternehmens endet der Employee Lifecycle bei den Modellen mit fünf oder sechs Stufen. Der Tag des Abschieds sollte angemessen und professionell erfolgen, losgelöst von den Umständen der Beendigung des Arbeitsverhältnisses.
Mitarbeitende, die das Unternehmen verlassen, sind danach ihr Leben lang Multiplikatoren und Multiplikatorinnen nach außen und für neue mögliche Angestellte – was zur letzten Phase des Kreislaufs führt.
7. Alumni
In der Alumni-Phase halten Sie Kontakt zu ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Hin und wieder sprechen oder schreiben sie mit den ehemaligen Angestellten, lernen von ihnen oder berichten Neues und erhalten so ein gutes Verhältnis.
Das hat zwei Effekte: Zum einen mündet die gute Beziehung möglicherweise in eine zweite Anstellung, zum anderen tragen die Alumni ein positives Image der Firma in die Welt. Das wiederum wirkt anziehend auf potenzielle Bewerber und Bewerberinnen – womit sich der Kreislauf des Employee Lifecycle schließt.
Fazit: Der Employee Lifecycle ist wichtiger denn je
In Zeiten von Azubi-Lücke und Fachkräftemangel werden Recruiting und möglichst langlebige und positiv geführte Verhältnisse zwischen Arbeitskräften und Unternehmen immer wichtiger. Themen wie Mitarbeiterbenefits oder Work-Life-Balance rücken dadurch ebenfalls immer mehr in den Fokus.
Der Employee oder HR Lifecycle hilft beim Aufbau einer attraktiven Arbeitgebermarke und dem Schaffen der bestmöglichen Employee Experience als Leitlinie, an der sich Verantwortliche aus dem Personal orientieren können.
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