Jedes Unternehmen muss eine Vielzahl an Investitionen vornehmen. Die Beschaffung neuer Anlagen, Maschinen und Fahrzeuge, der Erwerb von Immobilien oder Grundstücken, aber auch Arbeitsgeräte zählen dazu. Entscheidungen wie der Einstieg in neue Geschäftsfelder oder Märkte sind ebenfalls mit Investitionen verbunden.
Dabei steht Unternehmen als eine Methode die Investitionsrechnung zur Verfügung, mit der sie Investitionsprojekte hinsichtlich ihrer Vorteilhaftigkeit bewerten können.
Was ist eine Investitionsrechnung?
Die Investitionsrechnung ist eine Methode, mit deren Hilfe Sie anstehende Anschaffungen im Hinblick auf ihre Wirtschaftlichkeit und Vorteilhaftigkeit bewerten können. In der Investitionsrechnung stehen mehrere Verfahren zur Verfügung. Es gibt dabei eine übergeordnete Unterscheidung zwischen dynamischen und statischen Verfahren.
Ziel und Zweck einer Investitionsrechnung
Anschaffungen sind in erster Linie als Kosten zu verstehen. Selbstverständlich versprechen sich die Unternehmen von den Investitionen positive wirtschaftliche Effekte. Ihr Unternehmen muss sich ganz genau überlegen, welche Investitionen es vornehmen will und kann.
Hier hilft die Investitionsrechnung. Denn sie erlaubt eine Bewertung der Vorteilhaftigkeit der Investition, basierend auf den Kriterien Zahlungsstrom und Rentabilität.
Investitionsrechnung als wichtige Hilfe für Managemententscheidungen
Unternehmen sehen sich nicht nur mit der Frage, ob sie eine Investition tätigen sollen, sondern auch mit verschiedenen Alternativinvestitionen konfrontiert. Die Investitionsrechnung unterscheidet daher zwischen relativer und absoluter Vorteilhaftigkeit.
Absolute Vorteilhaftigkeit einer Investition
Einige Verfahren beschäftigen sich mit der absoluten Vorteilhaftigkeit einer Investition. Dabei wird geprüft, ob eine Investition einen positiven Beitrag zur Erreichung der monetären Unternehmensziele leistet.
Relative Vorteilhaftigkeit einer Investition
Im unternehmerischen Alltag stehen häufig mehrere Investitionsentscheidungen parallel an. Teilweise schließen diese sich gegenseitig aus. Die Investitionsrechnung hilft hier, die relative Vorteilhaftigkeit zu bewerten und die bessere Investitionsalternative auszuwählen.
In der Praxis stehen Unternehmen wohl am häufigsten vor der Frage, ob die vorhandene Anlage noch ausreicht oder ob sie eine neue beschaffen müssen. Auch diese Frage der Ersatzinvestition lässt sich mithilfe der Investitionsrechnung beantworten.
Welche Verfahren der Investitionsrechnung gibt es?
Je nach Umfang und Art des Investitionsprojektes stehen Unternehmen eine Vielzahl an unterschiedlichen Verfahren mit ihren jeweiligen Formeln zur Investitionsrechnung zur Verfügung. Grundsätzlich wird zwischen statischen und dynamischen Verfahren der Investitionsrechnung unterschieden.
Statische Investitionsrechnung: Methoden und Beispiele
Statische Verfahren blenden die zeitliche Struktur einer Investition weitestgehend aus. Sie betrachten die Investition im Kontext eines Durchschnittsjahres, berücksichtigen also nur eine Periode. Diese Verfahren sind sogenannte Näherungs- oder Praktikerverfahren.
Unternehmen setzen sie vor allem dann ein, wenn es um Ersatzbeschaffungen oder Investitionen mit kleinerem Volumen geht. Denn die Berechnungen lassen sich einfach durchführen, sind nachvollziehbar und beantworten die wichtigsten Fragen zur Investition.
Zu der statischen Investitionsrechnung gehören die folgenden vier Verfahren:
1. Kostenvergleichsrechnung
Die anfallenden Kosten vergleichen Sie bei der Kostenvergleichsrechnung periodenbezogen oder stückbezogen. Zum Beispiel will Ihr Unternehmen neue Fahrzeuge beschaffen. Zur Auswahl stehen Modelle mit klassischem Verbrenner-Motor oder E-Fahrzeuge. Die Summe der Kosten, die mit der jeweiligen Anschaffung verbunden sind, lassen sich einfach addieren.
Neben der Anschaffung zählen auch Servicekosten für Reparatur und Wartung oder Tankkosten für Benzin beziehungsweise Strom zur Summe aller Kosten. Am Ende entscheidet der Vergleich der Summe, welche der anstehenden Investitionsalternativen aus Sicht Ihres Unternehmens kostengünstiger ist.
2. Gewinnvergleichsrechnung
Die Methode der Gewinnvergleichsrechnung zur Ermittlung der Vorteilhaftigkeit bietet sich an, wenn Entscheidungen hinsichtlich Investitionen anstehen, mit denen Produktkapazitäten erhöht oder der Eintritt in neue Geschäftsfelder erfolgen soll.
Ein Beispiel: Ihr Unternehmen steht vor der Entscheidung, in eine neue Maschine zur Herstellung von Produkt A oder B zu investieren. Eine Anschaffung von zwei Maschinen ist nicht möglich. Die Ermittlung der Gewinne unter Berücksichtigung der Erlöse abzüglich der variablen und fixen Kosten zeigt auf, bei welcher Investition der Gewinn höher ist.
3. Rentabilitätsrechnung
Ähnlich wie die Gewinnvergleichsrechnung funktioniert auch die Rentabilitätsrechnung. Hier treffen Sie auf Basis der zu erwartenden Rentabilität die Entscheidung, welche Maschine Sie anschaffen. Denn diese hat maßgeblichen Einfluss auf den Gewinn des Unternehmens.
4. Amortisationsrechnung
Das letzte statische Verfahren der Investitionsrechnung ist die Amortisationsrechnung. Unternehmen sind grundsätzlich daran interessiert, investiertes Kapital frühzeitig wieder neu investieren zu können. Dazu benötigen sie kurze Amortisationszeiten ihrer Investitionen.
Die Amortisationsrechnung legt einen besonderen Fokus auf die Liquidität. Diese lässt sich einfach berechnen, indem Sie die Anschaffungskosten abzüglich des Restwerts der Maschine und den durchschnittlichen Jahresrückfluss betrachten. Der Jahresrückfluss ist die Summe, die Sie durch den Einsatz der Maschine erwirtschaften.
Dynamische Investitionsrechnung: Methoden und Beispiele
Während statische Verfahren die Investition nur bezogen auf ein Durchschnittsjahr betrachten, ist die zeitliche Struktur ein entscheidendes Merkmal der dynamischen Investitionsrechnung. Mehrere Perioden fließen in die Bewertung der Vorteilhaftigkeit einer Investition ein. Die Ergebnisse sind daher in der Regel etwas genauer.
Diese Verfahren sind bei hohem Investitionsvolumen unerlässlich. Fragen wie Vorteilhaftigkeit eines Eintritts in neue Geschäftsfelder und der damit verbundenen Investitionen lassen sich schlüssig nur mit diesen Verfahren beantworten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass diese zwingende Bestandteile der Investitionsplanung sind.
Zu der dynamischen Investitionsrechnung gehören die folgenden vier Verfahren:
1. Kapitalwertmethode
Die Kapitalwertmethode berücksichtigt die Tatsache, dass heute getätigte Ein- und Auszahlungen im Laufe der Jahre an Wert verlieren. Woran das liegt? An der Verzinsung. Denn wenn Sie heute in etwa 100.000 Euro verleihen und in fünf Jahren die exakt gleiche Summe zurückerhalten, haben Sie Verlust gemacht, da keinerlei Zinsen berücksichtigt wurden. Dieser zukünftige Wert der Zahlung heißt Kapitalwert.
Die Investitionsbewertung mittels Kapitalwertmethode vergleicht den Kapitalwert zukünftiger Zahlungen mit risikoarmen Bankanlagen. Ist der Ertrag, der durch Bankanlagen erwirtschaftet werden kann, höher als der Einzahlungsüberschuss der Investition, gilt eine Investition nicht als vorteilhaft.
2. Endwertmethode
Im Gegensatz dazu steht bei der Endwertmethode der Endwert und nicht der Kapitalwert im Mittelpunkt. Bei jeder Investition kommt es zu Zahlungsüberschüssen (auch bekannt als Cashflow). Diese ergeben sich durch die Gegenüberstellung von Ein- und Auszahlungen. Die Verzinsung der Zahlungsüberschüsse der Investition ergeben den Endwert. Ist der Endwert größer null, ist die Investition gewinnbringend. Je höher der Endwert, desto besser.
3. Interne Zinswertmethode
Zu den dynamischen Verfahren zählt außerdem auch die interne Zinswertmethode (auch interne Zinsfuß-Methode genannt), die bei vielen Unternehmen sehr beliebt ist. Hierbei prüfen Sie, bei welchem Zinssatz der Kapitalwert null ist, also dem Anschaffungswert entspricht. Den internen Zinsfuß legen Sie folglich so fest, dass beim Abzinsen von Überschüssen ein Kapitalwert von null ermittelt wird. Auch hier zeigt der Vergleich mit dem Zins am Kapitalmarkt, ob eine Investition wirtschaftlich ist.
4. Annuitätenmethode
Eine Erweiterung der Kapitalwertmethode ist die Annuitätenmethode. Den ermittelten Kapitalwert multiplizieren Sie bei diesem Verfahren mit dem Kapitalwiedergewinnungsfaktor. Dieser berücksichtigt Zinsen und Zinseszinsen und berechnet dadurch einen durchschnittlichen Jahresüberschuss der Investition. Die Vorteilhaftigkeit einer Investition ist dann gegeben, wenn die Annuität größer als null ist.
Fazit: Das richtige Verfahren für die Investitionsrechung auswählen
Jedes der vorgestellten Verfahren hat Vor- und Nachteile. Entscheiden Sie je nach Situation, welches Verfahren Sie anwenden. Ein Kriterium, das hier sicher ausschlaggebend sein sollte, ist die Höhe der Investition.
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